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Wirtschaftsumfeld | Thailand | Investitionsförderung

Perspektiven für ausländische Direktinvestitionen

Ausländische Investitionen in Zukunftsbranchen sind sehr erwünscht. 

Von Thomas Hundt | Bangkok

Thailand möchte 2037 den Status eines hoch entwickelten Landes erreichen. Die Leitlinien der nationalen Entwicklungsstrategie von 2018 bis 2037 lauten Sicherheit, Wohlstand und Nachhaltigkeit. Die Weltbank kommentiert, dass dafür deutliche Steigerungen der Produktivität, Wettbewerbsfähigkeit und mehr Investitionen erforderlich seien.

Damit Thailand sein Entwicklungsziel verwirklicht, müsste der Anteil der Bruttoanlageinvestitionen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) eigentlich bei 40 Prozent liegen, berechnet die Weltbank. Diese Quote wurde Anfang der 1990er Jahre noch erreicht. Die Investitionen brachen aber während der Asienkrise 1998 ein und lagen seitdem im Schnitt bei nur 23 Prozent des BIP. 

Ausländische Direktinvestitionen fließen

Foreign Direct Investments (FDI) tragen maßgeblich zur Entwicklung des Landes bei. Ausländische Firmen haben ihren FDI-Bestand nach Angaben der thailändischen Zentralbank zwischen 2010 und 2020 von 139 Milliarden US-Dollar (US$) auf 291 Milliarden US$ mehr als verdoppelt.

Entwicklung ausländischer Direktinvestitionen in Thailand in Milliarden US-Dollar

Indikator

2020

2021

2022 (1. Quartal)

kumulierter Bestand 1)

291

284

288

Nettotransfers 2)

-4,8

12,1

k. A.

1) finanzielle Forderungen gebietsfremder Investoren gegenüber gebietsansässigen Unternehmen; 2) Beteiligungskapital, Darlehen an verbundene Unternehmen, reinvestierte Gewinne, Schuldverschreibungen, Handelskredite zwischen verbundenen UnternehmenQuelle: Bank of Thailand 2022

Japanische Firmen sind mit einem FDI-Bestand von insgesamt 92 Milliarden US$ die größte Investorengruppe. Unternehmen aus Singapur folgen mit Abstand (56 Milliarden US$). China und Hongkong (zusammen 32 Milliarden US$) liegen inzwischen vor den USA (18 Milliarden US$). Der deutsche FDI-Bestand beträgt immerhin 5,4 Milliarden US$.

Die Regierung unterstützt insbesondere Investments in die verarbeitende Industrie und diese Förderungen kommen bei Investoren gut an. Auf den Sektor entfallen 44 Prozent des FDI-Bestandes. Die Finanz- und Versicherungswirtschaft kommt auf einen Anteil von rund einem Viertel, während jeder zehnte US-Dollar an ausländischem Direktkapital floss in Immobilien.

Regional aktive Investoren

Thailändische Firmen investieren auch selbst kräftig im Ausland. Ihr FDI-Bestand lag Anfang 2022 bei 182 Milliarden US$. Die Nachbarländer Kambodscha, Laos, Myanmar und Vietnam bieten sich für erste Engagements außerhalb des Königreiches an. Ausländische Vertriebsbüros bearbeiten diese Länder oft von Bangkok aus. Einige internationale Niederlassungen kümmern sich auch um den ganzen Raum Asien-Pazifik.

Bangkok wollte sich als Hub für den asiatischen Raum etablieren. Die Stadt kann Singapur diese Position aber nicht streitig machen. Thailand liegt bei qualifizierten Fachkräften, der Rechtssicherheit, Bürokratie oder Englischkenntnissen weit hinter dem südostasiatischen Champion.

Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

Das Verhältnis von Kosten zu Leistungen bezeichnen Firmenvertreter jedoch als attraktiv. Nach Angaben der japanischen Außenwirtschaftsförderstelle JETRO lag der Jahreslohn einer Arbeitskraft mit dreijähriger Berufserfahrung im verarbeitenden Gewerbe 2021 in Singapur bei 31.380 US$ und war damit fast viermal so hoch wie der vergleichbare Jahreslohn von 8.531 US$ in Thailand. Entsprechende Arbeitskräfte kosten in Vietnam allerdings nur 4.571 US$. 

