Sie sind ein ausländisches Unternehmen, das in Deutschland investieren möchte?

Branche kompakt | Dänemark | Bauwirtschaft

Nur wenige Bausparten stemmen sich gegen den Abschwung

Die dänische Bauindustrie erlebte eine Hochphase. Diese fand nun ein jähes Ende. Tiefbau und Nachhaltigkeit bieten aber weiterhin gute Chancen.

Von Michał Woźniak | Stockholm

  • Marktchancen in der Bauwirtschaft

    Nach langjähriger Hausse steht der Baubranche in Dänemark eine Konsolidierung bevor. Einige Unterbereiche bieten dennoch Potenzial - vor allem für spezialisierte Auftragnehmer.

    Wohnungsbau mittelfristig im Abwärtstrend

    Kurz vor Ausbruch der Pandemie verzeichnete die dänische Baubranche Rekordwerte bei Aktivitäten und Umsätzen. Dank Hilfsmaßnahmen der Regierung - wie dem 4 Milliarden Euro großen Renovierungsfonds - tat Corona dem Treiben keinen Abbruch. Der russische Angriffskrieg in der Ukraine setzte dem Trend aber ein Ende.

    Dem Wohnungsbau machen vor allem die Inflation sowie Vorzieheffekte zu schaffen. Die günstigen Kredite der Vor- und Pandemiejahre, die bereits angesprochene Förderung sowie die umfangreichen Homeoffice-Verordnungen haben den Markt in den vergangenen Jahren beschleunigt und dazu geführt, dass ein Teil der üblichen Immobiliennachfrage vorweggenommen wurde.

    Die Inflation führte hingegen zu Zinssteigerungen: Alleine in der 2. Jahreshälfte 2022 stieg der Leitzinssatz der dänischen Nationalbank von -0,4 Prozent auf 1,9 Prozent. Im Februar 2023 folgte eine weitere Anhebung auf 2,25 Prozent. Dabei bescheinigt Eurostat Dänemark den fünfthöchsten Schuldenstand der Europäischen Union. Im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt lag die Verschuldung des Privatsektors mit über 240 Prozent beim nahezu Doppelten des deutschen Wertes.

    Entsprechend beschleunigte der sich seit Mitte 2021 abzeichnende, leichte Negativtrend bei der Bauaktivität Anfang 2022 deutlich. Im Dezember des Jahres lag die Summe der sich im Bau befindlichen Wohnfläche nahezu 40 Prozent unter dem Wert des gleichen Monats 2021. Die Anzahl der beantragten Wohn-Quadratmeter ging zeitgleich um über 32 Prozent zurück. Besonders sichtbar ist die Zurückhaltung bei Einfamilienhäusern: Der Eingang von Baugenehmigungsanträgen lag in der 2. Jahreshälfte 2022 etwa 39 Prozent unter dem Wert der vorangegangenen sechs Monate.

    Bei Mehrfamilienhäusern betrug der Rückgang 33 Prozent. Laut Branchenexperten wirken sich hier nicht nur Zinserhöhungen, sondern vor allem die gestiegenen Preise von Baumaterialien und Arbeit aus. Der Nationale Baufonds, von dessen Sozialwohnungsbau bisher etwa 1 Million Dänen profitiert haben, setzt nämlich preisliche Obergrenzen für die Baukosten fest. Wegen der Preisentwicklung sind diese zur Zeit aber kaum einzuhalten.

    Langfristige Prognosen lassen keine schnelle Trendumkehr erwarten. Ab Anfang 2024 sollen neue Regelungen bezüglich der Immobiliensteuer greifen, die vor allem in größeren Städten und Ballungsräumen für höhere Wohnkosten sorgen dürften, da sie die Steuerobergrenze abschaffen. Für "Bestandseinwohner" wird der Aufschlag rabattiert, für ab den 1. Januar 2024 Neueingezogene nicht. Laut Prognosen des Branchenverbandes DI Byggeri werden die Umsätze im Wohnungsneubau jeweils im Vergleich zum Vorjahr 2023 um 19 Prozent und 2024 um weitere 16 Prozent sinken.

    In etwa konstant bleiben soll hingegen der Eingang von Renovierungsaufträgen. Hintergrund sind laut Experten die ambitionierten Klimaziele und das Förderprogramm der Regierung.

