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Chinas Messelandschaft im Überblick
Nationale Messen bleiben bedeutsam. Fachmessen konzentrieren sich auf den lokalen Markt und finden häufig in den Wirtschaftszentren Shanghai und Shenzhen statt.
11.07.2024
Von Robert Herzner | Hongkong
Mittlerweile befinden sich vier der zehn größten Messehallen in China, aber ebenfalls vier der größten Gelände liegen in Deutschland. Die Bundesrepublik ist führender Messestandort und deutsche Messegesellschaften sind weltweit aktiv. Sie prägen den chinesischen Markt seit Jahren und betreiben in der Volksrepublik erfolgreich deutsche Messeableger wie die bauma oder LogiMAT.
Messegelände | Land | Größe in 1.000 m² |
---|---|---|
National Exhibition and Convention Center (NECC) Shanghai | China | 404 |
Shenzhen World Exhibition & Convention Centre | China | 400 |
Messe Hannover | Deutschland | 392 |
Messe Frankfurt | Deutschland | 372 |
Crocus Expo, Krasnogorsk | Russland | 366 |
Fiera Milano (Rho Pero) | Italien | 345 |
China Import & Export Fair Complex (Pazhou Complex), Guangzhou | China | 338 |
Kunming Dianchi Convention & Exhibition Center (DCEC) | China | 310 |
Koelnmesse | Deutschland | 284 |
Messe Duesseldorf | Deutschland | 262 |
In Chinas Messelandschaft gibt es einerseits Messen auf nationaler Ebene und andererseits Industriemessen. Staatliche Messen wie die Importmesse CIIE in Shanghai und die Dienstleistungsmesse CIFTIS in Beijing zeichnen sich durch Länderpavillons aus und bieten Unternehmen die Möglichkeit, mit chinesischen Behörden in Kontakt zu treten. Dies kann den Zugang zu Ausschreibungen und Genehmigungen von Projekten erleichtern.
Neben der CIIE und der CIFTIS ist die Kanton-Messe in Guangzhou auf staatlicher Ebene von zentraler Bedeutung. Ihr ursprünglich auf Sourcing und Export ausgerichtetes Format hat sich in den letzten Jahren um Angebote für den chinesischen Verbrauchermarkt erweitert.
Shanghai ist wichtigste Messestadt in China
Mit den beiden Messegeländen NECC am Flughafen Hongqiao sowie SNIEC in Pudong ist Shanghai wichtigster Messestandort in China. Bei SNIEC handelt es sich um ein chinesisch-deutsches 50:50-Joint Venture (JV) zwischen der lokalen Messegesellschaft und GEC, einem JV von Deutsche Messe, Messe Düsseldorf und Messe München.
Ansonsten sind die Messegelände, wie in Deutschland üblich, im Besitz regionaler öffentlicher Betreiber. Diese stehen oft unter großem finanziellem Druck. Denn Messen in Städten jenseits der großen Metropolen sind zunehmend unrentabel. Sie ziehen weniger Besucher an und die Einnahmen aus Standgebühren sind deutlich geringer als beispielsweise in Shanghai. Vor allem in Ostchina konzentrieren sich die Aussteller daher auf Shanghai und das Umland mit Suzhou.
Als zweiter Standort für Industriemessen entwickelt sich die südliche Metropole Shenzhen. Dorthin übertragen Messebetreiber zunehmend in Shanghai erfolgreiche Messeformate. Ein Beispiel ist die Intralogistik-Messe LogiMAT, die von der Messe Stuttgart in Shanghai etabliert wurde und im April 2024 ihre Premiere in Shenzhen feierte. Der Standort an der Grenze zu Hongkong gilt als relativ unpolitisch mit einer sich schnell entwickelnden Wirtschaft. Eine wichtige Messe in Shenzhen ist zudem die Batteriemesse CIBF, im Jahr 2023 waren über die Hälfte der ausländischen Aussteller deutsche Unternehmen.
