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Usbekistan setzt noch mehr Infrastrukturvorhaben über PPP um

Aktuell werden 63 PPP-Projekte für rund 30 Milliarden US-Dollar geplant. Die Beteiligung privater Akteure am Ausbau der öffentlichen Infrastruktur steht in Usbekistan hoch im Kurs.

Von Uwe Strohbach | Taschkent

Usbekistan greift beim Ausbau seiner Infrastruktur gezielt auf öffentlich-private Partnerschaften (Public-Private Partnership; PPP) zurück. Im Zeitraum 2024 bis 2030 will die Regierung mindestens 30 Milliarden US-Dollar (US$) für 63 strategische Projekte mobilisieren, bei denen die öffentliche Hand mit der Privatwirtschaft kooperiert. Das PPP-Modell ist wichtiger Bestandteil der mittelfristig angelegten umfassenden Entwicklungsstrategie des Landes "Usbekistan-2030".

Für ausländische Interessenten gibt es zwei Anlaufstellen bei PPP

Für Unternehmen, die sich beteiligen möchten, ist eine Projektliste maßgeblich. Sie ist in einer Verordnung des usbekischen Präsidenten enthalten und wurde Ende August 2024 veröffentlicht. Als wichtige Anlaufstelle für Interessenten aus dem Ausland gilt das Ministerium für Investitionen, Industrie und Handel. Beratungen bietet zudem das erst kürzlich gegründete Zentrum für PPP-Projekte, das beim Ministerium für Wirtschaft und Finanzen angesiedelt ist.

Insgesamt 17 der Projekte gelten als vorrangig. Bei diesen strebt die Regierung an, bereits bis Ende 2026 konkrete Vereinbarungen mit privaten Partnern abschließen zu können. Aktuell suchen die jeweils zuständigen Fachministerien nach Beratungsfirmen, um die Projekte professionell vorzubereiten, sowie parallel dazu nach interessierten in- und ausländischen Investoren.

Maut-Autobahnen sowie Strom- und Gasverteilnetze stehen auf der PPP-Agenda mit ganz oben

Die aktuellen PPP-Vorhaben mit Fokus auf eine verbesserte Verkehrsinfrastruktur und eine Stärkung des Energiesektors haben folgende Ziele:

  • mindestens 1.000 Kilometer Maut-Autobahnen und -Straßen für etwa 7,8 Milliarden US$;
  • internationale Flughäfen für 2,2 Milliarden US$;
  • Wasserkraftwerke mit einer installierten Kapazität von 2,4 Gigawatt für 3,8 Milliarden US$;
  • Stromverteilnetze für 3,2 Milliarden US$;
  • Gasverteilnetze für 2,5 Milliarden US$.

Bis 2026 will die Regierung konkret folgende Projekte in Angriff nehmen:

Ausgewählte PPP-Projekte in den Bereichen Verkehrsinfrastruktur und EnergieMit geplantem Baustart jeweils bis Ende 2026
Vorhaben

Kosten (geschätzt)

Kooperationspartner (insofern bekannt)Projektfortschritt
Verkehr

 

  
Maut-Autobahn Taschkent - Andischan (303 km; Neubau)

4,3 Mrd. US$

WeltbankKonzeptentwicklung im Herbst 2024; Tender Preisabfrage (RFQ *)) im März 2025
Maut-Autobahn Taschkent - Samarkand (305 km; Neubau)

2,2 Mrd. US$

 Auswahl Auftragnehmer, Vertragsunterzeichnung bis Ende 2024
Maut-Tunnel am Tachta-Koratscha-Pass im Verlauf der M39 Taschkent-Termiz (4,4 km; Neubau)

100 Mio. US$

 Partnersuche bis Ende 2024; Konzeptentwicklung bis August 2025
Internationaler Flughafen Urgentsch (Modernisierung)

180 Mio. US$

 RFQ-Tender *) im November 2024
Neuer internationaler Flughafen der Hauptstadt Taschkent (Neubau)

1,5 Mrd. US$

 Laufende Verhandlungen mit potenziellen Partnern; Konzeptentwicklung bis August 2025
Energie

 

  
Stromverteilnetz in der Provinz Samarkand (Modernisierung)

250 Mio. US$

IFCKonzeptentwicklung im Herbst 2024; RFQ-Tender *) im Mai 2025
Gasverteilnetz in der Provinz Samarkand (Modernisierung)

k.A.

