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Branchenanalyse | Türkei | Bauwirtschaft

Der Wiederaufbau steht im Fokus der Baubranche

Die Bauwirtschaft konzentriert sich auf den Wiederaufbau nach den Erdbeben im Südosten und den Wandel der Risikogebiete. Hohe Baukosten und Finanzierungschwierigkeiten bleiben.

Von Katrin Pasvantis | Istanbul

Ausblick der Bauwirtschaft in der Türkei

  • Wachstumsimpulse gehen vom Wiederaufbau der Erdbebengebiete und dem Städtischen Transformationsprogramm aus.
  • Finanzierungsschwierigkeiten begrenzen die Umsetzung von Projekten. 
  • Infrastrukturprojekte sind durch Sparmaßnahmen erneut auf dem Prüfstand.

Anmerkung: Einschätzung der Autorin für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: April 2024.

  • Hochbau: Marktlage und Marktentwicklung

    Die Baubranche hofft auf ein Wachstum. Finanzierungsschwierigkeiten und hohe Baukosten trüben die Aussichten.

    Der Wiederaufbau im Erdbebengebiet und das Städtische Transformationsprogramm bleiben die wichtigsten Wachstumstreiber. Der türkische Fachverband der Baustoffhersteller İMSAD prognostiziert 5 Prozent Wachstum für die Baubranche im Jahr 2024. Das Beratungsunternehmen KPMG hingegen erwartet nur einen Anstieg zwischen 3,5 und 4,1 Prozent. Hohe Finanzierungs- und Baukosten, insbesondere durch Lohnsteigerungen, dämpfen die Nachfrage. Im Jahr 2023 verzeichnete die Branche ein reales Wachstum von 7,8 Prozent.

    Derzeit haben private Bauherren und Investoren Schwierigkeiten, an Kredite zu gelangen. Dies verzögert Projekte und führt zu eingeschränkten Aktivitäten im Bauwesen. Seit Juni 2023 verfolgt die Zentralbank eine restriktive Geldpolitik, um die ausufernde Inflation einzudämmen. Sie hat den Leitzins bis März 2024 schrittweise von 8,5 auf 50 Prozent erhöht und weitere Maßnahmen ergriffen, um die Kreditvergabe zu begrenzen. 

    Wiederaufbau und Vorsorge prägen den Wohnungsbau

    Regierung und Kommunen treiben den Wiederaufbau der Erdbebenregion in der südöstlichen Türkei voran. Dafür stehen den Kommunen umgerechnet 1,6 Milliarden Euro an Zuschüssen über die İLBANK für Infrastrukturprojekte wie Trink-, Abwasser und Kläranlagen zur Verfügung. Ungefähr 6,5 Millionen Wohneinheiten gelten landesweit als besonders erdbebengefährdet, davon allein in Istanbul 1,5 Millionen. Bis Ende März 2024 wurden 78.000 Wohneinheiten fertiggestellt und bis zum Jahresende sollen weitere 122.000 folgen.

    Städtisches Transformationsprogramm (Kentsel Dönüsüm)

    Das 2012 gestartete Programm zur Sanierung erdbebengefährdeter Wohngebiete erfuhr durch die Erdbeben 2023 neue Aufmerksamkeit. Gefährdete Gebäude werden vom Staat abgerissen und neu gebaut (in der Regel über die türkische Wohnungsbaubehörde TOKI). Eine weitere Möglichkeit ist, dass die Eigentümer mit staatlicher Förderung Neubauten über private Baufirmen abwickeln und dabei vergünstigte Kredite, Garantien und einen reduzierten Mehrwertsteuersatz auf Bauaufträge nutzen können.

    Hoher Bedarf, aber es mangelt an Geld

    Finanzierungsprobleme haben zu einem starken Rückgang im privaten Wohnungsbau geführt, obwohl der Bedarf weiterhin hoch ist. Viele sehen Wohnimmobilien wegen der hohen Inflation und drohender Kursschwankungen der Lira als attraktive Anlageobjekte. Die Erdbeben 2023 treiben die Nachfrage ebenfalls an. Insbesondere im stark erdbebengefährdeten Istanbul planen viele Wohnungseigentümer den Abriss und Neubau ihrer Gebäude. Gleichzeitig suchen zahlreiche Mieter nach Wohnraum in neueren Gebäuden. Besonders risikobehaftet gelten Gebäude, die vor der Verschärfung der Baurichtlinien im Jahr 1999 errichtet wurden. 

    Baugenehmigungen für Wohngebäude Veränderung in Prozent

     

    2022

    2023

     Veränderung (2023/2022)

    Anzahl der Gebäude

    127.885

    138.270

    8,1

    Anzahl der Wohnungen

    697.596

    843.077

    20,9

    Fläche in (Tsd. m2)

    145.923

    165.826

    13,6

    Quelle: Türkisches Statistikamt TÜIK 2024

    Neubauten machten laut dem türkischen Statistikamt TÜIK 31 Prozent der gesamten Verkäufe aus. Der Wohnungsverkauf an Ausländer ging 2023 um deutliche 48 Prozent auf 35.005 Einheiten zurück. Dabei entfiel fast jeder dritte Verkauf auf Käufer aus Russland, gefolgt von Iran und Irak. Viele Immobilienkäufe aus dem Ausland dienen dem Erwerb der türkischen Staatsbürgerschaft.

    Megaprojekt im sozialen Wohnungsbau

    Im Rahmen des 12. Entwicklungsplans sollen bis Ende 2028 landesweit 500.000 Wohneinheiten für Personen mit niedrigem und mittlerem Einkommen gebaut werden. Die staatliche Wohnungsbaugesellschaft TOKİ ist für die Umsetzung des Projekts verantwortlich.

    Baugenehmigungen für SozialunterkünfteVeränderung in Prozent

     

    2022 

    2023 

    Veränderung (2023/2022) 

    Anzahl der Bauten

    229

    203

    -11,4

    Fläche in (Tsd. m2)

    949.312

    920.430

    -3,0

    Quelle: TÜIK 2024

    Gebäude für gewerbliche Zwecke sind gefragt

    Der Trend zur Rückkehr in die Büros hält an. Die Nachfrage nach hochwertigen Büroflächen in zentralen Geschäftsvierteln steigt. Laut dem Immobilienunternehmen Cushman & Wakefield übersteigt die Nachfrage das Angebot deutlich, auch aufgrund geringer Büroinvestitionen in den vergangenen Jahren.

    Die Leerstandsquote bei Büroflächen betrug Ende 2023 rund 10 Prozent, der niedrigste Wert der letzten neun Jahre. Der Gesamtbestand an Bürofläche belief sich auf 7,4 Millionen Quadratmeter. 

    Baugenehmigungen für Bürogebäude Veränderung in Prozent

     

    2022 

    2023 

    Veränderung (2023/2022) 

    Anzahl der Bauten

    3.238

    3.264

    0,8

    Fläche in (Tsd. m2)

    6.912

    8.040

    16,3

    Quelle: TÜIK 2024

    Nachfrage im Einzelhandel ist groß

    Einige Expansionspläne im Handel mussten mangels passendem Immobilienangebot aufgeschoben werden. Der Vermietungsstand in Einkaufszentren und -straßen ist hoch. Trotz hoher Inflation und sinkender Kaufkraft profitiert der Handel weiterhin von einem kräftigen Konsum und der Belebung des Tourismus. Ende des Jahres 2023 waren in der Türkei 1 Million Quadratmeter GLA (Gross Lease Area) in 36 Einkaufszentren im Bau.

    Geplante Anzahl von Einkaufszentren bis Ende 2025
     

    Aktiv

    Im Bau

    Gesamt

    Istanbul

    135

    14

    149

    Ankara

    44

    3

    47

    Restliche Türkei

    274

    19

    293

    Gesamt

    453

    36

    489

    Quelle: Value Solution Partners 2023

    Baugenehmigungen für Groß- und Einzelhandel Veränderung in Prozent

     

    2022 

    2023

    Veränderung (2023/2022) 

    Anzahl der Bauten

    2.622

    3.259

    24,3

    Fläche in (Tsd. m2)

    4.001

    5.240

    31,0

    Quelle: TÜIK 2024

    Hoher Bedarf an Lagermöglichkeiten

    Das Angebot an Lagerflächen kann kaum mit der Nachfrage Schritt halten. Laut Value Solution Partners waren 2023 rund 95 Prozent der Lagerflächen in Istanbul und Kocaeli belegt, hauptsächlich für die Industrie elektronischer Haushaltsgeräte (32 Prozent), den Einzelhandel (30 Prozent) und Internethandel (25 Prozent). Ende 2023 gab es insgesamt 11 Millionen Quadratmeter Lagerfläche, mit weiteren 480.000 Quadratmetern im Bau. Die Marmara Region, insbesondere die Provinzen Istanbul und Kocaeli, bleibt der wichtigste Logistikmarkt, doch die Nachfrage in nachgelagerten Regionen könnte aufgrund des knappen Angebots zunehmen.

