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US-Regierung fördert vier Wasserstoff-Cluster
In den USA sollen vier Wasserstoff-Cluster entstehen. Sechs Bundesstaaten bewerben sich um die Ansiedlung.
15.07.2022
Von Ullrich Umann | Washington, D.C.
Für deutsche Lieferanten von Wasserstofftechnologien ergeben sich aus der Bildung von Clustern in den USA zahlreiche Geschäftschancen. So kündigte das amerikanische Bundesministerium für Energie (U.S. Department of Energy, DOE) im Februar 2022 ein Förderprogramm im Umfang von 8 Milliarden US-Dollar (US$) an.
Vier Wasserstoff-Cluster (H2Hubs) werden ab Mai 2023 im Rahmen des Programms bezuschusst. Auf diese Weise soll ein landesweites Netzwerk entstehen, in dem Wasserstoff hergestellt, gespeichert und weiterverarbeitet wird, darunter für den Transportsektor und die Industrie. Presseberichten zufolge haben die US-Bundesstaaten West Virginia, Mississippi, Louisiana, Pennsylvania, New Mexico und Georgia Interesse an der Teilnahme am DOE-Programm geäußert.
West Virginia leistet Lobbyarbeit
West Virginia rechnet sich gute Gewinnchancen aus, da mindestens ein Cluster in der Appalachenregion angesiedelt sein muss. Diese Vorschrift sieht der Infrastructure Investment and Jobs Act vom November 2021 vor, auf dessen Grundlage das DOE die Fördermittel zur Clusterbildung bereitstellt. Der Bundesstaat möchte auf diese Weise seine Rolle als wichtiger Energieerzeuger behalten. Denn die vor Ort geförderten fossilen Energieträger wie Erdgas, Erdöl und Kohle dürften künftig als Primärenergieträger an Bedeutung verlieren.
Bei seiner Bewerbung setzt der Bundesstaat auf Lobbyarbeit in der US-Hauptstadt Washington. So haben hochrangige Politiker der beiden großen US-Parteien die West Virginia Hydrogen Hub Working Coalition ins Leben gerufen. Zu den Initiatoren zählen die US-Senatoren Joe Manchin und Shelley Moore Capito, der US-Kongressabgeordnete David McKinley sowie der Gouverneur von West Virginia, Jim Justice. Joe Manchin steht im US-Senat seit Jahren dem Komitee für Energie und natürliche Ressourcen vor.
Ein weitererer Vorteil West Virginias sind seine Vorkommen an fossilen Energieträgern, die für die Herstellung von blauem Wasserstoff verwendet werden können. Zudem verweist der Bundesstaat auf bestehende Gasspeicher, die bislang die Fracking-Industrie vor Ort nutzt. Hinzu kommen potenzielle Wasserstoffspeicher in Form von unterirdischen Salz-, Lehm- und Sandstöcken. Zu den Abnehmern könnten zukünftig Gas- und Kohlekraftwerke gehören, die auf die Beimischung von Wasserstoff als Energiequelle umrüsten, ferner die Stahl-, Zement- und Chemiewerke in der Region.
Louisiana wirbt mit Export von Wasserstoff
Ein weiterer Cluster-Kandidat ist der Bundesstaat Louisiana. Dort hat das Unternehmen Air Products angekündigt, am Standort Ascension Parish eine Anlage zur Produktion von blauem Wasserstoff im Wert von 4,5 Milliarden US-Dollar zu bauen. Das Kohlendioxid, das bei der Herstellung von blauem Wasserstoff anfällt, soll zu 95 Prozent eingelagert werden. Mit der Inbetriebnahme der Anlage wird 2026 gerechnet.
Ein Teil des blauen Wasserstoffs soll über das unternehmenseigene Netz an Wasserstoffpipelines entlang der Golfküste an Kunden ausgeliefert werden. Ferner plant der Bundesstaat, den blauen Wasserstoff - umgewandelt in Ammoniak - zu exportieren.
Das Pipeline-Netz erstreckt sich über eine Länge von 900 Kilometern, beginnend in der Galveston Bay in Texas bis hin nach New Orleans in Louisiana. Das Netz gilt als das gegenwärtig umfangreichste Wasserstoff-Pipeline-System der Welt und kann Kunden mit mehr als 45 Millionen Kubikmeter Wasserstoff pro Tag aus bis zu 25 Produktionsanlagen versorgen.
Mississippi bietet grünen Wasserstoff
Auch der US-Bundesstaat Mississippi arbeitet an Plänen zum Ausbau eines Clusters: Im frisch gegründeten Hy Stor Energy's Mississippi Clean Hydrogen Hub soll grüner Wasserstoff erzeugt werden. Der Hub wird sich den Plänen zufolge auf annähernd 300 Kilometer erstrecken, von Jackson bis zu den Tiefseehäfen an der Golfküste, und gleich mehrere Standorte zur Elektrolyse von grünem Wasserstoff umfassen.
Das Gas soll sowohl an Industriekunden ausgeliefert als auch in natürlichen Salzstöcken gespeichert werden. Zur Speicherung von Wasserstoff hat Hy Stor Energy bereits die Genehmigung von mehreren Landkreisen erhalten. Läuft alles nach Plan, werden in dem Cluster ab 2025 bis zu 1.300 Millionen Kubikmeter grüner Wasserstoff pro Jahr erzeugt. Die vorgesehenen Speicherkapazitäten belaufen sich auf 830 Millionen Kubikmeter.
Pennsylvania, New Mexico und Georgia möchten Cluster bei sich sehen
Für Pittsburg als Clusterkandidaten im Bundesstaat Pennsylvania warb vor Ort der US-Kongressabgeordnete Mike Doyle. In Anwesenheit von US-Energieministerin Jennifer Granholm stellte er die Region Pittsburg als einen idealen Kandidaten für ein neues Zentrum zur Erzeugung von blauem Wasserstoff vor. Als Energieträger würde Erdgas aus der Appalachenregion genutzt.
In New Mexico wird seit Januar 2022 das Gesetz "Hydrogen Hub Development Act" vorbereitet. Doch hat die demokratische Parlamentsmehrheit in dem Bundesstaat die Verabschiedung des Gesetzes blockiert. Dabei verweisen die Demokraten darauf, dass im Gesetzentwurf die Erzeugung von blauem Wasserstoff vorgesehen sei. Sie bevorzugen aber die grüne Variante, weshalb das Wirtschaftsministerium in New Mexico an neuen Plänen arbeitet.
Der Energieversorger Georgia Power nahm im Mai 2022 im Kraftwerk McDonough-Atkinson am Standort Smyrna (Georgia) die weltweit größte Stromerzeugungsanlage in Betrieb, in der Erdgas und Wasserstoff im Verhältnis 80 zu 20 verfeuert werden. An dem Projekt beteiligt waren der Turbinenbauer Mitsubishi Power und das Electric Power Research Institute. Vertreter aus Politik und Wirtschaft nahmen das erfolgreich angelaufene Pilotprojekt zum Anlass, dem DOE einen Förderantrag zur Clusterbildung in Georgia zu stellen.
Bundesministerium für Energie | |
Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung in West Virginia | |
Entwicklungsbehörde in Mississippi | |
Entwicklungsbehörde in Louisiana | |
Ministerium für kommunale und wirtschaftliche Entwicklung in Pennsylvania | |
Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung in New Mexico | |
Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung in Georgia |