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Wirtschaftsausblick | Singapur

Wirtschaftswachstum übertrifft im 1. Halbjahr die Erwartungen

Singapurs Wirtschaft scheint in die Spur zurückgefunden zu haben. Eine neue Sonderwirtschaftszone könnte das Platzproblem des Stadtstaats entschärfen und Lieferchancen schaffen.

Von Werner Kemper | Kuala Lumpur

Top-Thema: Singapur und Malaysia rücken enger zusammen

Der Stadtstaat Singapur plant mit seinem nördlichen Nachbarn Malaysia eine gemeinsame Sonderwirtschaftszone (SWZ). Wenn das Vorhaben verwirklicht wird, sollte das zu einer deutlich engeren Verzahnung zwischen den beiden Ländern führen. Die Staaten haben im Januar 2024 eine gemeinsame Erklärung für die SWZ im Süden des malaysischen Bundesstaates Johor, direkt an der Grenze zu Singapur, unterzeichnet.

Die Errichtung der SWZ würde für deutsche Unternehmen Geschäftschancen eröffnen. Die damit verbundenen Investitionen bieten insbesondere für Maschinen und Anlagen aus Deutschland Lieferchancen – auch für Firmen, die noch nicht in der Region ansässig sind. 

Der neue singapurische Premierminister Lawrence Wong unterstrich auf einer Reise nach Malaysia die Bedeutung der SWZ: "Man spricht immer sehr gerne und viel über die Konkurrenzsituation zwischen unseren beiden Ländern. In Wahrheit ergänzen wir uns aber prächtig." Die SWZ soll eine Fläche von mehr als 3.500 Quadratkilometern umfassen und wäre damit fast fünfmal so groß wie Singapur. Ohne zusätzliches Raumangebot läuft der Stadtstaat mittelfristig Gefahr, produzierendes Gewerbe zu verlieren, das rund ein Fünftel des Bruttoinlandsproduktes erwirtschaftet.

Singapur könnte nun durch das Projekt weitere internationale Unternehmen dazu bewegen, ihren regionalen Hauptsitz in dem Stadtstaat anzusiedeln. Auch für Forschung und Entwicklung sowie für qualitativ hochwertige Produktion stehen die Türen offen. Wegen der guten Rahmenbedingungen, einschließlich steuerlicher Anreize, ist Singapur mit diesem Modell sehr erfolgreich. Lohnintensive Produktion könnte zukünftig hingegen in die SWZ ausgelagert werden. Das gilt auch für flächenintensive Anlagen wie Rechenzentren. 

Einen Überblick über die Wirtschaftsdaten Singapurs bietet unsere Reihe Wirtschaftsdaten kompakt.

Wirtschaftsentwicklung: Halbleiternachfrage beflügelt Konjunktur

Die konjunkturelle Schwächephase aus dem Vorjahr scheint überwunden, was nicht zuletzt am Wiedererstarken der globalen Nachfrage nach Halbleitern liegt. Zudem entwickelte sich das Wachstum der USA und Chinas besser als erwartet. Die erhöhte Nachfrage aus diesen Ländern wirkt sich positiv auf die Wirtschaftsleistung des stark exportabhängigen Singapurs aus. Im 2. Quartal 2024 übertraf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) die Erwartungen deutlich mit einer realen Wachstumsrate von 2,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Im 1. Quartal waren es bereits 2,7 Prozent. Im Gesamtjahr rechnen Analysten mit einem Wachstum von 2 Prozent und für 2025 mit einem Plus von 2,5 Prozent. Zum wichtigsten Konjunkturmotor dürfte sich die wieder anziehende Nachfrage nach Halbleitern entwickeln.

Dennoch bleibt der Stadtstaat stark von der globalen Großwetterlage abhängig. Mit knapp 6 Millionen Einwohnern hat er einen sehr kleinen Binnenmarkt. Die Außenhandelsquote beträgt dafür 185 Prozent des BIP. Die aktuell guten Vorzeichen könnten sich daher auch schnell umkehren.

Das überdurchschnittliche Wachstum des Tourismus-, Gaststätten- und Hotelleriegewerbes setzt sich im Jahr 2024 fort. Der Sektor profitiert stark von der Abschaffung der Visumspflicht für chinesische Besucher. Zudem leisteten etliche große Unterhaltungs- und Sport-Veranstaltungen, wie auch große Messen ihren Beitrag. Die Zahl der Fluggäste übertrifft inzwischen das Vorpandemieniveau. Übernachtungen legten im 1. Quartal um 14,4 Prozent zu.

Hohe Erwartungen an den Außenhandel 2024

Das Außenhandelsvolumen soll im Jahr 2024 gegenüber dem Vorjahr um rund 5 Prozent steigen, nachdem es 2023 um circa 10 Prozent eingebrochen ist. Die Ausfuhren (ohne Reexporte) gingen um 10,1 Prozent zurück, während die Importe um 13,4 Prozent nachgaben. Dies war von einem Produktionsrückgang in der verarbeitenden Industrie begleitet, insbesondere bei Halbleitern.

Alleine im Mai 2024 verzeichneten die Exporte elektronischer Erzeugnisse, vor allem getrieben durch Halbleiter, ein Plus von 21,9 Prozent verglichen mit dem Vorjahreswert. Es war der erste zweistellige Zuwachs seit mehr als zwei Jahren für diese Warengruppe.

Deutsche Perspektive: Bekommt auch deutsch-singapurischer Handel Auftrieb?

Nach zwei eher schwächeren Jahren im bilateralen Handel zwischen Singapur und Deutschland soll es 2024 wieder aufwärts gehen. Die Hoffnung auf eine Besserung speist sich auch hier vor allem aus dem Wiedererstarken der Halbleiterindustrie. Allerdings müsste sich dazu im 2. Halbjahr eine deutliche Verbesserung einstellen. In den ersten vier Monaten des Jahres gaben die deutschen Ausfuhren nach Singapur erneut um 5,1 Prozent nach. Der Wert der deutschen Einfuhren aus Singapur halbierte sich im selben Zeitraum sogar nahezu: Er ging um 47,3 Prozent zurück. 

Innerhalb der Staatengemeinschaft Association of Southeast Asian Nations (ASEAN) ist Singapur der wichtigste Empfänger deutscher Waren. Allerdings verbleibt ein Großteil der Lieferungen nicht in Singapur, sondern wird in andere südostasiatische Länder weitertransportiert.

Weitere Informationen über Singapur finden Sie auf der GTAI-Länderseite Singapur.

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