Hongkong bietet Eintritt für Premiumprodukte
Die Sonderverwaltungsregion Hongkong ergänzt die Messestandorte auf dem chinesischen Festland. Aufgrund erleichterten Einreisebedingungen und Anbindung an Südostasien sind die Veranstaltungen internationaler und verbinden China mit dem südostasiatischen Staatenbund ASEAN. Für deutsche Produkte, insbesondere für das Premiumsegment, bieten sich Messen in Hongkong als Anlaufstelle und Testgebiet an, um auf dem chinesischen Markt Fuß zu fassen. Das Markteintrittsrisiko ist aufgrund der regulatorischen Rahmenbedingungen überschaubar und es lässt sich eine breite Kundengruppe erreichen.
Mit der Art Basel und der Jewellery Show ist Hongkong insbesondere im Hochpreissegment in Ostasien führend, die gute Logistikinfrastruktur sowie Zoll- und Steuerrichtlinien wirken unterstützend. Für deutsche Hersteller von Weinen und ökologischen Lebensmitteln bieten sich die Asia Fruit Logistica und ProWine an.
Deutsche Aussteller erhalten Unterstützung
Seit 75 Jahren bietet das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz geförderte Auslandsmesseprogramm AMP Unterstützung für kleine und mittelständische deutsche Unternehmen auf Expansionskurs. Der AUMA als Verband der deutschen Messewirtschaft koordiniert Gemeinschaftsstände unter der Dachmarke „Made in Germany“. Anfang 2023 wurde ein Reformprogramm für das AMP initiiert. Eine der Zielsetzungen ist es, die deutsche Exportwirtschaft stärker bei der Erschließung neuer Märkte zu unterstützen.
Ein weiterer Ansprechpartner für deutsche Unternehmen ist die Deutsche Auslandshandelskammer (AHK) Greater China, die auch deutsche Gemeinschaftsstände (German Pavilions) organisiert. Insgesamt sind mit Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hannover, Köln, Leipzig, München, Nürnberg und Stuttgart neun Gesellschaften deutscher Städte in China vertreten und richten in Kooperation mit Fachverbänden und lokalen Messeplätzen Industriemessen aus.
Messegeschäft leidet wie Chinas Wirtschaft
Der Bau neuer Messegelände erfordert auch in China einen mehrjährigen Vorlauf hinsichtlich der Genehmigungsverfahren durch die lokalen Behörden. Nach Angaben der China Convention Exhibition Event Society von 2023 befinden sich derzeit weitere 27 Messegelände im Bau, darunter in Gansu und eine Erweiterung in Tianjin.
Da das Messegeschäft aufgrund der stagnierenden Wirtschaft und der rückläufigen ausländischen Besucherzahlen nicht mehr wie im vergangenen Jahrzehnt wächst, nehmen die Überkapazitäten zu. Partner bei der Realisierung neuer Messegelände sind häufig lokale Immobilienentwickler, die angesichts des angespannten Immobilienmarktes bereits vor finanziellen Herausforderungen stehen.
Insofern spiegelt die chinesische Messelandschaft ebenfalls die Probleme der chinesischen Wirtschaft wider. Auch hinsichtlich der regionalen Ausrichtung auf Fachmessen in Shanghai und Shenzhen entspricht die Messelandschaft der gesamtwirtschaftlichen Situation in China, denn die beiden Städte sind die innovations- und wirtschaftsstärksten des Landes.
Unternehmen | Leitmessen in China |
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Messe Düsseldorf China | MEDICAL FAIR CHINA, Rehacare (beide 21.08.-23.08.24, August 2025) |
Messe Frankfurt (HK) | Paperworld (15.11.-17.11.24) |
Messe Berlin worldwide | ITB (27.05.-29.05.25) |
Messe Nanjing, Nanjing Stuttgart Joint Exhibition | LogiMAT (24.04.-26.04.25) |
NürnbergMesse China | Biofach (Juni 2025) |
HANNOVER MESSE (hmf-china) | CeMAT (November 2025) |
koelnmesse.cn | Interzum guangzhou (28.03.-31.03.2025) |
Messe München (mm-sh) | bauma CHINA (26.11.-29.11.24), analytica China (18.11.-20.11.24) |