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Branchencheck | Belgien

Hohe Kapazitätsauslastung in den meisten Branchen

Ende 2021 sind die Erwartungen für die Industrie, den Bau und in wichtigen Dienstleistungssektoren gut. Die Indizes der Zentralbank liegen durchweg über dem langjährigen Mittel.

Von Torsten Pauly | Berlin

Im verarbeitenden Gewerbe hat sich die Kapazitätsauslastung in den führenden Zweigen Chemie, Nahrungsmittel- und Getränkeherstellung sowie Maschinen- und Anlagenbau in den letzten Monaten erhöht. Auch die Elektronik- und Elektrotechnikindustrie ist im 4. Quartal 2021 gut ausgelastet. Nur die Fahrzeugbauer melden wegen Lieferengpässen bei Vorprodukten ein niedriges Niveau. Die steigende Anzahl an Baugenehmigungen sorgt für gute Aussichten im Hochbau. Im Tiefbau führen langjährige Infrastrukturprojekte zu einer stabilen Auftragslage.

  • Maschinenbau

    Die belgischen Maschinen- und Anlagenbauer waren im Oktober 2021 zu 82 Prozent ausgelastet. Dies ist deutlich besser als vor Jahresfrist (78 Prozent).

    Im Jahr 2020 war der Branchenumsatz wegen der Coronapandemie kalendertagbereinigt um 7,5 Prozent gesunken. Im 2. Quartal 2021 lag das Niveau aber wieder um 30 Prozent höher als im selben Vorjahreszeitraum. Nach Ausbruch der Pandemie 2020 kam es kaum zu Stornierungen, sondern eher zu Auftragsverschiebungen. Die Branche hat 2020 eine Bruttowertschöpfung von 3,3 Milliarden Euro erzielt und zählt zu den führenden Industriezweigen. Stärken liegen in der Schnittstelle zur Elektronik und in Industrie-4.0-Lösungen. Hierfür ist der Hafen Antwerpen eines der größten europäischen Erprobungsareale.

    Weitere Informationen:

    Branche kompakt Maschinenbau Belgien

    Antwerpens Hafen ist Testgebiet für Industrie 4.0

    Von Torsten Pauly | Berlin

  • Chemieindustrie

    Die Kapazitäten der Chemieindustrie waren im Oktober 2021 zu 76 Prozent und damit besser als im selben Vorjahresmonat ausgelastet (74 Prozent).

    In Antwerpen ist Europas größtes Chemiecluster; die Branche zählt zu den wichtigsten belgischen Industriezweigen. Die Hersteller erzielten 2020 eine Bruttowertschöpfung von 8,5 Milliarden Euro. Das entspricht einem Anteil von 15 Prozent an der Bruttowertschöpfung des verarbeitenden Gewerbes. Allein auf den Pharmasektor entfielen 20,4 Prozent. Pfizer/Biontech und AstraZeneca produzieren ihren Coronaimpfstoff an belgischen Standorten. Der Flughafen Brüssel ist ein führendes internationales Drehkreuz für Arzneimittel. Im Jahr 2020 war der Umsatz der Chemie- und Pharmaindustrie insgesamt um 13,2 Prozent eingebrochen.

    Weitere Informationen:

    Flughafen Brüssel wird weltweites Drehkreuz für Corona-Impfstoff

    Branche kompakt Chemische Industrie Belgien

    Von Torsten Pauly | Berlin

  • Energiewirtschaft

    Belgien investiert in den kommenden Jahren stark in die Nutzung von Windkraft, Solarenergie, Wasserstoff und Biomasse. Dies ist nötig, um 2025 aus der Atomenergie auszusteigen.

    Noch 2019 war Belgiens Nettoimport an Energie mehr als dreimal so hoch wie die inländische Erzeugung. Zu dieser Produktion haben Atomkraftwerke 71 Prozent und erneuerbare Energiequellen 23 Prozent beigetragen.

    Bis 2030 will Belgien die regenerativen Kapazitäten aber stark ausbauen: Dann sollen Windparks zu Lande 34 Prozent und Photovoltaikanlagen 90 Prozent mehr Strom als 2020 produzieren. Zudem entstehen weitere Nordseewindparks und Wasserstoffanlagen. Während die Föderalregierung für Offshore-Windparks und Atomkraft zuständig ist, entscheiden die Regionen über alle anderen Energieträger.

