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Branche kompakt | Türkei | Kfz-Industrie

Kfz-Industrie in der Türkei setzt auf E-Mobility

Hohe Zinsen und schwache Exporte belasten die Branche, doch Investitionen in Elektromobilität sorgen für neue Impulse.

Von Katrin Pasvantis | Istanbul

Ausblick der Kfz-Branche in der Türkei

Bewertung:

  • Automobilindustrie hofft auf sinkende Zinsen und eine steigende Nachfrage aus der EU,
  • andernfalls würden Finanzierungsschwierigkeiten den Inlandsabsatz bremsen und
  • rückläufige Exporte die Aussichten weiter eintrüben.

Anmerkung: Einschätzung der Autorin für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: März 2025.

  • Markttrends

    Der Inlandsmarkt stagniert, das Auslandsgeschäft schrumpft. Dennoch wird weiter investiert, insbesondere in die Elektromobilität.

    Die Aussichten für die türkische Automobilbranche sind gemischt. Optimisten hoffen auf sinkende Zinsen im 2. Halbjahr 2025 und eine steigende Exportnachfrage. Branchenvertreter halten Produktionssteigerungen von 5 bis 8 Prozent für möglich, falls sich die erhoffte Marktbelebung einstellt. Doch angesichts der anhaltend hohen Inflation und unsicherer Konjunkturaussichten in wichtigen Auslandsmärkten bleiben Zweifel.

    Bisher prägen Finanzierungsschwierigkeiten und eine schwächelnde Nachfrage im Exportgeschäft die Rahmenbedingungen.

    Inlandsabsatz stabiler als erwartet

    Nach dem Rekordjahr 2023 mit außergewöhnlich hoher Nachfrage und Produktionszahlen hatte die Kfz-Branche für 2024 einen deutlichen Einbruch erwartet. Viele Käufer hatten Fahrzeuge als Anlageobjekte erworben. Getrieben wurde dieser Trend durch hohe Inflation, niedrige Kreditzinsen und die Erwartung weiter steigender Wiederverkaufswerte. Mit dem Kurswechsel der türkischen Regierung zur Inflationsbekämpfung änderten sich jedoch die Marktbedingungen grundlegend. Seit Juni 2023 wurde der Leitzins von 8 auf 45 Prozent angehoben, begleitet von weiteren Maßnahmen zur Begrenzung der Kreditvergabe.

    Die Folgen dieser geldpolitischen Wende sind auch Anfang 2025 spürbar: Autokredite sind teurer und schwerer zugänglich, was den Inlandsabsatz von Pkw und Nutzfahrzeugen dämpft. Laut Händlerberichten bleibt das Kaufinteresse hoch, doch oft fehlen Finanzierungsmöglichkeiten. 

    Aus diesem Grund sind die Lagerbestände gestiegen, sodass Händler verstärkt mit Preisnachlässen werben, um ihre Bestände abzubauen. Uneingeschränkt gut läuft es im Bereich E-Mobility. Die Nachfrage nach Hybrid- und Elektroautos legt kräftig zu, sowohl im Inlandsmarkt als auch im Exportgeschäft.

    Pkw-Absatz leicht im Plus, Nutzfahrzeuge unter DruckStückzahl; Veränderung in Prozent

    Typ

    2023

     2024

    Veränderung 2024/2023

    Pkw

    967.341

    980.341

    1,3

    Leichte Nfz

    265.294

    258.168

    -2,7

    Lastwagen (bis 12 t)

    46.694

    42.406

    -9,2

    Lastwagen (über 12 t)

    51.411

    47.123

    -8,3

    Midibusse

    2.766

    2.913

    5,3

    Busse

    1.951

    1.804

    -7,5

    Insgesamt

    1.335.457

    1.332.755

    -0,2

    Quelle: OSD 2025

    SUV und Kleinwagen dominieren den Markt – Farbtrends bleiben konstant

    SUV und kleine Benziner sind weiterhin die bevorzugten Fahrzeugtypen in der Türkei. SUV führen den Inlandsabsatz mit einem Marktanteil von 57 Prozent an, gefolgt von Limousinen mit 25 Prozent, so der Verband der Automobilhändler ODMD (Otomotiv Distribütörleri ve Mobilite Derneği Otomotiv). Bei den Motortypen zeigt sich ein Wandel: Benziner bleiben mit 60 Prozent Marktführer, doch Hybrid- und Elektroautos holen rasant auf.

