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Wirtschaftsstruktur: Viele Märkte sind noch unerschlossen
Tansania ist auch deshalb so interessant, weil das Potenzial in vielen Branchen noch nicht ausgeschöpft wird. Das Interesse von Unternehmen steigt.
22.11.2024
Mit rund 66 Millionen Einwohnern und einem jährlichen Wachstum von rund 1,8 Millionen ist Tansania einer der bevölkerungsreichsten Märkte in Subsahara-Afrika, gemäß den Zahlen aus dem Jahr 2023. Die Kaufkraft ist jedoch überschaubar, da die meisten Menschen in ärmlichen Verhältnissen leben. Der Hafen von Daressalam mit dem Korridor ins afrikanische Hinterland nach Ruanda, Burundi, dem Osten der DR Kongo und Sambia machen das Land zu einer Handelsdrehscheibe.
Tansanias ist Mitgliedschaft in den Wirtschaftsgemeinschaften der East African Community (EAC) und der Southern African Development Community (SADC) vereinfacht den Handel mit der Region. Die Marktstrukturen sind deutlich weniger entwickelt als im benachbarten Kenia. Dort siedeln sich traditionell viele Firmen an, die in Ostafrika Geschäfte machen. In Tansania ist dies noch nicht der Fall. Der Wettbewerb in vielen Branchen ist daher deutlich geringer.
Deutsches Interesse nimmt zu
Das Interesse deutscher Unternehmen an Tansania hat zuletzt zugenommen, was vor allem an den deutlich gestiegenen Exporten sichtbar wird. Viele Firmen bedienen das afrikanische Land vom benachbarten Ostafrika-Hub in Nairobi aus. Das Absatzpotenzial ist groß, denn im Gegensatz zum etablierten Nachbarmarkt Kenia ist der tansanische Markt noch weitestgehend unerschlossen. Das gilt insbesondere für die Bereiche Landwirtschaft, Industrie (v.a. Baustoffe und Konsumgüter), Bergbau und Tourismus. Gleichzeitig ist die Konkurrenz vergleichsweise überschaubar.
Der Markteintritt ist allerdings schwierig und erfordert Geduld und ein gutes Netzwerk. Die Wirtschaft ist im Vergleich zu Kenia weniger entwickelt. Das gilt unter anderem für Institutionen wie Branchenverbände, den Dienstleistungssektor und die Verfügbarkeit von Fachkräften. Dazu kommen Risiken wie mangelnde Rechtssicherheit und verbreitete Korruption.
Hohe Sektorvielfalt – viele Chancen
Zu den Sektoren mit der größten Dynamik zählen der Bausektor, die Landwirtschaft, die Konsumgüterindustrie, der Bergbau und der Tourismus. Der Großteil der Abnehmer ist jedoch preissensibel. Die in der Regel teureren deutschen Anbieter konkurrieren mit Anbietern von Billigprodukten aus Asien. Beim reinen Zuliefergeschäft stehen die Chancen häufig schlecht, sodass das Gesamtpaket mit gutem Kundenservice, flexiblen Finanzierungsbedingungen, Schulungsmöglichkeiten und anderen Aspekten eine wichtige Rolle spielt.
Die tansanische Bauwirtschaft profitiert von zahlreichen staatlichen Infrastrukturprojekten in den Bereichen Verkehr, Energie, Wasser und sozialer Wohnungsbau. Auch der private Hochbau entwickelt sich dynamisch. In Daressalam entstehen laufend hochwertige Wohn- und Bürogebäude, aber auch Einkaufszentren und Krankenhäuser. Sansibars Hauptinsel Unguja erlebt einen Bauboom: Dort entstehen zahlreiche große Hotels. Auch im dortigen Wohnungsbau herrscht rege Aktivität, da die Hauptstadt Stone Town aus allen Nähten platzt.
Der Konsum wächst aufgrund des Bevölkerungsanstiegs stetig. In Landwirtschaft und Konsumgüterindustrie wird daher investiert. In beiden Segmenten gibt es Unternehmen (Multinationals, lokale Firmengruppen) mit guter Kapitalausstattung, die sich deutsche Produkte leisten können und das auch tun. Hinzu kommt die Export-Landwirtschaft (Kaffee, Tee, Gartenbau), an denen häufig ausländische Eigner beteiligt sind. Dies sind ebenfalls Kunden von hochwertigen Produkten.