    Weitere Informationen:

    Branche kompakt Solarenergie Belgien

    Belgien baut bis 2030 fast 4 Gigawatt an Windkraftanlagen zu

    Wasserstoff soll im Energiemix große Rolle spielen

    Von Torsten Pauly | Berlin

  • Bauwirtschaft

    Von Juli bis Oktober 2021 haben die Auftragserwartungen des Baugewerbes zwar geschwankt, sie waren aber durchweg deutlich höher als im langjährigen Mittel.

    Auch die Bauproduktion unterlag in den ersten drei Quartalen 2021 Schwankungen, ist jedoch kalendertagbereinigt insgesamt kräftig gewachsen. Dabei fiel die Entwicklung im Hochbau noch besser aus als im Tiefbau. Die neuen Baugenehmigungen waren von Januar bis Juli 2021 sowohl bei Wohn- wie auch bei anderen Objekten wieder um jeweils 9,5 Prozent höher als im gleichen Vorjahreszeitraum. Im Jahr 2020 war die Bauproduktion wegen der Coronapandemie kalendertagbereinigt um 8,2 Prozent zurückgegangen.

    Weitere Informationen:

    Branche kompakt Bauwirtschaft Belgien

    Von Torsten Pauly | Berlin

  • Gesundheitswirtschaft

    Das Gesundheitssystem erhält im europäischen Vergleich gute Bewertungen. Geschäftschancen eröffnen Klinikneu- und -ausbauten ebenso wie der forcierte Aufbau des E-Health-Systems.

    Das teuerste Vorhaben im belgischen Gesundheitswesen ist der Neubau der GHC-Klinik in Charleroi. Diese kostet 483 Millionen Euro. Darüber hinaus investiert die Antwerpener Krankenhausgruppe ZNA 470 Millionen Euro in mehrere Einrichtungen. In einen Trakt im Brüsseler Krankenhaus Saint Luc fließen weitere 400 Millionen Euro. Die Kosten für eine neue Klinik in Tournai summieren sich auf 306 Millionen Euro. Bei letzterer liegt ein besonderer Schwerpunkt auf der Energieeffizienz des Gebäudes.

    Weitere Informationen:

    Healthcare Monitor Belgien

    Belgien legt neuen E-Health-Aktionsplan auf

    Von Torsten Pauly | Berlin

  • Nahrungsmittelindustrie

    Die Nahrungsmittelindustrie sollte ihren Ausstoß 2022 weiter moderat erhöhen. Im Herbst 2021 hält die Erholung nach pandemiebedingten Schwankungen seit April 2020 weiter an.

    Die Kapazitäten der Nahrungsmittelverarbeiter waren im Oktober 2021 zu 78 Prozent und damit besser als zwölf Monate zuvor (76 Prozent) ausgelastet. Die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie ist durch viele kleinere Spezialitätenanbieter geprägt, aber auch Konzerne wie den weltgrößten Bierbrauer AB-Inbev. Im Jahr 2020 hat die Branche eine Bruttowertschöpfung von 8,6 Milliarden Euro erwirtschaftet; sie bildet mit einem Anteil von 15,3 Prozent den zweitgrößten Zweig im verarbeitenden Gewerbe. Somit ist Belgien auch für deutsche Ausrüster ein sehr attraktiver Markt.

    Von Torsten Pauly | Berlin

  • Pkw- und Nfz-Produktion

    Die Kapazitäten der Fahrzeugindustrie waren im Oktober 2021 nur mehr zu 76 Prozent und damit deutlich schlechter als vor einem Jahr (92 Prozent) ausgelastet.

    Der Grund für die geringe Produktion ist jedoch nicht mehr eine schlechte Auftragslage, sondern ein Lieferengpass bei Vorprodukten. Noch 2020 war der kalendertagbereinigte Umsatz der Kfz-Industrie wegen einbrechender Verkäufe um 12,2 Prozent gesunken. Im 2. Quartal 2021 ist der Umsatz hingegen um 46,8 Prozent höher als im gleichen Zeitraum 2020 gewesen.

