Strukturwandel schiebt Nachfrage nach Agrartechnik an

Die Landwirtschaft in Thailand ist von großer Bedeutung.  Der Sektor erwirtschaftete 2023 Exporterlöse von 39 Milliarden US-Dollar (US$). Damit belegte er unter den Exportbranchen nach der Elektronikindustrie den zweiten Platz. Er beschäftigt zudem 30 Prozent aller Arbeitskräfte. 

Relativ moderne Agrarwirtschaft

Im Vergleich zu anderen ASEAN-Ländern ist die Landwirtschaft weit entwickelt. So liefert Thailand große Mengen an Reis nach Indonesien, Malaysia oder in die Philippinen, darüber hinaus auch nach China und Japan. Zu den Hauptanbauprodukten gehören neben Reis vor allem Zuckerrohr, Kautschuk und Maniok. Thailand zählt bei diesen Produkten zu den größten Produzenten weltweit. 

Der thailändische Agrarsektor hat jedoch im Vergleich zur industriellen Landwirtschaft in Industrieländern noch einen Rückstand aufzuholen. Vor allem der Einsatz von großen, teuren Landmaschinen ist noch gering. Einer Studie von Krungsri Research zufolge hatte der thailändische Markt für Landwirtschaftsmaschinen 2022 ein Volumen von 164 Milliarden Baht (umgerechnet circa 5 Milliarden US$). Inländische Produkte bedienten 71 Prozent der Nachfrage und die Importe in Höhe von 1,4 Milliarden US$ deckten den Rest des Marktes ab. 

Viele internationale Anbieter von Agrartechnik sind in Thailand vertreten, oft sogar mit eigenen Produktionen. Sie fertigen auch für den Export, ihre Lieferungen gehen vor allem in die ASEAN-Region. Dennoch verzeichnet das Königreich beim Außenhandel mit Agrartechnik ein leichtes, aber beständiges Defizit. 

Bei Traktoren führt die Marke Kubota aus Japan den Markt an, deren Traktoren in Thailand gefertigt werden. Weitere beliebte Anbieter sind Ford, Yanmar, Caterpillar oder Komatsu. Einziger großer deutscher Anbieter mit einer eigenen Vertriebsrepräsentanz ist Claas. Andere deutsche Anbieter sind über Importeure vertreten.

Für deutsche Anbieter von Agrartechnik ist Thailand ein vergleichsweise kleiner Markt. Die Branchenimporte aus Deutschland kamen laut Krungsri Research 2022 nur auf einen Importanteil von 3,8 Prozent. Dies entspricht etwa 50 Millionen US$ an deutschen Lieferungen und sie rangierten hinter denen aus China, Japan, Indien, den USA und Italien auf Rang sechs. 

Kleine Bauernhöfe, kleine Maschinen

Laut einer Untersuchung aus dem Jahr 2023 nutzten  71 Prozent der Bauern Landmaschinen. Die wichtigsten sind Traktoren, gefolgt von Mähdreschern. Im Besitz unabhängiger Bauern befinden sich sonst vor allem kleinere Geräte wie Sprüher, Jätmaschinen, Motorhacken oder Pumpen.

Die thailändische Landwirtschaft ist noch in erheblichen Teilen kleinbäuerlich geprägt. Diese sogenannten "Smallholders" sind häufig in Kooperativen organisiert und haben dadurch Zugriff auf komplexere Agrartechnik. 

In Thailand gibt es etwa 5.000 Produzenten und Großhändler von Agrartechnik. Jenseits des von Großunternehmen geprägten Traktorenmarktes sind fast die Hälfte der Anbieter mittlere und kleinere Firmen. Dabei handelt es sich häufig um lokal tätige Unternehmen, die sich aus Reparaturbetrieben heraus zur Herstellern entwickelt haben und darüber hinaus Importprodukte auf lokale Gegebenheiten anpassen. Ihr Geschäftsfeld sind einfache Kleingeräte.

Der Markt für Agrartechnik wächst parallel mit der Entwicklung der Landwirtschaft. Laut Krungsri Research wuchsen in den Jahren 2013 bis 2022 die Importe von Agrartechnik durchschnittlich um 3,2 Prozent pro Jahr. 

In den Jahren 2022 und 2023 schrumpfte allerdings die Nachfrage. Gründe dafür waren niedrige Ernteerträgen infolge von geringeren Niederschlägen durch das globale Wetterphänomen El Ninho. Für den Zeitraum von 2024 bis 2026 prognostiziert Krungsri Research wieder eine Rückkehr zu den durchschnittlichen Wachstumsraten.  

Gute Gründe für mehr Landtechnik

Über diese kurzfristige Prognose hinaus gibt es zahlreiche Faktoren, die die Nachfrage steigern könnten. Dazu zählt die geplante Ausweitung landwirtschaftlicher Flächen der wichtigen Anbauprodukte Reis, Maniok, Kautschuk und Palmöl. 

Zudem ist ein Drittel der Beschäftigten in der Landwirtschaft bereits älter als 65 Jahre, fast zwei Drittel sind mindestens 54 Jahre alt und für viele gibt es keine Nachfolger. Eine Zusammenlegung der überwiegend kleinen Flächen macht den Einsatz von Traktoren, Pflanzenschutzgeräten oder Erntemaschinen dann rentabel.

Auf den internationalen Absatzmärkten von thailändischen Agrarprodukten wird außerdem eine stärkere Regulierung und Standardisierung von Agrarrohstoffen und Nahrungsmitteln erwartet. Diese höheren Ansprüche erfordern einen stärkeren Einsatz von Präzisionsmaschinen. Auch das Smart Farming soll Erträge steigern, was wiederum den Einsatz von Sensoren, satellitengesteuerten Messtechniken oder künstlicher Intelligenz erfordert. 

Deutschland engagiert sich

Die deutsche Landwirtschaft ist nicht nur als Lieferant von Agrartechnologien sondern auch institutionell gut vertreten. Die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) Asia-Pacific hat ein Büro in Bangkok und ist vor allem als Messeorganisator tätig. 

Darüber hinaus gibt es das German-Thai Agricultural Cooperation Project (GETHAC). Es wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) finanziert, fördert eine nachhaltige landwirtschaftliche Produktion und bietet Anknüpfungspunkte für deutsche Anbieter von Agrartechnik.