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Usbekische Elektroindustrie orientiert sich an weltweiten Trends
Usbekistans Elektroindustrie nimmt Kurs auf die Energiewende und Elektromobilität. Deutsche Firmen sind als Investitions- und Kooperationspartner willkommen.
19.01.2024
Von Uwe Strohbach | Taschkent
Die usbekische Regierung misst dem Ausbau der elektrotechnischen und elektronischen Industrie eine hohe Priorität bei. Der Industriezweig soll sich zu einer Schlüsselbranche für Innovationen und Wachstum entwickeln und damit den Strukturwandel in Usbekistan vorantreiben, heißt es in der mittelfristigen Industriestrategie des Landes.
Energiewende lässt Projektvolumen auf 2 Milliarden US-Dollar ansteigen
In den kommenden zwei Jahren sollen jeweils 250 Millionen bis 300 Millionen US-Dollar (US$) in die Elektroindustrie fließen. Mittelfristig will Usbekistan sogar bis zu 2 Milliarden US$ in Ausbau- und Modernisierungsprojekte investieren. Mit dem Geld sollen rund 180 Projekte in der Branche realisiert werden.
Ende 2023 hat die Regierung zudem ein Förderpaket für den Industriezweig beschlossen. Es sieht vor, 100 Millionen US$ für die Kofinanzierung von Projekten zur Importablösung bereitzustellen. Mit einem Teil der Mittel unterstützt die Regierung auch die Einführung internationaler Industriestandards.
Auslöser des Aufschwungs in der Elektroindustrie ist die Energiewende. Sie lässt im In- und Ausland die Nachfrage nach innovativen und energieeffizienten Produkten in den Sparten Energie, Prozessautomatisierung in der Industrie und Elektromobilität steigen. Auch das wachsende Interesse an energieeffizienten Haushaltsgeräten sorgt für einen Investitionsschub.
Branchenvereinigung ist Ansprechpartner
Der Großteil des Branchenausstoßes entfällt auf die etwa 80 Mitglieder des Verbandes Uzeltechsanoat. Sie produzieren Kabel und Leitungen (18 Unternehmen), Haushaltsgeräte (31 Unternehmen), Starkstrom-, Verteilungs- und Solartechnik und mehr (31 Unternehmen).
Die Branchenvereinigung nimmt auch Aufgaben einer staatlichen Behörde wahr. Sie erstellt Strategien, Produktions- und Exportpläne und gewinnt ausländische Investitions- und Kooperationspartner. Ansprechpartner ist Zafarjon Kamolov bei der Verwaltung für Investitionsprojekte und Investorenanwerbung.
Deutsche Firmen haben Geschäftspotenzial erkannt
Deutsche Unternehmen haben mehrere Absichtserklärungen für Projekte in der Branche unterzeichnet, teilte der Branchenverband Uzeltechsanoat im Gespräch mit Germany Trade & Invest mit. Sie wollen sich in der Produktion verschiedener Sparten engagieren, darunter Mikrochips für Ausweise, Bank- und SIM-Karten, Halbleitermodule für Haushaltsgeräte und die E-Mobilität (Infineon Technologies), Elektromotoren für Anwendungen im Bergbau (Menzel Elektromotoren) und elektronische Wasserzähler (Diehl Metering).
Zudem haben deutsche Firmen gute Lieferchancen für Maschinen und Ausrüstungen zur Herstellung von Kupferkabeln, -Blechen und -Folien, Hoch- und Niederspannungsausrüstungen, Solartechnik und digitalen Messgeräten.
Neue spezialisierte Gewerbeparks locken Investoren
Unter den Initiativen für den Ausbau der Elektroindustrie ragt die Gründung spezialisierter Gewerbegebiete hervor. Investoren winken dort Steuerbefreiungen und Zollvergünstigen.
Die freie Wirtschaftszone Chiroqchi (Provinz Kaschkadarja) setzt vorrangig auf Solartechnik und trägt deshalb den Beinamen Solar Cluster. Der Bau von Fabriken für die Produktion von Solarpaneelen (zwei Vorhaben), Fotovoltaikwarmwasserboilern, Solarbatterien, Wechselrichtern für Solarpaneele und Wasserpumpen hat begonnen. In die Projekte fließen zunächst 26 Millionen US$. Das usbekische Unternehmen Sun-Hightech steckt allein 10 Millionen US$ in die Herstellung von Solarpaneelen mit einer jährlichen Kapazität von 150 Megawatt. Insgesamt sind im Solar Cluster Fertigungskapazitäten in einem Volumen von 500 Megawatt avisiert.