Auch die Gehälter von Ingenieuren mit drei Jahren Berufserfahrung liegen im asiatischen Mittelfeld. Sie erhielten 2021 in Singapur rund 49.900 US$, in Thailand circa 14.300 US$ und ungefähr 8.700 US$ in Vietnam.

Die Büromieten in Bangkok sind allerdings günstig. Sie liegen bei einem Drittel des singapurischen Preisniveaus. Und sie sind auch deutlich niedriger als in Ho-Chi-Minh-City.

Mietpreisentwicklung im Central Business District von Bangkok (in US-Dollar pro Quadratmeter und Monat)

2020

2021

2022

Büros Klasse A

34,9

35,2

32,6

Büros Klasse B

24,1

24,3

22,2

Angaben jeweils für das 3. Quartal; Wechselkurse: 2020: 1 US$ = 31,94 Baht; 2021: 1 US$ = 31,36 Baht; 2022: 1 US$ = 34,40 BahtQuelle: Colliers Thailand 2022

Die GTAI stellt Ihnen auch Daten zu den Lohn- und Lohnnebenkosten zur Verfügung.

Ein zusätzlicher Vorteil des Wirtschaftsstandortes sind die großen, etablierten Kernindustrien mit internationaler Ausrichtung. Die Produktionen von Nahrungsmitteln und Getränken sind mit einem Anteil von 19 Prozent an der gesamten industriellen Wertschöpfung die größte Industriebranche, gefolgt von den Fertigungen von Kfz (13 Prozent) sowie von Elektronik und Elektrotechnik (zusammen 13 Prozent). Rund um diese Kernbranchen haben sich viele Zulieferer etabliert, die lokal verknüpfte Wertschöpfungs- und Lieferketten ermöglichen.

Regionale Cluster und kurze Transportwege sind weitere Vorteile. Die meisten Industriebetriebe haben sich rund um Bangkok und in den südöstlich der Hauptstadt gelegenen Provinzen Chachoengsao, Chonburi sowie Rayong angesiedelt. Die drei Provinzen bilden den wichtigsten Wirtschaftskorridor des Landes, den sogenannten Eastern Economic Corridor (EEC). Investitionen innerhalb des EEC werden besonders gefördert und die Infrastruktur in dieser Region wird stetig ausgebaut.

Wichtiger Standort der deutschen Industrie 

Die Deutsche Bundesbank zählte im Jahr 2020 insgesamt 227 aus Deutschland investierte Unternehmen, die in Thailand ungefähr 38.000 Personen beschäftigten und zusammen einen Jahresumsatz von 12 Milliarden Euro auswiesen. Ihr Bestand an Direktinvestitionen belief sich auf 4,2 Milliarden Euro. In Südostasien sind die deutschen FDI-Bestände nur in Singapur (16,6 Milliarden Euro) und Malaysia (6,7 Milliarden Euro) noch höher.

Deutsche Direktinvestitionen in Thailand (in Millionen Euro)

Indikator

2019

2020

2021

Bestand 1)

5.059

4.212

k.A.

Nettotransfers 2)

+201

+352

+602

1) Unmittelbare und mittelbare Direktinvestition auch über abhängige Holdinggesellschaften; 2) Forderungen gegenüber verbundenen Unternehmen in Thailand (+ Zunahme)Quelle: Deutsche Bundesbank 2022

Die 1878 gegründete Gesellschaft B.Grimm gilt als eine der ältesten deutschen Firmen in Thailand. Sie ist heute hauptsächlich in der Stromerzeugung tätig. In den letzten Jahrzehnten hat die deutsche Automobilindustrie stark investiert. Die Fabriken von Mercedes-Benz und BMW sowie die Kfz-Teile-Werke von Continental, Brose, Robert Bosch, ZF, Schaeffler und anderen werden stetig erweitert und modernisiert. Deutsche Unternehmen aus der Chemieindustrie und der Logistik sind ebenfalls stark vertreten.

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