    Baugenehmigungen für Industriebauten Veränderung in Prozent

     

    2022 

    2023

    Veränderung (2023/2022) 

    Anzahl der Bauten

    5.083

    4.899

    -3,6

    Fläche in (Tsd. m2)

    11.513

    13.553

    17,7

    Quelle: TÜIK 2024

     

    Erneuerungsbedarf bei Hotels erwartet

    Die Belegungsrate der Hotels blieb 2023 trotz steigender Besucherzahlen mit landesweit 59 Prozent (2022: 67 Prozent) unter den Erwartungen. Viele Besucher verkürzten wegen hoher Preisanstiege bei den Übernachtungen ihren Aufenthalt. Die Türkei zählte 57 Millionen Besucher. Besonders beliebte Ziele waren Istanbul und Antalya. 

    Etwa zwei Drittel der ausländischen Besucher kommen zur Erholung, aber Gesundheitstourismus und Einkaufsmöglichkeiten gewinnen an Bedeutung. Die Anzahl der Geschäftsreisen in die Türkei zieht weiter an. Ende 2023 gab es landesweit 20.991 Hotels mit insgesamt 941.279 Zimmern und fast 2 Millionen Betten. Bei vielen Hotels stehen in den nächsten Jahren Renovierungsarbeiten an.

    Baugenehmigungen für Hotels und ähnliche BautenVeränderung in Prozent

     

    2022

    2023

    Veränderung (2023/2022) 

    Anzahl der Bauten

    1.750

    1.205

    -31,1

    Fläche in (Tsd. m2)

    1.954

    2.087

    6,8

    Quelle: TÜIK 2024

    Lieber abreißen als renovieren

    Der Erneuerungsbedarf im Gebäudebestand in der Türkei ist hoch. Wohn- und Wirtschaftsbauten werden durchschnittlich nach 15 Jahren aus wirtschaftlichen oder technischen Gründen erneuerungsbedürftig, schätzt İMSAD. Jedoch wird tendenziell eher abgerissen und neu gebaut als renoviert. Eine Ausnahme sind Hotels, hier wird eher renoviert und saniert. İMSAD zufolge müssen Hotels in der Türkei etwa alle sieben Jahre erneuert werden, wodurch in den kommenden fünf bis zehn Jahren ein erheblicher Erneuerungsbedarf erwartet wird.

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

  • Hochbau: Nachhaltiges Bauen und Energieeffizienz

    Grünes Bauen ist in der Türkei ein kleines, aber wachsendes Segment. Immer mehr Projektträger verfolgen in den Städten grüne Konzepte.

    Mit dem steigenden Interesse an Nachhaltigkeit und Umweltschutz rückt das ökologische Bauen verstärkt in den Fokus. Mit dieser Entwicklung steigt auch die Nachfrage nach innovativen Baustoffen, Technologien und Dienstleistungen, die darauf abzielen, Gebäude energieeffizient und umweltorientiert umzugestalten. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf zentral- oder ferngesteuerten intelligenten Systemen, die eine effiziente Klimatisierung und Beleuchtung der Räume bei minimalem Stromverbrauch ermöglichen.

    Internationale Standards sind verbreitet

    Anfang April 2024 waren in der Türkei 565 Projekte nach LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) des US Green Building Council (USGBC) zertifiziert sowie 54 Projekte mit dem britischen Nachhaltigkeitszertifikat BREEAM (Building Research Establishment Environmental Assessment Method). Außerdem hat das türkische Ministerium für Umwelt, Urbanisierung und Klimawandel das nationale Bewertungs- und Zertifizierungssystem YeS-TR für umweltorientierte Gebäude und Siedlungen eingeführt (neueste Fassung Amtsblatt Ausgabe 31864).

    Türkei verschärft Vorschriften zur Energieeffizienz 

    Seit dem 1. Januar 2020 benötigen alle Wohnungen in der Türkei einen Energiepassder für den Verkauf unerlässlich ist. Öffentliche Gebäude mussten gemäß präsidialem Rundschreiben Nr. 2019/18 vom 15. August 2019 ihren Energieverbrauch zwischen 2020 und 2023 um mindestens 15 Prozent senken, sofern sie eine Fläche von über 10.000 Quadratmetern und einen Energieverbrauch von 250 Tonnen Rohöläquivalent aufweisen. 

    Die Verordnung wurde am 19. Februar 2022 im Amtsblatt Nr. 31755 um Anforderungen für sogenannte Niedrigenergiegebäude (nSEB, "near Zero Energy Building") ergänzt, die eine hohe Energieeffizienz und einen bestimmten Anteil erneuerbarer Energien aufweisen müssen.

    Seit dem 1. Januar 2023 müssen öffentliche Gebäude mit einer Gesamtfläche von über 5.000 Quadratmetern den Anforderungen für Niedrigenergiegebäude (nSEB) entsprechen. Ab dem 1. Januar 2025 gelten diese Bedingungen bereits für Gebäude ab 2.000 Quadratmetern. Niedrigenergiegebäude müssen mindestens die Energieklasse B erreichen und mindestens 5 Prozent ihres Energiebedarfs aus erneuerbaren Energien decken, ab 2025 sogar mindestens 10 Prozent. Das Energieeffizienzgesetz wurde im Amtsblatt Nr. 5627 vom 18. April 2007 veröffentlicht. 

    Großteil der Gebäude ist noch ungedämmt

    Die Wärmedämmung älterer Gebäude in der Türkei ist oft unzureichend und das Einsparpotenzial für Energie hoch. Etwa 80 Prozent der Gebäude haben keine Wärmedämmung, schätzt Emrullah Eruslu, Vorstandsvorsitzender des türkischen Verbandes der Wärme-, Wasser-, Schall- und Brandschutzisolierer, İZODER. Expandiertes Polystyrol wird in der Türkei am häufigsten zur Wärmedämmung verwendet. 

    Die gesetzlichen Vorgaben und zahlreiche Energieeinsparungsprojekte treiben die Nachfrage nach Materialien zur Wärmeisolation und gebäudebezogenen Verkleidungen voran. Der Einsatz von beschichteten Isolierglaseinheiten und Fenstern mit verbesserten Wärmedämmwerten wird ebenfalls zunehmen. Die hohen Energiekosten begünstigen die Nachfrage zusätzlich. 

    Seit Juni 2022 sind staatlich geförderte Kredite für Maßnahmen zur Wärmedämmung verfügbar. Weitere Informationen zu den Krediten geben die Fachverbände İZODER, EPSDER sowie das türkische Ministerium für Energie und natürliche Ressourcen.

    Der Energieverbrauch verbessert sich, ist aber weiterhin hoch

    In der Türkei liegt der jährliche Energieverbrauch von Gebäuden bei 120 bis 150 Kilowatt pro Quadratmeter für Heizung und Kühlung, schätzt Eruslu. Neue Gebäude nach dem überarbeiteten nSEB-Konzept ab 2025, werden Energie im Bereich von 100 bis 120 Kilowatt verbrauchen. Dies ist immer noch drei bis fünfmal höher als in vielen Industrieländern, in denen laut Eruslu, Gebäude mit einem Energieverbrauch von 30 bis 50 Kilowatt geplant und gebaut werden.

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

  • Hochbau: Marktchancen für deutsche Produkte und Dienstleistungen

    Lokale Baufirmen sind stark aufgestellt, die Kunden preisbewusst. Deutsche Unternehmen haben insbesondere dann Chancen, wenn Qualität und Technologie gefragt sind. 

    Waren und Dienstleistungen "Made in Germany" sind in der Türkei für ihre hohe Qualität und moderne Technologie bekannt, jedoch auch für ihren höheren Preis. Die Bereitschaft, diesen Preis zu zahlen, ist begrenzt, die Konkurrenz ist stark. Marktchancen ergeben sich besonders in Bereichen, in denen Technologie und Qualität im Vordergrund stehen und der Preis eine untergeordnete Rolle spielt. Auch bei Nischenprodukten können sich Marktchancen ergeben. Im Innenausbau sind deutsche Produkte, insbesondere in eher technischen Bereichen wie Küchen und Bädern, gefragt. Einige deutsche Unternehmen fertigen in der Türkei und bedienen sowohl den lokalen Markt als auch den Export.

    Die Schwäche der türkischen Lira gegenüber dem Euro und US-Dollar verteuert die Lieferungen sowie die Bau- und Beratungsleistungen ausländischer Anbieter im Vergleich zur inländischen Konkurrenz. Die weitere Entwicklung des Wechselkurses der Lira beeinflusst daher auch die Wettbewerbssituation der Anbieter aus Euro-Ländern wie Deutschland. Aufgrund zahlreicher nicht planmäßig umgesetzter Projekte hat sich zudem der Wettbewerb um die verbleibenden Aufträge verschärft.

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

  • Hochbau: Projekte

    Es werden weniger neue Projekte angekündigt. Dennoch sind einige Großvorhaben der Industrie in der Pipeline.

