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Branchen | Indonesien | Bergbau und Rohstoffe

Indonesien erschließt neue Rohstoffreserven

Indonesien sucht neue Lagerstätten strategischer Mineralien – parallel zum Ausbau der Rohstoffverarbeitung. Die Zukunft liegt untertage. 

Von Oliver Döhne | Jakarta

Indonesien besitzt reiche Vorkommen an mineralischen Rohstoffen, unter anderem für die Elektromobilität. Viele leicht zugängliche Minen sind jedoch bald erschöpft.

Nickelreserven reichen für die nächsten 45 Jahre

Indonesien verfügt über die größten Nickelreserven der Welt. Nach Schätzungen sind es etwa ein Fünftel der globalen Vorkommen, bei Laterit-Nickel laut Nickel Institute sogar fast 30 Prozent. Zuerst ging der Rohstoff in exorbitanten Mengen nach China und seit dem Exportverbot 2020 in die vielen rasch aufgebauten Nickelschmelzen im eigenen Land. Diese haben einen derart großen Appetit entwickelt, dass die Sorge aufkam, die Vorräte könnten bei diesem Abbautempo bald enden. 

Der indonesische Bergbauverband sah 2023 die Reserven in nur sechs Jahren erschöpft. Die Regierung ist nicht ganz so pessimistisch, genehmigt aber vorerst keine neuen pyrometallurgischen Schmelzen für Erze mit höherem Nickelgehalt (über 1,5 Prozent). 

Die meisten Experten sehen noch ausreichend große Vorkommen im Land. Selbst wenn die derzeit nachgewiesenen Reserven von Lateriterz mit höherem Nickelgehalt etwa im Jahr 2035 zur Neige gehen könnten, gibt es genügend Erz mit niedrigem Nickelgehalt (Low-Grade-Nickel) bis mindestens 2069. 

Neu erschlossene Lagerstätten können den Zeithorizont hinausschieben. Die indonesische Regierung spricht von 100 potenziellen neuen Abbaugebieten. Der Staatskonzern Antam sucht unter anderem in North Konawe und Pomalaa in Südost-Sulawesi nach neuen Nickelvorkommen, dazu in Tanjung Buli auf den Nordmolukken. Sulawesi und die Molukken beherbergen schätzungsweise 90 Prozent der indonesischen Nickelvorkommen. Ein weiteres Fundgebiet ist die Insel Gag in der Provinz Südwest-Papua, die zu den Raja Ampat-Inseln gehört.

Riesiges Gold-Kupfer-Vorkommen soll erschlossen werden

Bei den Gold- und Kupfervorkommen rangiert Indonesien, je nach Quelle, auf Platz 5 und 7 oder höher. Das Unternehmen Merdeka Copper Gold will unter der derzeit noch aktiven Goldmine Tujuh Bukit in Ostjava künftig Kupfer abbauen. Vorstudien ergaben ein Potenzial von 8,2 Millionen Tonnen Kupfer. Ein weiteres Projekt entwickelt Merdeka Copper Gold in der Provinz Garontalo im nördlichen Sulawesi. Dort sollen im Laufe des nächsten Jahrzehnts schrittweise über 900 Millionen US-Dollar in eine der größten Primärgoldminen Indonesiens fließen. An der Nordspitze von Sulawesi, nahe Manado, bohrt das Unternehmen PT Archi Indonesia nach Gold. 

Nusa Halmahera Minerals, ein Joint Venture der einheimischen Indotan Group und Antam, stellt nach Ende des Tagebaus der Goldmine Gosowang auf den Nordmolukken ebenfalls auf Untertagebau um. Außerdem sucht Antam im westjavanischen Pongkor nach Gold. 

Als einen der aufregendsten Kupfer-Gold-Funde der vergangenen 20 Jahre bezeichnet das Unternehmen PT Sumbawa Timur Mining das Vorkommen "Project Hu'u" im südöstlichen Teil der Insel Sumbawa. PT Sumbawa Timur Mining ist ein Joint Venture des brasilianischen Bergbaukonzerns Vale und Antam. Die geplante Untertage-Mine könnte das Ausmaß der Grasberg-Mine in West-Papua erreichen, heute die zweitgrößte Kupfer-Gold-Mine der Welt.