    Entwicklung der Baubranche in Dänemark (in Milliarden Euro) 1)

    2020

    2021

    20222)

    20232),3)

    20242),3)

    Neubau

    12,9

    14,6

    14,9

    12,6

    11,7

       Wohnungsbau

    6,6

    7,5

    7,5

    6,1

    5,1

       Gewerbebau

    3,2

    3,6

    3,7

    3,3

    3,4

       Öffentlicher Bau

    3,1

    3,5

    3,7

    3,2

    3,2

    Renovierungen

    11,5

    12,9

    14,1

    13,9

    13,9

       Wohnungsbau

    4,7

    5,5

    6,0

    5,8

    5,8

       Gewerbebau

    0,8

    0,8

    0,9

    0,9

    0,9

       Öffentlicher Bau

    0,6

    0,6

    0,7

    0,5

    0,6

       Gebäudeinstandsetzung

    5,3

    6,1

    6,6

    6,7

    6,7

    Professionelle Bautätigkeit insgesamt

    24,4

    27,5

    29,0

    26,4

    25,6

    Do-it-yourself, Schwarzarbeit

    5,2

    5,5

    6,0

    6,2

    6,3

    Sonstige Bauproduktion (einschließlich Export)

    3,9

    4,0

    4,3

    4,4

    4,5

    1 Umrechnung anhand des jeweiligen Jahresdurchschnittskurses der Europäischen Zentralbank (EZB); 2 Prognose; 3 Umrechnung anhand des Jahresdurchschnittskurses der EZB 2022.Quelle: Branchenverband DI Byggerie 2022; EZB 2023

    Im Gewerbebau soll es 2024 wieder aufwärts gehen

    Ein - allerdings vorübergehender - Negativtrend wird auch im Gewerbebau erwartet. Laut Prognosen des dänischen Wirtschaftsrats sollen Firmeninvestitionen sowohl 2023 als auch im Folgejahr sichtbar zurückgehen - um jeweils etwa 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Laut Befragungen des dänischen Statistikamtes DST ist die Stimmung im Handel auf einem ähnlichen Niveau wie zu Beginn der Coronapandemie. In der Industrie ist sie nur unwesentlich besser. Einzig bei den Dienstleistern halten sich Schwarzseher und Optimisten die Waage.

    Aus der Investitionsumfrage von DST geht hervor, dass in der verarbeitenden Industrie 2023 nur Kapitalgüterhersteller mehr in den Kapazitätsausbau investieren wollen als im Vorjahr. Die positive Entwicklung betrifft hauptsächlich Produzenten von Chemie, Elektronik und Elektrotechnik. Trotz der laut Bauverband sinkenden Leerstände bei Werkhallen und Lager wird in diesem Bereich für 2023 ein Rückgang der Neubauaktivitäten um über 10 Prozent erwartet. Bereits 2024 soll allerdings eine leichte Erholung einsetzen. Für Aufwind sollte zudem der öffentliche Sektor sorgen. So wurde beispielsweise die Etablierung neuer Kleinkrankenhäuser bereits beschlossen, der Bedarf nach Pflegeheimen bleibt groß. Auch die Energiewirtschaft modernisiert und baut kontinuierlich aus.

    Tiefbau sorgt für Lichtblick

    Für unverändert gute Geschäftschancen dürfte der Tiefbau sorgen. Zwar wird nach einem starken Zuwachs 2022 in diesem Jahr lediglich mit einer stabilen bis nur leicht steigenden Auftragslage gerechnet. Im Jahr 2024 könnte sich das Wachstum aber auf 4 Prozent beschleunigen.

    Angetrieben wird die Entwicklung in erster Linie durch die Energiewirtschaft. Im Rahmen der grünen Wende und Bemühungen um mehr Versorgungssicherheit steht hier neben der Windkraft vor allem die Fernwärme im Fokus. Daneben sollen in diesem und nächsten Jahr jeweils knapp 1,2 Milliarden Euro in den Ausbau der digitalen Infrastruktur fließen. Zusätzlich sieht der im Mai 2022 beschlossene Ausbauplan für Transportinfrastruktur die Realisierung von Projekten im Gesamtwert von etwa 14 Milliarden Euro bis 2035 vor. Knapp die Hälfte der Mittel soll in die Straßeninfrastruktur, weitere 6 Milliarden Euro in die Schiene investiert werden.

