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Branche kompakt | Türkei | Kfz-Industrie

Markttrends

Der Inlandsmarkt stagniert, das Auslandsgeschäft schrumpft. Dennoch wird weiter investiert, insbesondere in die Elektromobilität.

Von Katrin Pasvantis | Istanbul

Die Aussichten für die türkische Automobilbranche sind gemischt. Optimisten hoffen auf sinkende Zinsen im 2. Halbjahr 2025 und eine steigende Exportnachfrage. Branchenvertreter halten Produktionssteigerungen von 5 bis 8 Prozent für möglich, falls sich die erhoffte Marktbelebung einstellt. Doch angesichts der anhaltend hohen Inflation und unsicherer Konjunkturaussichten in wichtigen Auslandsmärkten bleiben Zweifel.

Bisher prägen Finanzierungsschwierigkeiten und eine schwächelnde Nachfrage im Exportgeschäft die Rahmenbedingungen.

Inlandsabsatz stabiler als erwartet

Nach dem Rekordjahr 2023 mit außergewöhnlich hoher Nachfrage und Produktionszahlen hatte die Kfz-Branche für 2024 einen deutlichen Einbruch erwartet. Viele Käufer hatten Fahrzeuge als Anlageobjekte erworben. Getrieben wurde dieser Trend durch hohe Inflation, niedrige Kreditzinsen und die Erwartung weiter steigender Wiederverkaufswerte. Mit dem Kurswechsel der türkischen Regierung zur Inflationsbekämpfung änderten sich jedoch die Marktbedingungen grundlegend. Seit Juni 2023 wurde der Leitzins von 8 auf 45 Prozent angehoben, begleitet von weiteren Maßnahmen zur Begrenzung der Kreditvergabe.

Die Folgen dieser geldpolitischen Wende sind auch Anfang 2025 spürbar: Autokredite sind teurer und schwerer zugänglich, was den Inlandsabsatz von Pkw und Nutzfahrzeugen dämpft. Laut Händlerberichten bleibt das Kaufinteresse hoch, doch oft fehlen Finanzierungsmöglichkeiten. 

Aus diesem Grund sind die Lagerbestände gestiegen, sodass Händler verstärkt mit Preisnachlässen werben, um ihre Bestände abzubauen. Uneingeschränkt gut läuft es im Bereich E-Mobility. Die Nachfrage nach Hybrid- und Elektroautos legt kräftig zu, sowohl im Inlandsmarkt als auch im Exportgeschäft.

Pkw-Absatz leicht im Plus, Nutzfahrzeuge unter DruckStückzahl; Veränderung in Prozent

Typ

2023

 2024

Veränderung 2024/2023

Pkw

967.341

980.341

1,3

Leichte Nfz

265.294

258.168

-2,7

Lastwagen (bis 12 t)

46.694

42.406

-9,2

Lastwagen (über 12 t)

51.411

47.123

-8,3

Midibusse

2.766

2.913

5,3

Busse

1.951

1.804

-7,5

Insgesamt

1.335.457

1.332.755

-0,2

Quelle: OSD 2025

SUV und Kleinwagen dominieren den Markt – Farbtrends bleiben konstant

SUV und kleine Benziner sind weiterhin die bevorzugten Fahrzeugtypen in der Türkei. SUV führen den Inlandsabsatz mit einem Marktanteil von 57 Prozent an, gefolgt von Limousinen mit 25 Prozent, so der Verband der Automobilhändler ODMD (Otomotiv Distribütörleri ve Mobilite Derneği Otomotiv). Bei den Motortypen zeigt sich ein Wandel: Benziner bleiben mit 60 Prozent Marktführer, doch Hybrid- und Elektroautos holen rasant auf.

Bei den Farben bleiben klare Vorlieben bestehen: Laut dem türkischen Statistikamt TÜIK war Silber-Grau 2024 mit 39 Prozent die beliebteste Farbe, gefolgt von Weiß (26 Prozent), Schwarz (13 Prozent) und Blau (12 Prozent).

Bei der Motorisierung bevorzugten Käufer vor allem Kleinwagen:

  • 33 Prozent der Fahrzeuge hatten einen Hubraum von bis zu 1.300 cm3
  • 15 Prozent zwischen 1.301 und 1.400 cm3
  • 22 Prozent lagen zwischen 1.401 und 1.500 cm3
Fiat verliert Spitzenposition im Pkw-MarktStückzahl, Marktanteil und Veränderung in Prozent

Hersteller

Inlandsabsatz 2024

Veränderung 2024/2023

Marktanteil

Insgesamt

980.341

1,3

100

Renault

117.919

-5,9

12

Fiat

87.126

-25,8

9

Volkswagen

74.533

4,8

7

Hyundai

58.499

10,7

6

Chery

57.047

40,5

7

Peugeot

53.886

-8,0

6

Toyota

51.936

14,2

5

Opel

45.212

-26,0

34

Citroen

43.219

-4,8

5

Quelle: ODMD 2025

Renault eroberte 2024 die Spitzenposition im türkischen Pkw-Markt von Fiat zurück. Die meistverkauften Modelle waren der Fiat Egea Sedan (58.983 Stück), gefolgt vom Renault Clio (50.891), Renault Megane (40.077), Toyota Corolla (31.610), TOGG T10X (30.093) und Fiat Egea Cross (25.958).

