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Wert der Projektverträge soll 2024 wieder deutlich zunehmen
In Oman werden weiterhin nur wenige neue Investitionen angestoßen. Der Aufbau einer grünen Wasserstoffindustrie könnte jedoch ab 2024 das Projektgeschäft beleben.
15.11.2023
Von Robert Espey | Dubai
Die Lage auf dem omanischen Projektmarkt hat sich 2023 zwar deutlich verbessert, dennoch wird das Jahr mit einem erheblich schlechteren Ergebnis als das Coronajahr 2020 abschließen. In den ersten zehn Monaten 2023 stieg der Wert der unterzeichneten Projektverträge gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum um 74 Prozent auf 3,5 Milliarden US-Dollar (US$).
Gemäß Daten der Projektdatenbank MEED Projects sank im Jahr 2022 der Wert neuer Projektverträge in Oman auf den niedrigsten Stand seit 2004. Die Projektvergabe schrumpfte auf nur noch 2,3 Milliarden US$. Der bisherige Spitzenwert wurde 2015 mit 15,6 Milliarden US$ erreicht.
Private Investoren sollen Führungsrolle übernehmen
Ein wesentlicher Grund für den weiterhin schwachen Projektmarkt ist die Zurückhaltung des Staates bei Investitionen. Als Maßnahme zur Haushaltskonsolidierung werden staatliche Investitionen heruntergefahren. Die Budgetplanung für 2023 sieht bei den Investitionen der Ministerien eine Reduzierung der Ausgaben um 24 Prozent vor.
Trotz Investitionsbremse ist der Staat auf dem Projektmarkt unverändert der mit Abstand wichtigste Akteur. In den ersten zehn Monaten 2023 entfiel nur etwa ein Viertel des Projektvolumens auf private Unternehmen. Nach den Vorstellungen der Regierung sollen zukünftig aber private in- und ausländische Investoren die Führungsrolle übernehmen.
Von Januar bis Oktober 2023 lag der Stromsektor bei der Projektvergabe vorn. Verträge für 0,9 Milliarden US$ wurden unterschrieben, davon entfielen 0,8 Milliarden US$ auf zwei Solarkraftwerke. Drei Aufträge für den Bau von Gaspipelines summierten sich auf 0,8 Milliarden US$. Eine neue Gaspipeline der staatlichen Ölgesellschaft Petroleum Development Oman machte allein 0,7 Milliarden US$ aus. Straßenbauprojekte kamen auf 0,7 Milliarden US$. Dabei schlugen zwei Abschnitte der Straßenverbindung zwischen Diba und Khasab mit 0,5 Milliarden US$ zu Buche.
Projektvolumen könnte sich 2024 erheblich erhöhen
Neben Großaufträgen für geplante Wasserstoffprojekte sowie weitere Solar- und Windkraftwerke könnten MEED Projects zufolge bis Ende 2024 Aufträge im Wert von 22 Milliarden US$ vergeben werden. Davon dürfte allerdings ein Großteil nicht im Jahr 2024 vergeben werden. In der Regel wird bei den meisten Vorhaben der Zeitplan nicht eingehalten. Es ist damit zu rechnen, dass viele Projekte erst 2025 oder später unterschriftsreif sind. Zudem könnten zahlreiche geplante Projekte stark modifiziert oder gar nicht realisiert werden.
Zu den größten 2024 möglicherweise zu vergebenden Projekten gehört ein 3-Milliarden-US$-Stahlwerk der Jindal Shadeed Company in Duqm. Die Anlage soll mit grünem Wasserstoff betrieben werden. Für 1 Milliarde US$ wollen die omanische Staatsholding OQ und TotalEnergies im Hafen von Sohar eine LNG-Anlage (Liquefied Natural Gas) mit einer Jahreskapazität von 1 Million Tonnen bauen.
Für die geplante Eisenbahnverbindung zwischen Sohar und dem Schienennetz der Vereinigten Arabischen Emirate wird 2024 die Vergabe von Bauaufträgen erwartet. Derzeit sind drei Teilprojekte im Gesamtwert von 1 Milliarde US$ ausgeschrieben. Die Frist zur Abgabe der Angebote wurde bis Anfang Dezember verlängert.
Wasserstoffprojekte werden Projektmarkt beleben
Die Regierungsplanung sieht bis 2050 eine grüne Wasserstoffproduktion von 8 Millionen Tonnen vor. Dazu wären eine Elektrolysekapazität von 100 Gigawatt sowie Solar- und Windparks mit einer Leistung von 185 Gigawatt erforderlich.
