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Ungebremster Bauboom: In Usbekistan wird überall gebaut
In Usbekistan floriert das Baugewerbe. Sowohl der Wohnungsbau als auch der öffentliche und private Wirtschaftshoch- und -tiefbau bieten vielfältige Geschäftschancen.
17.05.2023
Von Uwe Strohbach | Taschkent
- Baugewerbe wächst kräftig und hat noch viel Ausbaupotenzial
- Investitionen in Wohnraum genießen hohe Priorität
- Stadtentwicklungsprojekte haben Hochkonjunktur
- Staatliche Großunternehmen suchen Partner für Modernisierungsprojekte
- Investitionen sprudeln im Wirtschaftshochbau
- Usbekistan investiert auch viel Geld in die Transportinfrastruktur
Drei Trends halten die Bauwirtschaft in Usbekistan seit Jahren in Schwung: der steigende Wohnungsbedarf des schnell wachsenden Landes, der branchenübergreifende Kapazitätsausbau und aufwendige Modernisierungsprojekte in den Bereichen Verkehrswege-, Versorgungs- und soziale Infrastruktur.
Ausländische Firmen können sich auf dem Baumarkt mit Bautechnik und hochwertigen Baumaterialien sowie ihrem Know-how einbringen. Bislang machen moderne Baumaterialien nur etwa 25 Prozent der insgesamt im Land eingesetzten Baustoffe aus.
Baugewerbe wächst kräftig und hat noch viel Ausbaupotenzial
Die Bruttowertschöpfung im Bauwesen stieg 2018 bis 2022 im Schnitt real um hohe 12 Prozent. Für 2023 und 2024 erwartet die Regierung ein Plus von jeweils mindestens 6 Prozent. Die Branche hat noch sehr viel Luft nach oben, gemessen an den alljährlich wertmäßig ausgeführten Bauarbeiten (2022: knapp 12 Milliarden US-Dollar/US$).
Hauptstandort des Baugeschäfts ist das Ballungsgebiet Taschkent. Die Region, welche die Hauptstadt Taschkent und die gleichnamige Provinz umfasst, stand 2022 für 34 Prozent aller im Land ausgeführten Bauarbeiten.
Kennziffer | 2019 | 2020 | 2021 | 2022 |
|---|---|---|---|---|
Ausgeführte Bauarbeiten (in Mrd. US$) | 8,0 | 8,8 | 10,1 | 11,8 |
Reale Veränderung zum Vorjahr (in %) | 22,9 | 9,5 | 6,8 | 6,6 |
Neubau (in Mrd. US$) | 5,4 | 6,4 | 7,6 | 8,1 |
Anteil an allen Bauarbeiten (in %) | 67,5 | 72,7 | 75,2 | 68,9 |
Informeller Bausektor (in Mrd. US$) *) | 1,6 | 1,7 | 2,0 | 2,2 |
Anteil an allen Bauarbeiten (in %) | 20,0 | 19,3 | 19,8 | 19,6 |
Investitionen in Wohnraum genießen hohe Priorität
Treiber des Wohnungsbaus in Usbekistan sind der hohe jährliche Bevölkerungszuwachs von 750.000 Menschen sowie die alljährliche Gründung von mehr als 300.000 neuen Familien. Bis zum Jahr 2035 wird die Einwohnerzahl voraussichtlich auf etwa 45 Millionen expandieren, gegenüber 36 Millionen Anfang 2023.
Die Investitionen in den Wohnungsneubau sollen in den kommenden Jahren massiv steigen. Darüber hinaus will die Regierung mit verschiedenen Förderinstrumenten auch die dringend erforderliche Modernisierung vieler Wohngebäude ankurbeln. Gegenwärtig gibt es im Land circa 38.000 Mehrfamilienhäuser mit gut 1,3 Millionen Wohnungen. Die Asiatische Entwicklungsbank unterstützt die Vergabe von Krediten für umweltfreundliche Wohnungsmodernisierungen und günstige Wohnungsbaudarlehen ab 2023 mit 150 Millionen US$.
Zudem will die Regierung die Urbanisierung des Landes vorantreiben. Im Jahr 2030 sollen bis zu 60 Prozent der Bevölkerung in Städten leben, gegenüber 50,9 Prozent im Jahr 2022.
Stadtentwicklungsprojekte haben Hochkonjunktur
Viele usbekische Städte platzen bereits aus den Nähten. Neue Außenbezirke, Trabantenstädte sowie Wohn- und Geschäftsviertel sollen Abhilfe schaffen. Solche Projekte gibt es beispielsweise in den Großstädten Andischan (Neues Andischan) und Namangan (Namangan New City). In der Metropolregion Taschkent ist der Bau der Satellitenstadt Neues Taschkent für bis zu 800.000 Einwohner geplant. Am 18. März 2023 erfolgte der symbolische Spatenstich für das Großprojekt.
Das Vorhaben ist Teil des bis 2045 konzipierten Entwicklungsplans für die Landesmetropole, in der heute offiziell 3 Millionen Menschen leben (inoffiziell mehr als 4 Millionen Menschen). Laut Regierungsprognosen wird die Bevölkerung in der Hauptstadt einschließlich des Neuen Taschkents schon 2040/2041 die 5-Millionen-Einwohner-Marke überschreiten.
