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Branchen | Thailand | Wasserstoff

Thailand bereitet Nutzung von grünem Wasserstoff vor

Erste Demonstrationsanlagen produzieren grünen Wasserstoff. Auch Forschung und Entwicklung laufen an.

Von Thomas Hundt | Bangkok

Thailand hat sich verpflichtet, bis zum Jahr 2065 netto keine Treibhausgase mehr zu emittieren. Eine staatliche Strategie zur Verringerung von Treibhausgasemissionen sieht auch den Einsatz von grünem Wasserstoff vor, macht dazu aber keine Vorgaben.

Hydrogen Club zeigt Anwendungsmöglichkeiten

Akteure aus dem Wasserstoffsektor haben sich 2020 zu einem Konsortium, dem Hydrogen Club, zusammengeschlossen, das Webinare und Symposien durchführt sowie Pilotanlagen aufbaut. Zum Club gehören der nationale Öl- und Gaskonzern PTT, der staatliche Stromversorger Electricity Generating Authority of Thailand (EGAT), der Industriegasehersteller Bangkok Industrial Gas sowie Toyota Motor Thailand, Toyota Daihatsu Engineering & Manufacturing und Mitsui Thailand. Außerdem dabei sind das Department of Alternative Energy Development and Efficiency des Energieministeriums sowie die Forschungsinstitute National Science and Technology Development Agency und National Energy Technology Center (ENTEC).

ENTEC beschäftigt sich mit Technologien zum Speichern von Energie und stellt ein verstärktes Interesse an Wassersoff und Brennstoffzellentechnologien fest. Auch die Abteilungen für Verfahrens- und Energietechnik der Universitäten Chulalongkorn und King Mongkut in Bangkok forschen an alternativen Energien, einschließlich Wasserstoff. Die Forschenden haben mehrere Arbeiten über Wasserstoff und Brennstoffzellentechnik veröffentlicht.

Thailand erzeugt bisher grauen Wasserstoff aus Gas oder als Nebenprodukt bei der Raffination. Nach Angaben des CTCN produzieren vier Unternehmen Wasserstoff für kommerzielle Abnehmer. Bangkok Industrial Gas bezeichnet sich als größter Erzeuger von Wasserstoff, den es an industrielle Anwender verkauft. Weitere Erzeuger sind Linde und Air Liquide. Das Unternehmen PTT Global Chemical (PTTGC) verfügt ebenfalls über ein Hydrogen Manufacturing Unit und die Olefinanlagen von PTTGC erzeugen nebenbei Wasserstoff. Die Kapazitäten und produzierten Mengen sind nicht bekannt.

Demonstrationsprojekte erzeugen grünen Wasserstoff

Der staatliche Stromversorger EGAT eröffnete 2018 ein erstes Pilotprojekt, das grünen Wasserstoff erzeugt und speichert. Den Elektrolyseur der Wind-Hydrogen-Hybridanlage in der Provinz Nakhon Ratchasima lieferte die kanadische Firma Hydrogenics. Eine 300-Kilowatt-Brennstoffzelle versorgt dort ein Zentrum der EGAT, in dem Besucher sich über erneuerbare Energien informieren können.

Die Firma Enapter, ein Hersteller von Elektrolyseuren, die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit und das Energy Research and Development Institute der Universität Chiang Mai kündigten im Februar 2023 an, dass sie das erste Trainingszentrum für grünen Wasserstoff in Südostasien einschließlich Demonstrationsanlage aufbauen werden. Das Ausbildungszentrum wird Projektentwicklern, Systemintegratoren und Energiefachleuten praxisorientierte Kurse anbieten. Bei dem Zentrum handelt es sich um das Familienhaus von Sebastian-Justus Schmidt, dem Gründer von Enapter. Sein mehrfach ausgezeichnetes Phi Suea Haus im nordthailändischen Chiang Mai verfügt über eine autarke Solaranlage mit einem Wasserstoff-Batterie-Speichersystem und einer Wasserstoff-Brennstoffzelle.

Erste Wasserstofftankstelle eröffnet

PTT eröffnete im November 2022 außerdem die erste Wasserstofftankstelle des Landes. Zwei Wasserstofffahrzeuge von Toyota der Baureihe Mirai fahren die Tankstelle in Pattaya zu Testzwecken an. Bangkok Industrial Gas liefert den Wasserstoff.

Der thailändische Konzern CP Group und Toyota vereinbarten im Januar 2023, dass sie ein Gemeinschaftsunternehmen gründen wollen, das Wasserstoff aus Tierabfällen erzeugt. Der Wasserstoff soll leichte Brennstoffzellen-Lkw von Toyota antreiben, die CP als Lieferfahrzeuge einsetzen will.

Mit Wasserstoff betriebenes Kraftwerk geplant

EGAT kündigte im Oktober 2022 an, dass sie ein mit Wasserstoff betriebenes Kraftwerk errichten werde. Die 5-Megawatt-Anlage soll auf dem Gelände des Gaskraftwerkes Klong Luang in der Provinz Pathum Thani entstehen. Der Hersteller von Brennstoffzellen Bloom Energy aus den USA wurde als Technologiepartner ausgewählt.

Die Electricity Generating Public Company, eine Tochtergesellschaft von EGAT, schloss sich im Januar 2023 mit der japanischen Energiefirma JERA Asia zusammen. JERA wird Lösungen anbieten, um Strom aus Wasserstoff und Ammoniak zu erzeugen. Die alternativen Brennstoffe sollen Gas und Kohle bei der Stromerzeugung ergänzen. Auch die Gesellschaft Global Power Synergy, die zur PTT-Gruppe gehört, prüft zusammen mit Avaada Energy aus Indien die Verwendung von Wasserstoff und Ammoniak für die Stromerzeugung.

Pläne, Förderungen und Vorschriften fehlen noch

Bislang sind die Aktivitäten kaum koordiniert. Die UN-Organisation Climate Technology Centre and Network gibt daher eine nationale Wasserstoffstrategie und einen Aktionsplan in Auftrag. Die Autoren sollen ein Papier verfassen, das Möglichkeiten für Produktion, Transport und Einsatz von grünem Wasserstoff aufzeigt. Thailand verfügt schließlich über ungenutzte Potenziale im Bereich erneuerbare Energien sowie über große Ressourcen an Biomasse und möchte eine nachhaltige Bio-Kreislaufwirtschaft implementieren.

Das Energieministerium hat die Universitäten Chulalongkorn und Chiang Mai beauftragt, ebenfalls eine Roadmap für die Wasserstoffentwicklung zu erarbeiten. Denn der rechtliche Rahmen für den kommerziellen Einsatz von grünem Wasserstoff muss noch verbessert werden.

Auch das deutsche Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) fördert seit 2022 in Thailand grünen Wasserstoff im Rahmen seines International Hydrogen Ramp-up Program (H2Uppp). Das Programm gibt Wissen und Erfahrungen weiter und identifiziert neue Projektideen.

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