Die Importnachfrage nach Armaturen bleibt in den Vereinigten Arabischen Emiraten hoch. Wachstumstreiber ist die gestiegene Nachfrage im Öl- und Gassektor sowie in der Petrochemie.
Glas
Laut der Datenbank UN Comtrade importierten die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) im Jahr 2023 Bauglas (HS-Pos. 70.03 bis 70.08) im Wert von rund 198 Millionen US-Dollar (US$). Das waren knapp 9 Millionen US$ mehr als im Vorjahr. Mit 112,6 Millionen US$ war Flachglas 2023 die größte Einzelposition (HS-Position 70.05). Zu den wichtigen Lieferanten von Bauglas zählen China (45 Millionen US$), Saudi-Arabien (36,9 Millionen US$) und Indien (32,8 Millionen US$). Deutschland belegte mit 9,2 Millionen US$ Rang 6.
Neues Vorhaben im Bau
Glass Technology Services (GTS), ein führender Anbieter von technischen Dienstleistungen und Beratungen im Bereich Glas, hat seine erste große Investition in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) gestartet. Das Unternehmen, das seinen Sitz in Sheffield, Großbritannien, hat und auf über 100 Jahre Erfahrung in der Glasindustrie zurückblicken kann, ist bekannt für seine Expertise.
Das aktuelle Projekt von GTS in Ras Al Khaimah umfasst den Bau einer hochmodernen Produktionsstätte für Solarglas in der Industriezone Al Ghail. Diese Fabrik, die sich über eine Fläche von etwa 113.000 Quadratmetern erstreckt, soll Ende 2025 abgeschlossen werden. Das Vorhaben für rund 95 Millionen US-Dollar (US$) wird jährlich rund 5,5 Millionen Solarmodule produzieren, hauptsächlich für den europäischen Markt.
Horn Glass Industries aus Deutschland ist als Hauptauftragnehmer für die Entwicklung und den Bau der Anlage verantwortlich. Die Entscheidung für Ras Al Khaimah als Standort wurde durch Faktoren wie kostengünstiges Erdgas, die sehr gute Infrastruktur und den einfachen Zugang zu Rohstoffen beeinflusst. Darüber hinaus ermöglicht das lokale Umfeld die leichte Anwerbung internationaler Fachkräfte.
Branchenstruktur im Glassektor der VAE
Der Bedarf an Bauglas wird in dem Golfstaat größtenteils aus lokaler Fertigung gedeckt. Die zur börsennotierten Dubai Investments PJSC gehörende Glass LCC ist mit ihren Tochterunternehmen mit einem Marktanteil von 45 Prozent der wichtigste Glasproduzent der Emirate. Die Glass LCC Gruppe besteht aus Emirates Float Glass, Emirates Glass, Lumiglass und Emirates Insolaire sowie aus der Saudi American Glass Company in Riad.
Emirates Float Glass produziert seit 2009 in Abu Dhabi und verfügt über eine Tageskapazität von über 600 Tonnen. Eine geplante zweite Produktionslinie zur Verdopplung der Kapazität wurde bislang nicht realisiert. Emirates Glass ist ein 1998 gegründeter Verarbeiter von Flachglas (Beschichtungen etc.) mit zwei Produktionsstätten in Dubai. Emirates Glass beschafft Flachglas sowohl von Emirates Float Glass als auch aus dem Ausland.
Die Saudi American Glass Company wurde 2005 von Dubai Investments übernommen. Das Unternehmen gehört im regionalen Kontext zu den größten Glasverarbeitern und versorgt auch den Markt in den VAE. Auch andere Anbieter aus Saudi-Arabien sind in den Emiraten vertreten.
Ein weiterer großer Flachglasproduzent der VAE ist Gulfguard (Guardian Zoujaj International Float Glass) in Ras Al Khaimah. Das Unternehmen ist eine Tochter der 1995 gegründeten Saudi Guardian International Float Glass Company (Al Jubail) sowie der US-Firma Guardian Glass. Die Anlage in Ras Al Khaimah wurde 2007 fertiggestellt und verfügt über eine Flachglaskapazität von 700 Tonnen pro Tag.
Fliesen
Die Einfuhren von Fliesen stiegen 2023 im Vergleich zum Vorjahr. Glasierte keramische Fliesen (HS 69.07) wurden für 317 Millionen US$ importiert (2022: 284 Millionen US$), davon entfielen 134 Millionen US$ auf Indien, 84 Millionen US$ auf Italien und rund 60 Millionen US$ auf Spanien. Die Einfuhren aus Deutschland belegten mit 0,57 Millionen US$ Rang 14.
Der Import anderer keramischer Baumaterialien (Ziegel, Rohre etc.; HS 69.04 bis 69.06) belief sich 2023 auf 15,6 Millionen US$. Die Einfuhren keramischer Sanitärinstallationsprodukte (Waschbecken, Badewannen etc.; HS 69.10) lagen bei 77 Millionen US$. China lieferte für 34 Millionen US$, gefolgt von Indien (9,7 Millionen US$), Italien (7,6 Millionen US$), Türkei (5,2 Millionen US$) und Deutschland (3,9 Millionen US$).
Die VAE erheben einen Antidumpingzoll auf Keramikfliesen, die in die Staaten des Golfkooperationsrates (GCC) importiert werden. Bei der betroffenen Ware handelt es sich um keramische Fliesen, Boden- oder Wandplatten, die aus China oder Indien importiert werden oder chinesischen / indischen Ursprungs sind. Im gemeinsamen Zolltarif der Staaten des Golfkooperationsrates (GCC) werden sie unter den Zolltarifnummern 69072100, 69072200, 69072300, 69074000 geführt. Die Antidumpingzölle reichen von 17,6 bis 106 Prozent des CIF-Wertes (Costs, Insurance, Freight). Die Maßnahme trat am 6. Juni 2020 in Kraft und gilt für fünf Jahre.
Sanitärprodukte und Armaturen
Die Statistik der VAE erfasst lediglich Angaben zu den Gesamteinfuhren von Armaturen (HS 84.81). Informationen zu Unterpositionen fehlen. Ein großer Teil der Armaturen wird im Öl- und Gassektor sowie in der Petrochemie nachgefragt. Der Import von Armaturen lag im Jahr 2023 bei 2,2 Milliarden US-Dollar (US$). Die führenden Lieferanten waren die USA mit 478 Millionen US$, China mit 451 Millionen US$, Deutschland mit 190 Millionen US$ und Indien mit 183 Millionen US$.
Eurostat weist die deutschen Exporte von Armaturen (HS 84.81) in die VAE für 2023 mit 145 Millionen Euro aus (2022: 124 Millionen Euro). In den VAE werden Sanitär- und andere Armaturen in begrenztem Umfang auch lokal gefertigt. Ein Beispiel ist Kludi RAK, das 2007 gegründete Joint Venture der Sauerländer Kludi GmbH & Co KG (Anteil 49 Prozent) mit RAK Ceramics. Die Produktionsstätte im nördlichen Emirat Ras al Khaimah (RAK) ist eine von fünf ausländischen Kludi-Werken. Kludi RAK bewirbt seine Produkte als umweltfreundlich ("Water Saving") und mit den Attributen "German" und "Luxury".
Von Heena Nazir
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