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Deutsche Exporte nach Subsahara-Afrika: Weiter Weg zum Wachstum

Die deutschen Ausfuhren nach Subsahara-Afrika gingen 2024 zurück. Dabei ist die Region eine der wachstumsstärksten der Welt. Die Gründe für das schwache Geschäft sind vielfältig.

Von Carsten Ehlers | Nairobi

Deutsche Ausfuhren nach Subsahara-Afrika fielen im Jahr 2024 wertmäßig um etwa 9,6 Prozent. Das bestätigen die kürzlich veröffentlichten Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Ostafrika war die einzige Region mit einer leichten Steigerung der Exporte, vor allem aufgrund deutlich gestiegener Exporte nach Tansania.

Deutsche Lieferungen stagnieren seit Jahren

Der Rückgang passt zum schwächelnden globalen deutschen Export im Jahr 2024. In Subsahara-Afrika ist dies jedoch kein kurzfristiges Phänomen, denn wertmäßig haben die deutschen Lieferungen in den letzten zehn Jahren kaum zugenommen. Im Jahr 2024 erreichten sie 14,2 Milliarden Euro, zehn Jahre zuvor waren es 13,3 Milliarden Euro – ein Plus von 6,8 Prozent in einer Dekade. Zieht man die Inflation ab, kann man bestenfalls von einer Stagnation ausgehen.

Die immer wieder als “Chancenkontinent" gepriesene Region hat im Vergleich zu den weltweiten deutschen Exporten sogar an Bedeutung verloren. Vor 20 Jahren lag der Anteil Subsahara-Afrikas mit rund 1,2 Prozent auf sehr niedrigem Niveau und fiel dann stetig auf 0,9 Prozent im Jahr 2024. Zudem gehen zwei Drittel der Exporte in ein einziges Land: Südafrika. Und während dort bereits zahlreiche deutsche Unternehmen mit eigener Wertschöpfung aktiv sind, bleibt ihre Präsenz in den übrigen 45 Ländern der Region bislang überschaubar.

Subsahara-Afrika bleibt Region mit hohem Wachstum

Gleichzeitig gilt Subsahara-Afrika als eine der am schnellsten wachsenden Wirtschaftsregionen der Welt. Der IWF erwartet für 2025 unter den 46 Ländern ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von 4,2 Prozent. Die Aussagekraft dieser Zahl ist jedoch begrenzt, da es erhebliche Unterschiede zwischen den Ländern gibt. Während Staaten wie Tansania oder Cote d’Ivoire seit Jahren überdurchschnittlich wachsen, lahmt in anderen die Konjunktur.  

Grund dafür sind oft strukturelle Probleme, gerade bei wirtschaftlichen Schwergewichten wie Südafrika, Nigeria, Kenia, Äthiopien, Angola und Ghana. Dazu zählen neben politischen Problemen vor allem die hohe Staatsverschuldung vieler afrikanischer Staaten.  

Angesichts der Bevölkerungszunahme von oftmals 2 bis 3 Prozent müsste die Wirtschaft zudem deutlich stärker wachsen, um die Armut zu reduzieren. In vielen Ländern resultiert ein bedeutender Teil des Wachstums zudem aus Rohstoffexporten oder einzelnen boomenden Sektoren, an denen weite Teile der Bevölkerung nicht teilhaben. Aus diesem Grund wächst das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf vielerorts kaum.

Das Bevölkerungswachstum wird in den kommenden Jahren für Dynamik vor allem im Bausektor sorgen, weil Städte und Infrastrukturen Schritt halten müssen. Gleiches gilt für konsumnahe Branchen wie die Nahrungsmittelindustrie. In diesen Bereichen dominieren häufig Zulieferer und Investoren aus China, Indien, der Türkei, Marokko, den VAE oder Brasilien. Vor allem China hat seine Exporte und Investitionen in den vergangenen 20 Jahren vervielfacht, Tendenz steigend. Deutsche Unternehmen haben dagegen kaum von diesem Wachstum profitiert und wie andere westliche Länder sogar Marktanteile verloren.

Für deutsche Unternehmen sind zehn bis fünfzehn Länder in Subsahara-Afrika absolute Schlüsselmärkte.

Tom Pause Partner der Beratungsagentur E&P Focus Africa Consulting

Das liegt teilweise an den Risiken der Märkte in Subsahara-Afrika und den oft hohen Preisen deutscher Produkte in preissensiblen Märkten. Anders als chinesische Unternehmen profitieren deutsche Firmen auch nicht in vergleichbarem Maße von Großaufträgen aus der eigenen bilateralen Zusammenarbeit. 

Multinationale Firmen als Kunden deutscher Unternehmen

Gut im Geschäft sind deutsche Unternehmen bei Kunden, die nicht nur auf den Preis achten. Oft sind das private, multinationale Unternehmen aus dem Bergbau, dem Öl- und Gassektor, der Getränkeindustrie, dem Tourismus, sowie landwirtschaftliche Betriebe, die Kaffee, Kakao oder Tee für den Export anbauen. Vor allem die Suche nach und der Abbau von Mineralien ist wieder deutlich stärker im Gange als noch vor etwa zehn Jahren. In Ländern wie Sambia, Angola, Mosambik, Guinea, Tansania, der DR Kongo und Ghana stehen die Chancen auf Großprojekte daher relativ gut. 

