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Wirtschaftsausblick | Zypern

Zyperns Wirtschaft profitiert von EU-Unterstützung

Die Fördermittel der EU kurbeln Investitionen an. Insbesondere Strom- und Erdgasprojekte stoßen auf internationales Interesse. Deutsche Maschinenlieferungen sind gefragt.

Von Michaela Balis | Nikosia

Top Thema: Internationale Ratingagenturen stufen Zyperns Bonität hoch

Die Ratingagentur Moody's hebt den Ausblick Zyperns von stabil auf positiv an. Die Bonität des Landes liegt nun zwei Stufen über dem "Investment Grade", einer Einstufung, die eine Volkswirtschaft als anlagewürdig beschreibt. S&P und Fitch haben gleichzeitig auch die Kreditwürdigkeit weiter hochgestuft. Zypern muss weiterhin daran arbeiten das Wirtschaftswachstum voranzutreiben und die Staatsverschuldung zu minimieren. Bis Ende 2024 soll sie auf rund 71,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) sinken. Im Jahr 2020 lag sie bei rund 115 Prozent des BIP. Auch das Bankensystem muss weiter saniert werden. Der Anteil notleidender Kredite wird laut zyprischer Zentralbank voraussichtlich bis Jahresende bei rund 8 Prozent liegen, gegenüber 9,5 Prozent im Vorjahr. Nach Angaben des Instituts der deutschen Wirtschaft liegt der Anteil notleidender Kredite im EU-Durchschnitt bei 1,8 Prozent.

Wirtschaftsentwicklung: Überdurchschnittliches Wachstum im EU-Vergleich

Laut Europäischer Kommission wächst die zyprische Wirtschaft im Jahr 2024 um 2,8 Prozent. Damit liegt Zypern weit über dem EU-Durchschnitt von rund 1 Prozent. Ein wichtiger Faktor für die wirtschaftliche Entwicklung sind geplante Investitionen. 

Die Bruttoanlageinvestitionen werden voraussichtlich um 3,6 Prozent steigen, nach einer Zunahme um 19,5 Prozent im Jahr 2023. Die Fördermittel aus dem EU-Aufbaufonds förderten die Investitionen der Unternehmen. Ein weiteres Drittel entfiel auf den Erwerb von Immobilien. Besonders Libanesen und Israelis siedeln sich auf Zypern an und kaufen Häuser. Der Krieg im Nahen Osten hat diese Bewegung noch verstärkt. 

Investitionen aus dem EU-Aufbaufonds schreiten voran

Bis Mai 2024 hatte Zypern 263 Millionen Euro aus dem EU-Aufbaufonds erhalten. Davon wurden 90 Prozent als Zuschüsse ausbezahlt. Sobald die Anträge für die zweite und die dritte Tranche von der Europäischen Kommission genehmigt werden, kann sich Zypern über weitere 152,2 Millionen Euro freuen. Bis Ende des Jahres 2026 werden gemäß dem aktualisierten EU-Aufbaufonds insgesamt 1,22 Milliarden Euro in private und öffentliche Vorhaben fließen. Bis Ende des Jahres werden folgende Fördermittel ausgeschrieben:

  • 90 Millionen Euro für die Installation von Erneuerbaren-Energien-Anlagen sowie für Energieeffizienzmaßnahmen
  • 53 Millionen Euro für den Kauf von Elektroautos
  • 11,3 Millionen Euro für den Umbau und die Renovierung von Immobilien in Studentenheimen
  • 5 Millionen Euro für die Förderung des Gesundheitstourismus
  • 1,5 Millionen Euro für die Installation von PV-Systemen, für Ladesysteme für Elektroautos sowie für die Anschaffung von Batterien für die Energiespeicherung des aus PV-Anlagen erzeugten Stroms

Energieprojekte werden fortgesetzt

Die zyprische Regierung will das Projekt Great Sea Interconnector mit 100 Millionen Euro aus dem EU-Entwicklungsfonds unterstützen. Auch die US-amerikanische staatliche Entwicklungsbank DFC hat Interesse an einer Kofinanzierung bekundet. Der Bau des rund 2 Milliarden Euro teuren Unterseestromkabels zwischen Israel, Zypern und Griechenland soll noch im Jahr 2024 beginnen und bis 2029 abgeschlossen sein. Der Bau kann beginnen, sobald die griechische und zyprische Energieregulierungsbehörde den erforderlichen Rahmenplan festgelegt haben und der Träger, Admie, die Finanzierung gesichert hat. 

Das Interesse internationaler Konzerne an der Exploration von Erdgasvorkommen im östlichen Mittelmeer ist ungebrochen. Die bisherigen Ergebnisse der Probebohrungen deuten laut zyprischem Energieministerium auf große Gasvorkommen hin. Ab dem Jahr 2027 wird mit dem Beginn der Erdgasförderung geplant. Zypern will einen Teil des Erdgases für die Stromerzeugung nutzen, ein Flüssiggasterminal auf der Insel bauen und einen weiteren Teil des Erdgases nach Ägypten liefern.

Privatverbrauch wächst moderat

Der private Konsum der Haushalte wird im Jahr 2024 nur noch halb so stark wachsen wie 2023. Das könnte mitunter an der Abschaffung mancher Fördermaßnahmen liegen. Die Europäische Kommission rechnet mit einem Wachstum von 2,2 Prozent. Immerhin profitieren rund 40 Prozent der Arbeitnehmer von einem Inflationsausgleich, der positiv stimmt. Für 2024 wird er voraussichtlich 2,4 Prozent betragen.

Die zyprischen Gesamtim- und exporte legten 2023 jeweils um rund 11 Prozent zu. Griechenland war auch 2023 der wichtigste Handelspartner Zyperns, gefolgt vom Vereinigten Königreich, Italien und China. Deutschland schaffte es auf den 5. Platz. Zu den wichtigsten Exportprodukten Zyperns zählen Erdölprodukte, Transportausrüstung, Medikamente sowie der Käse Halloumi.

Deutsche Perspektive: Maschinenimporte sind gestiegen, Deutschland ist wichtiger Lieferant

Der Import von Maschinen aus Deutschland legte im Jahr 2023 um mehr als ein Drittel im Vorjahresvergleich zu und lag bei 142,5 Millionen Euro. Die gesamten zyprischen Maschinenimporte stiegen um 11,5 Prozent. Auch über einen längeren Zeitraum betrachtet (2018-2023) blieb der Anteil Deutschlands an den zyprischen Maschinenlieferungen mit durchschnittlich 10 Prozent stabil.

Nach Kraftfahrzeugen sind Maschinen das stärkste Importgut, das Zypern aus Deutschland bezieht. Diese machen sogar ein Fünftel aller Importe aus Deutschland aus. Hierbei konkurrieren die deutschen Produkte mit Griechenland und China. Insbesondere Agrarmaschinen aus Deutschland, beispielsweise für die Milchindustrie und Traktoren, werden gut abgesetzt.

Die geplanten Vorhaben im Rahmen des EU-Aufbaufonds werden unter anderem auch die Nachfrage nach Ausrüstung für Energieeffizienzprojekte, E-Tankstellen und medizinischen Geräten ankurbeln. Deutsche Hersteller können über Kooperationen mit lokalen Unternehmen oder über die Gründung einer Niederlassung in den Markt einsteigen.

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