    Ausgewählte Großprojekte in Dänemark (Investitionssumme in Millionen Euro)

    Vorhaben

    Investitionssumme 

    Projektstand

    Projektträger

    Lynetteholm - 275 Hektar große, künstliche Halbinsel; Kopenhagen

    10.700

    Baubeginn 2022; mehrere Etappen; geplante Fertigstellung 2070

    By & Havn

    Energiepark, Kommune Ringköping-Skjern

    8.000

    Fertigstellung bis 2030

    GreenGo Energy

    Fehmarnbelt Tunnel - 19 Kilometer langer Autobahn- und Bahn-Unterwassertunnel

    7.400

    Baubeginn 2020; geplante Fertigstellung 2029

    Femern

    Storstømsbroen - Anschlussbrücke für Fehmarnbelt Tunnel

    551

    Baubeginn 2018; geplante Fertigstellung 2025 (Straße)  bis 2027 (Zugverbindung)

    SBJV

    Vejdirektoratet

    Ausbau des Fernwärmenetzes

    336

    Ausschreibung lief bis Mitte Februar 2023; Aufgeteilt auf drei Teilprojekte mit Laufzeiten zwischen 34 und 47 Monaten

    Vestforbræending

    Mindet 6 - Bürohaus, Aarhus

    130

    Baubeginn 2022; geplante Fertigstellung 2025

    Olav de Linde

    Containerterminal im Kopenhagener Nordhavn

    107

    Baubeginn 2022; geplante Fertigstellung 2024

    By & Havn

    Biogasanlage, Stignaes

    67

    Inbetriebnahme 2025

    E.ON

    Erneuerung Stromnetzinfrastruktur, Mittel- und Westjütland

    n.n.

    Geplanter Baustart März 2024; Laufzeit 4 Jahre

    Energinet

    Pfand-Wiederaufbereitungsanlage, Fredericia


    n.n.

    Geplante Fertigstellung Ende 2025

    Dansk Retursystem

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

    Handwerker stehen hoch im Kurs

    Trotz der insgesamt negativen Entwicklung in der Baubranche bietet Dänemark gute Chancen für deutsche Handwerker. Vor allem in Spezialgebieten bringt die einheimische Konkurrenz nicht immer das benötigte Know-how und Erfahrung mit. Zwar hat der Fachkräftemangel laut DST seinen Zenit überschritten, wird aber von jedem vierten Bauunternehmen noch beklagt. Im Tief- sowie im Heizungs- und Sanitärbau beträgt der Anteil über 40 Prozent. Vor dem Geschäftsweg gen Norden lohnt sich ein Blick in die rechtlichen und administrativen Besonderheiten.

    Von Michał Woźniak | Stockholm

  • Nachhaltiges Bauen und Energieeffizienz

    Der Wille ist da, der rechtlichen Rahmen wurde verschärft - die Effizienz steht weit oben auf der Prioritätenliste im Bauwesen. Nachhaltige Materialien sind aber oft zu teuer.

    Ab 2023 gelten verbindliche Ausstoßziele

    Die Umweltbelastung durch Gebäude ist in Dänemark in den letzten 30 Jahren überdurchschnittlich stark zurückgegangen: Haben sich die Gesamtemissionen von Kohlenstoffdioxid (CO2) zwischen 1990 und 2020 laut der Europäischen Energieagentur landesweit in etwa halbiert, sanken sie im Gebäudesektor um zwei Drittel. Mit knapp 2,4 Megatonnen machten sie etwa 5 Prozent aller CO2-Emissionen aus. Ein wichtiger Grund dafür ist der sich verändernde Energiemix - der Anteil fossiler Rohstoffe ist zwischen 1990 und 2021 laut der Energieagentur ebenfalls um zwei Drittel gesunken. An der Bausubstanz selbst könnte aber noch nachgebessert werden. Hier hat das im Rahmen der Corona-Konjunkturhilfen eingeführte Förderprogramm laut Experten einen Knoten gelöst.

    Für möglichst umweltschonende Neubauten sollen derweil neue Vorschriften sorgen. Ab 1. Januar 2023 muss eine Nachhaltigkeitsberechnung zum Nachweis, ob und wie Regeln und Richtlinien berücksichtigt werden, vorgelegt werden (Klimaberegning; Bauvorschriften BR18; §297 und §298). Auch Emissionsziele für Neubauten wurden etabliert - berechnet als CO2-Ausstoß je Quadratmeter in der Lebenszyklusanalyse (life cycle assessment; LCA).