    Ausgewählte Großprojekte im türkischen Hochbau in Planung; Investitionen in Millionen US-Dollar

    Vorhaben

    Investitionssumme  

    Projektstand 

    Anmerkung

    Schulprojekt zum Katastrophenrisikomanagement

    300

    Geplante Ausschreibung: Oktober 2025; geplante Fertigstellung: Dezember 2028

    Privater Entwickler

    Luxus Residenzbau in Sapanca

    130

    Geplante Ausschreibung: April 2025; geplante Fertigstellung: Januar 2026

    Privater Entwickler

    Hotelbau in Mersin

    120

    Geplante Ausschreibung: Oktober 2025; geplante Fertigstellung: März 2028

    Privater Entwickler

    Stadtkrankenhaus Bolu

    35

    Geplante Ausschreibung: Juni 2025; geplante Fertigstellung: Dezember 2027

    Türkisches Gesundheitsministerium

    Quelle: Meed Projects 2024; Pressemeldungen 2024

    Weitere Informationen zu Projekten finden Sie in der GTAI-Datenbank "Entwicklungsprojekte".

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

  • Tiefbau: Marktlage und -entwicklung

    Im Infrastrukturbau werden Vorhaben wegen Sparmaßnahmen auf den Prüfstand gestellt. Eisenbahnprojekten wird Priorität eingeräumt.

    In der Türkei werden im Jahr 2024 weniger finanzielle Mittel für öffentliche Investitionen bereitstehen. Finanzminister Mehmet Şimşek hat im Zuge der restriktiveren Geldpolitik öffentliche Budgets gekürzt. Geplante Infrastrukturvorhaben werden verschoben oder gestrichen, wenn sie nicht als zwingend erforderlich erachtet werden. Es könnten auch finanzielle Engpässe bei laufenden Projekten auftreten. Neue, als prioritär erachteten Vorhaben, geraten in den Vordergrund.

    Mitte Januar wurde das staatliche Investitionsprogramm für 2024 vorgestellt, das die bewilligten Projekte auflistet. In diesem Jahr sollen Vorhaben im Wert von umgerechnet 210 Milliarden Euro umgesetzt werden, für die öffentliche Mittel im Wert von voraussichtlich knapp 49 Milliarden Euro bereitgestellt werden. 

    Finanzierungsprobleme und die Volatilität der türkischen Lira wirken sich nach wie vor negativ auf Privatisierungsvorhaben und BOT-Betreiber-Projekte (Build-Operate-Transfer) aus. Vorhaben verzögern sich aufgrund mangelnder geeigneter Angebote und Ausschreibungen müssen teilweise mehrfach verschoben werden. Die gestiegenen Baukosten führen dazu, dass Projekte oft mit hoher Verschuldung abgeschlossen werden. Zudem zwingen Wechselkursschwankungen Unternehmen häufig, ihre Rentabilitätsrechnungen anzupassen.

    Eisenbahnprojekte stehen oben auf der Agenda

    Die Umsetzung von Schienenprojekten für den Güter- und Personenverkehr zählt zu den neuen Prioritäten der Regierung. Für dieses Jahr sind umgerechnet rund 9 Milliarden Euro für Projekte vorgesehen, was einem Anstieg von 162 Prozent im Vergleich zu 2023 entspricht. Dabei sind 790 Millionen Euro für das Eisenbahnprojekt Ankara-Izmir, 468 Millionen Euro für das Eisenbahnprojekt Mersin-Adana-Osmaniye-Gaziantep und 408 Millionen Euro für die Hochgeschwindigkeitsstrecke Halkalı-Kapıkule vorgesehen.

    Das türkische Eisenbahnnetz soll bis 2053 von 13.000 Kilometern auf 28.000 Kilometer ausgebaut werden. Die türkische Eisenbahngesellschaft TCDD (Türkiye Cumhuriyeti Devlet Demiryollari) will ein landesweites Hochgeschwindigkeitsnetz aufbauen, das auch noch über die nächsten Jahre hohe Investitionen erfordern würde. Viele Schienenprojekte hingen bislang jedoch im Planungsstadium fest. Dies könnte sich nun mit dem neuen Vorstoß der Regierung ändern.

    Zahlreiche Großstädte haben zudem den Ausbau ihrer Metrolinien auf der Agenda. Die fahrerlose Metrolinie Gar-Düztepe-Hospital in Gaziantep wurde mit umgerechnet 431 Millionen Euro in den Investitionsplan 2024 aufgenommen. Istanbul erhielt keine Unterstützung für die Straßenbahnlinie Bayrampaşa-Eyüpsultan und die Metrolinie Sefaköy-Beylikdüzü. Izmir bekam für die U-Bahnlinie Halkapınar-Otogar symbolische 86 Euro und für das Eisenbahnprojekt Kiraz-Odemiş 29 Euro. 

    Wasser- und Abwasserprojekte verzögern sich häufig

    Zahlreiche Dämme zur Trinkwasserversorgung und Kläranlagen sind landesweit in Planung. Allerdings treten häufig Verzögerungen auf. Die Designarbeiten für den Sapur Damm in der Bitlis Provinz, die mehrfach verschoben wurden, sollen nun abgeschlossen sein. Die Vergabe des Auftrags für den Bau des Damms ist für Mitte 2024 geplant (100 Millionen US-Dollar; EPC, FEED: Akarsu Mühendislik).

    Für die Trinkwasserversorgung- und Abwasserentsorgung sind kommunale Versorgungsunternehmen, wie ISKI in Istanbul, ASKI in Ankara und BUSKI in Bursa, die wichtigsten Projektträger. Bei landwirtschaftlicher Bewässerung und der Trinkwasserversorgung der Großstädte ist die staatliche Generaldirektion für Wasserwirtschaft DSI (Devlet Su Isleri Genel Müdürlügü) der größte Projektträger. Im Investitionsplan 2024 stehen knapp 3 Milliarden Euro für Vorhaben im landwirtschaftlichen Sektor bereit, insbesondere zur Bewässerung.

    Hohe Investitionen in Energie

    Rund 2 Milliarden Euro stehen für Projekte in der Energiebranche und 3 Milliarden Euro für Bergbauprojekte bereit. Weitere fast 3 Milliarden Euro sollen in die Entwicklung der Erdgas- und Erdölproduktion fließen, insbesondere in das Sakarya Gasfeld. Außerdem werden zukünftig beträchtliche Mittel in Erdgasspeicher und Stromübertragungsnetze investiert.

    Energiepolitische Ziele der türkischen Regierung

    Indikator

    2022 *)

    2023 *)

    2028

    Primäre Energienachfrage (in 1.000 t Erdöläquivalent)

    159.500

    163.350

    190.000

    Elektrizitätsnachfrage (in Mrd. kWh)

    331

    325

    430

    Primärer Energieverbrauch pro Einwohner (in t Erdöläquivalent)

    1,8

    1,9

    2,0

    Elektrizitätsverbrauch pro Einwohner (in kWh/Person)

    3.883

    3.780

    4.700

    Anteil des Erdgases an der Elektrizitätserzeugung (in %)

    22,9

    23,0

    15,0

    Anteil der erneuerbaren Energien an der Elektrizitätserzeugung (in %)

    42,4

    40,0

    50,0

    Elektrizitätserzeugung aus lokalen Energiequellen (in Mrd. kWh)

    190,4

    176,0

    270,0

    Installiert Kraftwerkskapazitäten (in MW)

    103.809

    106.800

    136.000

    * Bei den Daten handelt es sich mit Ausnahme der Angaben zur installierten Stromkapazität um Schätzungen.Quelle: Türkischer Fünfjahresplan 2024 bis 2028, Ministerium für Energie und natürliche Ressourcen 2023

    Starker Ausbau erneuerbarer Energien geplant

    Im Januar 2023 veröffentlichte die Türkei ihren Nationalen Energieplan und ihre WasserstoffstrategieBis zum Jahr 2053 möchte die Türkei zudem ihre Emissionen auf "Netto-Null" reduzieren. Außerdem soll die Importabhängigkeit bei Energieträgern durch Investitionen in Atomkraft, erneuerbare Energien und Kohlekraft reduziert werden.

    Nationaler Energieplan 2035 der türkischen RegierungInstallierte Kapazität in Gigawatt
     

    2021 (Ist)

    2035 (Plan)

    Insgesamt

    99,9

    189,7

    Erneuerbare Energien

    49,9

    117,6

      Solar

    7,8

    52,9

      Wind

    10,6

    29,6

      Wasser

    31,5

    35,1

    Atomkraft

    0

    7,2

    Erdgas

    25,9

    35,5

    Kohle

    20,5

    24,3

    Quelle: Nationaler Energieplan (Türkiye Ulusal Enerji Planı), Ministerium für Energie und natürliche Ressourcen 2023

    Die Türkei plant, die Stromerzeugung durch erneuerbare Energien, insbesondere Wind und Solar, mit Hilfe des Privatsektors pro Jahr um etwa 5.000 Megawattstunden auszubauen. Allerdings treten bei der Vergabe und Umsetzung der Projekte häufig Verzögerungen auf und einige Vorhaben mussten in der Vergangenheit neu ausgeschrieben werden.

