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Klimaschutz im Schatten des Ölreichtums
Die VAE balancieren zwischen Ölreichtum und Klimaschutz. Als Gastgeber der COP 28 rückt ihre Energiestrategie in den globalen Fokus.
13.11.2023
Von Heena Nazir | Dubai
Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) sind ein Land der Kontraste: Einerseits sind sie bekannt für ihre großen Ölvorkommen, andererseits haben sie ambitionierte Klima- und Energiestrategien festgelegt. Die jüngsten verfügbaren Daten der Internationalen Energiebehörde IRENA zeigen, dass rund 68 Prozent der Energie des Landes aus Erdgas und circa 30 Prozent aus Erdöl gewonnen werden.
Trotz der Bemühungen um eine nachhaltige Energiestrategie will ADNOC, die staatliche Ölgesellschaft der VAE, bis 2025 weitere 5 Milliarden US-Dollar (US$) in den Ausbau der Ölproduktion investieren. Dies lässt befürchten, dass die Klimaziele des Landes konterkariert werden und stößt weltweit auf Kritik.
UN-Klimakonferenz COP 28 in den VAE
Vom 30. November bis zum 12. Dezember 2023 findet in Dubai die 28. UN-Klimakonferenz (COP 28) statt. Erwartet werden rund 70.000 Teilnehmende, darunter Staats- und Regierungschefs, führende Vertreter der Wirtschaft und Klimaexperten. Die Anpassung an den Klimawandel, die Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen und der Wiederaufbau nach klimabedingten Katastrophen stehen im Mittelpunkt der Agenda.
Für die VAE rückt die Debatte um den Zielkonflikt zwischen der Ausbeutung fossiler Rohstoffe und den Klimazielen des Pariser Abkommens in den Mittelpunkt. Die Ernennung von Sultan Ahmed al-Jaber, Geschäftsführer der nationalen Ölgesellschaft ADNOC, zum Präsidenten der COP28 personifiziert diesen Konflikt.
Klima- und Energiestrategie der VAE: Ambitioniert, aber umstritten
Die VAE haben im Juli 2023 ihre überarbeitete Energiestrategie vorgelegt. Das ambitionierte Vorhaben sieht vor, die Kapazität erneuerbarer Energien von aktuell 3,2 Gigawatt bis 2030 auf 14 Gigawatt zu steigern. Dies soll die Energieerzeugungskosten bis 2030 um 40 Milliarden US$ senken. Zusätzlich ist geplant, die Emissionen um 40 Prozent zu reduzieren. Ein zentrales Ziel ist, den Anteil sauberer Energien im Energiemix von aktuell 2,6 Prozent auf 32 Prozent bis 2030 zu erhöhen. Bis 2050 wollen die VAE klimaneutral sein.
VAE setzen auf Solarenergie
Der Wüstenstaat setzt verstärkt auf erneuerbare Energien. In Dubai geht der Mohammed-bin-Rashid-Al-Maktoum-Solarpark (MBRM-Solarpark) seit 2013 schrittweise in Betrieb. Etwa 2.000 Megawatt Produktionskapazität sind bereits am Netz, größtenteils in Form von Fotovoltaikmodulen. Bis 2030 soll der Park auf eine Gesamtleistung von 5.000 Megawatt anwachsen.
Projekt | Wert in Mio. US$ | Status |
---|---|---|
Noor Energy 1 950 MW MBR Al Maktoum Solar Power Plant CSP (Phase 4) | 3.866 | Im Bau |
1.200 | im Bau | |
875 | Studie | |
275 | Studie | |
275 | Studie | |
275 | Studie | |
275 | Studie | |
275 | Studie | |
Dubai Waste Management Company Al Warsan Waste to Energy Plant | 110 | Im Bau |
391 | Im Bau |
Auch das Emirat Abu Dhabi baut seine Solarkapazitäten stark aus. Als erstes großes Projekt der VAE ging in der Hauptstadt im Jahr 2013 Shams-1 mit 100 Megawatt ans Netz. Die Anlage Noor Abu Dhabi Sweihan (1,2 Gigawatt) konnte im Sommer 2019 die Produktion aufnehmen. Weitere Vorhaben sind in der Pipeline. Beispielsweise planen die Abu Dhabi National Energy Company PJSC (TAQA) und Abu Dhabi Ports in der Khalifa Industriezone Abu Dhabi (KIZAD) ein grünes Wasserstoff-Ammoniak-Exportprojekt. Das Herzstück dieses Vorhabens ist ein 2-Gigawatt-Solar-Fotovoltaikkraftwerk, das eine Elektrolyseanlage antreibt, um grünen Wasserstoff zu produzieren. Dieser wird später in Ammoniak umgewandelt.
Projekt | Wert in Mio. US$ | Status |
---|---|---|
2.000 | Studie | |
1.125 | Ausschreibungsphase | |
1.125 | Präqualifizierung für Ausschreibung | |
EWEC - Solar Photovoltaic 2 Independent Power Plant of 2100 MW Al Dhafra | 800 | im Bau |
Brooge Energy - Kizad Green Ammonia Plant: 650 MW Solar PV Plant | 700 | Studie |
650 | Präqualifizierung für Ausschreibung |
Es gibt auch Pläne für die fünf nördlichen Emirate, darunter ein 200-Megawatt-Kraftwerk in Ras Al Khaima. Neben der Solarbranche vermeldete die Golfregion 2023 auch den Start ihres ersten Kernkraftwerks in Barakah, Emirat Abu Dhabi, mit einer Kapazität von 5,6 Gigawatt.
Projekt | Wert in Mio. US$ | Status |
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300 | Studie | |
200 | Studie | |
110 | FEED * | |
100 | FEED * | |
PWSD Ras Al khaimah - 16 MW Integrated Hybrid Landfill Gas-Solar-Agro Project | 100 | FEED * |
48 | im Bau |
Bis 2050 sollen 200 Milliarden US-Dollar investiert werden
Die aktualisierte Strategie sieht ein verstärktes Engagement für erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit durch erhebliche Finanzspritzen vor. Bis zum Jahr 2050 sollen Investitionen in Höhe von rund 200 Milliarden US$ in diesen Sektor fließen. Das entspricht einem Zuwachs von über 20 Prozent gegenüber den Zahlen aus dem Strategiepapier von 2017. Zusätzlich zu diesen Bemühungen hat die Regierung ihr nationales Klimaversprechen im Rahmen des Pariser Abkommens aktualisiert — und das Emissionsminderungsziel bis 2030 von 31 Prozent auf 40 Prozent erhöht. Bis 2050 will der Golfstaat klimaneutral sein.
Maßnahmen zur Umsetzung geraten in den Fokus
Die Emirate stehen an einem entscheidenden Wendepunkt ihrer Energie- und Klimapolitik. Während sie einerseits versuchen, von ihrem traditionellen Ölreichtum zu profitieren, soll die ambitionierte Klima- und Energiestrategie des Landes den Leitfaden für den Aufbau einer nachhaltigen und umweltfreundlichen Zukunft bilden. Als Gastgeber der COP 28 wollen die VAE zeigen, dass sie auch globale Verantwortung in der Klimadebatte übernehmen wollen. Ob der Balanceakt gelingt, dürfte sich bald in der Umsetzung der hochgesteckten Ziele zeigen.