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Nahrungsmittelmarkt in den VAE entwickelt sich dynamisch
Die Emirate importieren einen Großteil der Lebensmittel und sind dadurch ein interessanter Markt für deutsche Produzenten. Eine Herausforderung bleibt die Halal-Zertifizierung.
02.02.2023
Von Heena Nazir | Dubai
In den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) beeinflussen vor allem ein hohes Bevölkerungswachstum, steigende Einkommen, der Trend zu höherwertigen Lebensmitteln und die schnell wachsende Nachfrage bei Convenience Food den Nahrungsmittelbedarf. Das Forschungsunternehmen Marmore MENA Intelligence schätzte den Gesamtumsatz der Nahrungsmittelbranche in dem Golfstaat im Jahr 2021 auf 35 Milliarden US-Dollar (US$). Das entspricht einem Zuwachs um 3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Umsatz soll bis 2027 um durchschnittlich 4,3 Prozent pro Jahr auf 45 Milliarden US$ steigen.
Das Beratungsunternehmen Alpen Capital prognostiziert für die mengenbezogene Nachfrage nach Nahrungsmitteln in den VAE von 2020 bis 2025 ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 3,2 Prozent. Der Konsum soll demnach bis 2025 von 8,9 Millionen Tonnen auf 10,5 Millionen Tonnen zulegen.
Import von Nahrungsmitteln steigt
In den VAE stiegen die Nahrungsmitteleinfuhren (ohne Tierfutter) im Jahr 2021 auf rund 14,2 Milliarden US$. Die Importquote für Lebensmittel beträgt circa 90 Prozent. Fast ein Viertel der Waren wird in andere Länder reexportiert. Die deutschen Nahrungsmittellieferungen (ohne Tierfutter) in den Golfstaat gingen 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 3,9 Prozent auf 188,9 Millionen US$ zurück. Der Anteil deutscher Lieferungen an den gesamten Lebensmittelimporten der VAE ist gering und belief sich 2021 auf unter 2 Prozent.
SITC | Produktgruppe | 2020 | 2021 | Veränderung 2021/2020 in % |
---|---|---|---|---|
01 | Fleisch und Fleischprodukte | 1.849 | 2.140 | 15,7 |
02 | Milch- und Milchprodukte, Vogeleier | 1.759 | 1.740 | -1,1 |
03 | Fische, andere Wassertiere und Zubereitungen | 712 | 773 | 8,6 |
04 | Getreide und Getreideprodukte, Teig- und Backwaren | 2.022 | 2.064 | 2,1 |
05 | Gemüse, Früchte und Zubereitungen | 3.503 | 3.907 | 11,5 |
06 | Zucker, Zuckerwaren, Honig | 646 | 890 | 37,8 |
07 | Kaffee, Tee, Kakao, Gewürze und Waren daraus | 1.445 | 1.528 | 5,7 |
09 | Verschiedene Lebensmittel und Zubereitungen | 1.053 | 1.163 | 10,4 |
Summe | 12.989 | 14.205 | 9,4 |
SITC | Produktgruppe | 2020 | 2021 | Veränderung 2021/2020 in % |
---|---|---|---|---|
01 | Fleisch und Fleischprodukte | 4,9 | 8,6 | 75,5 |
02 | Milch- und Milchprodukte, Vogeleier | 55,8 | 44,7 | -19,9 |
03 | Fische, andere Wassertiere und Zubereitungen | 0,5 | 0,1 | -80 |
04 | Getreide und Getreideprodukte, Teig- und Backwaren | 23,9 | 18,4 | -23 |
05 | Gemüse, Früchte und Zubereitungen | 19,6 | 19,8 | 1 |
06 | Zucker, Zuckerwaren, Honig | 11,7 | 10,4 | -11,1 |
07 | Kaffee, Tee, Kakao, Gewürze und Waren daraus | 33,4 | 36,1 | 8,1 |
09 | Verschiedene Lebensmittel und Zubereitungen | 46,7 | 50,8 | 8,8 |
Summe | 196,5 | 188,9 | -3,9 |
Hohe Anforderungen an die Qualität der Importnahrungsmittel
Die Einhaltung der Normen kontrolliert das 2020 geschaffene Ministerium für Industrie und fortgeschrittene Technologie. Einige Produkte müssen zusätzlich mit den Anforderungen des Konformitätsbewertungsverfahrens Emirates Conformity Assessment Scheme (ECAS) übereinstimmen. Hierzu gehören abgepacktes Trinkwasser und Säfte. Unternehmensvertretern zufolge kann der Erhalt der ECAS langwierig und mit hohen Kosten verbunden sein.
