Das Spektrum der tschechischen Halbleiterbranche reicht vom Großkonzern wie Intel bis zum kleinen Start-up. Die meisten Unternehmen haben sich rund um Prag und Brno angesiedelt.
Neben jungen Start-ups gibt es in Tschechien traditionsreiche Unternehmen der Optoelektronik, die wichtige Zulieferer für die Chipindustrie geworden sind. Auch namhafte internationale Konzerne wie Intel, NXP oder Onsemi haben Niederlassungen. Germany Trade & Invest stellt die wichtigsten Akteure der Branche vor.
Advacam, Prag
Die Technologie des Prager Unternehmens beruht auf Chips, die wie Sensoren funktionieren. Dabei fangen Pixel Photonen vieler Arten von Strahlung ein und werten diese aus. Auf diese Weise können unter anderem Radioaktivität oder kosmische Strahlung gemessen werden.
ASICentrum, Prag
Das 1992 gegründete Unternehmen gehört zur Schweizer Firma EM Microelectronic (Swatch Group). Es entwickelt integrierte Schaltkreise und Systeme mit geringem Stromverbrauch und niedriger Versorgungsspannung sowie die nötige Software dafür.
Astrum LT, Kralupy nad Vltavou
Das Unternehmen mit russischen Wurzeln hält trotz des Krieges in der Ukraine daran fest, in Kralupy nad Vltavou eine Halbleiterfabrik zu errichten. Dort sollen Laserdioden auf Basis des Halbleiters Galliumarsenid gefertigt werden. Die geplanten Investitionen liegen bei 30 Millionen Euro.
Codasip, Brno und München
Entwickelt eigene Prozessorkerne nach dem offenen Standard RISC-V. Zu den Abnehmern gehören die Intel-Tochter Mobileye und der Speicherhersteller Rambus. Das Hauptquartier wurde nach München verlegt.
Crytur, Turnov
Das nordböhmische Unternehmen Crytur stellt Komponenten für Elektronenmikroskope und Inspektionsgeräte für die Mikrochip-Produktion her. Diese Produkte seien wichtig, um Europas Abhängigkeit von Chiplieferungen zu verringern, sagt Tschechiens Regierung. Daher bekommt Crytur eine Investitionsförderung von 10 Millionen Euro für den Ausbau der Produktion.
ELI Beamlines, Dolní Břežany
Das Unternehmen ELI Beamlines produziert Lasertechnologie, die ebenfalls bei der Herstellung und Erforschung von Mikrochips zum Einsatz kommt. Die Tschechen haben unlängst eine Kooperation mit dem Nationalen Institut für Synchrotronstrahlungsforschung in Taiwan unterzeichnet.
Espressif Systems, Brno
Das chinesische Unternehmen eröffnete schon 2017 ein Entwicklungszentrum in Brno. Die Shanghaier entwickeln dort Chips und Mikrocontroller. Sie kooperieren dabei auch mit der IT-Fakultät der Technischen Universität Brno (VUT).
Exyte, Hostomice und Žatec
Der Stuttgarter Anlagenbauer ist ein wichtiger Zulieferer für die globale Halbleiterindustrie. Er betreibt in Tschechien zwei Fabriken bei Teplice, wo unter anderem Produkte für Reinraumumgebungen hergestellt werden. Aktuell errichtet Exyte einen dritten Fertigungsstandort im Industriegebiet Žatec.
Inference Technologies, Prag
Das IT-Unternehmen aus Prag entwickelt mit Hilfe von künstlicher Intelligenz Software für Produktionsprozesse in der Halbleiterindustrie.
Intel, Brno
Der US-Konzern kaufte 2020 das Unternehmen Netcope aus Brno. Die Amerikaner waren vor allem an der Technologie P4 interessiert, einer cloudbasierten Plattform, mit der programmierbare Schaltkreise (FPGA) konfiguriert werden können. Das Entwicklungszentrum in Brno erweitert Intel stetig durch Neueinstellungen.
Meopta, Přerov
Der Elektronikhersteller Meopta entwickelt und produziert unter anderem Baugruppen, die zur Inspektion von Halbleiterwafern eingesetzt werden. Einer der wichtigsten Kunden ist der niederländische Maschinenbauer ASML, der Lithographiesysteme für die Halbleiterindustrie herstellt. Im Mai 2023 kündigte die US-Investmentgesellschaft Carlyle an, Meopta zu übernehmen und die internationale Expansion des Unternehmens zu beschleunigen.
Mycroft Mind, Brno
Das Softwareunternehmen gehört zu den zwei tschechischen IT-Firmen im Bereich Mikroelektronik, die eine Förderung aus dem EU-Programm für wichtige Vorhaben von gemeinsamem europäischen Interesse (IPCEI) bekommen. Es beschäftigt sich mit der Analyse großer Datenmengen, die von Smart Grids oder von IoT-Quellen (Internet of Things) generiert werden.
NXP Czech Republic, Rožnov pod Radhoštěm und Brno
Tschechische Tochter des niederländischen Halbleiterkonzerns NXP Semiconductors. Entwickelt an den beiden mährischen Standorten Software für die Steuerung von Chips und entwirft neue Chips sowie Mikrocontroller.
Onsemi, Rožnov pod Radhoštěm, Brno
Der US-Hersteller On Semiconductor (Onsemi) hat bereits drei Werke für Halbleiterwafer in Tschechien sowie ein Entwicklungszentrum in Brno. Der Konzern plant zusätzlich eine komplette Chip-Produktion für rund 2 Milliarden US-Dollar und hofft dabei auf staatliche Subventionen.
Renesas Electronics, Prag
Der Hersteller von Mikrocontrollern hat nach der Übernahme von Dialog Semiconductor 2021 auch dessen Designzentrum für Chips in Prag übernommen. Es soll um eine Entwicklungsabteilung für Server erweitert werden.
STMicroelectronics, Prag
Europas größter Chipproduzent betreibt in Prag ein Entwicklungszentrum, das weiter ausgebaut werden soll.
SVCS, Valašské Meziříčí
Ganz im Osten des Landes stellt das Unternehmen SVCS spezielle Öfen für die Halbleiter- und Fotovoltaikindustrie her. Zu den Produkten gehören Gas- und Flüssigkeitsverteiler zur präzisen Dosierung bei der Bildung sehr dünner Schichten. Abnehmer sind zum Beispiel Onsemi und ABB.
Thermo Fisher Scientific, Tescan, Delong Instruments, Brno
Diese drei Hersteller machen Brno zur Welthauptstadt für Elektronenmikroskope. In der mährischen Metropole läuft ein Drittel der globalen Produktion vom Band. Hochleistungsmikroskope aus Tschechien kommen weltweit bei der Qualitätskontrolle von Mikrochips zum Einsatz. Tescan gehört seit diesem Jahr zur amerikanischen Investmentgesellschaft Carlyle.
Tropic Square, Prag
Das Unternehmen entwickelt Sicherheits-Chips unter anderem für Hardware-Wallets. Es arbeitet dabei eng mit der Prager Firma SatoshiLabs zusammen, die solche Geldbörsen für Kryptowährungen herstellt.
Unites Systems, Valašské Meziříčí
Das 1991 gegründete Unternehmen entwickelt und produziert Testgeräte für Halbleiter, aber auch für die Automobilindustrie, die Luft- und Raumfahrt oder für Medizingeräte.
Von Gerit Schulze
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Prag