    Bei den Farben bleiben klare Vorlieben bestehen: Laut dem türkischen Statistikamt TÜIK war Silber-Grau 2024 mit 39 Prozent die beliebteste Farbe, gefolgt von Weiß (26 Prozent), Schwarz (13 Prozent) und Blau (12 Prozent).

    Bei der Motorisierung bevorzugten Käufer vor allem Kleinwagen:

    • 33 Prozent der Fahrzeuge hatten einen Hubraum von bis zu 1.300 cm3
    • 15 Prozent zwischen 1.301 und 1.400 cm3
    • 22 Prozent lagen zwischen 1.401 und 1.500 cm3
    Fiat verliert Spitzenposition im Pkw-MarktStückzahl, Marktanteil und Veränderung in Prozent

    Hersteller

    Inlandsabsatz 2024

    Veränderung 2024/2023

    Marktanteil

    Insgesamt

    980.341

    1,3

    100

    Renault

    117.919

    -5,9

    12

    Fiat

    87.126

    -25,8

    9

    Volkswagen

    74.533

    4,8

    7

    Hyundai

    58.499

    10,7

    6

    Chery

    57.047

    40,5

    7

    Peugeot

    53.886

    -8,0

    6

    Toyota

    51.936

    14,2

    5

    Opel

    45.212

    -26,0

    34

    Citroen

    43.219

    -4,8

    5

    Quelle: ODMD 2025

    Renault eroberte 2024 die Spitzenposition im türkischen Pkw-Markt von Fiat zurück. Die meistverkauften Modelle waren der Fiat Egea Sedan (58.983 Stück), gefolgt vom Renault Clio (50.891), Renault Megane (40.077), Toyota Corolla (31.610), TOGG T10X (30.093) und Fiat Egea Cross (25.958).

    Steuern verteuern Neukäufe, Abwrackprämie könnte Markt beleben

    Trotz kräftiger Preiserhöhungen der Autohersteller hat die türkische Regierung die Preisspannen für die Bemessungsgrundlage zur Erhebung der Sonderverbrauchssteuersätze ÖTV (Özel Tüketim Vergisi) für Pkw seit 2022 nicht angepasst. Dies führt dazu, dass Autos mit kleineren Verbrennungsmotoren nicht mehr von einer geringeren ÖTV profitieren.

    Bemessungsgrundlage für Sonderverbrauchssteuer ÖTV auf Pkw-NeuwagenNettopreis in Türkische Lira
    ÖTV-Satz

    Nettopreis 1)

    Hubraum bis 1.600 cm³ 

     

    45 %

    0-184.000 

    50 %

    184.001-220.000 

    60 %

    220.001-250.000 

    70 %

    250.001-280.000 

    80 %

    ab 280.001

    Hybridfahrzeuge mit Verbrenner- und Elektromotor bis 50 kWh 2), Hubraum bis 1.800 cm³ 
    45 %

    0-228.000 

    50 %

    228.001-350.001 

    80 %

    ab 350.001

    1 Wechselkurs laut Europäischer Zentralbank vom 17.2.2025: 1 Euro = 37,95 Türkische Lira (TL); 2 Kilowattstunde.Quelle: Amtsblatt T.C. Resmi Gazete 2022

    Das türkische Parlament berät über eine mögliche Abwrackprämie für Fahrzeuge älter als 25 Jahre. Der Gesetzentwurf sieht eine Befreiung von der Sonderverbrauchssteuer ÖTV beim Kauf eines Neuwagens vor. Diese Vergünstigung soll jedoch nur für ausgewählte, in der Türkei hergestellte Modelle gelten.

    Ähnliche Programme gab es bereits 2003 und 2010, um den Fahrzeugbestand zu verjüngen. Sollte die Maßnahme umgesetzt werden, könnte sie die Nachfrage nach lokal produzierten Pkw ankurbeln.

    Inlandsmarkt bietet großes Wachstumspotenzial

    Langfristig hat der türkische Pkw-Markt auch wegen des alten Fahrzeugbestands erhebliches Wachstumspotenzial. Dieser ist im Durchschnitt nämlich 14,2 Jahre alt und die Motorisierungsrate ist im Vergleich zu Europa niedrig. Steigende Einkommen könnten den Bedarf an Neuwagen in den kommenden Jahren ankurbeln.