    Ab 2023 gelten sie verbindlich nur für Gebäude mit einer Fläche von über 1.000 Quadratmetern (qm). Die Obergrenze beträgt 12 kg CO2-Äquivalent je qm. Laut der parteiübergreifenden Vereinbarung soll alle zwei Jahre nachgeschärft werden. So soll das Limit 2025 nicht nur auf alle Neubauten ausgeweitet, sondern auch "nach neuesten Erkenntnissen und Daten" herabgesetzt werden. Angepeilt sind dann laut dem Dokument 10,5 kg CO2-Äquivalent je qm. Vier Jahre später könnten es bereits 7,5 kg sein.

    Dänemark legt Strategie für nachhaltiges Bauen auf

    Passend dazu wurde auch eine Strategie für nachhaltiges Bauen vorgelegt. Diese definiert fünf Hauptbereiche, um eine bessere Umweltbilanz zu erreichen:

    1. "Mehr klimafreundliche Gebäude und Bauten", inklusive der Berücksichtigung von Emissionen bei Ausschreibungen und der Weiterentwicklung von Designwerkzeugen im Sinne der Lebenszykluskalkulation.
    2. "Langlebige, hochwertige Gebäude", unter anderem durch mehr Recycling von Baumaterialien und einen besseren Beurteilungsrahmen ihrer Umwelteinflüsse.
    3. "Ressourceneffiziente Gebäude" dank unter anderem weniger Bauabfälle und besserer Konditionen für Spezialtransporte von Fertigmodulen.
    4. "Energieeffiziente, gesunde Gebäude", die durch Förderung von Renovierungsmaßnahmen erreicht werden sollen.
    5. "Digital unterstütztes Bauen", für das der öffentliche Wohnungsbau als Vorreiter fungieren soll.

    Vor allem bei der Digitalisierung braucht sich das Land nicht zu verstecken. Bei der Planung kommt laut Praktikern kein Papier mehr zum Einsatz - alles läuft über Computer und Tablets. Baumaschinen, vor allem im Straßenbau, werden zunehmend digital gesteuert, gekoppelt an Satellitennavigation und digitale Karten. Immer öfter wird auch mit digitalen Zwillingen oder 3D-gestützer Bauplanung experimentiert. Erste Pilotvorhaben betreffen auch den Einsatz von Robotertechnik, ob in Modulfabriken oder als Exoskelette zur Unterstützung der Bauarbeiter. Allerdings dürften noch Jahre vergehen, bis vor allem die letztgenannten breiteren Einsatz finden.

    Energieeffizienz bei Neubauten ist hoch 

    Bereits alltäglich sind Effizienzmaßnahmen. In der Planung statischer Strukturen setzen Ingenieure auf die Grammstrategie, die der japanische Autobauer Mazda in der Automobilentwicklung perfektionierte. Selbst das kleinste, nicht sicherheitsrelevante Weglassen an einem Bauelement führt in der Projektgesamtheit zu großen Material- und somit Emissionseinsparungen. Bei der Materialwahl gewinnen Lebenszyklusanalysen an Bedeutung. Durch Lieferengpässe zusätzlich beschleunigt wurden ebenfalls Bemühungen bezüglich Recycling und Upcycling von Materialien. Die deutsche Firma Züblin hat bereits 2018 beim Bau des Sydhavn Recyclingcenters über 2.500 Tonnen Altmaterial von einem abgerissenen Industrieschornstein verwendet, um 40 Prozent der benötigten Zementmaße zu produzieren.

    Der Rechtsrahmen sieht seit 2018 Vorgaben bezüglich Isolierung (§257 und §258) und Effizienz (§259 bis §296) vor. Laut Marktexperten ist die Energieeffizienz bei Neubauten bereits heute so hoch, dass nur noch wenig Verbesserungspotenzial mit traditionellen Ansätzen realisierbar ist. Umso wichtiger ist es, dass noch vor der Einführung der Ausstoßziele eine Verschiebung der Gewichtung vom Preis Richtung Nachhaltigkeit wahrnehmbar war - sowohl bei öffentlichen, wie privaten Auftraggebern.

