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Branchen USA Solarenergie

Wachsende Goldgräberstimmung in der US-Solarbranche

Bis 2026 sollen sich die Fertigungskapazitäten für Fotovoltaikanlagen in den USA versiebzehnfachen. Investoren können auf hohe Subventionen setzen.

Von Roland Rohde | Washington, D.C.

Abkehr von der Abkehr: Amerikanische Unternehmen, die vor 15 Jahren ihre Fertigung von Fotovoltaikanlagen nahezu komplett ins Ausland verlagert hatten, machen eine Kehrtwende und wollen wieder im eigenen Land produzieren. Nach Berichten der New York Times und der Solar Energy Industry Association (SEIA) von 2023 sind Dutzende Fabriken im Bau oder in der Planungsphase.

Laut SEIA sind für die gesamte Solarbranche Investitionen in Höhe von 100 Milliarden US-Dollar angekündigt. Ein Fünftel davon sei für den Bau von Fabriken zur Herstellung von Fotovoltaikanlagen vorgesehen. Dieses Geld fließt in die komplette Wertschöpfungskette, also auch in die Bereiche Ingots und Wafer für die Solarzellenproduktion.

Branchenverband SEIA: Versiebzehnfachung der Produktion

Insgesamt soll sich die einheimische Fertigungskapazität von Solarmodulen, also die "supply chain capacity", bis 2026 um 155 Gigawatt erhöhen. Das ist mehr als 17 Mal so viel wie heute. Bis 2033 rechnet die SEIA mit einem Zuwachs auf 668 Gigawatt. Branchenanalysten dämpfen die hochgesteckten Erwartungen ein wenig: Solche Vorhersagen seien mit einer gewissen Portion Vorsicht zu betrachten. 

Beispiel First Solar: Das Unternehmen investiert derzeit in den Vereinigten Staaten. Nach Angaben der US-Firma werden Anlagen in Louisiana und Alabama auf- sowie Kapazitäten in Ohio ausgebaut. Auch ausländische Unternehmen engagieren sich in den USA: Meyer Burger Technology aus der Schweiz plant eine Anlage für Hochleistungssolarzellen in Colorado. Bereits Ende 2024 soll dort die Produktion anlaufen.

IRA lockt mit umfangreichen Steuervergünstigungen

Die Investoren können auf hohe Subventionen setzen, ohne die sich wohl kaum eine Produktion in den USA lohnen würde. Wichtigstes Instrument ist der Inflation Reduction Act (IRA). Er sieht Steuergutschriften von fast 400 Milliarden US$ vor. Unternehmen, die sowohl in die Fertigung als auch die Ausbildung ihrer Mitarbeiter investieren, können besonders profitieren, denn der IRA ist nicht gedeckelt. Und die genannten 400 Milliarden sind nur eine Schätzung, die bis zum Programmende 2032 deutlich übertroffen werden könnte.

Für staatlich geförderte Projekte gelten Vorschriften, dass die Wertschöpfung teilweise vor Ort stattfindet ("local content"). Im Energiebereich werden zumeist 40 Prozent verlangt. Ausnahmen gelten nur, wenn es keine einheimischen Hersteller gibt oder diese ihre Produkte zu nicht wettbewerbsfähigen Kosten anbieten. Ausländische Hersteller von Maschinen zur Solarzellen- und -panelproduktion müssen daher entweder eine Ausnahmegenehmigung erhalten oder einen Produktionsstandort an Ort und Stelle aufbauen.

Solarenergie führend bei Neuinstallationen

Eine starke Inlandsnachfrage nach neu installierten Solaranlagen beflügelt die amerikanischen Fotovoltaikhersteller: Die Solarenergie ist die mit Abstand am schnellsten wachsende Sparte des Stromsektors. Die SEIA bilanzierte für das 1. Halbjahr 2023 entsprechende Erzeugungskapazitäten im Umfang von 12.000 Megawatt. Damit kam die Solarenergie auf einen Anteil von 45 Prozent an den gesamten neu installierten Kraftwerkskapazitäten in den USA.

Texas als Vorreiter

In dem ölreichen US-Staat sind laut Verbandsangaben zwischen 2021 und dem 1. Halbjahr 2023 mit 11.000 Megawatt Gesamtleistung die meisten Solaranlagen entstanden. Auch bei der Windenergie nimmt Texas eine führende Rolle ein. Das in puncto Umwelt besonders vorbildliche Kalifornien lag mit gut 10.400 Megawatt knapp dahinter. Auf Rang 3 kam Florida mit 6.100 Megawatt.

Laut der U.S. Energy Information Administration hat sich der mit Solartechnik generierte Strom alleine zwischen Juli 2019 und Juli 2023 mehr als verdoppelt. Die Wachstumsraten sollen mittelfristig noch weiter zulegen. Davon geht auch der Branchenverband SEIA aus. Der IRA werde seine Wirkungen erst nach und nach voll entfalten. Zudem hemmen die derzeit hohen Zinsen die Investitionslaune. Doch für 2024 erwarten Ökonomen, dass die Notenbank FED die Zinsen senken wird. 

Zwischen 2022 und 2028 soll sich die Solarstromerzeugung daher vervierfachen, so die U.S. Energy Information Administration in ihrem Solar Energy Outlook 2023. Danach werden sich die Zuwächse wieder normalisieren, aber dennoch kräftig bleiben. Bei der Windkraft werde es hingegen ab 2030 ein starkes Abflachen der Kurven geben. Um 2034/35 soll dann mehr Strom aus Solar- als aus Windenergie erzeugt werden.

US-Bürokratie und getrennte Stromnetze als Hemmnisse

Um die ehrgeizigen Ziele zu erreichen, müsste allerdings der Staat noch viele bürokratische Hürden aus dem Weg räumen und kräftig in die Netzmodernisierung investieren. So warten potenzielle Betreiber von Solaranlagen laut Brancheninsidern bis zu fünf Jahre auf eine Baugenehmigung. Der Anschluss ans Stromnetz kann noch länger dauern. Zudem gibt es kein landesweites Netz. Texas etwa habe sich komplett vom Rest der USA abgenabelt.

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