    Laut TÜIK waren Ende 2024 insgesamt 31,3 Millionen Fahrzeuge registriert, davon 16,2 Millionen Pkw. Diese Anzahl ist für eine Bevölkerung von über 85 Millionen und eine wachsende Wirtschaft weiterhin niedrig.

    Zulieferer unter Druck, doch Lkw-Segment bleibt Wachstumstreiber 

    Hohe Zinsen und eine restriktive Kreditvergabe führen bei Kfz-Teile Herstellern teils zu Liquiditätsengpässen. Einige Unternehmen kämpfen mit der Aufrechterhaltung ihres Geschäftsbetriebs, während Finanzierungsprobleme die Umsetzung geplanter Investitionen erschweren.

    Trotz Schwierigkeiten bei kleineren Zulieferbetrieben rechnen Hersteller von Ersatzteilen für schwere Nutzfahrzeuge 2025 mit weiterem Wachstum. Besonders die Nachfrage nach kritischen Komponenten wie Motoren, Bremsen und Aufhängungen steigt, da viele alte Fahrzeuge in der Transport- und Logistikbranche weiter im Einsatz bleiben. Zudem wächst das Interesse an Bauteilen zur Einhaltung strengerer Abgasnormen, wodurch der Trend zu umweltfreundlicheren Lösungen bei schweren Lkw in der Türkei zunimmt. Auch die digitale Transformation der Logistikbranche verstärkt die Nachfrage, da Flotten effizienter gewartet und zunehmend auf hochwertige, nachhaltige Ersatzteile ausgerichtet werden.

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

  • E-Mobility

    Die Nachfrage steigt stark: Fast jeder dritte in der Türkei verkaufte Neuwagen ist ein Elektro- oder Hybridauto.

    Die Verkäufe von Elektroautos in der Türkei haben im Jahr 2024 einen Rekord gebrochen und die Marke von 100.000 überschritten. Ihr Anteil am türkischen Automarkt lag damit bei fast 11 Prozent. Zusammen mit Hybridfahrzeugen hatten sie sogar rund 30 Prozent. Hybrid stellt weiterhin den größten Anteil der Nachfrage im Bereich Elektromobilität dar. Der Bedarf wächst jedoch bei beiden Antriebsarten rasant: Der Inlandsabsatz von Hybridfahrzeugen stieg 2024 um 71 Prozent, der von Elektroautos um 64 Prozent. Ende des Jahres 2024 waren laut türkischer Statistikbehörde TÜIK landesweit 391.296 Hybrid- und 183.776 Elektroautos zugelassen. 

    Das Kaufinteresse steigt trotz der Finanzierungsschwierigkeiten infolge der restriktiven Geldpolitik weiter und dürfte auch in den kommenden Jahren zulegen. Kredite sind teuer, und eine Finanzierung zu erhalten, ist zwar schwieriger geworden, doch gleichzeitig wird das Angebot an Hybrid- und Elektromodellen breiter und attraktiver. Dies trägt erheblich zur steigenden Nachfrage bei.

    Präsident Erdoğan kündigt milliardenschwere Förderpakete an

    Im Juli 2024 stellte der Staatspräsident mit "HIT-30" ein Förderprogramm in Höhe von 30 Milliarden US-Dollar (US$) zur Unterstützung von High-Tech-Investitionen vor, wovon ein erheblicher Teil in die Kfz-Industrie fließt.

    Die Investitionsaufrufe umfassen:

    • 5 Milliarden US$ für die Produktion von Halbleitern
    • 4,5 Milliarden US$ für die Batterieproduktion
    • 5 Milliarden US$ für die Produktion von Elektrofahrzeugen

    Investitionen, die vor dem 31. Dezember 2025 beginnen, können von den Fördermöglichkeiten profitieren. Die Unterstützung richtet sich nach Projektgröße, Produktionskapazität und technologischen Anforderungen. Ziel des Programms ist es, die geförderten Investitionen bis 2030 abzuschließen. Gefördert wird unter anderem mit Steuererleichterungen, Zuschüssen und günstigen Krediten. Weitere Informationen zu den Fördermöglichkeiten und zu den Details der Investitionsaufrufe bietet das Ministerium für Industrie und Technologie.

