5G-Technologie beflügelt Chinas Markt für Smartphones

Chinas Markt für Smartphones scheint sich wieder zu erholen. Nachdem die Absatzzahlen zwischen 2016 und 2020 kontinuierlich zurückgegangen waren, zeichnet sich für 2021 - zumindest auf das Jahr hochgerechnet - ein ordentliches Wachstum ab. Das Geschäft mit Endgeräten für den Mobilfunkstandard der fünften Generation (5G) sorgt für eine Art Sonderkonjunktur. Wertmäßig betrachtet sieht das Bild nochmals positiver aus, denn im Durchschnitt werden Smartphones immer teurer.

5G-Endgeräte gibt es in China inzwischen aber auch zu sehr zivilen Preisen. Daher werden 4G-Smartphones kaum noch verkauft. Der 5G-Marktanteil lag im November 2021 nach Angaben der China Academy of Information and Communications Technology (CAIC) bei 82 Prozent. Auch die anfangs bemängelte Netzqualität hat sich verbessert. Bis Ende 2021 errichtete China insgesamt 1,2 Millionen Sende- und Empfangsstationen.

Dem Institut zufolge war 2020 der Inlandsabsatz an Mobiltelefonen 2020 noch um 21 Prozent auf 308 Millionen Einheiten zurückgegangen. Das widerspricht den Angaben des nationalen Statistikamtes NBS (National Bureau of Statistics of China). Dem NBS zufolge stieg im selben Jahr der (von größeren Einzelhändlern generierte) wertmäßige Umsatz an Telekommunikationsgeräten um nominal 13 Prozent.

Absatz von 5G-Geräten steigt um zwei Drittel

Im 1. Quartal 2021 boomte der Smartphone-Absatz, um in den Folgequartalen wieder deutlich nachzugeben. Für die ersten elf Monate ergab sich gemäß CAIC aber immer noch ein durchschnittliches Plus von 13 Prozent, sodass im November bereits das Absatzvolumen vom Gesamtjahr 2020 überschritten wurde. In der 5G-Sparte ergab sich sogar ein Zuwachs von zwei Dritteln.

Insgesamt gab es Ende September 2021 nach Angaben des Marktforschungsunternehmens GSMA 430 Millionen 5G-Mobilfunkverbindungen in China. Diese Zahlen stimmen weitgehend mit Verlautbarungen des chinesischen Ministry of Industry and Information Technology überein. Damit kommt die Volksrepublik auf einen Weltmarktanteil von fast 80 Prozent.

Konsumlaune trübt sich stark ein

Die weiteren Absatzaussichten sind durchwachsen. Einerseits gibt es immer noch Nachholbedarf bei 5G, andererseits hat sich die Konjunktur zum Herbst 2021 stark eingetrübt. Infolge einer strikten Null-Covid-Politik gibt es umfangreiche Reisebeschränkungen. Die Logistikkette funktioniert nicht mehr richtig. Das drückt zusammen mit der Evergrande-Pleite auf die Konsumlaune.

Der Einzelhandelsumsatz schwächelt, neue Impulse für 2022 fehlen. Das wird auch die Mobilfunksparte zu spüren bekommen.

Der Einzelhandelskonsum schwächelt bereits seit dem Sommer 2021. Zwischen August und November lag er nur noch um nominal rund 4 Prozent über dem Vorjahresniveau. Neue Impulse dürften 2022 und 2023 ausbleiben. Das Bruttoinlandsprodukt soll nur noch um jeweils gut 5 Prozent wachsen. In einigen Quartalen könnte sich gar eine Vier vor dem Komma einstellen. Für chinesische Verhältnisse handelt es sich dabei um sehr bescheidene Werte.

Strukturell gab es auf dem chinesischen Smartphone-Markt 2020 und 2021 bahnbrechende Änderungen, die vor allem mit dem Handels- und Technologiekonflikt zwischen den USA und China zu tun hatten. Die Amerikaner haben Huawei, den führenden Informations- und Telekommunikationskonzern der Volksrepublik, auf eine schwarze Liste gesetzt. Er darf nicht mehr mit den neuesten Halbleitern beliefert werden. Das Verbot gilt praktisch weltweit.

Smartphone-Hersteller stark abhängig von ausländischen Halbleitern

China und Huawei hängen in starkem Maße von Halbleiterimporten ab. Die einheimischen Hersteller hinken technologisch den Produkten aus den USA, Taiwan oder Südkorea hinterher. Alle Bemühungen der chinesischen Halbleiterindustrie, aufzuholen waren bislang nicht erfolgreich. Auch das Anlegen großer Lagerbestände durch Huawei war keine Lösung. Halbleiter veralten nun einmal sehr schnell.

Die Abhängigkeit von ausländischen Zulieferungen ist in den letzten Jahren sogar noch stetig gewachsen. Laut chinesischer Zollstatistik dürften die Einfuhren von Halbleitern 2021 trotz der amerikanischen Lieferboykotte kräftig steigen und einen Wert um die 400 Milliarden US-Dollar (US$) erreichen. Abnehmer wie Xiaomi, OPPO oder Vivo sind nicht davon betroffen.

Huaweis Traum von der Weltmarktführerschaft ist geplatzt. Die Konkurrenten Xiaomi, Vivo und OPPO stoßen in die Marktlücke.

Da Huawei seine neuesten Smartphones ohne US-Technologie nicht mehr produzieren kann, gründete der Konzern einen Teil seines Geschäfts in das bestehende Unternehmen HONOR aus. Es wurde dann von einer chinesischen Investorengruppe übernommen, die nach eigenen Angaben keine Kapitalverflechtungen mehr mit Huawei hat. Ob die Vereinigten Staaten sich mit dieser Aussage zufriedengeben, steht auf einem anderen Blatt.

Huawei-Ausgründung HONOR erobert den chinesischen Markt

HONOR konzentriert sich auf das untere bis mittlere Marktsegment und konnte sehr schnell eine bedeutende Position aufbauen. Nach Angaben von Canalys war das Unternehmen im 3. Quartal 2021 bereits der drittgrößte Smartphone-Anbieter in China. Huawei wird in der Statistik nur noch unter der Kategorie "Andere" aufgeführt. Xiaomi, Vivo und OPPO konnten ihre Marktanteile ebenfalls spürbar ausbauen.

Damit ist auch Huaweis Ziel geplatzt, zum größten Branchenanbieter der Welt aufzusteigen. Samsung kann dank der US-Amerikaner seine Vormachtstellung behalten. Zudem scheinen auch die mittelgroßen chinesischen Anbieter Vivo und OPPO zu profitieren. In China selbst spielt Samsung keine Rolle. Schon vor geraumer Zeit haben die Südkoreaner ihre letzte Smartphonefabrik in der Volksrepublik geschlossen. Dort stellt Apple den einzigen großen ausländischen Anbieter dar.