    Ziele der türkischen Wasserstoffstrategie 2035

    • Senkung der Produktionskosten auf unter 2,4 US-Dollar pro Kilogramm Wasserstoff bis 2035 und unter 1,2 US-Dollar pro Kilogramm Wasserstoff bis 2053
    • Ausbau der Wasserstoff-Elektrolyseure-Kapazitäten von 2 Gigawatt im Jahr 2030 über 5 Gigawatt 2035 bis auf 70 Gigawatt 2053

    Pilotprojekte zur Erzeugung grünen Wasserstoffs sind bereits in Gang. Mit Deutschland besteht eine Energiepartnerschaft. Auch bei grünem Wasserstoff könnten sich Möglichkeiten für gemeinsame Projekte ergeben.

    Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung ist ein bedeutender Kreditgeber für Projekte in der türkischen Energiebranche und beteiligt sich auch an Unternehmen im Land.

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

  • Tiefbau: Marktchancen für deutsche Unternehmen

    Ausländische Unternehmen kommen bei anspruchsvollen Großprojekten als Konsortialpartner oder als Zulieferer von Technologien zum Zug.  

    Mittel- bis langfristig sind hohe Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur und den Ausbau der Stromversorgung geplant. Die Finanzierung öffentlicher Projekte bleibt jedoch eine Herausforderung, da die Haushaltsmittel begrenzt sind. Die schwache Lira und steigende Zinsen bei Auslandskrediten erhöhen die Finanzierungskosten weiter. Das Risiko, dass Projekte ins Stocken geraten oder nicht umgesetzt werden, ist bei Vorhaben mit hohem Finanzierungsbedarf besonders hoch. Marktchancen können sich daher auch besonders für Unternehmen ergeben, die Finanzierungslösungen über Public Private Partnership (PPP) anbieten können. Häufig werden Projekte nach dem Build-Operate-Transfer-Modell ausgeschrieben. Technische Lösungen mit kurzen Amortisationszeiten sind wegen der Finanzierungsschwierigkeiten ebenfalls gefragt.

    Deutsche Technologien und Dienstleistungen haben einen exzellenten Ruf, aber die Bereitschaft, höhere Preise für Qualität zu zahlen, ist gering. Dazu kommt die große Konkurrenz auf dem Markt. Die derzeitige Währungsschwäche der türkischen Lira stellt einen zusätzlichen Preisnachteil für deutsche Produkte dar. Marktchancen für deutsche Unternehmen ergeben sich insbesondere dann, wenn Technologie und Qualität im Vordergrund stehen, etwa bei anspruchsvollen Großprojekten, bei denen deutsche Unternehmen als Technologielieferanten, Konsortialpartner oder Subunternehmer auftreten können.

    Staatliche Bauprojekte von bestimmter Größe werden üblicherweise international ausgeschrieben. Einheimischen Bietern wird bei öffentlichen Ausschreibungen in der Regel ein Preisvorteil von 15 Prozent gewährt. Deshalb dominieren türkische Unternehmen den Markt über fast alle Segmente hinweg.

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

  • Tiefbau: Projekte

    Große Infrastrukturprojekte in den Bereichen Transport und Energie stehen auf der Agenda.

    Ausgewählte Großprojekte im türkischen InfrastrukturbauInvestitionen in Milliarden US-Dollar

    Vorhaben

    Investitionssumme

    Projektstand

    Anmerkung

    Kanal Istanbul

    20,0

    Im Bau; staatliche Förderung; geplante Ausschreibung: November 2025; geplante Fertigstellung: Dezember 2027

    Ministerium für Verkehr und Infrastruktur

    Kernkraftwerk Sinop

    5,0

    In Planung; staatliche Förderung; geplante Ausschreibung: November 2025; geplante Fertigstellung: Juni 2029

    Türkisches Elektrizitätswerk

    Dreistöckiger Tunnel unter dem Bosporus

    3,5

    In Planung; staatliche Förderung; geplante Ausschreibung: März 2025; geplante Fertigstellung: Dezember 2027

    Ministerium für Verkehr und Infrastruktur

     Kars-Nachitschewan-Iran Eisenbahnstrecke

    2,5

    In Planung; staatliche Förderung; geplante Ausschreibung: April 2025; geplante Fertigstellung: Dezember 2027

    Türkische Staatsbahn

     

    Petrochemische Anlage in Hatay

    1,9

    In Planung; staatliche Förderung; geplante Ausschreibung: September 2025; geplante Fertigstellung: Dezember 2027

    Privater Anbieter

     

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2024; Pressemeldungen 2024

    Weitere Informationen zu Projekten finden Sie in der GTAI-Datenbank "Entwicklungsprojekte".

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

  • Wettbewerbssituation und Geschäftspraxis

    Die türkischen Bauunternehmen sind im In- und Ausland gut aufgestellt. Ausländische Firmen erbringen nur knapp 20 Prozent der Bauleistungen in der Türkei.

    Türkische Bauunternehmen dominieren den lokalen Markt. Eine aktuelle Angabe zum Marktvolumen für Bauausrüstungen und -leistungen in der Türkei liegt nicht vor. Die Branche machte im Jahr 2023 ganze 5,6 Prozent in der Entstehung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) des Landes aus. Damit konnte die Baubranche einen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr (2022: 4,3 Prozent des BIP) verzeichnen. 

    Groß im Auslandsbau...

    Die Stärke der türkischen Bauunternehmen zeigt sich auch an ihrer internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Sie haben sich zu einer festen Größe im weltweiten Baugeschäft entwickelt. Heute setzen sie das meiste Projektvolumen in den GUS und im europäischen Raum um. Ihr Schwerpunkt liegt traditionell im Infrastrukturbau, einschließlich Verkehrsprojekten wie Schiene und Flughäfen sowie in der Energiebranche. Sie realisieren auch bedeutende Wohnungsbauprojekte.

    Ganze 40 türkische Baukonzerne sind auf der Top-250-Liste des US-Fachmagazins Engineering News Record, die Ende August 2023 veröffentlicht wurde. Dabei orientiert sich das Ranking an den Auslandsumsätzen im Jahr 2022. Die Türkei belegt damit, wie im Vorjahr, den zweiten Platz hinter der Volksrepublik China (81) und vor den USA (39). Die 40 türkischen Unternehmen setzten insgesamt rund 19 Milliarden US-Dollar (US$) im Jahr 2022 im Ausland um. Die zehn bestplatzierten türkischen Baukonzerne im Ranking waren Rönesans, Limak, Enka, Yapi Merkezi, Ant Yapi, Esta Insaat, Tekfen, Calik Enerji, Cengiz und TAV. 

    Im Jahr 2023 konnten die türkischen Bauunternehmen das Auslandsgeschäft deutlich ausbauen. Dem türkischen Verband der Bauunternehmer TMB zufolge setzen sie neue Projekte mit einem Gesamtwert von 27 Milliarden US$ um. Das größte neue Projektvolumen wurde in Russland umgesetzt, gefolgt von Rumänien, Turkmenistan, Saudi-Arabien und Irak.

    ...auch bei technischen Beratungsdienstleistungen

    Türkische Unternehmen führten laut TMB im Jahr 2023 technische Consulting-Dienste für Projekte im Ausland im Wert von 233 Millionen US$ aus (2022: 263 Millionen US$). Traditionell sind die GUS sowie der Mittlere und Nahe Osten wichtige Auslandsmärkte für technische Beratungsdienstleister, ähnlich wie bei den Baukonzernen. In den kommenden Jahren sieht TMB besonders hohes Wachstumspotenzial in Saudi-Arabien.

    Ende August 2023 wurden sieben türkische Ingenieurbüros in die von ENR erstellte Liste „Top 225 International Design Firms“ für ihre Leistungen im Auslandsgeschäft im Jahr 2022 aufgenommen. Diese Unternehmen sind NKY Architecture Engineering (Platz 91), Proyapi Engineering (138), Temelsu International Engineering (161), Yüksel Proje (162), Euro Consult for Engineering Consultancy (180), Dolsar Engineering (185) und Tekfen Engineering (205).

    Große staatliche Bauprojekte werden international ausgeschrieben 

    Die Gesetze Nr. 4734 und Nr. 4735 aus dem Jahr 2003 sowie die entsprechenden Durchführungsverordnungen bilden die rechtlichen Grundlagen im öffentlichen Auftragsvergabewesen in der Türkei. In einem Regierungsrundschreiben 2020 hat die Regierung Covid-19 als höhere Gewalteinwirkung bei öffentlichen Aufträgen im Rahmen des Vergabegesetzes Nr. 4734 definiert.

    Staatliche Bauprojekte ab einer bestimmten Größenordnung werden gewöhnlich international ausgeschrieben. Diese Ausschreibungen werden im Staatsanzeiger Resmi Gazete und teilweise auch in anderen Presseorganen veröffentlicht. Bei Großprojekten kann vorher ein Präqualifizierungsverfahren durchgeführt werden. Oberste Aufsichtsbehörde ist die Anstalt für öffentliche Ausschreibungen KIK (Kamu Ihale Kurumu).

    Elektronisches Vergabeportal für öffentliche Projekte

    Seit dem 19. Juni 2018 müssen alle staatlichen Vergaben und Ausschreibungen für die Beschaffung von Waren und Dienstleistungen gemäß Gesetz Nr. 4734 durch das neue elektronische Vergabeportal EKAP abgewickelt werden.