    TOGG-SUV überzeugt die Käufer

    Die neue türkische Automarke TOGG startete 2023 den Verkauf des ersten in der Türkei entwickelten und produzierten Elektroautos. Das erste Modell, der SUV T10X, avancierte sofort zum Verkaufsschlager. In diesem Sommer soll der Verkauf des zweiten Modells, des Fließhecks T10F, beginnen. Es könnte für TOGG neue Kundengruppen erschließen. Zudem ist in Kürze der Export nach Europa geplant. 

    Der TOGG SUV war 2024 in der Türkei das meistverkaufte Elektroautomodell mit 30.093 Einheiten. Mit deutlichem Abstand dahinter lag Tesla auf Platz 2 (11.534), gefolgt vom KG Mobility Torres (5.094) und dem BMW iX1 (4.708). Der chinesische Fahrzeughersteller BYD belegte mit 2.252 verkauften ATTO 3 den 8. Platz. Die höchsten Zuwächse wurden bei Elektroautos mit einer Motorleistung von unter 160 Kilowatt verzeichnet – deren Verkäufe stiegen um 63 Prozent auf 85.365 Einheiten. 

    Türkei etabliert sich als strategischer Standort für den europäischen E-Automarkt

    Der Marktneuling TOGG hat internationale Aufmerksamkeit geweckt und den Automobilstandort Türkei auch bei E-Mobility ins Rampenlicht gerückt. Neben TOGG produziert bereits Ford Elektrofahrzeuge in der Türkei. Auch Toyota baut Hybrid-Modelle. Zudem haben mehrere internationale Unternehmen angekündigt, Batterien, Elektroautos oder Teile für E-Fahrzeuge in der Türkei zu fertigen. Hyundai gab Anfang März bekannt, in der zweiten Hälfte des Jahres 2026 mit der Produktion von Elektroautos im Werk in Izmir zu starten.

    Viele Hersteller haben dabei nicht nur den türkischen Markt im Visier, sondern vor allem die EU. Dank der Zollunion mit der EU haben in der Türkei produzierte Kfz und Kfz-Teile einen privilegierten Zugang zum europäischen Markt. Dies macht die Türkei, insbesondere für ausländische Investoren attraktiv.

    Die Investitionen in E-Mobility in der Türkei werden durch die Entscheidung der EU zum Verbrenner-Aus ab 2035 begünstigt. Die EU ist zweifellos der wichtigste Absatzmarkt für die türkische Automobilbranche. Um diesen nicht zu verlieren, ist eine Umstellung der türkischen Produktion unerlässlich – sowohl für die Autohersteller als auch für die Zulieferindustrie. 

    Auch chinesische Hersteller planen hohe Investitionen

    Gleichzeitig zieht der privilegierte Zugang zum europäischen Markt neue ausländische Investitionen an, insbesondere aus China. Der Elektrogigant BYD kündigte an, 1 Milliarde US$ in den Bau eines Autowerks in Manisa zu investieren. Berichten zufolge hat der Bau des Werks bereits begonnen. Auch der chinesische Autohersteller Chery verhandelt mit der türkischen Regierung über den Bau eines E-Autowerks. Skywell wiederum gab bereits 2023 bekannt, rund 1,6 Milliarden US$ in der Türkei investieren zu wollen, unter anderem in ein Autowerk und eine Batterieproduktion.

    Kein Neuling: Die Türkei produziert seit Jahren Elektrofahrzeuge

    Elektrische Nutzfahrzeuge werden bereits seit längerer Zeit in der Türkei hergestellt, unter anderem von Anadolu Isuzu, Karsan, Otokar oder Temsa. Ihr Fokus liegt meist auf dem Kernmarkt Europa. 

    Temsa ist ein führender türkischer Hersteller von Bussen und Midibussen. Das Unternehmen setzt seit einigen Jahren verstärkt auf Elektromobilität und plant, bis Ende 2025 mehr als die Hälfte seines Umsatzes mit Elektrobussen zu generieren. Zudem produziert der Hersteller Batterien für seine Elektrofahrzeuge im eigenen Werk in Adana. Daimler Buses startet die Fertigung des E-Überlandbusses, des Mercedes-Benz eIntouro, im Werk Hoşdere bei Istanbul. Bestellungen werden laut eigenen Angaben ab dem 1. Quartal 2025 angenommen, die Auslieferung ist für 2026 geplant.

