Branchen | Aserbaidschan | Bergbau und Rohstoffe
Montanindustrie auf Expansionskurs
Aserbaidschan plant, verstärkt metallische Erze zu fördern, aufzubereiten und zu verarbeiten - ein Schritt zur Diversifizierung seiner Wirtschaft. Hauptinvestor ist AzerGold.
18.02.2022
Von Uwe Strohbach | Baku
Die Regierung Aserbaidschans will die Montanindustrie beschleunigt entwickeln. Das ist eine Priorität ihrer Industriepolitik. Der Erzbergbau und die Hüttenindustrie sollen künftig stärker zum Ausbau des Nichtölsektors beitragen.
Ausbauvorhaben stärken Wirtschaft
Die Montanindustrie erhält Rückenwind durch:
- eine „Strategie für die Entwicklung der Schwerindustrie und des Maschinenbaus“ über den Zeitraum 2016/2017 bis 2020 und darüber hinaus,
- ein Entwicklungskonzept des staatlichen Bergbaubetriebes AzerGold für die Periode 2020 bis 2035,
- einen Aktionsplan von AzerGold für die Jahre bis 2029 und
- ein Ausbauprogramm des Erzförderers Anglo Asian Mining PLC.
Das aserbaidschanische Wirtschaftsministerium geht davon aus, dass die Erschließung von Edel-, Bunt- und Eisenmetalllagerstätten 21,9 Milliarden Aserbaidschan-Manat (AZN; etwa 12,9 Milliarden US-Dollar/US$) zum Bruttoinlandsprodukt bis 2035 beisteuert. Im Wirtschaftszweig sollen bis zu 16.000 neue Arbeitsplätze entstehen. Bisher hat der Erzbergbau in der Wirtschaftsstruktur Aserbaidschans nur einen bescheidenen Stellenwert.
Jahr | Förderung (in kg) | Veränderung zum Vorjahr (in %) |
---|---|---|
2016 | 1.895 | -15,0 |
2017 | 6.391 | 273,3 |
2018 | 3.476 | -45,6 |
2019 | 3.712 | 6,8 |
2020 | 3.571 | -3,8 |
2021 | 3.347 | -6,3 |
2022 *) | 4.823 | 44,1 |
2023 *) | 5.926 | 22,9 |
2024 *) | 7.247 | 22,3 |
2025 *) | 7.779 | 7,3 |
AzerGold erschließt neue Gold- und Polymetalllagerstätten
Die 2015 gegründete Gesellschaft AzerGold ist Aserbaidschans führendes Bergbauunternehmen. Es produziert bisher hauptsächlich Gold und Silber. Der Verkauf seiner Produkte summiert sich seit dem Produktionsstart 2016/2017 bis Mitte 2021 auf rund 254.500 Unzen Gold und 456.300 Unzen Silber. Der Erlös belief sich dabei auf 387 Millionen US$. Investitionen von mehr als 30 Millionen US-Dollar (US$) flossen in das Unternehmen.
Gründungsjahr | 2015 |
Bilanziertes Vermögen (1.7.2021) | 157 Mio. US$ |
Hauptlagerstätte | Tschowdar (Çovdar), Region Daschkäsän (Daşkəsən) |
Nachgewiesene Goldreserven | 1,7 Millionen Unzen (51,5 Millionen Tonnen Erze) |
Oberflächliche Vorkommen | 0,4 Millionen Unzen |
Unterirdische Vorkommen | 1,3 Millionen Unzen |
Start der Goldförderung | 2016 (Konsortium AIMROC), 2017 (AzerGold) |
Start der Goldförderung in der Lagerstätte Agjochusch (Ağyoxuş) | 2020 (1. Ausbauphase, drei Phasen geplant) |
Start der Goldförderung in der Lagerstätte Märäh (Mərəh) | 2021 |
AzerGold will die Goldausfuhr kräftig ausweiten. Ziel sind mindestens 475.000 Goldunzen im Wert von geschätzten 760 Millionen US$ im Zeitraum 2022 bis 2028. Raffinerien in der Schweiz verarbeiten das Edelmetall zu Feingoldbarren. Auch in die Erkundung, industrielle Förderung und Verarbeitung von Kupfer- und Eisenerzen sollen in den kommenden Jahren erhebliche Investitionen fließen.
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Bei der Erkundung, Erschließung und industriellen Nutzung von Edel- und Buntmetallen in der Wirtschaftsregion Karabach will die Regierung Aserbaidschans (beziehungsweise die AzerGold AG) verstärkt mit ausländischen Partnern kooperieren. Im Herbst 2021 vereinbarten die Ministerien für Wirtschaft sowie für Ökologie und natürliche Ressourcen, mit zwei türkischen Unternehmen Edel- und Buntmetallerze über 30 Jahre gemeinsam zu erkunden, zu gewinnen und verarbeiten.
Die Gesellschaft Eti Bakır A.Ş. (Teil der Cengiz Holding) will sich bei der Nutzung des Erzvorkommens Gaschgatschai (Qaşqaçay) engagieren. Das Unternehmen Artvin Maden A.Ş. (Joint Venture der Holdings Cengiz und Kalyon) erhielt den Zuschlag für die Erkundung und Erschließung der Erzlagerstätten Elbäidash (Elbəydaş) und Agdusdag (Ağduzdağ).