    Die Angebotsabgabe und öffentliche Mitteilungen erfolgen über das EKAP-Portal. Zur Nutzung des elektronischen Systems bedarf es einer vorherigen Registrierung. Juristische und natürliche Personen, die bei EKAP registriert sind, können Unterlagen für Ausschreibungen und Vergaben mit einer E-Signatur herunterladen. In Verbindung mit dieser Regelung veröffentlichte die Aufsichtsbehörde KIK im Staatsanzeiger Nr. 39716 vom 16. März 2019 eine detaillierte Durchführungsverordnung für Vertragsunternehmen im Bauwesen, die am 1. Juni 2019 in Kraft trat. 

    Für eine erfolgreiche Teilnahme an einem Bieterverfahren ist eine frühzeitige Beschaffung von Informationen vor der offiziellen Ausschreibung ratsam. Die Vergabe von Beratungsaufträgen und Machbarkeitsstudien können erste Hinweise geben, ob eine Teilnahme sinnvoll ist. Die Auftragsvergabe verläuft nicht immer transparent. Oft entscheiden die richtigen Kontakte über den Erhalt des Zuschlags. Die Kooperation mit lokalen Partnern kann in vielen Fällen hilfreich sein.

    Preisvorteil für einheimische Bieter

    Nach einem Regierungsrundschreiben wird einheimischen Bietern bei öffentlichen Ausschreibungen gewöhnlich ein Preisvorteil von 15 Prozent gewährt, unter der Bedingung, dass die in der Ausschreibung verlangten technischen Voraussetzungen erfüllt werden. Die Wertschöpfungskette von der Entwicklung, Planung, dem Bau bis hin zum Vertrieb wird daher von türkischen Unternehmen dominiert.

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

  • Zulieferprodukte: Marktlage

    Die Baustoffhersteller blicken auf ein schwieriges aber durchaus erfolgreiches Jahr zurück. Viele Herausforderungen dürften 2024 bestehen bleiben.

    Der Fachverband der türkischen Baustoffproduzenten İMSAD prognostiziert für 2024 ein reales Wachstum des Bausektors von bis zu 5 Prozent, das auch die Inlandsnachfrage nach Baumaterialien antreiben wird. Damit bleibt der Inlandsmarkt 2024 der Haupttreiber für das Wachstum der türkischen Baustoffindustrie. Schon 2023 wuchs die Baustoffindustrie um 5,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, vor allem aufgrund einer deutlichen Zunahme der Inlandsnachfrage durch den Wiederaufbau der Erdbebengebiete und die städtische Transformation. Dieser Trend dürfte sich auch im Jahr 2024 fortsetzen. 

    Die Exporte von Baumaterialien sanken jedoch im Jahr 2023 um 13 Prozent auf 29 Milliarden US-Dollar (US$). İMSAD erwartet, dass eine schwache Entwicklung der Bauwirtschaft in wichtigen Auslandsmärkten die Exporte weiterhin begrenzen wird. Die Importe stiegen im letzten Jahr um 8 Prozent auf 11 Milliarden US$. Das Importwachstum könnte sich 2024 durch eine schwächere Wirtschaftsentwicklung in der Türkei und eine restriktivere Geldpolitik verlangsamen.

    Die Baukosten stiegen zu Beginn des neuen Jahres vor allem aufgrund sprunghaft gestiegener Arbeitskosten an. Im Januar 2024 lagen die Baukosten 68 Prozent über dem Vorjahresmonat und 16 Prozent höher als im Dezember 2023. 

    Türkische Produktion von Baustoffen und Bauzulieferprodukten Veränderung in Prozent

    Baustoff

    Veränderung (2023/2022)

    Keramische Beschichtungsmaterialien

    -12,0

    Baumaterialien aus Kunststoff

    13,5

    Elektrische Beleuchtungsgeräte

    12,1

    Baufarben und Lacke

    5,4

    Sanitärkeramik

    -6,3

    Kombiniertes Parkett und Bodenbelag

    -4,7

    Flachglas und Isolierglas (Bauglas)

    -12,1

    Holzbaustoffe

    20,2

    Stangen und Profile aus Eisen und Stahl

    12,2

    Verarbeitete Steine (Marmor und Granit)

    -3,1

    Metallstruktur und Konstruktionsteile

    29,7

    Türen und Fenster aus Metall

    27,7

    Kühl- und Lüftungsgeräte

    6,6

    Isolierte Kabel

    2,2

    Fertigbeton

    14,2

    Wasserhähne und Ventile

    6,2

    Zement

    4,0

    Betonprodukte

    0,5

    Schlösser

    5,6

    Heizkörper aus Eisen und Stahl

    -1,0

    Bauprodukte aus Eisen und Stahl

    -3,0

    Ziegel und Fliesen

    -1,3

    Quelle: Verband der Baustoffindustrie İMSAD 2024

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

  • Zulieferprodukte: Zement, Beton und Holz

    Die Zementindustrie ist stark aufgestellt. Sie deckt die Nachfrage des Inlandsmarkts ab und exportiert weltweit. Die Produktion von Holzbaustoffen schwankt stark.

    Die Zementproduktion verzeichnete 2023 einen Anstieg, der Absatz erreichte sogar ein 15-Jahres-Hoch. Grund dafür ist der große Bedarf für den Wiederaufbau im Erdbebengebiet und das Programm zur Städtischen Transformation in erdbebengefährdeten Gebieten. Der Fachverband der Zementproduzenten Türk Çimento erwartet für das Jahr 2024 keinen weiteren Anstieg des Inlandsabsatzes im Vergleich zum Vorjahr.

    Türkischer Zement ist weltweit gefragt

    Die Türkei ist laut Türk Çimento weltweit der fünftgrößte Zementproduzent und der zweitgrößte Exporteuer von Zement und Klinker. Die Zementkapazität beträgt 120 Millionen Tonnen. Insgesamt 77 Fabriken produzieren Zement, darunter 56 integrierte Fabriken und 21 Mahlwerke.

    Trotz dieser starken Position verzeichnete die Zementausfuhr laut Türk Çimento im Jahr 2023 einen Rückgang (-29 Prozent). Die USA waren 2022 İMSAD zufolge der wichtigste Abnehmermarkt in Bezug auf die Menge, angetrieben von umfangreichen Bauprojekten. Weitere bedeutende Exportziele waren Israel, Syrien, Côte d'Ivoire, Kanada, Italien, Belgien und Ghana. Die Ausfuhr von Klinker ging im Jahr 2023 sogar um 63 Prozent zurück. Die größten Exportländer für Klinker waren nach den letzten vorliegenden Daten im Jahr 2020 Ghana und Côte d'Ivoire.

    Großteil der Zementproduktion lokal verkauft

    Der Großteil der Zementfertigung geht jedoch nicht in den Export, sondern wird im Inland abgesetzt. Der private Wohnungsbau ist der wichtigste lokale Abnehmer für die Zementindustrie. Außerdem treiben Infrastrukturprojekte die Nachfrage an. Die größten regionalen Absatzmärkte sind die Marmara-Region (2023: 12 Millionen Tonnen) und Zentralanatolien (11 Millionen Tonnen). Die Inlandsnachfrage nach Zement wird hauptsächlich durch die heimische Produktion gedeckt. Zement wird nur in geringem Umfang importiert, vor allem in den Grenzregionen.

    Die Hersteller von Holzbaustoffen haben ihre Kapazitäten ausgebaut

    Die Türkei ist ein wichtiger Hersteller von Holzbaustoffen, die im In- und Ausland verkauft werden. Die Fertigung von Holzbaustoffen legte laut İMSAD im Jahr 2023 wertmäßig um 20 Prozent zu. Zwischen 2018 und 2020 bauten viele Holzhersteller İMSAD zufolge ihre Kapazitäten aus, wodurch sie ihre Exporte mengen- und wertmäßig steigern konnten. Die Anzahl der Unternehmen, die Holzbaustoffe produzieren, ist laut İMSAD in den letzten Jahren nur begrenzt gestiegen.

    Produktion von Baustoffen aus Holz
     

    2020

    2021

    2022

    Anzahl Unternehmen 2022

    Faserplatten (in m²)

     

    602,2

    778,5

    840,8

    40

    Parkett und Paneele (in m³)

     

    160,0

    192,6

    217,6

    86

    Sperrholz, laminiertes Holzmaterial (in m³)

     

    1,9

    2,2

    2,4

    114

    Holzmaterial aus Bambus (in m³)

     

    134,4

    139,8

    154,4

    10

    Andere Tischlerprodukte (in Tsd. t)

     

    75,0

    103,8

    114,2

    53

    Betonformen (in Tsd. t)

     

    10,9

    12,7

    10,3

    5

    Fenster und Türen (in Mio. Stück)

     

    16,1

    15,4

    16,9

    466

    Quelle: Türkisches Statistikamt TÜİK 2023; Fachverband der Baustoffindustrie İMSAD 2023

    Einfuhren von Holzbaustoffen legen zu

    Die Ausfuhr von Holzbaustoffen legte 2022 wertmäßig um 19 Prozent auf 1,2 Milliarden US-Dollar (US$) zu, obwohl die Menge der Ausfuhren leicht zurückging. Zu den wichtigen Exportländern gemessen am Wert gehörten Irak, Marokko, Tunesien und Kanada. Die Einfuhr von Holzbaustoffen stieg im selben Jahr um 85 Prozent auf 231 Millionen US$. Die Türkei importierte Holzbaustoffe hauptsächlich aus Lettland, Russland, Rumänien und Deutschland.