Bis 2050 sind im Wasserstoffsektor Investitionen von voraussichtlich 140 Milliarden US$ erforderlich. Hier sind auch Anlagen zur Herstellung von Derivaten sowie die gesamte Wasserstoffinfrastruktur mit Pipelines, Tanks, Meerwasserentsalzungsanlagen etc. berücksichtigt.
Als zentrale Institution für die Entwicklung und Steuerung der grünen Wasserstoffwirtschaft wurde 2022 Hydrogen Oman (Hydrom) gegründet. Im Juni 2023 hat Hydrom an fünf grüne Wasserstoffprojekte Flächen für den Bau von Wind- und Solarkraftwerken sowie für Anlagen zur Erzeugung von Wasserstoff und Ammoniak vergeben. Die geplanten Wasserstoffkapazitäten dieser Projekte summieren sich auf jährlich 0,75 Millionen Tonnen. Die zugeteilten Flächen liegen in der Provinz Al Wusta, wo sich auch die Wirtschaftssonderzone Duqm befindet.
Anfang 2024 will Hydrom Flächen für drei Wasserstoffprojekte in der Provinz Dhofar vergeben. Es wird erwartet, dass eines der Vorhaben "SalalaH2" ist. An diesem Projekt ist Linde beteiligt.
Projektbezeichnung (Standort) | Wasserstoffproduktion (Tonnen pro Jahr) | Projektbetreiber |
---|---|---|
Amnah Project (Al Wusta) 2) | 215.000 | Copenhagen Infrastructure Partners, Blue Power Partners, Al Khadra |
Posco-Engie Project (Al Wusta) 2) | 200.000 | |
BP Duqm Project: (Al Wusta) 1) 2) | 150.000 | |
Green Energy Oman (Al Wusta) 1) 2) | 150.000 | |
Hyport Duqm Project (Al Wusta) 1) 2) | 50.000 | |
BP Dhofar Project (Dhofar) 1) 3) | 150.000 | |
SalalaH2 (Dhofar) 1) 3) | 150.000 | |
Green Hydrogen and Chemicals Project (Dhofar) 1) 3) | 20.000 | |
Salalah Green Hydrogen and Ammonia Project (Dhofar) | 250.000 | |
Sohar Port and Port of Rotterdam Project (Batinah North) | k.A. |
Ausbau erneuerbarer Energien schreitet mäßig voran
Das Ziel, den Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung bis 2030 auf 30 Prozent zu erhöhen, könnte Oman verfehlen. Durch die Inbetriebnahme des ersten großen Solarkraftwerks des Landes, Ibri Solar, im Jahr 2022 ist der Anteil der erneuerbaren Energien an den Kraftwerkskapazitäten auf etwa 6 Prozent beziehungsweise 0,7 Gigawatt gestiegen.
Ibri Solar ist eine 400-Millionen-US$-Fotovoltaikanlage mit einer Leistung von 500 Megawatt, die auf BOT-Basis (Build, Operate, Transfer) realisiert wird. Investoren sind das saudi-arabische Unternehmen ACWA Power, die kuwaitische Alternative Energy Projects Company und die Gulf Investment Corporation.
Nach mehrjähriger Verzögerung wurden 2023 die beiden Fotovoltaikprojekte Manah 1 und 2 mit jeweils 500 Megawatt vergeben. Betreiber von Manah 1 sind Électricité de France und die Korea Western Power Company. Der Bauauftrag ging an die China Energy Engineering Corporation. Die Investoren bei Manah 2 sind die in Singapur ansässige Sembcorp und die chinesische Jinko Power. Das Stuttgarter Ingenieurbüro Fichtner ist bei Manah 1 und 2 als Berater tätig.
Projekt 2) | Kapazität (Megawatt) | Geplante Inbetriebnahme |
---|---|---|
Ibri III Solar (PV) | 500 | 2027 |
Jalan Bani bu Ali Wind | 100 | 2027 |
Duqm Wind | 200 | 2027 |
Ras Madrakah Wind | 200 | 2027 |
MIS Solar 2027 (PV) | 500 | 2027 |
Harweel Dhofar II Wind | 100 | 2027 |
Sadah Dhofar Wind | 100 | 2028 |
Barka Waste to Energy | 140 | 2028 |
MIS Solar 2029 (PV) | 1.000 | 2029 |
MIS Wind 2029 | 200 | 2029 |
Gemäß der aktuellen Planung der staatlichen Nama Power and Water Procurement Company sollen bis 2029 die Kapazitäten bei erneuerbaren Energien um rund 4 Gigawatt steigen. Davon entfallen 3 Gigawatt auf Fotovoltaik, 0,9 Gigawatt auf Windkraft und 0,1 Gigawatt auf eine WTE-Anlage (Waste to Energy).