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Branche kompakt | Vereinigte Arabische Emirate | Pharma, Biotechnologie

Pharmaindustrie in den VAE entwickelt sich dynamisch

Unter anderem sorgen steigende Gesundheitsausgaben für mehr Wachstum in der Pharmaindustrie. Der Markt ist stark importabhängig. Deutschland gehört zu den Top-Lieferländern.

Von Heena Nazir | Dubai

  • Marktentwicklungen und -trends

    Der Marktanteil von Generikaprodukten ist noch klein, dafür ist das Wachstumspotenzial groß. Chancen ergeben sich außerdem in der Biotechnologiebranche.

    Aussichten sind positiv

    Die Nachfrage nach Pharmaerzeugnissen entwickelt sich in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) dynamisch und dürfte auch in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Das Marktvolumen 2021 wird von Branchenkennern auf 4,3 Milliarden US-Dollar (US$) geschätzt, bis 2026 soll dieses mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 4 Prozent auf 5,3 Milliarden US$ ansteigen. Die Analysten von Fitch Solutions prognostizieren einen Zuwachs der Pro-Kopf-Ausgaben für Arzneimittel in den VAE von 380 US$ im Jahr 2021 auf 410 US$ im Jahr 2026.

    Die Importabhängigkeit ist groß. Nach Angaben von UN Comtrade hat das Land 2021 schätzungsweise rund 6,6 Milliarden pharmazeutische Produkte vom Weltmarkt importiert. Deutschland gehört zu den wichtigsten Lieferländern. 

    Angetrieben wird das Wachstum unter anderem von steigenden Gesundheitsausgaben, wachsendem Medizintourismus und der zunehmenden Verbreitung chronischer Krankheiten. Zudem spielt der Ausbau der Gesundheitsbranche eine wesentliche Rolle in der Golfmonarchie. Dennoch könnten die für 2023 prognostizierte hohe Inflationsrate und ein schwächeres Weltwirtschaftswachstum sowie die daraus resultierenden Sparzwänge die Nachfrageentwicklung von Arzneimitteln für das laufende Jahr drosseln.

    Rezeptpflichtige Pharmazeutika machten mit 85 Prozent den Großteil der Ausgaben aus. Der Online-Verkauf von verschreibungspflichtigen und einigen rezeptfreien Medikamenten (Over the Counter, OTC) ist streng verboten, während der Verkauf von Vitaminen und Nahrungsergänzungsmitteln erlaubt ist. Seit 2020 gibt es als Reaktion auf COVID-19 eine Lockerung, das Medikament Panadol (Paracetamol) ist inzwischen auf den E-Commerce-Plattformen Noon.com und Amazon erhältlich.

    Der Marktanteil von Generika ist noch gering

    Dem Analyseinstitut Economist Intelligence Unit (EIU) zufolge machen Generika derzeit 15 bis 20 Prozent des Pharmaumsatzes aus. Die VAE verfügen über circa 23 pharmazeutische Werke, die insgesamt mehr als 1.000 Arzneimittel herstellen. Verbraucher und Ärzte bevorzugen patentierte Medikamente.

    Laut einer Studie von Fitch Solutions ist davon auszugehen, dass die Rolle von Generika in dem Golfstaat stetig zunehmen wird. Zwar wird erwartet, dass der Marktanteil patentierter Arzneimittel groß bleiben wird. Angenommen wird jedoch, dass der Markt für Generika im Vergleich schneller wachsen wird. Die Prognose von Fitch Solutions geht für Nachahmerprodukte von Arzneimitteln im Zeitraum von 2020 bis 2025 von einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 6,8 Prozent aus (in lokaler Währung). Das ist etwas mehr als die kalkulierten 5 Prozent für den Markt der patentierten Arzneimittel. Trifft die Vorhersage zu, wird der Generikamarkt im Jahr 2025 ein Volumen von umgerechnet 931 Millionen US$ erreichen.

    Die VAE beabsichtigen, den Einsatz von Generika in wachsendem Maße zu unterstützen. Ähnlich wie in anderen Staaten aus dem Nahen Osten setzt die Regierung bei der Entwicklung des Pharmamarktes darauf, dass die Arzneimittelkosten gesenkt werden, indem mehr Generika lokal produziert wird. Nach und nach sollen zugleich Versorgung und Vertrieb ausgebaut werden. Es kommt nicht selten vor, dass Nachahmerprodukte um bis zu 60 Prozent günstiger sind als die Markenprodukte.