 Konzeptentwicklung bis September 2025; RFQ-Tender *) im Mai 2026
* RFQ - Request for Quotation: PreisabfrageQuelle: Regierung Usbekistans 2024; Recherchen von Germany Trade & Invest 2024

Darüber hinaus wird das usbekische Autobahnnetz mittelfristig durch weitere mautpflichtige Autobahnen wachsen. Eine der dafür im Gespräch befindlichen Trassen soll beispielsweise Samarkand und Buchara miteinander verbinden –zwei Städte, die vor allem für den Tourismus bedeutsam sind. Mit dem Beginn der projektvorbereitenden Arbeiten ist ab etwa 2027 zu rechnen.

Im Energiesektor zielt der PPP-Ansatz der usbekischen Regierung vor allem auf die Strom- und Gasverteilnetze ab. Der Einstieg privater Akteure soll hier helfen, die häufig längst überfällige Modernisierung entscheidend voranzubringen. Es gilt, die aktuell noch deutlichen Transportverluste bei Strom und Gas zu halbieren. Nach dem Startschuss in der Provinz Samarkand dürften die Strom- und Gasverteilnetze in den Provinzen Dschissach und Syrdaja folgen. Analoge Vorhaben sind später in allen anderen Provinzen geplant.

PPP soll die kommunalen Wasser- und Abwassernetze voranbringen 

Zudem liegen die Schwerpunkte für PPP-Engagements in den Bereichen kommunale Infrastruktur und in der für den usbekischen Agrarsektor essenziellen Bewässerungswirtschaft bei:

  • regionalen Trinkwasser- und Abwassernetzen für rund 4,5 Milliarden US$;
  • Pumpstationen für die Bewässerungswirtschaft für 0,5 Milliarden US$.

Folgende Vorhaben will die Regierung bis 2026 unter anderem anstoßen:

Ausgewählte PPP-Projekte zum Ausbau kommunaler Infrastruktur und der BewässerungswirtschaftMit geplantem Baustart jeweils bis Ende 2026
Vorhaben

Kosten (geschätzt)

Kooperationspartner (insofern bekannt)Projektfortschritt
Kommunal

 

  
Abwasseranlagen der Stadt in Namangan (Modernisierung)

100 Mio. US$

ADBKonzeptentwicklung bis Ende 2024; Baustart im April 2025
Wärmeversorgung der Provinz Buchara (Modernisierung)

120 Mio. US$

ADBKonzeptentwicklung bis Mai 2025; RFQ-Tender *) im November 2025
Trinkwasserversorgung der Provinz Surchandarja (Modernisierung/Erweiterung)

1,1 Mrd. US$

 Auswahl Auftragnehmer, Vertragsunterzeichnung bis Ende 2024/Anfang 2025
Wasserver- und Abwasserentsorgung in 6 Landkreisen der Provinzen Fergana, Namangan, Dschissach und Buchara (Modernisierung)

100 Mio. US$

 Auswahl Auftragnehmer, Vertragsunterzeichnung bis Herbst 2025
Bewässerung

 

  
200 große Pumpstationen in allen Landesteilen (Neubau/Modernisierung)

300 Mio. US$

IFCKonzeptentwicklung bis September 2025; RFQ-Tender *) im Januar 2026
28 Pumpstationen in der Provinz Namangan (Neubau/Modernisierung)

125 Mio. US$

 Konzeptentwicklung bis Februar 2025; Auswahl Auftragnehmer, Vertragsunterzeichnung bis Juli 2025
* RFQ - Request for Quotation: Preisabfrage.Quelle: Regierung Usbekistans 2024; Recherchen von Germany Trade & Invest 2024

Auch für Schulen und Krankenhäuser werden private Investoren gesucht

Außerdem werden PPP-Vorhaben in den Bereichen Bildung und Gesundheit möglichen Partnern mit folgenden Schwerpunkten offeriert:

  • allgemeinbildende Schulen für 4,1 Milliarden US$ (Bau und Ausstattung);
  • Krankenhäuser sowie Diagnose- und Therapiezentren für 1,4 Milliarden US$ (Bau und Betrieb);
  • Kindertagesstätten für 0,4 Milliarden US$ (Bau, Modernisierung und Ausstattung).