    Importe von Küchen- und Badezimmerschränken aus Holz steigen

    Küchen- und Badezimmerschränke aus Holz sind in der Türkei traditionell weit verbreitet. Die Anzahl der Hersteller legte zuletzt zu. Die Exporte gingen im Jahr 2023 um 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 65 Millionen US$ zurück, während die Importe um 50 Prozent auf fast 13 Millionen US-Dollar zulegten.

    Produktion von Küchen- und Badezimmerschränken aus Holz

    Jahre

    2020

    2021

    2022

    Anzahl Unternehmen

    398

    410

    414

    Produktionsmenge (in Mio. Stück)

    2,6

    2,2

    2,3

    Quelle: İMSAD 2023

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

  • Zulieferprodukte: Glas, Fliesen und Sanitärprodukte

    Die lokalen Hersteller von Glas, Fliesen und Sanitär sind auf dem Inlandsmarkt stark positioniert.

    Die Türkei verfügt über eine bedeutende Produktion von Bauglas und ist auch im Export aktiv. Trotzdem bleibt die Importmenge von Bauglas erheblich. Aufgrund der begrenzten Anzahl von Marktteilnehmern werden Daten zum Wert der Inlandsproduktion in den meisten Segmenten nur eingeschränkt veröffentlicht. Laut dem Fachverband İMSAD ging die Produktion von Bauglas im Jahr 2023 um 1,7 Prozent zurück (Veränderung stets im Vorjahresvergleich). Gleichzeitig gingen die Ausfuhren um 4 Prozent auf 552 Millionen US-Dollar (US$) zurück. Mit Abstand wichtigstes Exportland im Jahr 2022 war Israel, gefolgt von Deutschland, den USA, Italien und Rumänien.

    Bauglasproduktion in der Türkei

    Produkt

    2019

    2020

    2021

    Anzahl Unternehmen *)

    Gehärtetes Sicherheitsglas (in Tsd. m²)

    34,3

    47,6

    55,7

    5

    Floatglas (in Tsd. m²)

    19,2

    k.A.

    k.A.

    8

    Mehrschichtiges Isolierglas (in Tsd. m²)

    13,9

    15,4

    19,0

    172

    Verbundsicherheitsglas (in Tsd. m²)

    6,2

    3,6

    4,6

    43

    Geformtes Glas (in Tsd. t)

    42,8

    49,4

    54,5

    36

    Spiegelglas (in Tsd. t)

    150,9

    169,5

    192,9

    54

    Glasbausteine (in Tsd.t)

    2,1

    2,3

    2,4

    3

    * im Jahr 2021.Quelle: Fachverband der Baustoffindustrie İMSAD 2023

    Bauglas wird in der Regel aufgrund von Preisvorteilen importiert, wobei die schwache Türkische Lira derzeit die Importe verteuert. Darüber hinaus begrenzen protektionistische Maßnahmen die Einfuhr zusätzlich. Die Importe von Bauglas gingen im Jahr 2023 laut İMSAD um 12 Prozent auf 491 Millionen US$ zurück. Zu den wichtigen Lieferländern gehörten 2022 Malaysia, China, Iran, Deutschland und Vietnam. 

    Keramikfliesenhersteller stark im In- und Ausland

    Die Herstellung von Keramikfliesen hat in der Türkei eine lange Tradition und das Land zählt weltweit zu den führenden Exportländern in diesem Bereich. Türkische Fliesen dominieren zwar den Inlandsmarkt, aber in den letzten Jahren hat auch der Import, wenn auch auf niedrigem Niveau, zugenommen. Trotz des Wachstums des Bausektors ging die türkische Produktion von Keramikplatten, -kacheln und -fliesen im Jahr 2023 laut İMSAD um 12 Prozent zurück. Daran dürften rückläufige Exporte einen erheblichen Anteil gehabt haben. Die Ausfuhren verzeichneten einen Rückgang um 38 Prozent auf 634 Millionen US$, während die Einfuhren um 19 Prozent auf 81 Millionen US$ stiegen.

    In der Türkei fertigten 2022 laut İMSAD 42 Betriebe insgesamt 524 Millionen Quadratmeter beziehungsweise 8 Millionen Tonnen Keramikfliesen. Viele größere Hersteller investieren in Forschung und Entwicklung, um ihre Produktion zu modernisieren.

    Die Branche hat seit der türkischen Wirtschaftskrise 2018 ihre Exportbemühungen intensiviert. Die größten Abnehmer der türkischen Keramikfliesen waren 2022 gemessen am Wert die USA, gefolgt von Deutschland, Israel und England. Im Inland vertreibt die türkische Keramikindustrie ihre Produkte zu etwa 95 Prozent über Vertriebspartner außerhalb der großen Baumärkte.

    Türkei ist wichtiger Ziegelproduzent

    Bei Ziegeln ist die lokale Industrie stark positioniert. Die lokale Fertigung ging 2023 laut İMSAD jedoch um 1 Prozent zurück. Die Exporte verzeichneten einen starken Rückgang um 43 Prozent auf 16 Millionen US$ zurück, während die Importe um 21 Prozent auf 2,3 Millionen US$ stiegen. Wichtigster Exportmarkt blieb 2022 England, während die Ausfuhren in andere Länder gering waren. Bedeutende Lieferländer von Ziegeln in die Türkei waren Bulgarien, Russland und Iran.

    Produktion von Ziegeln und Fliesen

    Produkt                           

    2019

    2020

    2021

    2022

    Bauziegel (in Mio. m³)

    24

    22

    20

    20

    Porenbetonziegel (in Tsd. t)

    531

    665

    589

    567

    Flache Fliesen, Eckverkleidungen (in mio. Stück)

    239

    215

    259

    235

    Schornsteinabdeckung aus Tonblöcken (in Tsd. t)

    17

    29

    12

    10

    Anzahl der Hersteller von Ziegeln

    207

    170

    173

    170

    Anzahl der Hersteller von Fliesen

    44

    44

    41

    38

    Quelle: Statistikamt TÜIK 2023; İMSAD 2023

    Importe von Sanitärkeramik sind gering

    Der Bedarf an Sanitärkeramik im Inland wird hauptsächlich durch die einheimische Produktion gedeckt. Obwohl die Importe von Sanitärkeramik im Jahr 2023 erneut kräftig zunahmen, blieben sie insgesamt gering. Die lokale Produktion von Sanitärkeramik ging 2023 laut İMSAD um 6 Prozent zurück. Gleichzeitig sanken die Exporte um 8 Prozent auf 312 Millionen US$, während die Importe um 21 Prozent auf 23 Millionen US$ stiegen. Ägypten war im Jahr 2022 der größte Abnehmer von Sanitärkeramik aus der Türkei in Bezug auf den Wert, dicht gefolgt von Deutschland, während Russland und Italien deutlich dahinter lagen.

    Bei Armaturen und Ventilen sind lokale Anbieter stark

    Lokale Anbieter dominieren den Markt. Fast drei Viertel der lokalen Fertigung werden im Inland abgesetzt. Die Produktion von Armaturen und Ventilen stieg laut İMSAD im Jahr 2023 um 6 Prozent an. Die Exporte erhöhten sich um 9 Prozent auf 535 Millionen US$, während die Importe sogar um 18 Prozent auf 914 Millionen US$ anzogen. Im Jahr 2022 fertigten 58 Unternehmen Armaturen und Ventile, während weitere 108 Unternehmen Prozessregelventile herstellten.

    Kleiner Markt für Sanitärprodukte aus Aluminium

    Im Jahr 2022 stellte nur ein Unternehmen laut İMSAD Sanitärprodukte aus Aluminium her. Angaben zur Produktion 2023 liegen nicht vor. Die Fertigung ist laut İMSAD zu einem erheblichen Teil für den lokalen Markt bestimmt und es werden kaum Produkte importiert. Die Einfuhren konnten 2023 jedoch um kräftige 74 Prozent auf 0,5 Millionen US$ zulegen, die Exporte gingen um 9 Prozent auf 3,7 Millionen US$ zurück. 

    Türkischer Markt für Sanitärprodukte aus Aluminium

    Jahr

    2020

    2021

    2022

    Produktion (in Tsd. t)

    21.400

    23.970

    24.240

    Export (in t)

    449

    695

    594

    Import (in t)

    3

    2

    8

    Inlandsabsatz (in Tsd. t)

    20.954

    23.277

    23.654

    Anzahl der Unternehmen

    1

    1

    1

    Quelle: TÜİK 2023; İMSAD 2023

    Nachfrageentwicklung bei Rohren variiert je nach Material

    Wohnungs- und Infrastrukturbau treiben die Nachfrage an. Die Importe von Rohren aus Eisen und Stahl sowie Kunststoff gingen 2023 zurück.

