Branchen | Nordamerika | Fußball-WM 2026
USA: WM löst nur kleineren Bauboom aus
Die WM-Stadien stehen bereits, werden aber modernisiert. Infrastrukturprojekte sollen die Erreichbarkeit der Spielorte verbessern. Die Investitionskosten bleiben überschaubar.
09.06.2023
Von Roland Rohde | Bonn
Die Fußball-Weltmeisterschaft 2026 findet zwar gemeinsam in den USA, Kanada und Mexiko statt. Doch werden die meisten Spiele in den Vereinigten Staaten abgehalten. Das mag auch damit zu tun haben, dass es dort eine sehr gut ausgebaute Sportinfrastruktur gibt. Viele Metropolen verfügen über mehrere - und zumeist recht moderne - Stadien, die als Austragungsorte und Trainingszentren genutzt werden können. Dort wird zwar überwiegend American Football gespielt. Doch sie lassen sich vergleichsweise einfach an die Anforderungen des Weltfußballverbandes FIFA anpassen. Der Neubau von Stadien ist daher in keiner einzigen Stadt notwendig.
BIP pro Kopf (2022, in US$) | 75.180 |
Erwartetes Investitionsvolumen (in Mrd. US$) | 15 bis 20 |
Anzahl der Spiele | steht noch nicht fest |
Anzahl der Austragungsorte | 11 |
Erwartete Besucherzahl (in Mio.) | 5,0 |
Corruption Perceptions Index 2022 (Rang von 180 Ländern) | 24 |
Elf Austragungsorte in den USA
Von den insgesamt 16 Austragungsorten der WM 2026 liegen elf in den USA: Atlanta, Boston, Dallas, Houston, Kansas City, Los Angeles, Miami, Philadelphia, San Francisco, Seattle und New York. Sie sind damit über das gesamte Land verstreut. Die Events sollen jeder einzelnen Stadt zusätzliche Einnahmen zwischen 460 Millionen und 620 Millionen US-Dollar (US$) bescheren. Insgesamt gehen Markforschungsunternehmen wie die Boston Consulting Group von einer Summe von insgesamt 5 Milliarden US$ aus. Was aus nationaler Sicht gering ist, kommt vor allem für die kleineren Metropolen einem Geldsegen gleich.
Doch wie stark werden sich die notwendigen Investitionen auf der Kostenseite bemerkbar machen? Praktisch alle genannten Städte planen eine Modernisierung, ein sogenanntes Upgrade der Stadien. Dabei handelt es sich um keine großen, grundsätzlichen Renovierungen. Diese werden ohnehin in regelmäßigen und vergleichsweise kurzen Abständen aufgemöbelt. Das Gilette Stadium in Boston etwa wird aktuell für 225 Millionen US$ aufgehübscht. Oftmals müssen vor allem die Spielfelder und einige Zuschauerbereiche an die Anforderungen der FIFA angepasst werden. Neue und noch größere Bildschirme oder zusätzliche Lounges und Fan-Bereiche sollen den Komfort für die internationalen Gäste erhöhen.
Probleme in Los Angeles
Eine Vergrößerung der bestehenden Strukturen ist zumeist nicht notwendig. Einzige Ausnahme ist das SoFi-Stadium in Los Angeles. Erst nach dem Zuschlag durch die FIFA im Sommer 2022 stellte man laut Medienberichten fest, dass die Spielfläche zu klein sei. Eine Vergrößerung ist nur mit Hilfe von umfassenden strukturellen Änderungen möglich. Die Metropole könnte sogar ihren Status als Austragungsort verlieren. Im Frühjahr 2023 sind die weiteren Aussichten unklar. Dies ist umso misslicher, als Los Angeles auch für die Olympischen Spiele 2028 den Zuschlag erhalten hat. Die Stadt hofft daher auf einen besonders starken Wirtschaftsimpuls durch die zwei Mega-Events.
Wie viel die einzelnen Städte für die Modernisierung ihrer Stadien ausgeben werden, steht im Frühjahr 2023 oft noch nicht genau fest. Doch die bisher veröffentlichten Investitionssummen belaufen sich zumeist auf einen höheren zweistelligen oder niedrigen dreistelligen Millionen-US$-Betrag. Bei elf Austragungsorten ergibt sich damit schätzungsweise ein Volumen im niedrigen einstelligen Milliardenbereich. Hinzu kommen noch Aufwendungen für die unterstützende Infrastruktur. Verschiedene Städte haben hier bereits Projekte angekündigt. Oftmals werden dabei Lücken im Transportsystem geschlossen oder bestehende Linien verlängert, um den Besuchern einen besseren Zugang zu den Stadien zu bieten.