Standort | Nordaserbaidschan (Region Balakän/Balakən) |
Jahr der Entdeckung | 1959 |
Struktur des Vorkommens | Kupfer-, Zink-, Blei-, Gold-, Silber- und andere Erze; seltene Elemente wie Cadmium und Selen |
Bisher nachgewiesene Vorräte | 60 Mio. t |
Prognostizierte Gesamtvorräte (nach weiteren geologischen Erkundungen) | 120 Mio. t |
Geplanter Beginn der Förderung | frühestens 2025 |
Erwarteter Abbauzeitraum | mindestens bis 2052 |
mögliche Bruttoeinnahmen aus der industriellen Nutzung des Vorkommens | 6 Mrd. US$ |
Wiederbelebung der Eisenerzförderung in Sicht
Im August 2020 verabschiedete die Regierung eine neue Initiative, um die Eisenerzförderung im Gebiet Daschkäsän (Daşkəsən) wiederzubeleben. Die Gesellschaft Daşkəsən Dəmir Filiz MMC (Daschkäsän Dämir Filiz LLC), eine Tochter von AzerGold, soll die Erkundung und industrielle Nutzung der lokalen Eisenerzvorkommen voranbringen. Hier lagern geschätzte 350 Millionen Tonnen Eisenerze. Im Zeitraum 1954 bis 1994 wurden 92 Millionen Tonnen abgebaut. In den drei Folgejahren wurde nur sporadisch gefördert.
Das Fördergebiet umfasst sechs Lagerstätten. In einer ersten Etappe werden die früheren Tagebaue reaktiviert. Ende 2022/Anfang 2023 soll das erste Eisenerzkonzentrat ausgeliefert werden. Ab 2024 plant AzerGold, die ersten Tonnen Eisenschwamm (Direct Reduced Iron/DRI) herzustellen. Perspektivisch sollen so die Importe von Eisenhüttenerzeugnissen eingedämmt werden. Die Gesellschaft peilt bis zum Jahr 2035 einen jährlichen Umsatz von etwa 1 Milliarde US$ an.
Britische Anglo Asian Mining PLC erhält neue Abbaukonzessionen
Die Nummer zwei unter den Edelmetallförderern in Aserbaidschan ist die britische Gesellschaft Anglo Asian Mining PLC (AAM). Seit dem Start der Erzförderung im Jahr 2009 produzierte sie bis 2021 rund 750.000 Unzen Gold, knapp 1,5 Millionen Unzen Silber und etwa 16.200 Tonnen Kupfer.
Auf der Projektliste der British Anglo Asian Mining PLC stehen:
- der Ausbau bestehender Minen,
- die Erzförderung in neuen Lagerstätten im Vertragsgebiet Gardabay (Gədəbəy) und
- die Wiederbelebung oder Erschließung von Erzvorkommen in den Ende 2020 von Armenien zurückeroberten Landesteilen in der Region Karabach.
Die auf 8,5 Millionen Tonnen Erze geschätzten Vorräte der neuen porphyrischen Gold-Kupfer-Lagerstätte Säfär (Zəfər) im Vertragsgebiet Gardabay enthalten nach vorläufigen Angaben mindestens 51.000 Tonnen Kupfer, 82.000 Unzen Gold und 40.000 Tonnen Zink.
Bei den Vorhaben in Karabach handelt es sich einerseits um neue Konzessionen vom Herbst 2021 für die Erschließung von Lagerstätten in drei Vertragsgebieten. Anderseits zählen hierzu auch Projekte, die Gegenstand der 1997 abgeschlossenen Production-Sharing-Vereinbarung waren und jetzt reaktiviert werden. Letztere betreffen Erzvorkommen in den Vertragsgebieten Vejnäli (Vejnəli) und Gisilbulak (Qızılbulaq). Die Laufzeit der erneuerten Konzessionen beträgt 20 Jahre mit Option auf Verlängerung.
Unter den Erzvorkommen im neuen Vertragsgebiet Garadag (Qaradağ) ragt die porphyrische Lagerstätte Garadag mit geschätzten Vorräten von 300.000 Tonnen Kupfer hervor. Im Vertragsgebiet Dämirli (Dəmirli) befindet sich die Kupfer-Molybdän-Lagerstätte Dämirli mit bisher bekannten Vorräten im Umfang von 275.00 Tonnen Kupfer und 3.200 Tonnen Molybdän.
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Eckdaten | Wert |
---|---|
PSA-Vereinbarung, Jahr | 1997 |
Anteil des aserbaidschanischen Staates | 51% |
Anteil des britischen Investors Anglo Asian Mining | 49% |
Vertragsgebiete (aktueller Stand) | Gardabay (Gədəbəy), Goscha (Qoşa), Gisilbulak (Qızılbulaq), Vejnäli (Vejnəli) und Ordubad/AR Nachitschewan |
Geplantes Fördervolumen im Vertragszeitraum | 400 t Gold, 2.500 t Silber, 1,5 Mio. t Kupfer |
Goldproduktion (in Unzen; 2021) | 48.680 (2020: 56.864) |
Silberproduktion (in Unzen; 2021) | 154.564 (2020: 122.962) |
Kupferproduktion (in t; 2021) | 2.649 (2020: 2.591) |
Start der Edelmetallförderung Gardabay (Gədəbəy) | |
Tagebau Mine Gardabay | 2009 (Gold)/2010 (Silber) |
Untertagebau Mine Gädir (Qədir) | 2015 |
Tagebau Mine Ugur (Uğur) | 2017 (Förderung bis Ende 2020) |
Start der Edelmetallförderung Untertagebau Goscha (Qoşa) | 2013 |
Reserven des Hauptlagerstätte Gardabay (1.1.2021) | 735.000 Unzen Gold, 69.100 t Kupfer |
Neue Vertragsgebiete (Konzessionerteilung 2021) | Garadag/Qaradağ, Charchr/Xarxar und Dämirli/Dəmirli |