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Branchen | Portugal | Auslandsbau

Portugals Bauunternehmen sind zunehmend im Ausland aktiv

Insbesondere größere Bauunternehmen aus Portugal weiten ihr Auslandsgeschäft aus. Damit verbinden sich Kooperationschancen beispielsweise in Lateinamerika und Afrika.

Von Oliver Idem | Bonn

Die Bedeutung des Auslandsgeschäfts nimmt für portugiesische Bauunternehmen zu. Das kann auch ein Anknüpfungspunkt für deutsche Unternehmen sein. Das Bauunternehmen Casais zum Beispiel ist mittlerweile in 17 Ländern aktiv, darunter auch in Deutschland. Casais errichtet Wohn- und Nichtwohngebäude, aber auch Wasser- und Klärwerke und Verkehrsinfrastruktur. 

13.12.2024 Interview | Portugal | Bau
"Wir sind mittlerweile auf 17 Auslandsmärkten vertreten"

Der Geschäftsführer des Bauunternehmens Grupo Casais, António Carlos Rodrigues, berichtet über die Aktivitäten im Ausland und die Zusammenarbeit mit deutschen Partnern.

Im Ausland ist für Bauunternehmen aus Portugal oft die Sprache ein verbindendes Element. Vielfach sind sie in Ländern aktiv, in denen ebenfalls Portugiesisch gesprochen wird. Hinzu kommen zahlreiche weitere Märkte in Afrika, Europa und Lateinamerika.

Viele größere Anbieter haben sich schrittweise in immer neue Märkte vorgewagt. Dass ihre Wachstumschancen in Portugal irgendwann an ihre Grenzen stoßen, dürfte ebenfalls ein Treiber für die Expansion ins Ausland sein. Zudem eilt portugiesischen Unternehmen der Ruf voraus, sich besonders gut an verschiedene Geschäftskulturen anpassen zu können. Diese Mentalität erleichtert die Bearbeitung von Auslandsmärkten.

Mota-Engil erwirtschaftet den höchsten Umsatz außerhalb Portugals 

Die Liste der 250 größten internationalen Bauunternehmen von Engineering News Record (ENR) von September 2024 führt mit Mota-Engil ein portugiesisches Unternehmen auf. Gemessen am Auslandsumsatz waren nur 25 Konkurrenten erfolgreicher. Mota-Engil machte gegenüber 2023 neun Plätze gut.

Von 6,1 Milliarden Euro Gesamtumsatz stammten 83 Prozent aus dem Ausland. Hinzu kamen neue Verträge im Gesamtwert von 6,5 Milliarden Euro, die allein 2023 abgeschlossen wurden. Der Schwerpunkt von Mota-Engil liegt dabei mit 69 von 90 Vorhaben auf dem Verkehrssektor.

In Lateinamerika und der Karibik wertet ENR das Unternehmen 2024 als zweitwichtigstes auf dem Markt nach Vinci aus Frankreich. Großaufträge aus dem Infrastrukturbau in Mexiko dürften zu dieser Verbesserung um drei Plätze beigetragen haben. Dort arbeitet der portugiesische Konzern an den Metrolinien 4, 5 und 6 in Monterrey sowie an der neuen Bahnlinie 4 in Guadalajara. Mota-Engil gewann die Ausschreibungen in beiden Städten jeweils im Konsortium mit dem chinesischen Schienenfahrzeughersteller CRRC und verantwortet die Planung und den Bau der Linien.

In Afrika rückte Mota-Engil 2024 von Platz 9 auf 8 des ENR-Rankings vor. Dort baut das Unternehmen die Lobito-Bahn von Angola in die Demokratische Republik Kongo aus und hält eine Konzession für den Betrieb. An dem Projekt sind der belgische Bahnbetreiber Vecturis und das Rohstoffunternehmen Trafigura aus Singapur beteiligt.

Weitere Unternehmen aus Portugal errichten Infrastruktur und Gebäude im Ausland

Im Fall von Casais teilte sich der Umsatz zwischen dem In- und Ausland 2023 nahezu hälftig auf: Von einem Gesamtumsatz in Höhe von 712 Millionen Euro stammten 370 Millionen aus Verträgen in Portugal und die übrigen 342 Millionen Euro aus dem Ausland.