    In der Zulieferindustrie werden neue Kompetenzen im Bereich E-Mobility aufgebaut. Laut Schätzungen der International Finance Corporation aus dem Jahr 2022 konnten 70 Prozent der fast 300 türkischen Autoteilelieferanten keine Komponenten für Elektrofahrzeuge herstellen. Dies dürfte sich bald ändern.

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

  • Branchenstruktur

    Die Türkei setzt auf Elektromobilität, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Chinesische Automarken verstärken ihre Präsenz.

    Die türkische Kfz-Industrie ist stark exportorientiert. Im Jahr 2024 wurden rund drei Viertel der in der Türkei produzierten Pkw und Nutzfahrzeuge ins Ausland geliefert (Pkw: 72 Prozent, Nutzfahrzeuge: 78 Prozent). Die Europäische Union ist weiterhin der wichtigste Absatzmarkt, mit Deutschland als wichtigstem Zielland für türkische Hersteller und Zulieferer.

    Aufgrund der hohen Abhängigkeit vom Export hat die wirtschaftliche Entwicklung in den wichtigsten Auslandsmärkten direkten Einfluss auf die Branche. Eine Abschwächung der Konjunktur in der EU oder Nordamerika im Jahr 2025 könnte sich auf die Produktionszahlen in der Türkei auswirken. Gleichzeitig verstärkt China seine Aktivitäten in der Türkei und der Wettbewerb zwischen beiden Ländern um Marktanteile in der Türkei und in der EU nimmt zu.

    Produktion von Pkw und Nutzfahrzeugen ist rückläufig

    Im Jahr 2024 ging die Pkw-Produktion um 5 Prozent auf 904.513 Fahrzeuge zurück, während die Herstellung von Nutzfahrzeugen mit 460.783 Einheiten sogar einen Rückgang von 11 Prozent verzeichnete. Dies berichtet der türkische Automobilverband OSD (Otomotiv Sanayi Derneği).

    Die Kapazitätsauslastung in der türkischen Automobilindustrie lag 2024 bei rund 70 Prozent und damit unter dem Vorjahreswert von 74 Prozent. Die höchste Auslastung wurde im Segment der schweren Lkw mit 71 Prozent erreicht, während der Wert für Busse im Midi-Segment mit 52 Prozent am niedrigsten ausfiel. Bei Pkw und leichten Nutzfahrzeugen lag die durchschnittliche Auslastung bei 71 Prozent.

    Produktion: Mini- und Midi-Busse trotzen dem AbwärtstrendStückzahl, Veränderung in Prozent

    Typ

    2022

    2023

     2024

    Veränderung 2024/2023

    Pkw

    810.889

    952.667

    904.513

    -5,1

    Nfz

    541.759

    515.726

    460.783

    -10,7

      Minibusse

    46.897

    50.941

    63.194

    24,1

      Midi-Busse

    3.335

    4.664

    4.948

    6,1

      Busse

    8.346

    10.862

    9.908

    -8,8

       Kleintransporter, Pick-ups

    436.611

    397.015

    346.863

    -12,6

      Lastwagen (bis 12 t)

    5.026

    5.432

    5.077

    -6,5

      Lastwagen (über 12 t)

    41.544

    46.812

    30.793

    -34,2

    Insgesamt

    1.352.648

    1.468.393

    1.365.296

    -8,0

    Quelle: OSD 2025

    Bedeutender Produktionsstandort für die Automobilindustrie

    In den letzten zwei Jahrzehnten haben zahlreiche internationale Automobilhersteller Produktionsstätten in der Türkei aufgebaut. Heute werden dort jährlich etwa 1,4 Millionen Fahrzeuge gefertigt. Parallel dazu hat sich eine breit aufgestellte Zulieferindustrie entwickelt.