Ebenfalls auf Sumbawa wird der Amman-Konzern ab 2027 die Exploration der Gold- und Kupfermine Elang beginnen und damit die bisher zweitgrößte Gold-Kupfer-Mine des Landes, Batu Hijam, ablösen.

Zinn vom Meeresgrund

Auch bei den Zinnreserven gehört Indonesien, nach China, zur Weltspitze. Zinn liegt vor allem auf den und um die Inseln Bangka und Belitung an der Südostküste Sumatras. Wichtigster Akteur ist der Staatskonzern PT Timah, aber es gibt auch zahlreiche Förderer aus dem Kleinbergbau. Offshore lagern noch zehnmal größere nachgewiesene Reserven als an Land, schätzen Experten. Diese werden unter anderem mit Saugbaggerschiffen erschlossen. Auch die nahe Singapur gelegene Insel Kundur zählt zu den Explorationsgebieten von PT Timah. Die geschätzten zusätzlichen Vorkommen sind noch einmal das etwa Dreifache der bisherigen Reserven. PT Timah will sich beim Zinnabbau künftig auch stärker den Nebenprodukten widmen und seltene Erden aus Zirkon, Monazit und Ilmenit gewinnen.

Rohstoffvorkommen in Indonesien im Jahr 2023in 1.000 Tonnen
Rohstoff*

Nachgewiesene Reserven

Zusätzliche, geschätzte, wirtschaftlich erschließbare Reserven

Zusätzlich, mögliche, bisher nicht wirtschaftlich erschließbare Ressourcen

Nickel 

20.206

35.910

184.606

Kupfer

7.641

13.796

70.550

Gold 

0,8

2,6

12,1

Zinn

577

789

2.712

Bauxit

192.207

339.215

1.248.519

*Metallgehalt (aus Trockentonne errechnet).Quelle: Ministerium für Energie und Mineralische Ressourcen 2024

Bauxit strategisches Mineral für Indonesiens Industrie

Nachdem Indonesien 2023 auch ein Exportverbot für Bauxit erließ, soll hier ebenfalls die einheimische verarbeitenden Industrie China als Hauptabnehmer ablösen. Bauxit wird für die Herstellung von Aluminium verwendet. Doch der Ausbau der Verarbeitungsanlagen kommt nicht wie geplant voran. Ihr hoher Energieverbrauch macht sie für Investoren weniger lukrativ. Eine Ausnahme ist die Anlage PT Borneo Alumina Indonesia von Antam in West-Kalimantan, die im September 2024 anlief. Eine Lockerung des Exportverbots und mehr staatliches Geld für die Weiterverarbeitung könnten die Nachfrage wieder erhöhen. Antam sucht in den Bezirken Tayan, Mempawah und Landak (alle in Westkalimantan) nach neuen Bauxitvorkommen.

Kooperation mit Staatskonzernen unumgänglich

Bei der Rohstofferschließung benötigt Indonesien ausländisches Know-how und importierte Ausrüstung. Untertagebau ist kostenintensiv und steigert den Technologiebedarf beispielsweise nach Simulationsmodellen, Sensoren, Automatisierung, Bohr- und Belüftungstechnik, Logistik, Umwelt- und Kommunikationstechnik.

Ausländische Unternehmen müssen in der Regel mit den indonesischen Staatsunternehmen kooperieren und außerdem in die Weiterverarbeitung der Mineralien im Land investieren, um Förderlizenzen zu erhalten. So musste Vale für eine Verlängerung seiner Abbaulizenz in Indonesien Anfang 2024 weitere 14 Prozent der Gesellschaftsanteile von Vale Indonesia, an der auch Sumitomo Metal Mining beteiligt ist, an die staatliche Persero abtreten. Diese ist mit 34 Prozent nun größter Aktionär. Brancheninsider berichten, dass die Staatskonzerne sich bei Joint Ventures aus dem Tagesgeschäft weitestgehend heraushalten und vor allem an der Gewinnbeteiligung interessiert sind.

Kontaktadressen

MIND ID - Holding der staatlichen Bergbaufirmen Indonesiens

Ministry of Energy and Mineral Resources

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