Im Zuge der zunehmenden Rohstoffförderung entstehen zudem neue Eisenbahnstrecken. Eine Reihe größerer Projekte werden aktuell realisiert oder sind geplant, darunter Bahntrassen durch Guinea, Angola/Sambia (Lobito-Korridor, EU-finanziert), Tansania-Sambia (Tazara, Chinesisch), Tansania/Burundi und Kenia/Uganda. 

Staatliche Infrastrukturprojekte – sei es der Bau von Bahntrassen, Kraftwerken oder Wasserversorgungsnetzen - sind für deutsche Unternehmen in erster Linie dann interessant, wenn sie von westlichen Gebern finanziert werden. Dabei spielt der Preis zwar eine entscheidende Rolle, doch auch die Qualität der Projektausführung ist von Bedeutung. Deutsche Firmen können insbesondere bei Projekten der KfW, der EU, der Afrikanischen Entwicklungsbank (ADB) oder der Weltbank teilnehmen. Deutsche Beratungsunternehmen haben gute Chancen, Aufträge zu erhalten. Aber auch Zulieferer technischer Geräte profitieren.

Länder mit besonderem Marktpotenzial

  • Tansania: großer unerschlossener Markt, Bergbau (Gold, Grafit, Nickel)
  • Côte d’Ivoire: industrielle Drehscheibe Westafrikas 
  • Senegal und Uganda: Beginn der Öl- und Gasproduktion
  • Guinea: Bergbauprojekte Bauxit und Eisenerz
  • Ruanda: hohe Gebermittel, aber seit kurzem politische Fragezeichen
  • Äthiopien: trotz wirtschaftlicher Probleme ein riesiger sich öffnender Markt

Lokale Industrie mit solventen Playern

Als Abnehmer deutscher Produkte kommen auch solvente lokale Unternehmen in Frage, die beispielsweise Konsumgüter oder Baustoffen produzieren. Dieses Segment wird weiter wachsen.

Eine interessante Kundengruppe ist schließlich die urbane Mittel- und Oberschicht, vor allem in Südafrika, Nigeria, Kenia, Ghana und Côte d’Ivoire. Sie kann sich in guten Zeiten importierte Konsumgüter ebenso leisten, wie Neuwagen, hochwertige Möbel oder eine Behandlung in Privatkrankenhäusern, die sich wiederum deutsche Medizintechnik und Pharmazeutika leisten können. Doch gerade in einigen dieser Länder hemmt die wirtschaftliche Lage den Konsum und lässt auch deutsche Lieferungen stagnieren.

Rückgang bei Entwicklungszusammenarbeit droht

Der Geldfluss der Geber steht allerdings in den Sternen: Die Verschuldung vieler afrikanischer Länder macht zusätzliche Kredite in den kommenden Jahren fraglich. Die Auflösung von USAid durch die neue US-Regierung zeigt, dass die USA ihr Engagement zumindest prüfen. Das könnte auch die Kapitalausstattung von Gebern wie der Weltbank oder der ADB beeinträchtigen. Die europäischen Staaten lenken ihre wirtschaftliche Zusammenarbeit verstärkt auf die Ukraine. In Afrika dürfte gekürzt werden. 

Speziell in den preissensiblen Wachstumsbranchen wie der Agrarproduktion für den Binnenmarkt, dem Automobilmarkt, der privaten Energieversorgung oder dem staatlichen Gesundheitssektor ist made-in-Germany zwar hoch angesehen. Oft liegt der Marktanteil asiatischer Billigprodukte aber bei über 80 Prozent, obwohl die Kundenbetreuung weitgehend fehlt und Waren schnell kaputtgehen.

Wie deutsche Unternehmen den Markteinstieg meistern können

Eine Geschäftsstrategie für deutsche Firmen könnte daher lauten: preiswert, robust und weniger Hightech. Statt des reinen Liefergeschäfts können sie ein Gesamtpaket anbieten, mit Finanzierung, After-Sales-Service, Installierung und Betrieb. Auch der Transfer von Know-how und die Ausbildung vor Ort stärkt die Positionierung deutscher Unternehmen. Das ist aufwändig, kann aber entscheiden. 

Eine lokale Präsenz ist eine Voraussetzung für den erfolgreichen Markteintritt und die nachhaltige Marktentwicklung. Im ersten Schritt sollten sich Unternehmen daher Partner oder Agenten suchen, um den Markt gemeinsam zu erschließen. Die Gründung einer Tochtergesellschaft kann bei entsprechendem Marktpotenzial ein sinnvoller nächster Schritt sein.

Tom Pause, Partner der Beratungsagentur E&P Focus Africa Consulting betrachtet die Marktchancen für deutsche Unternehmen in Subsahara-Afrika pragmatisch: "Es ist nicht zielführend Afrika pauschal oder als 'Chancenkontinent' zu sehen – entscheidend ist, die konkreten Geschäftsmöglichkeiten zu erkennen und strategisch anzugehen. Der Erfolg hängt dann von der richtigen Marktauswahl, passenden Geschäftsmodellen und langfristigen, marktgerechten Strategien ab."

Mit den Beratungsgutscheinen Afrika fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz im Rahmen des Wirtschaftsnetzwerks Afrika externe Beratungsdienstleistungen für kleine und mittelständische Unternehmen. Ziel ist es, den Markteintritt in Afrika zu erleichtern.

Unternehmen können individuelle Beratung zu ihren wirtschaftlichen Vorhaben erhalten. Das Angebot gilt branchenunabhängig für jedes Zielland auf dem afrikanischen Kontinent.

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