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Branchen | USA | Halbleiter

Der Reshoring-Trend in der Chipbranche setzt sich fort

Die Bemühungen der US-Regierung, die Halbleiter-Wertschöpfungskette zurück in die USA zu holen, zeigen Wirkung. Riesige Chipfabriken entstehen in Arizona, New York, Ohio und Texas.

Von Heiko Steinacher | San Francisco

Mit Apple, AMD und Tesla hat der taiwanesische Halbleiterkonzern TSMC bereits namhafte Kunden für sein neues Werk bei Phoenix im US-Bundesstaat Arizona gewonnen. Anfang 2024 soll es in Betrieb gehen. Um in der neuen Fabrik bis zum Jahr 2026 Chips mit Strukturgrößen von 3 Nanometern herstellen zu können, wollen die Taiwanesen ihre Investitionen in neue Chipfabriken in den USA inzwischen auf 40 Milliarden Dollar (US$) erhöhen - drei Mal so viel wie ursprünglich angekündigt.

Auf Großkunden hofft auch Samsung: Die neue Fabrik der Koreaner bei Austin, Texas, dürfte rund ein halbes Jahr nach der von TSMC bei Phoenix starten. Es ist davon auszugehen, dass auch Samsung in dem neuen US-Werk Chips auf Drei-Nanometer-Basis fertigen will. Großabnehmer könnten unter anderem IBM, Qualcomm und Tesla sein.

Industriepolitik mit Zuckerbrot und Peitsche

Ebenso wie andere Halbleiterriesen, die in den USA investieren, setzen Samsung und TSMC auf Fördermittel aus dem US Chips Act. Im Rahmen dieses Gesetzes stellen die USA 52 Milliarden US$ für die Ansiedlung von Chipfabriken und speziellen Forschungszentren im Land bereit. Hinzu kommen Fördergelder der US-Bundesstaaten, in denen die neuen Werke entstehen.

Parallel dazu haben die USA ihre Handelsbeschränkungen gegenüber China weiter verschärft. Die Ausfuhrkontrollen beziehen sich auf eine Reihe technologischer Güter, darunter bestimmte fortschrittliche Halbleiterchips. Die Maßnahmen wirken sich nicht nur auf heimische Exporteure aus, sondern auf alle Unternehmen mit US-Beziehungen, die in China tätig sind. Einige betroffene Firmen mit Hauptsitz in Europa haben laut Pressemeldungen bereits ihre US-Niederlassungen angewiesen, chinesische Kunden nicht mehr zu bedienen.

Ansiedlungspolitik von US-Präsident Joe Biden zahlt sich aus

Die Kombination aus Finanzhilfen und Strafandrohungen wirkt. So haben zum Beispiel auch GlobalFoundries und Texas Instruments Milliardeninvestitionen in neue Werke angekündigt. Intel will in den nächsten drei Jahren vier neue Speicherchipfabriken eröffnen, jeweils zwei in Arizona und Ohio. Die Gesamtinvestition könne innerhalb von zehn Jahren auf bis zu 100 Milliarden US$ und insgesamt acht Fabriken aufgestockt werden, ließ Intel bereits vor knapp einem Jahr verlauten. Diese gewaltige Summe, allerdings im Laufe von 20 Jahren, will auch US-Konkurrent Micron Technology in einen Produktionskomplex für Chips im US-Bundesstaat New York investieren. Die Bauarbeiten dafür sollen Anfang 2024 beginnen.

Das Gros der neuen Produktionsstätten entsteht in den US-Bundesstaaten Arizona, New York, Ohio und Texas. Viele Zulieferer folgen den Halbleitergiganten an die neuen Standorte. Das derzeit größte Vorhaben stemmt GlobalWafers: Das taiwanesische Techunternehmen will ein riesiges Waferwerk in Texas hochziehen, in der Nähe der neuen Chipfabriken von Samsung und Texas Instruments. GlobalWafers will aber auch andere Chipfertiger in den USA beliefern, darunter Globalfoundries, Intel und TSMC.

Zunehmende geopolitische Spannungen fordern ihren Tribut

Waren elektronische Bauelemente durch Lieferkettenunterbrechungen im Zuge der Coronakrise zur Mangelware geworden, sitzen Gerätehersteller, die Chips verbauen, inzwischen auf hohen Lagerbeständen. Diese wollen sie erst abbauen, bevor sie wieder neue Aufträge vergeben. Einige Chipproduzenten kürzen daher die Kapazitäten. Knapp sind laut einzelnen Medienberichten nur noch einige Spezialchips.

Obwohl die Halbleiterindustrie in den letzten Monaten deutlich konjunkturellen Gegenwind spürt, investiert sie weiterhin kräftig. Denn bis die ersten neuen Chipfabriken in einigen Jahren produktionsbereit sind, könnte wieder eine neue Aufschwungphase da sein.

Viel wichtiger ist aber, dass es dabei um politische Ziele geht: Im Zuge der geopolitischen Spannungen zwischen den USA und China sowie auch Taiwan und China verlagern TSMC, Samsung und andere ihre Produktion näher heran an ihre Kunden - mit erheblichem staatlichem Wohlwollen der Gastländer im Rücken. Dass die Chipherstellung in den USA rund doppelt so teuer werden könnte wie zum Beispiel in Taiwan, spielt daher nur eine untergeordnete Rolle.

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