    Türkischer Import von Rohren nach Materialien in Millionen US-Dollar
    Jahre

    2020

    2021

    2022

    2023

    Eisen und Stahl 1)

    666

    860

    1.322

    1.197

    Kunststoff 2)

    244

    265

    337

    314

    Kupfer 3)

    204

    339

    399

    426

    Aluminium 4)

    39

    52

    60

    80

    1 HS-Kategorien: 7303, 7304, 7305, 7306, 7307; 2 HS-Kategorie: 3917; 3 HS-Kategorie: 7411, 7412; 4 HS-Kategorie: 7608, 7609.Quelle: TÜİK 2024

    Im Eisen- und Stahlsektor ist die Fertigung von Eisen- und Stahlrohren, zu denen auch Hohlprofile zählen, sowie Rohrverbindungsstücken einer der wichtigsten Bereiche. Die Produktion von Rohren, Profilen und Verbindungsteilen aus Stahl stieg laut İMSAD im Jahr 2022 um 2 Prozent auf etwa 4,7 Millionen Tonnen. Diese werden hauptsächlich in der Erdöl- und Erdgasindustrie sowie in der Energie- und Wasserwirtschaft eingesetzt. Das Volumen der Produktion kann je nach Großprojekt stark schwanken. 

    Eine lokale Fertigung von Nahtlosrohren existiert nicht. Im Jahr 2022 gab es laut IMSAD 215 Hersteller von Eisen- und Stahlrohren sowie Rohrverbindungsstücken in der Türkei. Wichtige Produzenten von Stahlrohren sind unter anderem Borusan Mannesmann und Noksel. Laufende Pipeline-Projekte im Energie- und Wassersektor sorgten für eine anhaltende Nachfrage. Einige Gaspipeline-Projekte sind geplant.

    Türkischer Export von Rohren nach Materialienin Millionen US-Dollar
     

    2020

    2021

    2022

    2023

    Eisen und Stahl 1)

    1.446

    2.139

    2.654

    2.318

    Kunststoff 2)

    604

    756

    787

    825

    Kupfer 3)

    219

    325

    310

    301

    Aluminium 4)

    325

    60

    70

    85

    1 HS-Kategorie 7303 bis 7307; 2 HS-Kategorie 3917; 3 HS-Kategorie 7411, 7412; 4 HS-Kategorie 7608, 7609.Quelle: TÜİK 2024

     

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

  • Zulieferprodukte: Kunststoffe, Türen und Fenster

    Wärmedämmung wird wichtiger. Bei Fenstern werden Kunststoffprodukte vorgezogen, bei Türen hingegen Holz und Stahl.

    Die Hersteller von Türen und Fenstern orientieren sich vermehrt in Richtung Auslandsmärkte. Die Exportdaten des türkischen Statistikamts TÜIK zeigen nach den Zuwächsen in den Vorjahren für 2023 jedoch einen leichten Rückgang in allen Kategorien.

    Türkischer Export von Türen und Fenstern nach Materialienin Millionen US-Dollar *)

     

    2020

    2021

    2022

    2023

    Kunststoff

    142

    195

    211

    201

    Eisen und Stahl

    139

    206

    221

    210

    Aluminium

    98

    131

    164

    156

    * HS-Kategorien 392520, 441810, 441820, 730830, 761010.Quelle: Statistikamt TÜİK 2024; Fachverband der Baustoffindustrie İMSAD 2023 und 2024

    Bei den Importen ist das Bild gemischt. Während der Einfuhrwert von Türen und Fenstern aus Kunststoffen zurückging, stieg er bei Eisen und Stahl sowie Aluminium.

    Türkischer Import von Türen und Fenstern nach Materialienin Millionen US-Dollar *)

     

    2020

    2021

    2022

    2023

    Kunststoff

    3,1

    5,3

    4,6

    4,3

    Eisen und Stahl

    19,3

    38,9

    28,8

    39,4

    Aluminium

    4,9

    6,1

    4,5

    5,9

    * HS-Kategorien 392520, 441810, 441820, 730830, 761010.Quelle: TÜİK 2024; İMSAD 2023 und 2024

    Fertigung von Fenstern und Türen steigt

    Der jährliche Bedarf an Türen in der Türkei wird auf schätzungsweise 5 Millionen Stück beziffert. Über 1.000 registrierte türkische Firmen bedienen den Markt für Türen und Fenster, im Jahr 2022 waren darunter 292 für Aluminium, 466 für Holz, 338 für Kunststoff und 54 für Jalousien aus Kunststoff. 

    Im Inlandsmarkt werden Kunststoffprodukte bei Fenstern bevorzugt, während bei Türen Holz und Stahl dominieren. Die Produktion von Metalltüren und -fenstern in der Türkei legte 2023 laut İMSAD um kräftige 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Die Nachfrage nach intelligenten Hochsicherheitstüren aus Stahl steigt. Auch hochwertige Fenster und Türen mit guter Wärmedämmung sind gefragt. Dieses Marktsegment gewinnt seit der Einführung des Energiepasses für Wohnungen zum 1. Januar 2020 weiter an Bedeutung. Die Daten von İMSAD für 2022 zeigen einen Anstieg der Inlandsproduktion von Fenstern und Türen.

    Produktion von Kunststoffrohren legt zu

    Die Fertigung von Kunststoffrohren, -schläuchen und deren Anschlüssen zog in der Türkei zuletzt deutlich an. Laut İMSAD belief sich die Anzahl der Hersteller im Jahr 2022 auf 290.

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

  • Zulieferprodukte: Bauchemikalien

    Marktchancen für deutsche Farben- und Lackhersteller bestehen vor allem bei Spezialfarben.

    Die Farben- und Lackproduktion in der Türkei erreichte laut dem Fachverband BOSAD im Jahr 2023 fast die Marke von 1 Million Tonnen. Der Inlandsmarkt ist für lokale Hersteller der bei weitem wichtigste Absatzmarkt. Die Nachfrage nach Farben und Lacken in der Türkei könnte 2024 durch den Wiederaufbau in der Erdbebenregion und das städtische Transformationsprogramm zur Erneuerung erdbebengefährdeter Gebiete weiter steigen. Im Jahr 2022 produzierten in der Türkei laut dem türkischen Fachverband der Baustoffindustrie İMSAD 296 Firmen Baufarben und -lacke.

    Das Wachstumspotenzial für den Absatz von Farben und Lacken ist mittel- bis langfristig hoch. Der Inlandsverbrauch in der Türkei liegt im internationalen Vergleich mit jährlich etwa 11 Kilogramm pro Kopf noch vergleichsweise niedrig, während es in europäischen Ländern etwa 16 Kilogramm sind. Rund 60 Prozent des gesamten Branchenvolumens entfallen auf Baufarben, während Industriefarben 40 Prozent ausmachen. In der Bauwirtschaft werden etwa 80 Prozent der Farben bei Renovierungen verwendet.

    Trend zu Spezialprodukten eröffnet Lieferchancen

    Das Produktangebot im Bereich umweltfreundlicher Farben nimmt zu. Spezialfarben und -lacke mit schützenden, isolierenden und reinigenden Eigenschaften sind beliebt. Auch Farben für die Wärmedämmung, den Feuer- und Sonnenschutz, die Wasserabdichtung, den Lärm- und Korrosionsschutz sind gefragt. Innovative Produkte haben gute Chancen bei der Markteinführung und in diesen Bereichen könnten sich die größten Marktchancen für deutsche Hersteller ergeben. Obwohl die Türkei eine starke lokale Fertigung hat, ist sie vor allem bei anspruchsvolleren Farben und Lacken auf Importe angewiesen.

    Der Wert der Einfuhren ist jedoch noch gering. Die Importe von Baufarben und -lacken stiegen im Jahr 2023 laut TÜIK um 11 Prozent auf 874 Millionen US-Dollar (US$; Veränderungen stets gegenüber dem Vorjahr). Die wichtigsten Lieferländer von Baufarben im Jahr 2022 gemessen am Wert waren İMSAD zufolge Deutschland, Italien, England, Frankreich und Spanien.

    Türkischer Außenhandel mit Farben und Lacken für die Bauindustrie in Millionen US-Dollar *)
     

    2020

    2021

    2022

    2023

    Export

    468

    602

    748

    837

    Import

    571

    671

    784

    874

    * HS-Kategorien 3208, 3209, 3210, 3214.Quelle: TÜİK 2024

    Exporte fließen in Entwicklungs- und Schwellenländer 

    Auch die Exporte der türkischen Farben- und Lackindustrie sind noch relativ gering. Die Hersteller blicken jedoch schon länger in Richtung Ausland, um Schwankungen der Inlandsnachfrage auszugleichen. Lokal hergestellte Farben werden bislang vor allem in Entwicklungs- und Schwellenländer exportiert. Einige große Farbenhersteller konzentrieren sich auf die Verbesserung der Produktqualität und die Erhöhung der Produktvielfalt, um ihre Absatzmöglichkeiten in den Industrieländern zu stärken. Eine Studie zur Nachhaltigkeitsstrategie der türkischen Farbenindustrie bis 2030 in Hinblick auf den Green Deal der EU veröffentlichte İKMİB zusammen mit BOSAD im Januar 2023.