Indikator | |
|---|---|
Geografische Lage | nordöstlich der Hauptstadt Taschkent |
Gesamtfläche | circa 20.000 Hektar |
Bedeutende Projekte in der 1. Ausbauphase | Wohnungen für 60.000 Menschen, 30 Schulen, 20 Kindergärten, 5 Polikliniken und ein Universalkrankenhaus |
Weitere vorgesehene Projekte | Handels-, Dienstleistungs- und Kulturobjekte, Universitäts-Campus, nationale Bibliothek, Investitionen in den Verkehrswegebau und die Versorgungswirtschaft |
Anzahl der perspektivisch geplanten Arbeitsplätze (Gesamtprojekt) | bis zu 200.000 (inklusive Technologie- und IT-Parks und Verlagerung einiger zentraler Einrichtungen der staatlichen Verwaltung aus dem bisherigen Stadtzentrum Taschkents) |
Hauptansprechpartner für das Projekt | Stadtverwaltung von Taschkent |
Hauptautor des Entwicklungsplans für die Stadt Taschkent bis 2045 | Staatliches Projektierungsinstitut ToshkentboshplanLITI |
Auftragnehmer für die Projektierung der 1. Ausbauetappe für das Neue Taschkent | Zentrum für Projektierung und Engineering (in Gründung) unter Beteiligung der Meinhardt Group (Singapur) |
Staatliche Großunternehmen suchen Partner für Modernisierungsprojekte
Usbekische Industriegiganten zeichnen sich in ihrem Wirkungsbereich auch für Wohnungsbau- und Instandhaltung verantwortlich. Einige Bergbauunternehmen kündigten nun an, ihren Wohnungsbestand sanieren zu wollen. Bei einer Gesprächsrunde der deutsch-usbekischen Regierungsarbeitsgruppe für Handel und Investitionen am 12. Mai 2023 im Bergbau- und Aufbereitungskombinat AGMK in Alamalyk (Olmaliq) bekundete der Vorstandsvorsitzende des Kombinats Abdulla Chursanov sein Interesse an einer entsprechenden Kooperation mit deutschen Unternehmen.
Der Bergbauriese will seine 10.000 firmeneigenen Wohnungen modernisieren, insbesondere energieeffizient dämmen. Die Realisierungschancen für solche Projekte stehen gut, da die Kombinate über finanzielle Ressourcen und gute Kreditaufnahmemöglichkeiten verfügen.
Vom 27. Februar 2024 bis 1. März 2024 findet zum 25. Mal die Usbekische Internationale Fachausstellung Uzbuild statt. Schwerpunktsektoren der Messe sind Bautechnik, -maschinen und -materialien. Doch auch solche Trends wie energieeffizientes und nachhaltiges Bauen sowie Digitalisierung sind in der usbekischen Baubranche angekommen.
Die Uzbuild zählt traditionell zu den bedeutendsten Ausstellungsaktivitäten des usbekischen Messeausrichters Iteca Exhibitions. Am 24. Jahrgang der Leitmesse für das Baugewerbe Messe im Frühjahr 2023 beteiligten sich 350 Unternehmen aus 22 Ländern. Mehr als 60 Prozent der Aussteller kamen aus dem Ausland. |
Investitionen sprudeln im Wirtschaftshochbau
Die dynamische Bevölkerungsentwicklung und die Reformen in allen Sphären der Gesellschaft ziehen massive Investitionen im Wirtschaftshochbau nach sich. Im Land entstehen zahlreiche neue Fabrikgebäude, Handels- und andere Dienstleistungsobjekte, vor allem in den Sektoren Bildung und Gesundheitswesen. Bemerkenswerte sind die Initiativen für den Ausbau der touristischen Infrastruktur.
Usbekistan investiert auch viel Geld in die Transportinfrastruktur
Usbekistan steckt alljährlich im Schnitt gut 1 Milliarde US$ in die Modernisierung und den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur. Unter anderem planen die Regierung und private Investoren Mautautobahnen zu bauen, Flughäfen zu erneuern sowie Bahntrassen zu elektrifizieren.
Projekt | Wert (in Mio. US$) | Realisierungszeitraum | Kontaktpartner/Investor |
|---|---|---|---|
Modernisierung der zentralen Wärmeversorgung in Taschkent (an das Wärmenetz sind rund 9.200 Mehrfamilienhäuser und rund 3.500 soziale Objekte angeschlossen) | 1.350 | 2022/2023 bis 2032/2033 (PPP-Projekt) | Veolia Energy Tashkent (Frankreich) |
Modernisierung der zentralen Wärmeversorgung in der Provinz Buchara | k.A. | Vorbereitung einer Ausschreibung für ein PPP-Projekt | |
Internationales Urlaubszentrum Beldersay-Chimgan-Nanay Landkreis Bostanlyk (Provinz Taschkent) | 480 | Realisierung ab 2022/2023 (weitere Ausschreibungen über das Portal E-Ijro auksion geplant) | Montagne et Neige Développement (Frankreich; Hotelkomplex/Appartements, Skitrassen), Ministerium für Kultur und Tourismus |
Wohnkomplex Hanshin Park City (HPC), Kokand (5.132 Wohneinheiten, soziale Objekte) | 250 | 2023 bis 2026 | HPC Development and Investment (Partner: Hanshin Engineering & Construction, Plus International, Eurasia Networks Group, Korea) |
Infrastrukturelle Entwicklung ländlicher Regionen (Transport, Versorgungswirtschaft, IKT, soziale Objekte; Projekte in 170 Nachbarschaftsgemeinden in 20 Landkreisen) | 235 | 2022 bis 2026/2027, Kofinanzierung durch die Islamische Entwicklungsbank und den OPEC-Fonds (200 und 75 Mio. US$) | Ministerium für Beschäftigung und Armutsbekämpfung |
Medizinischer Großkomplex in Taschkent (Gesamtfläche: 10 Hektar; medizinische Fachzentren und Lehreinrichtungen) | 100 | Projekt im Frühstadium | Aakash Healthcare (Indien) |