Ende 2023 gab die Regierung grünes Licht für einen Technologiepark in Buchara, in dem elektrische Haushaltsgeräte produziert werden sollen. Dem Vernehmen nach liegt der Fokus auf Ausrüstungen für den Bedarf des Wohnungsbaus. Das neue Gewerbegebiet ist Teil einer ambitionierten Ausbauinitiative für die Hausgeräteproduktion. Im Zeitraum 2023 bis 2030 wird mit in- und ausländischen Investitionen von bis zu 1,5 Milliarden US$ in dem Segment gerechnet.
Im Gewerbepark Ohangaron Tech Industrial (Provinz Taschkent) sollen sich Hersteller von Kupfererzeugnissen, Halbleitermodulen, mikroelektronischen Komponenten und andere Zulieferer für die Elektroindustrie ansiedeln. In einer ersten Phase sind fünf Projekte im Wert von 55 Millionen US$ geplant. Der Schwerpunkt liegt auf der Produktion von 25.000 Tonnen Kupferkabeln und 1.500 Transformatoren jährlich. Weitere Projekte sind angekündigt. Künftig sollen im Park über 100.000 Tonnen Kupfer verarbeitet werden. Eine Erweiterung des Parks um etwa 200 Hektar auf 240 Hektar ist geplant.
Kupfercluster soll ausgebaut werden
Ohangaron Tech Industrial ist integraler Bestandteil eines sich im Aufbau befindenden Kupferclusters. Usbekistans Kupfergigant, das Kombinat AGMK, befindet sich nur 23 Kilometer vom Park entfernt. Die usbekische Regierung sieht vor, dass in den kommenden Jahren mehr als 1 Milliarde US$ in die Verarbeitung von Kupfer zu Halb- und Fertigerzeugnissen investiert wird.
Die jährliche Kupferproduktion (Kathodenkupfer) soll bis zum Ende des Jahrzehnts auf etwa 400.000 bis 500.000 Tonnen steigen, gegenüber heute rund 150.000 Tonnen. Mindestens 60 Prozent des Aufkommens sollen im Inland verarbeitet werden. Dafür müssen dutzende Fertigungslinien für verschiedene Kupfererzeugnisse beschafft und installiert werden.
Elektrobranche setzt Expansionskurs fort
Usbekistan startete 2017 ein beispielloses und bis heute unvermindert fortgesetztes Reformprogramm für wirtschaftliche Liberalisierung, Marktöffnung und Unternehmensförderung. Das verbesserte geschäftliche Umfeld spiegelt sich in einer dynamischen Entwicklung der Elektroindustrie wider.
In den Jahren 2017 bis 2023 wurden mehr als 250 Projekte für 800 Millionen US$ umgesetzt. Die Exporte knackten 2023 die 1-Millarden-US-Dollar-Marke und sollen sich bis 2025 auf bis zu 2 Milliarden US$ verdoppeln.
| 2017 | 2021 | 2022 | 2023 |
---|---|---|---|---|
Produktionsvolumen (in Mrd. US$) | 0,5 | 1,6 | 1,8 | 2,0 |
Anteil am verarbeitenden Gewerbe (in %) | 2,8 | 4,6 | 4,5 | 4,0 |
Investitionen (in Mio. US$) | 82 | 151 | 171 | 192 |
Exporte (in Mio. US$) | 186 | 563 | 807 | 1.000 |
Für 2026 ist eine Verdoppelung der Gesamtproduktion auf 3,2 Milliarden US$ im Vergleich zu 2021 angepeilt. Vier Fünftel des Branchenausstoßes entfallen auf die statistisch zusammengefasste Produktgruppe Elektroausrüstungen/Haushaltsgeräte. Sie legte 2017 bis 2023 im Schnitt real um rund 20 Prozent pro Jahr zu. Das entsprechende Plus im volumenmäßig kleinen Sektor Computertechnik/Elektronik/Optik betrug gut 30 Prozent.