    Für die deutsche Automobilbranche ist die Türkei ein wichtiger Beschaffungsmarkt. Neben der Zollunion mit der EU profitieren Unternehmen von kurzen Lieferzeiten, einer flexiblen Produktion und einer gut ausgebauten Fertigungsinfrastruktur. In der Türkei sind bedeutende deutsche Hersteller wie Mercedes-Benz, MAN und Bosch aktiv, ebenso wie internationale Marken wie Ford, Fiat, Hyundai, Renault und Toyota.

    Nach Branchenschätzungen gibt es in der Türkei fast 300 Zulieferunternehmen, von denen sich die meisten im Nordwesten des Landes befinden. Zu den führenden Produzenten gehören unter anderem Autoliv, Beyçelik Gestamp, Bosch, Brisa, CMS, Delphi, Federal Mogul, Goodyear, Maxion Inci, Petlas und Pirelli.

    Zentrale Produktionsstandorte der Automobilindustrie (Auswahl):

    • Bursa – Das Zentrum der türkischen Automobilproduktion mit Werken von Tofaş (Fiat), Oyak Renault, Karsan und Bosch als wichtiger Zulieferer.
    • Kocaeli – Produktionsstandort von Ford Otosan, einem der größten Nutzfahrzeughersteller der Türkei sowie Hyundai Assan. Zudem sind zahlreiche Zulieferer in der Region ansässig.
    • Sakarya – Produktionsstandort von Toyota und Otokar mit wachsender Bedeutung für Elektro- und Hybridfahrzeuge.
    Ausgewählte Investitionsprojekte in der türkischen Kfz-Industriein Millionen US-Dollar

    Vorhaben

    Investitionssumme *)

    Projektstand

    Skywell Batteriefabrik, Autoproduktion und Ersatzteilwerk

    1.600

    In Planung

    BYD Autowerk

    1.000

    Baubeginn

    Bosch Wasserstofftechnologie Einspritzsysteme Lkw

    524

    In Planung

    Ege Endüstri Werk für Lkw-Achsen

    52,4

    In Planung

    * Wechselkurs laut Europäischer Zentralbank vom 17.2.2025: 1 Euro = 1,05 US-Dollar.Quelle: Pressemitteilungen 2025

    Exporte stagnieren weitgehend

    Die Zahl der exportierten Pkw sank 2024 um 1 Prozent, während die Ausfuhren von Nutzfahrzeugen um 1 Prozent zunahmen, meldet der türkische Automobilverband OSD. Auf US-Dollar-Basis (US$) stiegen die Exporte von Pkw und Nutzfahrzeugen jedoch um 3 Prozent.

    Kleine Busse steigern Exporte, Gesamttrend negativStückzahl der türkischen Kfz-Exporte weltweit, Veränderung in Prozent

    Typ

    2022

    2023

    2024

    Veränderung 2024/2023

    Pkw

    571.218

    663.090

    654.115

    -1,4

    Nfz

    398.906

    355.157

    358.919

    1,1

      Minibusse

    36.016

    31.421

    58.922

    87,5

      Midi-Busse

    1.040

    1.671

    1.779

    6,5

      Busse

    6.579

    9.447

    8.674

    -8,2

       Kleintransporter,

    Pick-ups

    335.148

    291.052

    279.520

    -4,0

      Lkw

    20.123

    21.566

    10.024

    -53,5

    Insgesamt

    970.124

    1.018.247

    1.013.034

    -0,5

    Quelle: OSD 2025

    Auch die Zulieferindustrie konnte ihre Exporte in US$ um 5 Prozent steigern, so die Uludağ Automotive Industry Exporters' Association (OİB). Der türkische Zulieferverband Taysad veröffentlicht weiterhin keine Angaben zur Inlandsproduktion oder zu den Fertigungskapazitäten. Da die Branche stark vom Export abhängt, liefern die Exportzahlen für Fahrzeugteile dennoch wichtige Anhaltspunkte zur Produktionslage.