    Die Ausfuhren an Baufarben legten im Jahr 2023 laut TÜIK um 11 Prozent auf 837 Millionen US$ zu. Die gemessen am Wert wichtigsten Abnehmerländer im Jahr 2022 laut İMSAD waren Russland, Irak, Usbekistan, Iran und Aserbaidschan. 

    Nachfrage nach Bauchemikalien könnte zulegen

    Die Produktion von Bauchemikalien in der Türkei hat in den letzten Jahren zugenommen. Laut İMSAD gab es 2022 etwa 352 Hersteller von Bauchemikalien. Produziert wird vor allem für den Inlandsmarkt, wie die lokale Zement- und Transportbetonindustrie. Das erwartete Wachstum der Bauindustrie im Jahr 2024 dürfte auch zu einem Anstieg der Nachfrage nach Bauchemikalien führen. Die Ausfuhren legten laut İMSAD im Jahr 2023 um knapp 8 Prozent auf 911 Millionen US$ zu, während die Importe um rund 2 Prozent auf 842 Millionen US$ zurückgingen.

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

  • Zulieferprodukte: Gebäudetechnik

    Privathaushalte investieren mehr in Klimaanlagen. Über alle Segmente der Kühltechnik hinweg ersetzen lokale Produkte zunehmend die Importe.

    Etwa die Hälfte der türkischen Produktion an HVAC-R-Technik (Heating, Ventilation, Air Conditioning and Refrigeration) wird ins Ausland verkauft. Laut dem Fachverband der türkischen HVAC-R-Exporteure, İSİB, stiegen die Exporte im Jahr 2023 um 8 Prozent auf insgesamt 7,2 Milliarden US-Dollar (US$). Für 2024 ist das Ziel, diesen Wert auf 7,8 Milliarden US$ zu steigern. Im Fokus der Exporteure dürfte in diesem Jahr die Verbesserung der Umwelt- und Energieeffizienzstandards stehen, um in der EU wettbewerbsfähig zu bleiben. Das mit Abstand wichtigste Abnehmerland für türkische HVAC-R-Technik war 2022 laut İSİB Deutschland, gefolgt von Großbritannien, Italien, Russland, Frankreich und dem Irak.

    Der Verband der türkischen Hersteller von Klima- und Kälteanlagen (İSKİD) erwartet für 2024 bei Klimaanlagen und Split-Klimaanlagen ähnlich positive Ergebnisse wie im Vorjahr. Die Produktion von Split-Klimaanlagen stieg im Jahr 2023 um 20 Prozent, wobei der Inlandsabsatz um 2 Prozent und die Exporte um 20 Prozent zunahmen. Die Nachfrage nach energieeffizienten Klimaanlagen der Klasse "A++" und Inverter-Kompressor-Split-Klimaanlagen, die Energieeinsparungen von bis zu 40 Prozent ermöglichen, ist signifikant gestiegen. Der Inlandsabsatz wurde durch Preiserhöhungen, einen Rückgang der realen Kaufkraft und durch einen relativ kühlen Sommer beeinträchtigt.

    Der Bau neuer Einkaufszentren könnte den Absatz von Dachklimaanlagen steigern. Bei den Lüftungsgeräten legte der Absatz in den vergangenen Jahren stetig zu, unter anderem durch Investitionen in Flughäfen und Krankenhäuser, aber auch durch eine rege Nachfrage nach Luftreinigung infolge der Coronapandemie. Veraltete Technik wird teilweise ausgetauscht. 

    Dem Verband der Kessel- und Druckbehälterindustrie (KBSB) zufolge war 2023 ein gutes Jahr in Bezug auf den Inlandsmarkt und die Exporte. Für 2024 werden ähnliche Ergebnisse erwartet. Die Bedeutung von Energie aus Biomasse wird zunehmen.

    Der Export von erdgasbetriebenen Heizgeräten in die EU-Länder dürfte aufgrund grünerer Energiepolitik zurückgehen, da vor allem Erdgasheizungen abgeschaltet werden. Hier tritt die Wärmepumpe als Alternative hervor. In der Türkei bleibt die Nachfrage nach Gasheizungen dagegen hoch.

    Gasheizungen sind in der Türkei weit verbreitet

    Zentral- und Etagenheizungen in städtischen Wohnungen werden hauptsächlich mit Erdgas betrieben. In ärmeren Gegenden werden Wohnungen teilweise noch mit Kohle und Holz beheizt. Jährlich werden knapp 1 Million Etagenheizungsgeräte mit kombinierter Warmwasserbereitung verkauft. Seit dem 21. April 2018 dürfen Hersteller und Importeure in der Türkei gemäß der ErP-Direktive (Energy-related Products) der EU nur noch Heizungs- und Warmwasseranlagen mit moderner Brennwerttechnik anbieten.

    Nach Schätzungen von Fachleuten befinden sich derzeit etwa 10 Millionen kombinierte Etagenheizungs- und Warmwassergeräte in den Haushalten im Einsatz, wovon etwa 5 Millionen alte Geräte mit konventioneller Brennwerttechnik sind. Es wird erwartet, dass diese alten Geräte in absehbarer Zeit ausgetauscht werden. Die großen Hersteller von Heizungsanlagen, wie zum Beispiel Alarko, Ariston, Baymak, Bosch, Denko, Daikin, Ferroli, Honeywell und Vaillant (Demirdöküm), sind im Verband der Hersteller erdgasbetriebener Heizgeräte, DOSIDER, organisiert.

    Nachfrage nach Smarthome-Anwendungen steigt

    Der Markt für Smarthome-Anwendungen in der Türkei soll Prognosen des Analyseinstituts Statista zufolge erheblich zulegen, wenn auch ausgehend von einem geringen Niveau. Im Jahr 2024 soll der Umsatz 772 Millionen US$ erreichen, bis 2028 soll die 1-Milliarde-US-Dollar-Marke überschritten werden. Die wachsende Mittelschicht befeuert die Nachfrage, wobei der Schwerpunkt auf Anwendungen im Bereich Energieeffizienz und Sicherheit liegt. Die Anzahl der Haushalte, die Smarthome-Technik nutzen, soll sich von etwa 4,2 Millionen im Jahr 2024 bis zum Jahr 2028 auf 8,6 Millionen mehr als verdoppeln. Dies würde rund einem Drittel aller Haushalte entsprechen.

    Markt für Sicherheitstechnik wächst

    Statista erwartet, dass etwa 7,6 Millionen Haushalte bis 2028 Sicherheitstechnik installiert haben. Der Umsatz mit Sicherheitstechnik für Gebäude in der Türkei wird voraussichtlich rund 156 Millionen US$ erreichen. Das jährliche Wachstum soll sich verlangsamen, aber der Trend zeigt weiterhin nach oben.

    Sicherung von Gebäuden ist im gehobenen Segment üblich

    In Großstädten wie Istanbul, Ankara, Bursa oder Izmir sind Wohngebäude insbesondere im gehobenen Marktsegment oder in abgeschlossenen Wohnanlagen gesichert. In manchen Wohngegenden haben fast alle Häuser Alarmanlagen. Meist installieren und stellen Sicherheitsfirmen die Technik und übernehmen auch die Fernüberwachung. Zusätzlich werden einige Privathäuser und nahezu alle Wohnanlagen durch privates Sicherheitspersonal überwacht.

    Dem Verband der Baustoffhersteller İMSAD zufolge fertigten im Jahr 2022 in der Türkei zwölf Unternehmen 3 Millionen Sicherheits- und Alarmsysteme. Die Exporte gingen im Jahr 2023 um ein Drittel auf 18 Millionen US$ zurück, die Importe stiegen dagegen um 18 Prozent auf 63 Millionen US$. Zu den größten Lieferländern im Jahr 2022 zählten China, die USA und Rumänien.

    In den kommenden Jahren wird eine steigende Nachfrage nach Ausrüstung für die Gebäudesicherheit erwartet. Dazu gehören Geräte und Dienstleistungen für die vernetzte Zutrittskontrolle und -steuerung sowie die Überwachung von Gebäuden und Grundstücken, einschließlich Geräten zur Gefahrenüberwachung. Beispiele hierfür sind Sicherheitskameras mit dazugehörigen Speicher- und Übertragungsdiensten, Bewegungssensoren, programmier- und fernsteuerbare Türschlösser sowie vernetzte Rauchmelder.

    Stand: Mai 2024

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

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    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformation für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Türkei

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Ministerium für Umwelt, Städtebau und Klimawandel

    Stadtsanierungsprogramme

    Ministerium für Land- und Forstwirtschaft

    Planung von Wasserwirtschaftsprojekten

    Behörde für öffentliche Ausschreibungen

    Oberste Aufsichtsbehörde für öffentliche Ausschreibungen

    Generaldirektion für Wasserwirtschaft

    Staatlicher Projektträger für große Infrastrukturprojekte in der Wasserwirtschaft

    GYODER

    Dachorganisation der Immobilieninvestoren

    İMSAD

    Fachverband der Baustoffhersteller

    TMB

    Fachverband der Kontraktoren

    CEBID Fachverband der Stahlrohrhersteller

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

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