    Nachhaltige Bauprojekte in Dänemark (Investitionssumme in Millionen Euro)

    Vorhaben

    Investitionssumme

    Projektstand

    Projektträger

    Jernbanebyen - Revitalisierungsprojekt ehemaliger Bahngebiete mit nachhaltiger Bebauung, Kopenhagen

    n.n.

    Baustart 2024

    DSB, NREP, Industriens Pension, Novo Holdings

    Rådhusgrunden - Revitalisierungsprojekt mit nachhaltigem Wohnungsbau, Herlev

    n.n.

    Geplanter Start der Arbeit am Bebauungsplan im 2. Hj. 2023

    Bauherr: Kommune Herlev

    Architekt: NREP

    Marmormolen - Bürogebäude aus Holz, Kopenhagen

    134

    Baustart März 2022

    Bauherr: AP Ejendomme

    Bauunternehmen: Pihl-Konsortium

    WoodHub - Bürogebäude aus Holz, Odense

    87

    Baustart Januar 2022

    NCC

    Niedrigemissions-Lagerkomplex, Fredericia

    83

    Baustart 2023

    Bauherr: ADP, PFA

    Bauunternehmen: DX Flexhal

    Nyt Stadion - Bau eines Fußballstadions aus Holz und recyceltem Beton, Aarhus

    79

    Bewerbungen für Teilnahme am Bieterdialog einzureichen bis 25. 04.23; Vertragsunterschrift im Juni 2023

    Auftraggeber: Aarhus Kommune

    TRÆ - Bürohaus aus Holz, Aarhus

    50

    Baustart 2023

    Bauherr: PFA

    Bauunternehmen: CLT Denmark

    21Ø - Büro- und Wohnkomplex mit DGNB-Zertifikat Gold, Kopenhagen

    n.n.

    Geplanter Baustart 1. Hj. 2023

    Bauherr: ATP Ejendomme

    Bauunternehmen: Raundahl & Moesby

    Nærheden - modularer Niedrigemissions-Büro- und Wohnkomplex, Hedehusene

    n.n.

    Start der Produktion der Module in Sommer 2023; Fertigstellung 2024

    Home.Earth

    Bauunternehmen: Scandi Byg


    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest

    Nachhaltigkeit noch zu teuer

    Die Aufschläge bieten aber nicht genügend Spielraum, damit sich nachhaltige Produkte auf breiter Front durchsetzen können. Die im letzten Jahr stark gestiegenen Materialkosten sowie die wachsenden Personalkosten erschweren den Durchbruch zusätzlich. Selbst die besonders umweltbewussten dänischen Pensionskassen agieren vorsichtig und realisieren eher kleinere Vorzeigeprojekte, als dass sie auf einen breiten Einsatz pochen. Die Preissensibilität erlaubt nur geringste Aufschläge gegenüber der "nicht-nachhaltigen" Alternative.

    Viele kleine Fördertöpfe

    Ein ganzheitliches, auf den Bausektor abzielendes Großprogramm für Förderung gibt es zwar nicht und ist aus heutiger Sicht in naher Zukunft nicht zu erwarten. Dafür bestehen aber mehrere kleinere Initiativen. Bei der Entwicklung innovativer Technologien und Lösungen bietet sich Unterstützung aus dem EUDP-Programm an. Unternehmen können für Energieeffizienzmaßnahmen bis zu 50 Prozent der Kosten von der Energieagentur erstattet bekommen. An gleicher Stelle gibt es Informationen zur Steuerbefreiung beim Verkauf überschüssiger Wärme. Noch bis zum Sommer will die Agentur auch Details zum 32 Millionen Euro großen Fördertopf für die Installation von Wärmepumpen für Privatpersonen bekannt geben. Das knapp 12 Millionen Euro große Programm für Energiesanierung soll danach folgen.

    Von Michał Woźniak | Stockholm

  • Branchenstruktur

    Wie in anderen Ländern dominieren in Dänemarks Baubranche  anzahlmäßig Kleinunternehmen das Feld. Die lukrativsten Vorhaben gehen aber auch dort an die Großen - aus In- und Ausland.

