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Wirtschaftsumfeld | Vereinigte Arabische Emirate | Projektvergabe

Projekte in Emiraten erreichen Rekordhöhe

Die Vergabe neuer Projekte nimmt deutlich zu. Vor allem im Baugewerbe sowie im Öl- und Gassektor wurden zahlreiche Investitionen angekündigt.

Von Heena Nazir | Dubai

Der Bausektor hat in den Staaten des Golfkooperationsrates im Jahr 2023 an Dynamik zugelegt. Laut Projektdatenbank MEED wurden in den ersten zehn Monaten des Jahres 2023 in den Mitgliedsländern Saudi-Arabien, Kuwait, Vereinigte Arabische Emirate, Katar, Bahrain und Oman Projekte im Wert von 169,3 Milliarden US-Dollar (US$) vergeben. Damit erreicht die Projektvergabe im Baugewerbe bereits nach zehn Monaten einen höheren Wert als im gesamten Jahr 2022 mit 106,2 Milliarden US$ und könnte den Rekordwert von 173,5 Milliarden US$ aus dem 2014 sogar überschreiten.

Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) sind nach Saudi-Arabien das Land mit den zweithöchsten Projektvergaben im Golfkooperationsrat. In den ersten zehn Monaten des Jahres 2023 stiegen die Investitionsaufträge um 207 Prozent auf 65,5 Milliarden US-Dollar. 

Hochbau zieht Milliardeninvestitionen an

Die Branchen mit den meisten neu vergebenen Projekten in den VAE sind der Hochbausektor mit 26,4 Milliarden US$, gefolgt von der Öl- und Gasindustrie mit 23,4 Milliarden US$ sowie der Chemiebranche mit 5,1 Milliarden US$.

Projektneuvergabe nach Sektoren in den VAE (in Millionen US-Dollar)

Sektor

2022 *)

2023  *)

Veränderungsrate (in %) 2023/2022 *)

Hochbau

12.222

26.490

116,7%

Öl und Gas

3.038

23.388

669,8%

Chemie

0

5.120

-

Energie

983

1.603

63,1%

Transport

3.215

3.070

-4,5%

Wasser

979

4.686

378,7%

Industrie

950

1.235

30,0%

Gesamt

21.387

65.592

206,7%

* Januar bis Oktober 2023. Quelle: MEED Projects, Recherche GTAI, November 2023

Immobiliensektor boomt 

Innerhalb des Hochbaus hat der Immobilienmarkt die meisten Investitionen angezogen. Laut Projektdatenbank MEED wurden in den ersten zehn Monaten des Jahres 2023 Projekte im Wert von etwa 19,6 Milliarden US$ vergeben. Das entspricht rund 74 Prozent der neuen Projekte im gesamten Hochbau der Emirate.

Die weiteren Aussichten bleiben vorerst positiv, denn Experten prognostizieren, dass internationale Anleger das Wachstum weiter befeuern werden. Vor allem russische Investoren, die westliche Sanktionen umgehen und ihr Vermögen schützen wollen, bauen ihre Präsenz auf dem Immobilienmarkt weiter aus. Die Gruppe der russischen Kunden gehört zu den größten auf dem Markt. Dieser Trend dürfte sich Jahr 2024 fortsetzen, im Vergleich zu 2023 jedoch etwas an Dynamik einbüßen.

Trotz des stabilen Wachstumstrends gibt es auch Herausforderungen. Strukturelle Probleme innerhalb der Immobilienbranche wie das anhaltende Überangebot in einigen Marktsegmenten bedürfen weiterer Aufmerksamkeit. Zudem führt die verschärfte geopolitische Lage im Nahen Osten zu neuen Unsicherheiten, die das mittel- bis langfristige Wachstum des Immobiliensektors beeinträchtigen könnten. Die jüngsten Prognosen berücksichtigen diese aktuelle Entwicklung bislang nicht oder nicht vollständig.

ADNOC investiert in die Gasförderung

Von Januar bis August 2023 verzeichnete der Öl- und Gassektor der Emirate eine Zunahme von Projektausschreibungen um 680 Prozent auf 23,4 Milliarden US$. Dieser signifikante Anstieg hängt eng mit den ambitionierten Zielen der Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) zusammen. Seit 2015 verfolgt das staatliche Unternehmen die Strategie, die inländische Gasversorgung auszubauen und die Einnahmen durch den Export von Gas zu erhöhen.

Schlüsselprojekte wie die Entwicklung der Offshore-Gasfelder Hail und Ghasha werden vorangetrieben. Dazu gehören Kostenoptimierungen und Verhandlungen über neue Hauptaufträge, die noch im Jahr 2023 abgeschlossen werden sollen. Die Projekte erfordern Investitionen von mehr als 17 Milliarden US$. Ein Teil des zusätzlichen Gases soll die geplante neue LNG-Exportanlage in Ruwais speisen, deren Fertigstellung bis 2028 anvisiert ist. 

Milliardeninvestitionen für den Chemiesektor

Das MERAM-Projekt von ADNOC Gas Processing stellt das größte Vorhaben im Chemiebereich dar und hat ein Investitionsvolumen von 4,5 Milliarden US$. Geplant sind eine jährliche Produktion von 2,2 Millionen Tonnen Ethan und 1,2 Millionen Tonnen Flüssigprodukten. Bis 2027 erwartet ADNOC eine konsequente Fortsetzung der Investitionen im Gasbereich.

Die erhoffte Steigerung der Produktion soll auch zur Diversifizierung der Exporteinnahmen beitragen, Importe reduzieren und die industrielle Expansion, insbesondere im Chemiebereich, vorantreiben. Ein signifikanter Rückgang der globalen Gasnachfrage oder ein Einbruch der Ölpreise im Falle einer globalen Rezession könnte jedoch eine Neubewertung einiger Projekte nach sich ziehen. Eine flexible Anpassung an volatile Marktbedingungen bleibt somit auf der Agenda ganz oben.

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