    VAE investieren in Biotechnologie

    Die Financial Times hat berichtet, dass die Biotechnologiebranche der VAE zuletzt mehr Direktinvestitionen aus dem Ausland erhalten hat als in sämtlichen übrigen Ländern des Nahen Ostens und Nordafrikas. Wird das gesamte Kapitalvolumen zugrunde gelegt, das zwischen 2003 und 2020 im arabischen Raum in Biotechnologie investiert wurde, belegen die Emirate den dritten Rang von 20. Angaben zu dem monetären Wert liegen nicht vor.

    Mit der Strategie „Innovation Healthcare (IH)“ will das Ministerium für Gesundheit und Prävention (MoHP) den Biotechnologiesektor stark vorantreiben. Das geschieht im Einklang mit der allgemeinen Innovationsstrategie der „UAE Vision 2021“. Viele relevante Pläne der Regierung befinden sich in einem frühen Stadium. Der Hauptinvestor der Branche ist der öffentliche Sektor. Eine stärkere Beteiligung des Privatsektors wird forciert und wird ausschlaggebend für den Erfolg der Biotechnologiebranche sein.

    Insgesamt kann man festhalten, dass internationales Know-how sehr gefragt ist und die Branche in den VAE im Wesentlichen auf internationale Zusammenarbeit angewiesen ist. Ein Beispiel dafür ist die Kooperationsvereinbarung, die das Gesundheitsministerium von Abu Dhabi (DoH) mit Hayat Biotech geschlossen hat. Dabei handelt sich um ein Joint Venture von G42 und Sinopharm CNBG, einem großen chinesischen Pharmaunternehmen. Ziel ist es, die Anstrengungen des Emirats in Bezug auf Forschung und Entwicklung sowie klinische Forschung zu intensivieren und die eigenen Produktionskapazitäten auszubauen.

    Von Heena Nazir | Dubai

  • Lokale Branchenstruktur

    Der Markt ist stark auf Importe aus dem Ausland angewiesen. Die lokale Produktion von Medikamenten konzentriert sich auf die Herstellung von Generika.

    VAE will lokale Produktion in der Pharmaindustrie ausbauen

    Etwa 23 Pharmaunternehmen (lokal und in ausländischem Besitz) produzieren in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Den Plänen der Regierung zufolge soll die Anzahl der Hersteller bis 2030 auf 30 ansteigen. Die meisten inländischen Arzneimittelhersteller konzentrieren sich auf die Produktion von Generika. Laut dem Beratungsunternehmen Alpen Capital deckt die heimische Produktion etwa 15 Prozent des Pharmabedarfs des Landes ab, der Rest stammt aus Importen. Nach Angaben der Datenbank UN Comtrade hat das Land im Jahr 2021 schätzungsweise rund 6,6 Milliarden pharmazeutische Produkte vom Weltmarkt importiert, hauptsächlich aus China (1,2 Milliarden US$), den USA (942 Millionen US$) und Deutschland (781 Millionen US$).

    Importe aus Deutschland in die Vereinigte Arabische Emirate (in Millionen US-Dollar; Veränderung in Prozent)

    SITC

    2020

    2021

    Veränderung 2021/2020

    54

    Medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse

    672

    781

    16,3

    54.1

    medizinische und pharmazeutische Erzeugnisse, andere als Arzneiwaren der Gruppe 542

    169

    241

    42,8

    54.2

    Arzneiwaren (einschl. Arzneiwaren für die Veterinärmedizin)

    503

    540

    7,4

    Quelle: UN Comtrade 2023

    Nachdem seit 2018 allgemeine Richtlinien zur Substitution gelten, wollen die VAE den heimischen Bedarf mithilfe von Investitionen aus dem Ausland und internationalen Partnerschaften decken und sich zugleich als zentraler Produktions- und Vertriebsort der Region etablieren. Unter anderem hat das Land erklärt, man strebe Investitionen von Unternehmen aus Indien an und wolle Anreize schaffen, dass produzierende Unternehmen, die über umfangreiche Kapazitäten im Bereich Forschung und Entwicklung verfügen, in der Golfmonarchie Produktionsstätten errichten. Dabei ist auch von einer finanziellen Unterstützung die Rede. Auf dieser Basis ist zu erwarten, dass der Bereich der Generikaproduktion in Zukunft stetig wachsen und sich robust entwickeln wird. Das gilt umso mehr, weil die Budgets für Arzneimittel begrenzt sind, sodass sie bevorzugt für Generika mit niedrigerem Preis eingesetzt werden.