    Ausfuhr von ausgewählten Kfz-Teilen aus der TürkeiIn Millionen US-Dollar, Veränderung in Prozent

    Warengruppe

    2023 

    2024

    Veränderung 2024/2023

    Reifen

    1.724,8

    1.695,7

    -1,7

    Batterien

    482,2

    574,4

    19,1

    Motoren

    253,6

    382,9

    51,0

    Sicherheitsglas

    263,1

    280,2

    6,5

    Sonstige Teile und Komponenten

    11.354,6

    11.905,9

    4,9

    Kfz-Teile insgesamt

    14.078,3

    14.839,2

    5,4

    Quelle: OSD 2025

    Deutsche Kfz-Lieferungen sinken

    Die abflachende Fahrzeugproduktion in der Türkei wirkte sich auch auf die Importe von Kfz-Teilen aus Deutschland aus. Nach dem starken Wachstum im Rekordjahr 2023 nahmen die Einfuhren im Jahr 2024 ab. Besonders deutlich war der Rückgang bei deutschen Lieferanten: Ihre Exporte in die Türkei schrumpften deutlich stärker, was vor allem auf eine Normalisierung nach dem außergewöhnlich starken Vorjahr zurückzuführen ist.

    Die türkische Kfz-Industrie ist eng in internationale Lieferketten eingebunden – sowohl beim Import als auch Export. Deutschland bleibt trotz des Rückgangs ein zentraler Lieferant für die Branche.

    Einbruch bei deutschen Teile-Lieferungen übertrifft den MarkttrendIn Millionen US-Dollar, Veränderung in Prozent

     

     2024

    Veränderung *)

    aus Deutschland 2024

    aus Deutschland Veränderung *)

    SITC 778.3 Kfz-Elektrik

    852

    16,0

    43

    -7,1

    SITC 784 Karosserien, Stoßstangen etc.

    6.875

    -0,2

    1.249

    -18,0

    SITC 773.13 Zündkabelsätze

    516

    1,7

    5

    -7,4

    SITC 713.2 Motoren

    3.553

    -6,9

    432

    -28,7

    Kfz-Teile insgesamt

    11.796

    -1,2

    1.729

    -20,7

    * 2024 gegenüber 2023.Quelle: Türkisches Statistikamt TÜIK 2025

     

    Chinesische Automarken weiten ihre Aktivitäten in der Türkei aus 

    China gewinnt innerhalb der Türkei weiter an Marktanteilen. Seit dem Markteintritt von BYD im Jahr 2024 ist die Anzahl der in der Türkei angebotenen chinesischen Automarken auf elf gestiegen – darunter Chery, DFSK, Hongqi, Leapmotor, Maxus, MG, Neta, Seres, Skywell und SWM.

    Zudem sehen chinesische Hersteller die Türkei als strategischen Produktionsstandort für den EU-Markt. Skywell hatte bereits 2023 Pläne für ein neues Werk samt Batteriefertigung im Wert von 1,6 Milliarden US$ angekündigt. BYD hat in Manisa mit dem Bau eines Elektroautowerks begonnen, das mit 1 Milliarde US$ finanziert werden soll. Laut Medienberichten prüfen auch Chery, DFSK, MG und SWM Investitionen in der Türkei.

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

  • Rahmenbedingungen

    Tarifäre und nichttarifäre Einfuhrbestimmungen ändern sich häufig. Daher sollten die aktuellen Bestimmungen regelmäßig abgerufen werden.

    Für Normen und technische Standards ist das staatliche Normeninstitut TSE (Türk Standardlari Enstitüsü) zuständig. Informationen zu Einfuhrverfahren und -abgaben können beim Handelsministerium eingeholt werden.

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung. 

    Von Katrin Pasvantis | Istanbul

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung Anmerkung  
    Germany Trade & InvestAußenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Türkei 

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Ticaret Bakanligi

    Handelsministerium

    Türk Standardlari Enstitüsü (TSE) 

    Staatliches Normeninstitut

    Otomotiv Sanayi Dernegi (OSD) 

    Verband der Automobilindustrie

    Otomotiv Distribütörleri ve Mobilite Derneği Otomotiv (ODMD)

    Verband der Automobilvertriebsfirmen und Mobilität

    Tasit Araclari Yan Sanayicileri Dernegi (TAYSAD) 

    Verband der Kfz-Zulieferindustrie

    Electric & Hybrid Vehicles Association (TEHAD) 

    Verband für Elektro- und Hybridfahrzeuge

    Automechanika

    Ableger der deutschen Veranstaltung, Istanbul, zweijährlich; geplant 12. - 15.6.2025

    Otomobil Gazetesi

    Portal mit lokalen Branchennachrichten auf Türkisch

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