Wirtschaftsumfeld | Albanien | Investitionsgarantien
Westbalkan wird für Investitionen attraktiver
Der Westbalkan ist bereits ein attraktiver Standort für Investitionen aus dem deutschen Mittelstand. Nun verbessert die Bundesregierung die Investitionsgarantien.
09.11.2023
Von Martin Gaber | Belgrad
"Damit Lieferketten und Transportwege kurz und sicher bleiben", begründete der Vorstandsvorsitzende Hans Jürgen Kalmbach die Eröffnung eines Werkes von Hansgrohe im Juni 2023 in Serbien. Das Unternehmen zur Herstellung von Armaturen aus dem Schwarzwald hat sich für Valjevo als einen weiteren Produktionsstandort in Europa entschieden. Hansgrohe wird 85 Millionen Euro investieren und bei vollem Betrieb rund 1.000 Arbeitsplätze schaffen.
Bundesregierung verbessert Investitionsgarantien
Dem Schritt von Hansgrohe könnten weitere Unternehmen folgen. Dafür hat die Bundesregierung die Konditionen für Investitionsgarantien für 34 Länder weltweit verbessert. Darunter sind auch Serbien sowie die weiteren Westbalkanstaaten Albanien, Bosnien und Herzegowina, Kosovo, Montenegro und Nordmazedonien. Diese Garantien werden für die Unternehmen nun günstiger. Laut Handelsblatt wird der Selbstbehalt der Unternehmen halbiert, Gebühren und Entgelte reduziert.
Die Investitionsgarantien des Bundes sind ein Instrument der Außenwirtschaftsförderung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Damit werden politische Risiken in Entwicklungs- und Schwellenländern abgesichert. Sie greifen, wenn ein Unternehmen eine Investition beispielsweise durch Rechtsbruch der Regierung abschreiben muss. Weitere Informationen dazu finden Sie HIER. |
Für Serbien waren die Investitionsgarantien im Jahr 2022 nicht unerheblich. Mit vier neu registrierten Anträgen lag der Balkanstaat auf Platz 5. Auf Platz 1 lag die Volksrepublik China. Die Bundesregierung will mit der neuen Maßnahme die Diversifizierung vorantreiben und Anreize in Regionen außerhalb Chinas schaffen. Zum Beispiel auf dem Westbalkan. Als sinnvoll betrachtet das auch Alexander Markus, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der deutschen Auslandshandelskammer (AHK) in Belgrad. "Vor dem Hintergrund, dass Serbien in der Einstufung des Länderrisikos auf Stufe 4 ist, kommt die zehnprozentige Senkung der jährlichen Kosten zum Tragen", sagte Markus am 20. Oktober 2023 gegenüber der Deutschen Welle.
Serbien bietet attraktives Paket
Gerade Serbien bietet ein attraktives Gesamtpaket für Investoren. Das bestätigt auch Mittelständler Hansgrohe, der sich für ein Werk in Valjevo entschieden hat. Valjevo zählt rund 60.000 Einwohner und ist eineinhalb Autostunden von Belgrad entfernt. "Wir haben uns weltweit Standorte angeschaut. Valjevo bietet uns das beste Gesamtpaket. Dies umfasst sowohl die Verfügbarkeit von Fachkräften als auch von Zulieferern. Zudem hat Serbien ein Assoziierungsabkommen mit der Europäischen Union, wodurch international hohe Standards für Investitionen wie unsere gelten", sagt Frank Semling, Produktionsvorstand bei Hansgrohe. Gleichzeitig überzeuge die Infrastruktur, und von dem neuen Standort aus könne die steigende Nachfrage in Europa gut bedient werden.
der förderfähigen Kosten können in Serbien subventioniert werden.
Die Regierung lockt ausländische Investoren zudem mit Investitionsanreizen in den Balkanstaat. Möglich sind Subventionen von bis zu 70 Prozent der förderfähigen Kosten. Die Abwicklung erfolgt über die Razvojna Agencija Serbije (RAS). Die staatseigene Entwicklungsagentur begleitet Unternehmen vom ersten Schritt bei der Ansiedlung.