    Als wichtigster lokaler Pharmahersteller gilt Julphar. Das in Ras al-Khaimah ansässige Unternehmen hat in 2021 einen Gesamtumsatz von umgerechnet 311 Millionen US$ erwirtschaftet. Im Vergleich zum Vorjahr ist das fast eine Verdopplung. Ein anderer lokaler Produzent ist das Unternehmen Neopharma. Es stellt verschiedene Medikamente her, die insbesondere in den Bereichen Neurologie, Kardiologie, Urologie, Dermatologie, Diabetologie, Gastroenterologie, Orthopädie, Gynäkologie und Zahnmedizin eingesetzt werden. Weitere Produkte sind auf Atemwegserkrankungen oder Ernährungsprobleme ausgerichtet. Das Unternehmen Pharmax mit Sitz in Dubai produziert seit August 2018 Generika, die zur Behandlung diverser chronischer Erkrankungen eingesetzt werden. Im Fokus stehen insbesondere Diabetes, Cholesterin sowie Herz-Kreislauf- und Magenbeschwerden, aber auch psychische und neurologische Krankheitsbilder.

    Neue Projekte angekündigt

    Um die heimische Produktion von Pharmaerzeugnissen anzukurbeln, hat das Emirat Abu Dhabi zuletzt gleich zwei Projekte bekannt gemacht, in deren Rahmen neue Produktionsanlagen geschaffen werden. Bei einem der Vorhaben ist eine Zusammenarbeit mit dem britisch-schwedischen Konzern AstraZeneca beabsichtigt. Die Vereinbarung sieht die Zusammenarbeit in vier Schlüsselbereichen vor, darunter die Lokalisierung der Fertigung von Arzneimitteln in Abu Dhabi, Forschung und Entwicklung, Innovation und Nachhaltigkeit auf globaler Ebene. Weitere Informationen wurden (mit Stand Februar 2023) nicht bekannt gegeben. 

    Anfang Januar 2023 verkündete zudem das US-Produktionsunternehmen National Resilience, dass Mubadala Investment, ein staatlicher Investor aus Abu Dhabi, sich mit Kapital an der Firma beteiligen wird. Durch diese Partnerschaft soll das Ökosystem im Bereich Biowissenschaften in den VAE weiterentwickelt werden. Voraussichtlich wird in Abu Dhabi eine neue Produktionsanlage mit hochmoderner Technologie gebaut. Die Pläne sehen vor, dass Mubadala Investment die Produktionsanlage errichtet und National Resilience sie betreibt.

    Führende Pharmaunternehmen in den Vereinigten Arabischen Emiraten

    Unternehmen


    Gulf Pharmaceutical Industries Julphar

    Lifepharma FZE 

    Medisal Pharma – Medisal for Pharmaceuticals Industry LCC

    NewBridge Pharmaceuticals Limited

    G42 Healthcare

    Neopharma LLC

    Globalpharma

    Medpharm

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2023


    Von Heena Nazir | Dubai

  • Rahmenbedingungen

    Die VAE haben neue Vorschriften zu Serialisierung eingeführt. Preissenkungen der Regierung stellen Herausforderung für Unternehmen dar.

    Zulassung für Arzneimittel erfolgt online

    Für sämtliche Arzneimittel gilt, dass sie vor dem Verkauf in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) beim Gesundheitsministerium registriert werden müssen. Von Importeuren wird zudem verlangt, dass sie einen registrierten lokalen Vertreter benennen. Dieser muss im Land leben und entsprechende Qualifikationen im pharmazeutischen beziehungsweise medizinischen Bereich besitzen. Der Prozess der Registrierung beruht auf einem Online-Verfahren. Es ist gesetzlich vorgeschrieben, dass Verpackung und Packungsbeilage detaillierte Informationen in arabischer und englischer Sprache bereitstellen. Der Politik der VAE liegen dabei die Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie der International Council for Harmonisation of Technical Requirements for Pharmaceuticals for Human Use (ICH) zugrunde.