    Alle belgischen Auto- und Nfz-Hersteller fertigen Elektro-, Wasserstoff- und Hybridmodelle. Im Jahr 2019 erzielte die Branche eine Bruttowertschöpfung von 2,4 Milliarden Euro, das entsprach einem Anteil von 4 Prozent an der Gesamtwertschöpfung des verarbeitenden Gewerbes.

    Weitere Informationen:

    Wasserstoff: Cluster decken die gesamte Wertschöpfungskette ab

    Von Torsten Pauly | Berlin

  • Pkw- und Nfz-Markt

    Der Kfz-Absatz verharrt 2021 nach dem coronabedingten Einbruch im Vorjahr auf einem niedrigen Niveau. Einen Boom gibt es jedoch bei Elektro- und Hybridfahrzeugen.

    Die Zulassungen neuer Pkw waren im ersten Dreivierteljahr 2021 um 6 Prozent geringer als im gleichen Vorjahreszeitraum. Bei den Nfz gab es im selben Zeitraum hingegen einen Anstieg um 7,1 Prozent. Im Jahr 2020 waren die Erstregistrierungen bei Pkw um 21,5 Prozent und bei Nfz um 15,3 Prozent eingebrochen.

    Sehr dynamisch entwickelt sich der Markt für Elektrofahrzeuge. Im Vergleich zum gleichen Vorjahreszeitraum wurden in Belgien von Januar bis September 2021 etwa 27,2 Prozent mehr Hybrid-, 64,3 Prozent mehr Batterie- und 113,2 Prozent mehr Plug-In-Hybridmodelle erstmals zugelassen.

    Weitere Informationen:

    Fahrzeuge ohne Verbrennungsmotor gewinnen rasch Marktanteile

    Von Torsten Pauly | Berlin

  • Umwelttechnik

    Die belgische Abfallverwertungsquote ist bereits sehr hoch. In der Wasserwirtschaft laufen große Investitionsprogramme.

    Belgien hat den Kommunalmüll 2019 zu 34 Prozent recycelt, zu 21 Prozent kompostiert und zu 42 Prozent in Energie umgewandelt. Nur 1 Prozent des Abfalls landete auf Deponien. Regionale Investitionsprogramme in die Abwasserentsorgung sind „Flanders Sustainable Wastewater Treatment“ für 412 Millionen Euro und „Wallonia Sustainable Wastewater Treatment“ für 324 Millionen Euro. In Wallonien gibt es auch das Programm „Walloon Brabant Sustainable Infrastructure“, das 180 Millionen Euro für die Wasserversorgung und Abfallsammlung aufwendet. Die Vergabe unterscheidet sich stark bis hin zu den Amtssprachen.

    Weitere Informationen:

    Belgien ist in der Abfallwirtschaft international führend

    Wasser- und Abwassertechnologie: Vor allem Modernisierungen sind nötig

    Von Torsten Pauly | Berlin

  • Elektronik- und Elektroindustrie

    Die Kapazitäten der Elektronik- und Elektrohersteller waren im Oktober 2021 zu 83 Prozent ausgelastet. Das war sehr viel besser als zwölf Monate zuvor (74 Prozent).

    Wegen der Coronakrise war der Umsatz in der Elektronik- und Elektroindustrie 2020 um 8,6 Prozent eingebrochen. Im 1. Halbjahr 2021 gab es aber ein starkes Wachstum, so dass das Niveau im 2. Quartal um 24,6 Prozent höher war als im gleichen Vorjahreszeitraum.

    Die Branche profitiert von einer dichten Forschungs- und Entwicklungslandschaft. Belgien ist im Bereich künstliche Intelligenz europaweit mit führend. Im Jahr 2020 belief sich die Bruttowertschöpfung der Elektro- und Elektronikindustrie auf 2,5 Milliarden Euro. Das waren 4,4 Prozent des gesamten verarbeitenden Gewerbes.

    Weitere Informationen:

    Belgische Start-up-Szene 

    Von Torsten Pauly | Berlin

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