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Wirtschaftsumfeld | Asien | Entwicklungszusammenarbeit

Asiatische Entwicklungsbank priorisiert Ernährungssicherheit

Die Bank investiert 14 Milliarden US-Dollar in die Nahrungsmittelproduktion. Deutsche Anbieter aus der Agrar- und Nahrungsmittelindustrie können davon profitieren.

Von Martin Walter | Bonn

Verlangsamtes Wirtschaftswachstum und steigende Energie- und Nahrungsmittelpreise bereiten der bevölkerungsreichen Region Asien-Pazifik große Sorgen. Auf ihrer Jahrestagung 2022 kündigte die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) ein umfangreiches Unterstützungsprogramm in Höhe von 14 Milliarden US-Dollar (US$) an. Damit will sie die Nahrungsmittelproduktion ankurbeln. Außerdem bekräftigte die Bank ihr Engagement für den Klimaschutz. Die Prognosen für das Wirtschaftswachstum in der Region musste sie nach unten korrigieren.

Mehr Mittel für die Landwirtschaft

Asien und der Pazifikraum sind anfällig für Nahrungsmittelschocks. Viele Länder sind von der Einfuhr von Grundnahrungs- und Düngemitteln abhängig. Die russische Invasion in der Ukraine hat die Versorgungslage erheblich verschärft und für steigende Preise gesorgt. Nach aktuellen Schätzungen der Bank können sich 1,1 Milliarden Menschen aufgrund von Armut und hohen Nahrungsmittelpreisen in der Region nicht ausreichend ernähren.

Die ADB plant deswegen zusätzliche Investitionen von 14 Milliarden US$, um die lokalen Nahrungsmittelsysteme zu stärken. Die Unterstützung wird noch im Jahr 2022 beginnen und bis 2025 andauern. Dabei berücksichtigt die Bank auch, wie sich der Klimawandel und der Verlust der biologischen Vielfalt auf die Produktion von Lebensmitteln auswirken.

"Dies ist eine rechtzeitige und dringend notwendige Reaktion auf eine Krise, die zu viele arme Familien in Asien in Hunger und tiefe Armut stürzt", hob ADB-Präsident Masatsugu Asakawa auf der Tagung hervor.

Die Mittel sollen in bestehende und neue Projekte in Bereichen wie Nahrungsmittelproduktion und -verteilung, Bewässerung und Wasserressourcenmanagement sowie in landwirtschaftliche Betriebsmittel fließen. Die Bank wird die Energiewende vorantreiben, das Umweltmanagement stärken sowie in die Sektoren Transport, Gesundheit und Bildung investieren. Zusätzlich verbessert sie den Zugang zu Finanzmitteln im ländlichen Raum. Die ADB erhofft sich, dass private Investoren weitere 5 Milliarden US$ an Kofinanzierungen bereitstellen.

Asakawa betonte: "Wir müssen handeln, bevor sich die Auswirkungen des Klimawandels verschlimmern und diese die hart erkämpften Entwicklungserfolge der Region weiter aushöhlen.“

Herausforderung Energiewende: ADB will 100 Milliarden US$ investieren

Ein weiterer Schwerpunkt der ADB-Jahrestagung 2022 war die Energiewende. Auf Asien-Pazifik entfallen rund 80 Prozent des weltweiten Kohleverbrauchs und etwas mehr als 50 Prozent der CO2-Emissionen. Damit die Region die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens erreichen kann, investiert die Bank in den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Energieversorgung. Bis 2030 will die Bank dafür einen Betrag von 100 Milliarden US$ an Klimafinanzierung zur Verfügung stellen. Mit dem Energy Transition Mechanism sollen Kohlekraftwerke frühzeitig vom Netz gehen. Gleichzeitig investiert die Bank in erneuerbare Energien und in eine gerechte Energiewende.

Allerdings gibt es eine Reihe neuer Herausforderungen, die die Ziele zum Scheitern bringen und Investitionen beeinträchtigen können. Aufgrund der Coronapandemie sind die Haushalte der Länder angespannt, steigende Inflation und gestörte Lieferketten bremsen das Wachstum und damit die Steuereinnahmen. Gleichzeitig steigt der Energiebedarf. Auf der Jahrestagung ging es in vielen Veranstaltungen genau um dieses Dilemma – wie kann vor dem aktuellen Hintergrund und dem steigenden Energiebedarf der Region die notwendige Transformation gelingen?

ADB korrigiert Wachstumsaussichten für Asien nach unten

Im aktualisierten Asian Development Outlook (ADO) hat die ADB ihre Schätzungen für das Wirtschaftswachstum gegenüber ihren Prognosen vom April 2022 gesenkt. Für den asiatisch-pazifischen Wirtschaftsraum erwartet sie knapp 1 Prozentpunkt weniger Wachstum als noch vor einem halben Jahr. Grund ist vor allem die schwache Konjunktur in China. Damit wachsen seit 1990 erstmals andere asiatische Länder schneller als China. Die Inflation wird laut dem aktuellen Bericht im Jahr 2022 leicht ansteigen, von ursprünglich vorhergesagten 3,7 Prozent auf 4,5 Prozent. Für 2023 erwartet die Bank eine allgemeine Preissteigerung in Asien von 4 Prozent.

ADB-Vorhaben bieten Absatzmöglichkeiten

Die 1966 gegründete Bank ist die wichtigste multilaterale Finanzierungsinstitution in der Region Asien-Pazifik. Als regionale Entwicklungsbank zählen die Bekämpfung von Armut und Ungleichheit sowie die Förderung eines nachhaltigen Wirtschaftswachstums zu ihren Zielen. Dabei konzentriert sich die ADB traditionell auf den Ausbau der Infrastruktur in ihren Mitgliedsländern.

Für deutsche Unternehmen bieten sich in den nächsten Jahren verstärkt Chancen in der Agrar- und Nahrungsmittelindustrie inklusive Bewässerung sowie beim Klimaschutz mit moderner Umwelttechnik. Bei der Durchführung der Projekte werden die benötigten Bau-, Liefer- und Beratungsleistungen oft international ausgeschrieben. Die Aufträge können an Unternehmen, Organisationen und Experten aus den Mitgliedsländern der Bank vergeben werden – unter anderem aus Deutschland.

Dabei ist zu beachten, dass die Kreditnehmerländer die Vorhaben durchführen und verwalten. Verantwortlich ist dann beispielsweise ein Landwirtschaftsministerium oder eine Umweltbehörde. Gute Vernetzung und frühzeitige Kontaktaufnahme mit den Durchführungsorganisationen im Projektland sind wichtige Erfolgsfaktoren. Germany Trade & Invest informiert tagesaktuell über Entwicklungsprojekte und Ausschreibungen der ADB.

Nächste Jahrestagung 2023 in Südkorea

Der zweite Teil der 55. Jahrestagung der ADB fand vom 26. bis 30. September 2022 am Sitz der Bank in der philippinischen Hauptstadt Manila statt. Das Treffen sollte bereits im Mai 2022 in Sri Lanka stattfinden. Aufgrund der wirtschaftlichen Probleme und politischen Unruhen in dem Land musste die ADB das Treffen jedoch absagen und ihren Jahresbericht 2021 im Mai virtuell vorstellen. Die nächste Jahrestagung der ADB soll Anfang Mai 2023 im südkoreanischen Incheon stattfinden.

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