Branche kompakt | Thailand | Landwirtschaft
Smart Farming soll Erträge steigern
Thailand hat eine starke, aber für ausländischen Besitz weitgehend geschlossene Landwirtschaft. Die Exportorientierung befördert technischen Fortschritt.
09.09.2024
Von Frank Malerius | Bangkok
Ausblick der Landwirtschaft in Thailand
- Fortschritte in den Anbaumethoden, Implementierung von Smart Farming.
- Auflösung traditioneller ländlicher Strukturen macht den Weg frei für effizientere Bewirtschaftung.
- Noch stärkere Fokussierung auf den Export.
Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: August 2024
Markttrends
Die thailändische Landwirtschaft hat in den vergangenen 30 Jahren trotz kaum ausgeweiteter Anbauflächen ihre Erträge enorm gesteigert. Um diese Dynamik beizubehalten, hat die Regierung im Jahr 2017 das Programm Agriculture 4.0 (als Teil der Initiative Thailand 4.0) aufgelegt. Es soll binnen 20 Jahren das Jahreseinkommen von Landwirten von umgerechnet 1.700 US-Dollar (US$) auf 11.000 US$ steigern. Mittel dazu ist die Implementierung digitaler Methoden.
Diese beinhalten den Einsatz von Drohnen, Sensoren, Datenanalysen, Biotechnologie und künstlicher Intelligenz für gezieltere Bodenanalysen, Präzisionsdüngung oder eine genauere Voraussage des Mikroklimas. Aktuell befindet sich die Branche erst am Anfang dieser Entwicklung. Aber es sind bereits zahlreiche Start-ups in diesen Entwicklungsfeldern entstanden. Einfachere Technologie wie Drohnen sind vielerorts bereits im Einsatz. Für komplizierte Anwendungen ist Thailand weitgehend auf ausländisches Know-how und den Import von Technologie angewiesen.
Die traditionell starke Exportorientierung der thailändischen Landwirtschaft und die mit ihr einhergehenden Erlösperspektiven dürften die Implementierung digitaler Methoden befördern. In der Plantagenwirtschaft ist ausreichend Kapital für größere Investitionen vorhanden. Für die vielfach in Kooperativen zusammengeschlossenen Kleinbauern bietet die Regierung Entwicklungsprogramme.
Mehr Technisierung erwartet
Thailand hat Nachholbedarf bei Landwirtschaftstechnik. Zwar arbeitet nur noch ein geringer Teil der Kleinbauern gänzlich ohne Maschinen. Doch insgesamt gilt die Technisierung als zu gering. Über die Größe des Marktes für Landmaschinen gehen die Angaben weit auseinander. Das Iron and Steel Institut of Thailand schätzte für die Jahre 2017 bis 2022 den jährlichen Importbedarf zwischen 900 Millionen und 1,5 Milliarden US$. Hauptbezugsmärkte sind China und Japan. Durch die starke eigene Produktion ist demnach die Handelsbilanz in diesem Sektor weitgehend ausgeglichen. Der Wettbewerb unter lokalen Produzenten wie Siam Kubota, Kaset Phattana, Yanmar S.P., Talaythong Factory, Tamco und den Vertriebsniederlassungen internationaler Anbieter wie John Deere, Iseki und New Holland gilt als intensiv.
Bei Dünger prognostiziert Mordor Intelligence für Thailand ein Marktwachstum von 2024 bis 2029 von 2,4 Milliarden auf 3,3 Milliarden US$. Das entspricht einer jährlichen Steigerung von 6,4 Prozent. Hauptgrund dafür sei eine Intensivierung des Anbaus. Durch den großflächigen Reisanbau dominiert stickstoffhaltiger Dünger. Thailand importiert Einnährstoffdünger (Stickstoff, Phosphor und Kalium), die lokal gemischt werden. Händler führen auch fertige Mehrnährstoffdünger ein. Thai Central Chemical gilt als größter Hersteller und Distributor von Dünger.
Branchenstruktur und Rahmenbedingungen
Die Landwirtschaft hat eine herausragende Bedeutung für Thailand. Sie erwirtschaftet fast 9 Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes und wird damit jeweils nur knapp von der Automobil- und Elektronikindustrie sowie dem Tourismus übertroffen. Der Agrarsektor beschäftigt 12,4 Millionen Menschen, das entspricht mehr als 30 Prozent aller Werktätigen. Und er bildet die Grundlage für die ebenfalls starke heimische Nahrungsmittelindustrie.
Kennziffer | 2023 |
---|---|
Einwohner (Mio.) | 66,9 |
Ackerfläche (Tausend Quadratkilometer) | 226,2 |
Anteil der Landwirtschaft an der Entstehung des BIP (in %) | 8,6 |
Exporte Agrargüter in Milliarden US-Dollar (SITC 0) | 36,4 (2022) |
Thailands Export von Agrarrohstoffen und verarbeiteten Nahrungsmitteln (SITC 0) steigt fast jedes Jahr - auch getrieben von steigenden Weltmarktpreisen. Nach letztverfügbaren Zahlen von 2022 wurde mit entsprechenden Exporterlösen in Höhe von 36,4 Milliarden US$ ein neuer Rekord aufgestellt. Damit übertraf die Landwirtschaft sogar die Automobilindustrie. Lediglich die Elektronikindustrie verzeichnet höhere Ausfuhren, muss dafür aber in riesigem Umfang Vorprodukte importieren.
Mit Abstand wichtigstes landwirtschaftliches Ausfuhrprodukt ist Reis, auf das fast die Hälfte der Anbaufläche entfällt. Thailand gehört aber nicht nur bei Reis zu den weltweit wichtigsten Exporteuren, sondern auch bei Zucker, Kautschuk und diversen Obst- und Gemüseprodukten wie Maniok oder Durian.
Kleinteilige Anbauflächen
Die thailändische Landwirtschaft ist noch immer in großen Teilen kleinbäuerlich geprägt. Ein erheblicher Teil der Bauern besitzt weniger als 10 Rai (1 Rai = 0,16 Hektar). Zwar sind die meisten von ihnen in den etwa 8.000 Kooperativen organisiert. Doch kleine Flächen erschweren den Schritt zu modernen Anbaumethoden. Gleichzeitig gelten die Beschäftigten in der Landwirtschaft als überaltert. Die niedrigen Löhne schrecken junge Menschen ab. Sie zieht es in die Städte. Laut Weltbank lebten zur Jahrtausendwende noch 31 Prozent der Thais in Städten, heute sind es bereits 54 Prozent.
Langfristig liegen in Landflucht und einer alternden und schrumpfenden Gesellschaft, die sich zu einer Dienstleistungsökonomie entwickelt, aber auch Chancen für die Landwirtschaft. Denn es können im Anbau größere Einheiten geschaffen werden und technologische Entwicklungen lassen sich dadurch schneller umsetzen.
Restriktionen für Ausländer
Für ausländische Unternehmen ist die thailändische Landwirtschaft schwieriges Terrain. Denn der Foreign Business Act von 1999 verbietet Ausländern und ausländischen Unternehmen einen Geschäftsbetrieb in den Bereichen Landwirtschaft, Plantagen, Reisanbau und Viehwirtschaft. Gemäß dem Agricultural Land Reform Act dürfen Ausländer auch keine Agrarflächen erwerben. Sie können allerdings für bestimmte Tätigkeiten Landflächen bis zu 30 Jahre pachten, zum Beispiel wenn sie im Agrarbereich Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten ausführen wollen. Ausländische Unternehmen, die sich im Agrarbereich engagieren möchten, sollten daher im Vorfeld Rechtsauskünfte einholen