Hier finden Sie unser gesamtes Informationsangebot zu Tansania
- Wirtschaftsausblick Tansania: Was sind die Konjunkturerwartungen? Welche Chancen haben deutsche Unternehmen?
- Wirtschaftsdaten kompakt: Alle wichtigen wirtschaftlichen Kennzahlen auf einen Blick
- Branchenberichte zu Bauwirtschaft, Landwirtschaft, Energie, Wasser und Bergbau
- Aktuelle geberfinanzierte Projekte: GTAI-Länderseite Tansania, Rubrik "Ausschreibungen" und "Entwicklungsprojekte".
- Ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen
Bergbau und Tourismus locken
Potenzial für Investitionen besteht auch im Bergbau, vor allem bei Gold, Grafit, Kohle und Nickel. Das Bergbaugesetz (Minerals Act), das dem Staat einen Mindestanteil an den Minen zugesteht, sorgte lange Zeit für Zurückhaltung bei Bergbauinvestoren. Inzwischen nehmen die Bergbauaktivitäten jedoch zu, wohl auch wegen der gestiegenen Rohstoffpreise.
Bedeutend in Tansania ist auch der Tourismus - zum Beispiel mit Sansibar als zunehmend beliebtes Ziel für den Badetourismus. Weitere weltbekannte Ziele sind der Serengeti-Nationalpark und der Ngorongoro-Krater. In Sansibar bauen aktuell mehrere internationale Hotelketten größere Strandressorts mit entsprechendem Bedarf an Lösungen für Energie, Wasser und Abwasser.
Sektoren | Anteil am BIP 2024 *) |
---|---|
Dienstleistungen | 37,9 |
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei | 26,7 |
Industrie und Bau | 28,8 |
Baugewerbe | 12,8 |
Bergbau (inklusive Öl- und Gasförderung) | 9,4 |
Verarbeitendes Gewerbe | 6,1 |
Energieversorgung | 0,1 |
Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen | 0,4 |
Daressalam ist das große Wirtschaftszentrum
Tansania ist etwa dreimal so groß wie Deutschland. Es gibt mehrere wirtschaftliche Schwerpunktregionen mit Daressalam als Zentrum für Industrie und Dienstleistungen. Hier sind unter anderem Banken, Versicherungen, Hotels, Telekommunikationsdienstleister und Beratungsunternehmen ansässig. Aufgrund des Hafens nimmt die Stadt eine regionale Drehscheibenfunktion ein, so dass sich Logistikunternehmen und Handelsvertreter angesiedelt haben.
Ein wichtiges landwirtschaftliches Zentrum ist der Ballungsraum im Norden an der Grenze zu Kenia um die Städte Arusha und Moshi. Hier sind viele landwirtschaftliche Betriebe angesiedelt, die für den Export produzieren. Mwanza, die zweitgrößte Stadt Tansanias, bildet ein eigenes Wirtschaftszentrum am Viktoriasee. Schwerpunkte sind hier die Fischerei und der Goldbergbau. Die Inselgruppe Sansibar mit der Hauptinsel Unguja entwickelt sich dagegen immer mehr zu einem wichtigen touristischen Ziel in Übersee.
Neue Eisenbahnlinie sorgt für bessere Anbindung
Mit dem Bau einer elektrifizierten Eisenbahnstrecke von Daressalam ins Hinterland dürften die wirtschaftlichen Verflechtungen deutlich zunehmen. Mitte 2024 wurde das Teilstück von Daressalam über Morogoro bis Dodoma eröffnet, was beide Städte deutlich besser an Daressalam anbindet und ihnen wirtschaftliche Impulse verleihen dürfte. Die Trasse über Makutupora (bei Dodoma) bis Tabora steht kurz vor der Fertigstellung. Türkische und chinesische Firmen wurden mit dem Bau der einzelnen Streckenabschnitte beauftragt.
Gebiet | Anteil am BIP 2022 (in %) | Bevölkerung 2022 (in Mio.) |
---|---|---|
Daressalam | 8,7 | 5,4 |
Mwanza | 6,0 | 3,7 |
Morogoro | 5,2 | 3,2 |
Dodoma | 5,0 | 3,1 |
Kagera | 4,8 | 3,0 |