WM schiebt keine Mega-Infrastrukturprojekte an
Doch größere und komplett neue Projekte wurden wohl nicht angeschoben. Dafür war die Zeit zwischen Zuschlag als Austragungsort (Sommer 2022) und dem Stattfinden der Spiele einfach zu kurz. In vier Jahren können selbst bei einer sehr schnellen Planungs- und Durchführungsphase nur kleinere Vorhaben oder solche, bei denen die Pläne bereits in den Schubläden liegen, realisiert werden. Manche Projekte werden auch gerne mit der Weltmeisterschaft in einen Zusammenhang gestellt, obwohl ein solcher gar nicht besteht. So will zum Beispiel Los Angeles mit einer automatischen Flughafenbahn den künftigen Gästen "den roten Teppich ausrollen". Deren Bau startete allerdings Jahre vor dem WM-Zuschlag.
Vorhaben | Investitionssumme | Stand | Anmerkung |
---|---|---|---|
Atlanta | 1.200 | In Planung | Verbesserung der lokalen Infrastrukur |
Los Angeles | 1.000 | In Planung | Verbesserung der lokalen Infastruktur |
Kansas City | 350 | In Planung | Verbesserung der lokalen Infastruktur |
Dallas | 295 | In Planung | Modernisierung des AT&T Stadiums |
Philadelphia | 250 | in Planung | FDR Master Plan. Bau eines Sport- und Freizeitparks |
Boston | über 225 | Im Bau | Modernisierung des Gilette Stadiums |
Kansas City | 160 | In Planung | Bau eines Parks |
Kansas City | über 50 | In Planung | Modernisierung des Arrowhead Stadiums |
New York | 14 (nur für Planungsphase) | In Planung | Modernisierung des MetLife Stadiums |
Seattle | k.A. | Baubeginn 2022 | Modernisierung des Lumen Field |
Geschäftschancen für deutsche Spezialanbieter
Auch deutsche Spezialanbieter können von der WM in den USA profitieren. Bei der Ausstattung der Stadien mit WM-geeignetem Rasen ergeben sich etwa Chancen, da hier US-amerikanische Firmen weniger Erfahrung besitzen. In zahlreichen anderen Gebieten stoßen deutsche Firmen allerdings auf einheimische Konkurrenten, die wesentlich bessere Kontakte und Verbindungen haben dürften. Zudem sind in den USA protektionistische Tendenzen auf dem Vormarsch. Bei öffentlichen Aufträgen ist etwa ein Mindestmaß an örtlicher Wertschöpfung ("local content") erforderlich. Weitere Informationen zum Markteintritt liefert die GTAI-Publikation Vertrieb. Viele Stadien sind von großen privaten Unternehmen (mit)finanziert worden. Sie sind in der Regel auch bei der Renovierung und Modernisierung aktiv. Die lokalen Regierungen beteiligen sich aber zumeist noch an den Kosten.
Dos:
Don'ts:
Weitere Tipps finden Sie in unserer Publikation Verhandlungspraxis kompakt |
Bezeichnung | Anmerkung |
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Bundesverband der Deutschen Sportartikelindustrie | |
Anlaufstelle für deutsche Unternehmen. Standort in Atlanta, Chicago, New York, San Francisco und Washington | |
Deutscher Fußballverband | |
Weltfußballverband | |
US-amerikanischer Fußballverband | |
Einrichtung innerhalb des State Department, die die Bemühungen der US-Regierung zur Verbesserung der Zusammenarbeit bei der Terrorismusbekämpfung mit ausländischen Regierungen koordiniert | |
US Coliseum Summit 2023 | Coliseum bietet unter anderem Geschäftskonferenzen zum Thema Stadien und eine Online-Plattform für Nachrichten über Sportstätten; Konferenz in Los Angeles vom 6. bis 7. September 2023 |
Messe rund um die Fußballindustrie; nächster Termin: 14. bis 15. November 2023 |