Darunter haben folgende Projekte Priorität:

Ausgewählte PPP-Projekte im Gesundheitswesen und BildungssektorMit geplantem Baustart jeweils bis Ende 2026
Vorhaben

Kosten (geschätzt)

Kooperationspartner (insofern bekannt)Projektfortschritt
Gesundheit

 

  
Allgemeinkrankenhaus (800 Betten) in der Provinz Fergana (Neubau)

300 Mio. US$

IFCKonzeptentwicklung im Herbst 2024; RFQ-Tender 1) im Februar 2025
Allgemeinkrankenhaus (1.175 Betten) in der Hauptstadt Taschkent (Neubau)

500 Mio. US$

 Laufende Verhandlungen mit potenziellen Partnern; Konzeptentwicklung bis Ende 2024; Auswahl Auftragnehmer, Vertragsunterzeichnung bis März 2025
Bildung

 

  
13 Schulen in der Hauptstadt und der Provinz Taschkent (14.000 Plätze; Neubau/Ausstattung)

100 Mio. US$

ADBTender Angebotsanfrage (RFP 2)) geplant; Vertragsunterzeichnung bis Juni 2025
100 Schulen in allen anderen Provinzen (66.000 Plätze; Neubau/Ausstattung)

570 Mio. US$

 Konzeptentwicklung bis Mitte 2025; Auswahl Auftragnehmer, Vertragsunterzeichnung bis Anfang 2026
1 RFQ - Request for Quotation: Preisabfrage; 2 RFP - Request for Proposal: Angebotsabfrage.Quelle: Regierung Usbekistans 2024; Recherchen von Germany Trade & Invest 2024

Im Zeitraum 2027 bis 2030 könnten dann laut den Regierungsplänen landesweit etwa 450 allgemeinbildende Schulen folgen, die unter der Regie privater Investoren gebaut und ausgestattet werden. Darüber hinaus hält das PPP-Modell ab 2026 auch im Bereich Kindertagestätten Einzug. Geplant ist, jährlich etwa 100 dieser Einrichtungen zu sanieren oder neu zu bauen.

Im Gesundheitssektor wird ein neues Allgemeinkrankenhaus mit 800 Betten in der Samarkand als Vorreiter für den PPP-Ansatz. Die Vorbereitungen dazu laufen bereits. Das Vergabeverfahren ist für 2026 angesetzt.  Private Investoren sollen demnächst zudem auch in den Provinzen Buchara und Andischan für den Bau und den Betrieb neuer Krankenhäuser gewonnen werden.

Mehrere ausländische Firmen sind als PPP-Partner bereits aktiv

Die usbekische Regierung erhofft sich vom zunehmenden Fokus auf PPP-Engagements spürbare Vorteile gegenüber allein staatlich verantworteten und erbrachten öffentlichen Leistungen. So sollen sich Infrastrukturprojekte durch den Rückgriff auf PPP zügiger umsetzen und nach ihrer Fertigstellung effizienter betreiben lassen. Außerdem könnten die öffentlichen Haushalte und Verwaltungskapazitäten zumindest kurzfristig spürbar entlastet werden.

Das Interesse ausländischer Unternehmen in früheren Runden für PPP-Projekte zeigt, dass die Rahmenbedingungen in Usbekistan stimmen. Zu den Akteuren, die ihren Einstieg in den usbekischen Markt per PPP vorantreiben, zählen beispielsweise Veolia aus Frankreich (Wärmeversorgung in der Hauptstadt Taschkent), die Metito Group aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE; Kläranlage in Namangan) oder NephroPlus aus Indien (Dialysezentren).

Auch wurden bereits erste PPP-Projekte zum Bau und Betrieb von Solar- und Windparks angestoßen. Die Investoren stammen dabei aus Saudi-Arabien (ACWA Power), den VAE (Masdar Clean Energy), Frankreich (Voltalia), Malaysia (Sunview Group) und China (Power China International Group, CEEC Energy, Gezhouba Group und Huaneng Renewables Corporation).

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