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Thailändische Regierung will Bau von riesigen Casinos zulassen
Die gigantischen Unterhaltungszentren und Spielbanken sollen Touristen anlocken und die Staatskasse füllen. Die Idee ist allerdings umstritten.
07.02.2025
Von Frank Malerius | Bangkok
Die thailändische Regierung hat am 13. Januar 2025 einen umstrittenen Gesetzentwurf, die sogenannte "Entertainment Complex Bill" verabschiedet. Der Entwurf sieht eine Vergabe von Lizenzen für den Bau und Betrieb riesiger Unterhaltungszentren mit Spielcasinos vor.
Die Casinos sollen zwar nur etwa 5 Prozent der Gebäudeflächen einnehmen. Sie sind aber der Kern- und Streitpunkt der Initiative, denn Glücksspiele sind in Thailand weitgehend verboten. Die Regierung definiert in dem Gesetz einen Rahmen für die Projektidee. Die Vorlage sieht vor, dass die Betreiber mindestens circa 3 Milliarden US-Dollar (US$) je Anlage investieren.
Es sollen also große Komplexe entstehen, die Luxushotels und -restaurants, Konzertsäle, Sportstätten und Themenparks umfassen. Die Projekte werden anspruchsvolle Designs, hochwertige Ausstattungen und erstklassige Technik erfordern. Ein erheblicher Teil davon müsste aus dem Ausland bezogen werden.
2027 könnte der Bau beginnen
Ob und wo die Entertainment-Komplexe gebaut werden, ist noch unklar. Einige Befürworter favorisieren als Standorte Bangkok und Touristenzentren wie Phuket oder Pattaya. Dort halten sich wohlhabende Bürger und die meisten Touristen auf.
Skeptiker bevorzugen hingegen Standorte in der Peripherie. Denn so könnte eine mögliche Beschädigung des Rufes bei den Touristen vermieden werden, die nichts mit Glücksspielen am Hut haben. Eine periphere Lösung würde zudem die Infrastruktur und Anbindung der entfernten Standorte verbessern. Als Vorbild für ein solches Modell gilt Las Vegas.
Ein grober Zeitplan sieht vor, dass das Parlament das Gesetz im Mai 2025 beschließt und im 1. Quartal 2026 ein Komitee für das Vergabeverfahren eingesetzt wird. Danach würden Machbarkeitsstudien erstellt und Ausschreibungen veröffentlicht.
Im Jahr 2027 könnten Investoren mit den Bauarbeiten beginnen. Mehrere internationale Anbieter sollen Interesse bekundet haben. Der Branchenriese Melco Resorts & Entertainment aus Hongkong hat beispielsweise Medienberichten zufolge im Januar 2025 ein Büro in Bangkok eröffnet.
Mächtige Befürworter, zahlreiche Gegner
Thailand ist das wachstumsschwächste Land unter den sechs großen Volkswirtschaften in Südostasien. In diesem Umfeld wären Milliardensummen hochwillkommen, die die Unterhaltungszentren jährlich an den Fiskus abführen müssten.
Die Initiative kommt daher vom Finanzministerium, das dringend nach neuen Einnahmequellen sucht. Die Staatskasse ist leer, denn das Ministerium verschenkt derzeit Geld an die Bürger, um die schwache Konjunktur zu beleben. Die öffentliche Verschuldung bewegt sich auf 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu und damit auf einen Höchststand.
Das Oberhaus kann die Entertainment Complex Bill noch ablehnen, abschwächen oder zumindest verzögern, etwa indem es Änderungen des strengen Gambling Acts von 1935 verlangt, der nur traditionelle Wettgeschäfte, etwa bei Hahnenkämpfen, zulässt. Das Oberhaus und seine Senatoren gehören meist dem Establishment an, das vielfältige Geschäftsinteressen vertritt.
Neben der Regierung gibt es schließlich weitere Befürworter, wie die führenden Parteien, die thailändische Handelskammer und die Tourismusindustrie. Auch die großen thailändischen Mischkonzerne, die in der Bauwirtschaft und in diversen Dienstleistungsgewerben tätig sind, dürften profitieren und unterstützen das Vorhaben.
Die Zivilgesellschaft ist hingegen skeptisch. Spielsucht und illegale Glücksspiele bereiten dem Land bereits große Probleme und ziehen kriminelle Akteure an. Die Probleme entstehen, obwohl selbst Online-Casinos und Online-Sportwettanbieter gesperrt sind.
Im Jahr 1945 hatte eine thailändische Regierung auf der Suche nach Steuereinnahmen schon einmal in mehreren Städten Casinos erlaubt. Tatsächlich generierten die Spielbanken in kürzester Zeit immense Einnahmen. Dennoch mussten sie nach nicht einmal drei Monaten wieder schließen, weil die Spiel- und Wettleidenschaft viele Thais ins Elend gestürzt hatte.
Spielumsätze sollen im Land bleiben
In den Medien kursieren zahlreiche Berechnungen, wie stark oder schwach die Unterhaltungszentren die Wirtschaft befördern würden. Tatsächlich könnten die neuen Anlagen die Spieler im Land halten, die ihr Geld derzeit in Casinos in den Nachbarländern Myanmar, Laos und Kambodscha ausgeben.
Casinos in den grenznahen Orten stehen zudem als Horte von Kriminalität und Menschenhandel im Verruf. Die benachbarten Standorte gelten auch als sogenannte "Scammer Cities", von wo aus Menschen in Asien in großem Stil betrogen werden. Erst Anfang Januar stürze ein thailändischer Staatsbürger in der kambodschanischen Spieler-Grenzstadt Poipet aus dem 18. Stock eines Hauses, das als Zentrum für Betrug gilt.
Kriminelle Machenschaften bekämpfen
Die grassierende Kriminalität in den grenznahen Regionen wirkt sich auch auf das Image von Thailand negativ aus. Nachdem Ende Dezember 2024 die Nachricht umging, dass ein männliches chinesisches Model erst nach Thailand gelockt und dann nach Myanmar entführt wurde, um dort in den Betrugsfabriken arbeiten zu müssen, fühlten sich viele chinesische Touristen in Thailand nicht mehr sicher.
Der Tourismusverband registrierte 10.000 Stornierungen von Reisen aus China in das Land des Lächelns. Auch ein deutsches Unternehmen berichtete, dass chinesische Mitarbeiter eine Reise zu Schulungszwecken nach Thailand nicht antreten wollten.
Von den Stornierungen alarmiert, befreiten thailändische Sicherheitskräfte die Geisel umgehend. Premierministerin Paetongtarn Shinawatra versicherte danach, dass Thailand für Chinesen sicher sei.
Schließlich sind sie die größte Touristengruppe. Aus der Volksrepublik kamen 2024 insgesamt 6,7 Millionen Urlauber. Im Jahr 2025 soll diese Zahl eigentlich auf 8 Millionen anwachsen. Und chinesische Gäste sind auch für die geplanten Unterhaltungszentren und deren Casinos eine sehr wichtige Zielgruppe.