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Deutsche Maschinenexporte schwächeln im 1. Halbjahr 2022
In der ASEAN fragen vor allem Vietnam und Thailand weniger Maschinen "made in Germany" nach. Dafür boomt der Absatz deutscher Covid-Impfstoffe in der Region.
08.09.2022
Von Frank Malerius | Jakarta
Deutschland hat im 1. Halbjahr 2022 Waren im Wert von 14,7 Milliarden US-Dollar (US$) in die zehn Länder des südostasiatischen Staatenbundes ASEAN (Association of Southeast Asian Nations) exportiert. Das entspricht einem Rückgang von 2,5 Prozent gegenüber der gleichen Vorjahresperiode. Auf Euro-Basis steht allerdings ein Exportplus von 7,5 Prozent zu Buche. Grund dafür ist der starke Wertverlust der europäischen Gemeinschaftswährung.
Wichtigste Exportkategorie sind erstmals chemische Erzeugnisse. Hier liegt auf Dollar-Basis ein Plus von 14,5 Prozent vor. Maschinen verloren die Spitzenposition mit einem Minus von 13,3 Prozent im Vorjahresvergleich. Insbesondere bei Maschinen ist die Konkurrenz zu Lieferungen aus China stark. Die Volksrepublik hat sich in den vergangenen Jahren in diesem Sektor in allen Ländern der Region große Importanteile gesichert.
Das volatile Geschäft mit Luftfahrzeugen und entsprechender Ausrüstung brach ein. Die deutschen Lieferungen sanken um mehr als 50 Prozent. Der Grund: Durch die Coronakrise haben viele Airlines große Schulden angehäuft und können nur mit staatlichen Hilfen überleben. Investiert wird derzeit nur in die nötigsten Anschaffungen.
Maschinen: Nachfrage aus Thailand und Vietnam gesunken
Wichtigster Abnehmer von Maschinen in der ASEAN ist Singapur. Von dort werden sie aber vielfach in die Region geliefert. Einen starken Einbruch der Nachfrage gab es im 1. Halbjahr 2022 in Thailand und Vietnam. Allerdings hatten beide Länder in der Vorjahresperiode große Zuwächse bei deutschen Maschinenlieferungen verzeichnet.
Ausgesprochen schwache Absatzmärkte im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung sind die Philippinen und Indonesien. Die Philippinen beziehen ihre Maschinen zu jeweils einem Viertel aus China und Japan. In Indonesien hält China einen entsprechenden Lieferanteil von 40 Prozent.
Chemie: Mehr Arzneimittel und Dünger
In alle ASEAN-Länder mit Ausnahme von Singapur hat es im 1. Halbjahr 2022 deutlich mehr deutsche Lieferungen von chemischen Erzeugnissen gegeben. Grund dafür waren die Covid-Impfstoffe, die direkt und nicht über den Stadtstaat in die Region verfrachtet wurden. Bei den meisten anderen größeren chemischen Produktgruppen blieb die Nachfrage innerhalb der üblichen Schwankungsbreiten.
Eine Ausnahme sind Düngemittel, bei denen es ein deutsches Lieferplus von 31 Prozent gab. Allerdings wurden nur entsprechende Produkte für 72 Millionen US$ in die Region geliefert. Sie gingen vor allem in Form von Kaliumchlorid nach Thailand, Malaysia und Indonesien. Für Indonesien und Malaysia ist Russland ein wichtiger Düngemittellieferant, insbesondere von Kaliumchlorid, das unter anderem in den großen Palmölplantagen zum Einsatz kommt.
Kfz: Schwache Entwicklung in Thailand und Vietnam
Der Kfz-Markt der ASEAN ist fast zurück auf Vorkrisenniveau. Im 1. Halbjahr 2022 legten die Verkäufe um fast 20 Prozent auf 1,3 Millionen Einheiten zu. In Vietnam und Malaysia lagen die Zuwächse im Vorjahresvergleich sogar bei einem Drittel. Deutsche Lieferanten konnten von dieser Entwicklung aber nicht profitieren, der Export von Kfz und -Teilen schrumpfte regional sogar um 6,6 Prozent. Zuwächse gab es nur in dem für die deutsche Automobilindustrie unbedeutenden Indonesien sowie in Malaysia und Singapur.
Verluste von jeweils über 20 Prozent verzeichnete der deutsche Kfz-Export hingegen in Thailand und Vietnam. Allerdings hatte es im Vorjahr genau in diesen Märkten ein großes Lieferplus gegeben. Wichtigster Absatzmarkt ist das wohlhabende Singapur, in dem weniger als 1 Prozent der Bevölkerung der ASEAN lebt.
Arzneimittel: Lieferplus durch Covid-Impfstoffe
Die deutschen Lieferungen von Arzneimitteln in die ASEAN stiegen im 1. Halbjahr 2022 um mehr als 50 Prozent auf 1,3 Milliarden US$. Grund dafür ist der Export von Covid-Impfstoffen im Wert von etwa 575 Millionen US$ in die zehn Länder der ASEAN. Etwa die Hälfte davon ging nach Thailand. Malaysia und Vietnam waren weitere große Abnehmer.