Branchen | Tunesien | Öl- und Gassektor
Öl- und Gasproduktion legt zu
Trotz des angekündigten Exodus internationaler Öl- und Gaskonzerne stieg 2021 die Produktion in Tunesien deutlich. Das reicht aber nicht, um das Energiedefizit aufzufangen.
21.01.2022
Von Peter Schmitz | Tunis
Im Jahr 2021 legte die tunesische Ölproduktion gegenüber dem Vorjahr von etwa 32.000 Barrel am Tag (b/d) auf etwas über 40.000 b/d zu. Dabei hatten Eni und Shell ihren Rückzug angekündigt. Die österreichische OMV (Österreichische Mineralölverwaltung Aktiengesellschaft) hatte bereits 2018 ihre Anteile in Tunesien reduziert, hält aber am Nawara-Gasfeld fest. Nach langen Verzögerungen konnte dort die Produktion Ende 2020 aufgenommen werden (2,7 Millionen cbm/Jahr Gas, 7.000 b/d Erdöl).
Im Jahr 2011 lag die Erdölproduktion des Landes noch bei etwa 80.000 b/d. Seitdem wurde keine Strategie für den Ölsektor etabliert. Neben politischen Volten mit vielen Regierungswechseln spielten auch soziale Proteste eine Rolle: immer wieder wurde die Ölinfrastruktur blockiert. Zudem konzentrieren internationale Ölkonzerne ihre Aktivitäten zunehmend auf die rentabelsten Märkte.
Für den Anstieg im Jahr 2021 sorgte neben dem Nawara-Feld das Offshore-Feld Halk el Manzel im Golf von Hammamet. Die tunesische TOPIC nahm die Förderung auf. Experten sehen Potenzial, die Produktion durch weitere Exploration und Modernisierungen zu steigern. Die Dominanz der staatlichen ETAP (Entreprise Tunisienne d’Activités Pétrolières), langwierige Genehmigungsprozessen und der volatile politische Prozess gelten als herausfordernd.
Die gestiegenen Energiepreise sind für Tunesien zweischneidig. Das hohe Energiebilanzdefizit wird mittelfristig nur durch den konsequenten Ausbau der erneuerbaren Energien zu schließen sein.