900 deutsche Unternehmen engagieren sich in Serbien
Deutsche Unternehmen haben nach Zahlen der Bundesbank bis einschließlich 2021 knapp 2,6 Milliarden Euro in dem Balkanstaat investiert. Lokale Berechnungen gehen sogar von über 4 Milliarden Euro aus. Insgesamt zählt die AHK rund 900 deutsche Unternehmen im Land. Damit gehört die Bundesrepublik zu den wichtigsten Investoren in Serbien. Rund 80.000 Beschäftigte arbeiten in deutschen Unternehmen in Serbien.
Unternehmen | Branche | Volumen in Millionen Euro |
---|---|---|
Hemofarm (Stada) | Pharmaindustrie | 900 |
Lidl | Einzelhandel | 500 |
ZF | Autozulieferindustrie | 430 |
Henkel | Chemie | 350 |
Brose | Autozulieferindustrie | 190 |
Weitere Westbalkanstaaten rücken in den Fokus
Zwar ist Serbien wirtschaftlicher Motor in der Region, doch auch die anderen Westbalkanstaaten können attraktive Standorte sein. Ein Beispiel dafür ist Nordmazedonien. Das Land mit seinen rund 2 Millionen Einwohnern bietet ebenfalls attraktive Investitionspakete für Investoren und ist zudem NATO-Mitglied. Erst im Herbst 2023 hat sich die BMZ Group aus dem bayerischen Karlstein für das Land entschieden. BMZ gilt als einer der größten Batteriehersteller Europas. Das Unternehmen nennt die investorenfreundliche Politik und die Hoffnung auf eine bessere Fachkräftesituation als ausschlaggebende Faktoren. Die Investition beläuft sich auf 65 Millionen Euro. Zunächst sollen rund 600, langfristig sogar 1.000 Arbeitsplätze entstehen.
Unternehmen | Branche | Volumen in Millionen Euro |
---|---|---|
Deutsche Telekom | Telekommunikation | 2001) |
Gerresheimer | Pharma/Verpackung | über 100 |
Kostal | Elektronik/Mechatronik | 100 |
BMZ Group | Elektronik | 652) |
Kromberg & Schubert | Autozulieferindustrie | 50 |
Insgesamt haben deutsche Unternehmen bislang über 120.000 Arbeitsplätze in den sechs Westbalkanländern geschaffen und laut Bundesbank bis einschließlich 2021 rund 4 Milliarden Euro in der gesamten Region investiert. Mit den neuen Investitionsgarantien dürfte das Engagement weiter wachsen.
Bezeichnung | Anmerkung |
---|---|
Germany Trade & Invest | Außenwirtschaftsinformationen für deutsche Unternehmen |
Deutsche Auslandshandelskammer in Belgrad (AHK) | Anlaufstelle für deutsche Unternehmen in Serbien und Montenegro |
Delegation der Deutschen Wirtschaft in Bosnien und Herzegowina (AHK) | Anlaufstelle für deutsche Unternehmen in Bosnien und Herzegowina |
Delegation der Deutschen Wirtschaft in Nordmazedonien (AHK) | Anlaufstelle für deutsche Unternehmen in Nordmazedonien, Kosovo und Albanien |
Serbische Entwicklungsagentur (RAS) | Investitionsfördergesellschaft Serbiens |
Foreign Investment Promotion Agency (FIPA) | Investitionsfördergesellschaft Bosnien und Herzegowinas |
Invest North Macedonia | Investitionsfördergesellschaft Nordmazedoniens |
Albanian Investment Development Agency (AIDA) | Investitionsfördergesellschaft Albaniens |
Montenegrin Investment Agency (MIA) | Investitionsfördergesellschaft Montenegros |
Kosovo Investment and Enterprise Support Agency (KIESA) | Investitionsfördergesellschaft Kosovos |
Kosovarisch-Deutsche Wirtschaftsvereinigung (KDWV) | Unternehmensnetzwerk in Kosovo |
Deutsche Industrie- und Handelsvereinigung in Albanien (DIHA) | Unternehmensnetzwerk in Albanien |
Deutsch-Montenegrinischer Wirtschaftsclub (DMW) | Unternehmensnetzwerk in Montenegro |
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