    Kleine und mittlere Unternehmen prägen das Branchenbild

    Laut letzten verfügbaren Angaben des dänischen Statistikamtes waren im Land 2020 knapp 35.000 Unternehmen im Bauwesen tätig, die insgesamt nahezu 150.000 Mitarbeiter beschäftigten. Etwa 39 Prozent davon waren Ein-Mann-Gesellschaften, weitere 53 Prozent hatten weniger als 10 Mitarbeiter. Eine mindestens dreistellige Arbeitnehmerzahl konnten 132 Baufirmen vorweisen. Andererseits finden sich darunter auch etwa 20 Unternehmen mit mehr als 1.000 Angestellten. Die beiden größten - Rambøll und NCC - haben mehr als 5.000 und erwirtschaften Jahresumsätze jenseits der 1-Milliarde-Euro-Marke.

    Die dänischen Dienstleister dominieren vor allem im privaten Hochbau, wo die Auftragsvergabe einheimischer Investoren oftmals nicht nach eindeutigen Kriterien verläuft. Der sehr transparente öffentliche Sektor bietet dafür auch ausländischen Konkurrenten ein breit geöffnetes Einfallstor.

    Öffentliche und Spezialbauten bieten die besten Chancen

    Davon profitieren auch deutsche Unternehmen, wie zum Beispiel Hochtief oder Züblin, die vor allem im Infrastrukturbereich sehr stark sind. Züblin beispielsweise war aber auch schon bei zahlreichen Projekten auf regionaler und lokaler Ebene eingebunden - von Verwaltungsgebäuden über Brücken und Häfen bis zu Kraftwerken.

    Daneben bieten sich zahlreiche Chancen im Gesundheitssektor oder im Zuge von Vorhaben ausländischer Investoren. So entschied unter anderem Max Bögl einige Aufträge im Krankenhausbau für sich. Der finnische Konkurrent Caverion setzte sich bei Ausschreibungen für Schulen oder Datencenter durch. Zudem engagiert sich die Firma stark im Bereich Smart City - der wachsende Markt bleibt sehr offen für neue Konzepte und Lösungen.

    Die größten Bauunternehmen in Dänemark (Umsatz in Millionen Euro, Veränderung in Prozent)

    Unternehmen

    Umsatz

    2022

    Veränderung 2022/2021

    Rambøll Danmark

    1.911*)

    k.A.

    NCC Construction Danmark

    948

    11,1

    Per Aarsleff

    1.615

    18,4

    Hofor

    669*)

    k.A.

    Bravida Danmark

    568

    37,8

    MT Højgaard Danmark

    575

    38,4

    Kemp & Lauritzen

    443

    4,9

    * Angaben für 2021, da keine neueren verfügbarQuelle: Jahresberichte der jeweiligen Unternehmen

    Damit ist die Riege ausländischer Marktspieler natürlich nicht erschöpft. Auf dänischen Baustellen agieren beispielsweise noch der deutsche Wayss & Freytag Ingenieurbau, die mit zahlreichen U-Bahnprojekten betraute italienische Salini Impregilo, die französische Vinci Construction, die im Offshore- und Tunnelbau starken DEME und CFE aus Belgien sowie die um den Bau der Energieinseln mitbuhlenden BAM und Boskalis aus den Niederlanden.

    Von Michał Woźniak | Stockholm

  • Rahmenbedingungen

    Der Wettbewerb um Bauaufträge verlangt einen langen Atem. Das liegt nicht an der transparenten Vergabe, sondern an den Formalitäten im Rahmen der Dienstleistungserbringung.

    Fair und transparent in der Vergabe

    Die Nordischen Länder gehören traditionell zur Spitzengruppe der weltweiten Korruptionsrankings. Im Korruptionswahrnehmungsranking 2022 von Transparency International wurde Dänemark zum transparentesten unter den 190 untersuchten Ländern gekürt. Im Global Corruption Index musste das Land 2022 nur den Ostseenachbarn Norwegen, Finnland und Schweden den Vortritt lassen.

    Dies spiegelt sich auch in der öffentlichen Auftragsvergabe wieder. Diese richtet sich nach den Regelungen der Europäischen Union (EU). Tender sind auf dem europäischen Vergabeportal TED oder dem dänischen udbud.dk zu finden. Selbst wenn es teilweise technische oder Umweltkriterien gibt, entscheidet auch in Dänemark vor allem der Preis über den Zuschlag.