Steuern verteuern Neukäufe, Abwrackprämie könnte Markt beleben

Trotz kräftiger Preiserhöhungen der Autohersteller hat die türkische Regierung die Preisspannen für die Bemessungsgrundlage zur Erhebung der Sonderverbrauchssteuersätze ÖTV (Özel Tüketim Vergisi) für Pkw seit 2022 nicht angepasst. Dies führt dazu, dass Autos mit kleineren Verbrennungsmotoren nicht mehr von einer geringeren ÖTV profitieren.

Bemessungsgrundlage für Sonderverbrauchssteuer ÖTV auf Pkw-NeuwagenNettopreis in Türkische Lira
ÖTV-Satz

Nettopreis 1)

Hubraum bis 1.600 cm³ 

 

45 %

0-184.000 

50 %

184.001-220.000 

60 %

220.001-250.000 

70 %

250.001-280.000 

80 %

ab 280.001

Hybridfahrzeuge mit Verbrenner- und Elektromotor bis 50 kWh 2), Hubraum bis 1.800 cm³ 
45 %

0-228.000 

50 %

228.001-350.001 

80 %

ab 350.001

1 Wechselkurs laut Europäischer Zentralbank vom 17.2.2025: 1 Euro = 37,95 Türkische Lira (TL); 2 Kilowattstunde.Quelle: Amtsblatt T.C. Resmi Gazete 2022

Das türkische Parlament berät über eine mögliche Abwrackprämie für Fahrzeuge älter als 25 Jahre. Der Gesetzentwurf sieht eine Befreiung von der Sonderverbrauchssteuer ÖTV beim Kauf eines Neuwagens vor. Diese Vergünstigung soll jedoch nur für ausgewählte, in der Türkei hergestellte Modelle gelten.

Ähnliche Programme gab es bereits 2003 und 2010, um den Fahrzeugbestand zu verjüngen. Sollte die Maßnahme umgesetzt werden, könnte sie die Nachfrage nach lokal produzierten Pkw ankurbeln.

Inlandsmarkt bietet großes Wachstumspotenzial

Langfristig hat der türkische Pkw-Markt auch wegen des alten Fahrzeugbestands erhebliches Wachstumspotenzial. Dieser ist im Durchschnitt nämlich 14,2 Jahre alt und die Motorisierungsrate ist im Vergleich zu Europa niedrig. Steigende Einkommen könnten den Bedarf an Neuwagen in den kommenden Jahren ankurbeln.

Laut TÜIK waren Ende 2024 insgesamt 31,3 Millionen Fahrzeuge registriert, davon 16,2 Millionen Pkw. Diese Anzahl ist für eine Bevölkerung von über 85 Millionen und eine wachsende Wirtschaft weiterhin niedrig.

Zulieferer unter Druck, doch Lkw-Segment bleibt Wachstumstreiber 

Hohe Zinsen und eine restriktive Kreditvergabe führen bei Kfz-Teile Herstellern teils zu Liquiditätsengpässen. Einige Unternehmen kämpfen mit der Aufrechterhaltung ihres Geschäftsbetriebs, während Finanzierungsprobleme die Umsetzung geplanter Investitionen erschweren.

Trotz Schwierigkeiten bei kleineren Zulieferbetrieben rechnen Hersteller von Ersatzteilen für schwere Nutzfahrzeuge 2025 mit weiterem Wachstum. Besonders die Nachfrage nach kritischen Komponenten wie Motoren, Bremsen und Aufhängungen steigt, da viele alte Fahrzeuge in der Transport- und Logistikbranche weiter im Einsatz bleiben. Zudem wächst das Interesse an Bauteilen zur Einhaltung strengerer Abgasnormen, wodurch der Trend zu umweltfreundlicheren Lösungen bei schweren Lkw in der Türkei zunimmt. Auch die digitale Transformation der Logistikbranche verstärkt die Nachfrage, da Flotten effizienter gewartet und zunehmend auf hochwertige, nachhaltige Ersatzteile ausgerichtet werden.

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