Usbekische Elektroindustrie will auf globalem Markt mitmischen

Die Entwicklung des Industriezweigs hat die usbekische Regierung auf die Prioritätenliste ihrer wirtschaftspolitischen Agenda gesetzt. Ausbauprojekte und Vorzugsbedingungen für Produzenten und Exporteure sollen der Branche einen kräftigen Schwung verleihen. 

Produktion, Exporte und Investitionen boomen

Die Produktion in den Produktgruppen "Computertechnik/Elektronik/Optik" und "Elektroausrüstungen/elektrische Haushaltsgeräte" legte von 2018 bis 2021 im Schnitt um jährlich real 43 Prozent beziehungsweise 12,7 Prozent zu. Das verarbeitende Gewerbe insgesamt steigerte den Output im genannten Zeitraum dagegen nur um 7,7 Prozent pro Jahr.

Auch die Wachstumsaussichten in der elektrotechnischen und elektronischen Industrie stehen gut. Laut Regierung soll der Ausstoß 2022 bis 2024 im Schnitt um jährlich bis zu 15 Prozent steigen und 2024 ein Volumen von circa 2,4 Milliarden US-Dollar (US$) erreichen.

Für die jährlichen Branchenexporte ist bis 2024 eine Steigerung auf etwa 1,2 Milliarden US$ angepeilt, nach erwarteten 0,7 Milliarden beziehungsweise 1 Milliarde US$ in den Jahren 2022 und 2023. Hauptabsatzmärkte sind die Nachbarländer, die Türkei und Russland. Auch neue Märkte nimmt die Branche ins Visier.

Die Bruttoanlageinvestitionen in der Branche könnten sich 2022 bis 2026 im Vergleich zu den fünf Vorjahren 2017 bis 2021 (465 Millionen US$) in etwa verdreifachen.   

Kupfercluster ganz oben auf der Prioritätenliste

Im Jahr 2022 werden nach Plan 70.000 Tonnen Kupfer im Land verarbeitet (Ist 2021: 55.000 Tonen). Bis 2024 soll diese Zahl auf 100.000 Tonnen wachsen und bis 2026 weiter auf bis zu 150.000 Tonnen steigen. Die Produktion von Kupfer selbst soll von 148.500 Tonnen (2021) auf etwa 300.000 Tonnen bis 2024 und circa 400.000 Tonnen bis 2028 ausgeweitet werden. 

Um diese Mengen zu bewältigen, ist im Landkreis Achangaran (Ohangaron, Provinz Taschkent) ist ein ambitioniertes Kupfercluster im künftigen Industriepark Ohangaron Tech Industrial geplant. Mehrere avisierte Projekte mit veranschlagten Investitionen in Höhe von 843 Millionen US$ zielen darauf ab, jährlich weitere 128.000 Tonnen Kupfer für den Bedarf verschiedenster Wirtschaftssektoren zu verarbeiten. 

Ein weiteres Cluster für die Produktion von Fertigerzeugnissen aus Kupfer ist auf dem Gelände der Freien Wirtschaftszone Kokand (Qo'qon) in Ferghana vorgesehen. Nach Angaben der Provinzverwaltung von Ferghana haben ausländische Firmen, darunter aus Deutschland und Österreich, ihr Interesse an der Clusterinitiative bekundet oder schon erste Lieferverträge abgeschlossen.

So unterzeichnete die deutsche Mark Arinstein Maschinen und Anlagen GmbH einen Vertrag über die Lieferung von Ausrüstungen mit dem lokalen Unternehmen MW Kokand-7. Die Maschinen und Anlagen sind für die erste Ausbauetappe des Clusters bestimmt. Diese sieht eine jährliche Verarbeitung von bis zu 25.000 Tonnen Kupfer zu Drahterzeugnissen, Rohren und Folien vor.

Ausländische Unternehmen beteiligen sich an Solarmodulproduktion 

In der Freien Wirtschaftszone Tschiroktschi (Chiroqchi) im gleichnamigen Landkreis der Provinz Kaschkadarja wollen usbekische Unternehmen ein Cluster für die Produktion von Solarpaneelen und -kollektoren errichten. Sieben Projekte sind zusammen mit ausländischen Firmen geplant, darunter mit chinesischen und deutschen Partnern. Nach Angaben der Regierung betragen die Investitionen in den Bau der Solarfabrik etwa 40 Millionen US$. Dort sollen jährlich Module mit einer Gesamtkapazität von 500 Megawatt produziert werden. 

Die Unternehmen der elektrotechnischen und elektronischen Industrie kommen aktuell und in den kommenden Jahren in den Genuss steuerlicher Erleichterungen und anderer Präferenzen, darunter für das Exportgeschäft und die Rohstoffbeschaffung. 

Branchenverband koordiniert neue Projekte

In der elektrotechnischen und elektronischen Industrie Usbekistans gibt es rund 450 Unternehmen. Die 86 unter dem Dach der Vereinigung Uzeltechsanoat tätigen Betriebe stehen für gut vier Fünftel des landesweiten Branchenausstoßes. Unter den Mitgliedern der Assoziation befinden sich 39 Hersteller von Haushaltsgeräten, 30 Produzenten von Starkstromausrüstung und anderen elektrotechnischen Erzeugnissen sowie 13 Hersteller von Kabeln und Leitern.

Der Verband nimmt Aufgaben wahr, die mit denen eines Branchenministeriums vergleichbar sind. Er erstellt Strategien, Produktions- und Exportpläne und engagiert sich bei der Gewinnung ausländischer Partner für neue Ausbauprojekte.

Außerdem unterstützt die Vereinigung die Unternehmen bei der Rohstoffbeschaffung (Kupfer) und hilft Investoren bei der Suche nach Grundstücken, einschließlich von Flächen in Industrie- und Freizonen.

Das Projektportfolio der Unternehmen von Uzeltechsanoat summiert sich auf etwa 1 Milliarde US$. Hierin sind auch mit in- und ausländischen Partnern erörterte und mittelfristig avisierte Vorhaben enthalten. 

Innovationen sollen die Elektroindustrie zukunftssicher machen

Geschäftschancen bieten sich nicht nur in der unmittelbaren Produktion, sondern auch in den Sektoren Forschung und Entwicklung (F&E) sowie Aus- und Weiterbildung von Fachkräften. Schon bald wollen die vier führenden usbekischen Branchenakteure leistungsfähige F&E-Zentren betreiben, die an marktkonformen, kundenorientierten und innovativen Produkten arbeiten sollen. 

Ausländische Spezialisten sind für die Mitwirkung in den Zentren im Gespräch. Dem für die nächsten drei Jahre prognostizierten Bedarf an zusätzlichen 18.000 Fachkräften will die Regierung mit Initiativen für eine duale Ausbildung und Kooperationsprojekten mit ausländischen Hoch- und Fachschulen begegnen.