Am 14. Juni 2021 haben die VAE ein neues Standardsystem für Lebensmittelsicherheit eingeführt. Dieses soll sicherstellen, dass ausschließlich Nahrungsmittel höchster Qualität importiert werden. Früher fielen die eingeführten Lebensmittel unter die drei Kategorien A, B und C mit A als höchster Qualitätsstufe. Mit der Einführung des neuen Standardsystems für Lebensmittelsicherheit dürfen nur Nahrungsmittel, die unter die Kategorie A fallen, in den Golfstaat importiert werden.
Halal-Zertifikat als Herausforderung
Der Import von Alkohol, Tabak und Schweinefleisch unterliegt strengen Regeln. Für die Einfuhr von Fleisch ist ein Halal-Zertifikat notwendig. Das bedeutet, dass die Produkte muslimischen Speisevorschriften entsprechen müssen. Allerdings ist der Erhalt der Bescheinigung mit vielen Hindernissen verbunden, schildern Unternehmensvertreter gegenüber GTAI.
In Deutschland gibt es nur wenige Unternehmen, die den strengen Vorschriften entsprechen und eine Akkreditierung haben, ein Halal-Zertifikat für die VAE auszustellen. Es muss sichergestellt werden, dass die Halal-Produkte separat von anderen Produkten verarbeitet werden. Darüber hinaus ist das Unterfangen sehr kostspielig: Eine Erstbeantragung kann bis zu 80.000 Euro kosten.
Erzeugnisse tierischen Ursprungs benötigen für den Import zwingend eine Veterinärinspektion und eine Importgenehmigung des Umweltministeriums der VAE (Ministry of Climate Change and Environment). Zusätzlich muss ein Analysezertifikat (FIT-Analysis) eingeholt werden, das sowohl das Dubai Central Food Laboratory als auch im Ausland akkreditierte Labore ausstellen dürfen.
VAE investieren in Lebensmittelsicherheit
Die Selbstversorgungsrate in den VAE wird auf 10 bis 20 Prozent geschätzt. Im Global-Food-Security-Index 2022 (GFSI) des Wirtschaftsinstituts Economist Intelligence Unit belegt das Land Rang 23 (von 113) und verbesserte sich im Vergleich zu 2020 um 19 Positionen. Die Emirate liegen damit vor allen anderen Ländern des Golfkooperationsrats: Saudi-Arabien (Rang 41), Kuwait (50), Oman (35) und Katar (30) und Bahrain (38).
Die eigene Nahrungsmittelversorgung zu sichern, hat für die Golfmonarchie Priorität. Entsprechend wird viel investiert, beispielsweise im Rahmen der National Food Security Strategy 2051 in landwirtschaftliche Projekte in Übersee. Die Coronapandemie verstärkte diese Bemühungen zusätzlich. Im Jahr 2021 kündigten die VAE bedeutsame Investitionen in Forschung und Entwicklung für Ernährungssicherheit und Wasserversorgung an. Beispielsweise plant Abu Dhabi umgerechnet 143 Millionen US$ für landwirtschaftliche Projekte aufzuwenden, um die lokale Produktion von Fisch, Rindfleisch und Geflügel zu steigern und so die Selbstversorgung des Landes bei Nahrungsmitteln zu verbessern.
Ein Joint Venture der niederländischen Grow Group IFS mit der kanadischen Rain MKRS Capital Investment baut in der Wüste von Abu Dhabi die Green Factory Emirates, die mit 17,5 Hektar Fläche weltweit größte Indoor-Farm. Bei diesem System der Pflanzenkultivierung erfolgt der Anbau nicht im Freien, sondern in einem geschlossenen System.
Um zukünftig als Produktionsstandort für Nahrungsmittel eine wichtige Rolle einnehmen zu können, haben die VAE die Bedingungen für ausländische Investitionen (FDI) verbessert. Die emiratische Regierung hat bereits Ende 2018 das Gesetz Nr. 19/2018 über ausländische Direktinvestitionen (FDIL) verabschiedet. Im Jahr 2019 wurde das Commercial Law überarbeitet. Das Gesetz erlaubt in ausgewählten Sektoren – darunter auch in der Nahrungsmittelindustrie – ausländische Beteiligungen an emiratischen Kapitalgesellschaften von bis zu 100 Prozent. Zuvor war zwingend ein lokaler Mehrheitspartner (mindestens 51 Prozent) erforderlich.
Deutschland exportierte im Jahr 2021 Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen im Wert von 51,5 Millionen Euro in die VAE. Dies entspricht einem Anteil von 6,1 Prozent an den emiratischen Gesamteinfuhren der entsprechenden Produktgruppe. Damit sanken die Ausfuhren aus der Bundesrepublik um 12,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (2020: 58,9 Millionen Euro). Insgesamt konnte in den letzten Jahren ein rückläufiger Trend beobachtet werden. Deutschland verlor Lieferanteile, dagegen baute China seine Position aus. Günstigere Alternativen aus Asien verschärfen die Konkurrenz in der Sparte. |
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