Das Beratungsunternehmen Blackridge Consulting zählt zu den führenden Generalunternehmen aus Portugal auch Teixeira Duarte, Martifer Group, Alves Ribeiro und Conduril-Engenharia. Ihr Schwerpunkt liegt auf dem Tiefbau. Sie sind mit dem Ausbau der Infrastruktur in Portugal groß geworden und haben dann weiter expandiert. Die Martifer Group ist auf komplexe Stahlkonstruktionen und Projekte der erneuerbaren Energien spezialisiert.

Grupo Afa treibt seit 2006 die Internationalisierung in Afrika und Südamerika voran. Das Unternehmen hat eine breite Palette von Infrastrukturprojekten umgesetzt und errichtet auch Hotels. Das Hoch- und Tiefbauunternehmen Zagope kann Referenzen aus einer Reihe afrikanischer Länder vorweisen. 

Auch der Mischkonzern Grupo NOV richtet seinen Fokus stark auf Afrika aus. Er setzt maßgeblich Bauvorhaben in den beiden großen portugiesischsprachigen Ländern Angola und Mosambik um.

Ressourcensparendes Bauen gewinnt an Bedeutung

Blackridge Consulting sieht einen Trend zum nachhaltigen Bauen bei den portugiesischen Bauunternehmen. Energieeffiziente Technologien und die Wiederverwendung von Baumaterialien stehen dabei im Fokus. Zudem folgen Unternehmen den Standards für "grüne" Gebäude.

Casais setzt beispielsweise auf einen sparsamen Materialeinsatz und positive Klimaeffekte durch die eigene Fertigung von Bauelementen. Vorgefertigte Wände, Fassadenelemente und Verbundteile für den Innenausbau kommen zum Einsatz. Dabei arbeitet Casais mit dem Holzbauspezialisten Cree Buildings aus Österreich zusammen und weitet diese Kooperation aus. Beide Unternehmen setzten ein Hotelprojekt im portugiesischen Guimarães in Holzhybridbauweise um.

Neben klimaschonendem Städtebau stehen noch einige weitere große Trends auf der Agenda des portugiesischen Architektur- und Bauclusters. Bei erneuerbaren Energien ziehen Offshoreprojekte und Hybridlösungen mit verschiedenen Quellen Interesse auf sich. 

Mit Blick auf Wasserprojekte liegt der Fokus auf der Entsalzung, dem Wiederverwenden von Wasser und einer besseren Verbrauchserfassung.

Bauverband und Fördergelder ebnen den Weg ins Ausland

Bauunternehmen aus Portugal können auf Unterstützung zählen. So bietet der Bauverband AICCOPN verschiedene Informations- und Austauschformate für Branchenunternehmen an. 

Die Entwicklungsbank BPF verfügt über Mittel für die Förderung internationaler Projekte. Im Rahmen des Aufbau- und Resilienzplans erhielt die BPF zusätzliche Gelder, um die Unternehmenskapitalisierung und Innovationen voranzutreiben.

Für Investitionsprojekte in Entwicklungsländern können sich portugiesische Unternehmen zum Beispiel auf die Finanzierungsinstitution SOFID stützen.

Inlandskonjunktur: Bahnprojekte und Hotelbau treiben Bausektor an

In Portugal selbst treiben Infrastruktur und Wohnungen die Baukonjunktur an. Dabei verzeichnet der Infrastrukturbau als größtes Segment Impulse durch Fördergelder, etwa im Bahnsektor. Im Nichtwohnungsbau dominiert der Hotelbau, insbesondere in der Hauptstadt Lissabon. Dem Beratungsunternehmen Lodging Econometrics zufolge entstehen bis 2026 in Portugal 114 neue Hotels.

Entwicklung der Baukonjunktur in PortugalProduktionswert in Milliarden Euro, Veränderungen in Prozent
Segment

Wert 2023

Veränderung 2023/2022

Prognose 2024/2023

Produktionswert, darunter

20,1

3,4

2,0 bis 4,0

   Tiefbau

9,7

5,0

3,5 bis 5,5

   Wohnungsbau

5,8

3,0

1,0 bis 3,0

   Nichtwohnungsbau

4,6

0,7

0,0 bis 2,0

Quelle: Fachverband AICCOPN Oktober 2024

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