    Medikamente müssen serialisiert werden

    Die Umsetzung der Pharma-Serialisierung erfolgt in dem Golfstaat nicht einheitlich, vielmehr verfolgt jedes Emirat einen unabhängigen Zeitplan. Für Dubai ist zum Beispiel seit Mitte 2020 die Serialisierung vorgeschrieben, in Abu Dhabi seit Januar 2022. Seither muss sich auf der Verpackung sämtlicher pharmazeutischer Produkte ein Barcode befinden. Das Barcode-System erfordert eine Registrierung beim Ministry for Health and Prevention und eine Genehmigung des Department for Health. Besitzt ein pharmazeutisches Produkt keinen entsprechenden QR-Code, ist ein Verkauf in Abu Dhabi nicht mehr gestattet. In dem Emirat Dubai kann im Einzelfall die Dubai Health Authority (DHA) für ausgewählte Produkte eine Fristverlängerung gewähren.

    Um in den Emiraten marktfähig zu sein, ist für die Sekundärverpackung von jedem Pharmaprodukt eine eindeutige serielle Kennung vorgeschrieben. Für aggregierte Verpackungen, also aggregierte homogene Produkte und Logistikeinheiten, gilt dasselbe. Die serialisierten Identifikationsnummern sind Vorschrift, damit für jede Produkteinheit sichergestellt ist, dass die Betriebs- und Transaktionsbewegungen im Rahmen der gesamten Lieferkette dokumentiert sind. Das schließt insbesondere die Ausgabe an Patienten und Endverbraucher mit ein. In Zukunft soll das Verfahren auch auf veterinärmedizinische Produkte ausgeweitet werden.

    Preissenkungen werden forciert

    Damit eine Vereinheitlichung der Preise für die GCC-Region als Ganzes erreicht werden kann, bemühen sich die VAE seit 2011 in konzertierten Aktionen darum, bei bestimmten Arzneimitteln die Preise zu senken. Das gilt vor allem für Medikamente, die preislich höher liegen als in den benachbarten Märkten im arabischen Raum. Damit die Preise zurückgehen, hat die Regierung seit 2011 verschiedene praktische Maßnahmen ergriffen. Zunächst bezogen sich die meisten Preisreduktionen auf Medikamente, die verschreibungspflichtig sind. Seit 2014 wurde der Preisdruck auch bei zahlreichen OTC-Produkten spürbar.

    Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Heena Nazir | Dubai

  • Kontaktadressen

    BezeichnungAnmerkungen
    Germany Trade & InvestAußenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft
    AHK VAEAnlaufstelle für deutsche Unternehmen
    Exportinitiative GesundheitswirtschaftDie Exportinitiative bündelt Unterstützungsangebote für die Internationalisierung der Gesundheitswirtschaft.
    Ministry of Health & PreventionMinisterium
    Abu Dhabi Deparmtent of HealthGesundheitsbehörde für Abu Dhabi
    Abu Dhabi Health Services Company (Seha)staatlicher Gesundheitsdienstleister
    Dubai Health Authority (DHA)Gesundheitsbehörde für Dubai
    Dubai Healthcare City (DHCC)Freizone für Gesundheitsdienstleister
    Arab Health Magazine (Omnia Magazine)Fachzeitschrift
    Arab Hospital MagazineFachzeitschrift
    Middle East Economic Digest (MEED)Fachzeitschrift
    MEED Projectskostenpflichtige Projektdatenbank
    DUPHAT - International Pharmaceutical & Technologies Conference and ExhibitionFachmesse (jährlich; 09.-11.01.24 in Dubai)
    Arab Healthführende regionale Fachmesse (jährlich; 29.01.-01.02.24 in Dubai)
    MEDLAB Middle East – International Laboratory Exhibition & ConferenceFachmesse (jährlich; 05.-08.02.24 in Dubai). Gemeinschaftsstand des Bundes vor Ort.
    AEEDC -Internationale Fachmesse für DentalmedizinFachmesse (jährlich; Februar 2024 in Dubai). Gemeinschaftsstand des Bundes vor Ort.
    Dubai Derma - Messe für Dermatologie und KosmetikFachmesse (jährlich; 01.- 03.03.23 in Dubai)
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