    Nicht ganz so eindeutig sind private Vergaben. Zwar werden auch diese meistens in Form von Wettbewerben entschieden, die Kriterien bleiben aber nicht selten schwammig. Die Größe des Marktes und das ausgeprägte Netzwerkdenken führen zudem zu Vorteilen für Langzeitpartner oder "bekannte Größen". Wenn die Know-how- und Erfahrungskriterien gleichermaßen erfüllt werden, heißt die Rangfolge wie im ganzen Norden meistens: Auftragnehmer aus dem eigenen Land vor denen aus dem Nordischen Raum vor dem Rest der Welt.

    Anspruchsvoll in der Ausführung

    Allerdings ist die Auftragszusage nur der erste Schritt und das Navigieren im Markt durchaus anspruchsvoll. Laut einhelliger Meinung von Praktikern loht sich ohne eine bestehende Vertretung im Land nur das Buhlen um Großaufträge. Gemäß dem dänischen Steuerrecht erfordert sowohl die Rolle als General-, als auch Subunternehmer im Bauwesen die Gründung einer festen Präsenz vor Ort - inklusive Körperschaftssteuerpflicht und Registrierungsanforderungen. Für Selbstangestellte besteht alternativ die Möglichkeit einer Eintragung im Register ausländischer Dienstleister RUT. Ungeachtet der Tätigkeitsform empfiehlt sich das Outsourcen der Formalitäten an einen erfahrenen Mittler - aus sprachlichen, inhaltlichen und Erfahrungsgründen. Und weil eventuelle Strafen ein sichtbares Loch ins Portemonnaie reißen können.

    Finanzielle Folgen können ferner ungenügende Sicherheitsvorkehrungen haben, die von der dortigen Arbeitssicherheitsbehörde kontrolliert werden. Einige Arbeiten, wie in den Bereichen Elektrik, Gas und Sanitär können zudem Sondergenehmigungen der Sicherheitstechnologienbehörde notwendig machen.

    Zu guter Letzt gilt es, sich mit den Gewerkschaften zu arrangieren: Entweder durch die Unterzeichnung eines Anschlusstarifvertrags oder dem Beitritt zu einem Arbeitgeberverband. Denn, wie die Handelskammer Schleswig-Holstein informiert: "Hat eine Gewerkschaft den begründeten Verdacht, dass ausländische Unternehmen auf dänischen Baustellen die dänischen Tarifbestimmungen nicht einhalten oder keiner Tarifbindung unterliegen, berufen sie innerhalb von 48 Stunden eine Besprechung ein, an der neben Vertretern von Arbeitgeberverband und Gewerkschaft auch Vertreter des betroffenen Unternehmens sowie dessen Auftraggeber teilnehmen." Kommt der betroffene Arbeitgeber den dort geäußerten Forderungen nicht nach, drohen Konsequenzen - inklusive Solidaritätsstreik.

    Die GTAI stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nichttarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Michał Woźniak | Stockholm

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Exportinformationen für die deutsche Außenwirtschaft

    AHK Dänemark

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Portal 21

    Informationsangebot zu Dienstleistungen in Europa

    Ministerium für Soziales und Wohnungsbau

    Zuständig unter anderem für Wohnungsbau

    Transportministerium

    Zuständig unter anderem für die Planung und Ausbau der Infrastruktur

    Dänische Bauagentur

    Verantwortlich für öffentliche Bauten, deren Utnerhalt und Ausbau

    Amt für Raumordnung und ländliche Entwicklung

    Zuständig unter anderem für Entwicklung der Landkreise und Inselgemeinden, Raumplanung, Digitalisierung der Raumplanung, Ferienhausbau

    Bane Danmark

    Verantwortet den Ausbau des Schienennetzes

    DI Byggeri

    Größter dänischer Verband von Unternehmen aus und um den Baubereich

    DANSKE ARK

    Verband von Architekturbüros und -dienstleistern

    Bygherre Foreningen

    Dänischer Bauherrenverband

    Udbud.dk

    Datenbank öffentlicher Ausschreibungen


nach oben
Feedback
Anmeldung

Bitte melden Sie sich auf dieser Seite mit Ihren Zugangsdaten an. Sollten Sie noch kein Benutzerkonto haben, so gelangen Sie über den Button "Neuen Account erstellen" zur kostenlosen Registrierung.