Langfristigen Zielen entsprechend werden die Fördermittel die dänische Umweltbilanz verbessern und die Innovationskraft steigern. Deutschen Firmen könnten neue Aufträge winken.
Bereits Mitte Juni 2021 bestätigte die Europäische Kommission die dänischen Maßnahmen im Rahmen des Aufbau- und Resilienzplans. Demnach sollen die 1,6 Milliarden Euro, die Deutschlands nördlichem Nachbar zur Verfügung stehen, auf 28 Programme aufgeteilt werden, die in sieben Kernbereichen zusammengefasst sind:
- Stärkung der Resilienz des Gesundheitssystems;
- grüner Wandel in der Landwirtschaft und Umwelt;
- Energieeffizienz, grünes Heizen, Abscheidung und Speicherung von Kohlenstoffdioxid (Carbon Capture and Storage (CCS));
- grüne Steuerreform;
- nachhaltiger Straßentransport;
- Digitalisierung;
- grüne Forschung.
Da der Großteil der Mittel in bestehende Programme fließt oder an diese andockt, scheint eine schnelle und nahtlose Verteilung sicher. Deutsche Firmen können direkt profitieren, wenn sie über Produktionsstätten oder Niederlassungen in Dänemark verfügen. Indirekt eröffnen sich zusätzliche Geschäftschancen vor allem für Maschinenbauer, IT-Anbieter, Bauunternehmen sowie Hersteller und Dienstleister im Bereich der Energieeffizienz.
Mehr Investitionen und Digitalisierung
Der größte Punkt des Maßnahmenplans ist mit einer Allokation von etwa 524 Millionen Euro die grüne Steuerreform. Fast 80 Prozent der Summe werden in Dänemark tätigen Unternehmen im Rahmen des noch bis Ende 2022 geltenden sogenannten Investitionszeitfensters (investeringsvindue) zugutekommen. Dieses sieht eine Erhöhung der Abschreibungsgrundlage für nachhaltige Anlageinvestitionen um 16 Prozentpunkte vor. Genutzt werden kann sie bei Käufen von Maschinen, Geräten und Transportmitteln, die nicht mit fossilen Rohstoffen betrieben werden (mit Ausnahme für Lkw mit Verbrennermotor).
Das Investitionszeitfenster kann neben Käufen physischer Technologien unter anderem auch für neue Software genutzt werden. In erster Linie auf diesen Bereich zielt auch die zeitlich unbegrenzte Erhöhung der Preisobergrenze für eine sofortige Abschreibung von Investitionskäufen ab. Somit können Unternehmen und Selbstständige Investitionen im Wert von bis zu 30.000 dänischen Kronen (dkr; etwa 4.034 Euro; 1 Euro = 7,4376 dkr; Stand: 14.7.21) statt wie bisher 14.100 dkr sofort abschreiben oder auf Profite der letzten Jahre geltend machen.
Um die Digitalisierungsbereitschaft zu steigern, sollen für zusätzliche 94 Millionen Euro unter anderem eine neue Digitalstrategie und ein öffentliches Ausschreibungsportal erarbeitet und das Bildungsangebot im Digitalbereich sowie die Verfügbarkeit entsprechender Fachkräfte verbessert werden. Darüber hinaus soll ein Investitionsfonds für künstliche Intelligenz in öffentlichen Stellen etabliert und der Datenzugang für Unternehmen im Sinne der Entwicklung neuer Lösungen erweitert werden. Auch der Bereich Cybersicherheit soll gestärkt werden.
Der Umwelt zuliebe
Nahezu 660 Millionen Euro sollen durch gezielte Maßnahmen in mehreren Wirtschaftsbereichen zur Erfüllung des bis 2030 ausgesprochenen Zieles der Reduzierung von Treibhausgasemissionen gegenüber 1990 um 70 Prozent beitragen. Jeweils 42 Millionen Euro werden für Energieeffizienzmaßnahmen in öffentlichen Gebäuden und Industrieprozessen fließen. Knapp 76 Millionen Euro werden das Renovierungsprogramm für den Wohnbau stützen. Der Austausch von Öl- und Gasheizungen wird mit knapp 87 Millionen Euro unterstützt. Die Verteilung der Mittel erfolgt über drei Programme der dänischen Energieagentur: zur Installation von Wärmepumpen, zur Kostenübernahme der Abkopplung vom Gasnetzwerk sowie zum Ausbau des Fernwärmenetzes.
In diesem und im nächsten Jahr sollen ferner CCS-Demonstrationsprojekte in der dänischen Nordsee mit 27 Millionen Euro aus der Aufbau- und Resilienzfazilität unterstützt werden. Sie werden die bisherige Förderung im Rahmen des Entwicklungs- und Demonstrationsprogramms für Energietechnologien (EUDP) erweitern.
Für die grüne Transformation des Straßenverkehrs stehen 215 Millionen Euro im Plan. Mehr als die Hälfte der Mittel werden eine Reform der Kfz-Steuer refinanzieren, die den Kauf von Niedrig- und Nullemissionsfahrzeugen fördert, sowie als Abwrackprämie für ältere Dieselfahrzeuge genutzt. Über 71 Millionen Euro sollen dem in dänischen Städten allgegenwärtigen Fahrrad zu mehr Reichweite verhelfen. Regionen und Kommunen erhalten deswegen in den Jahren 2021 bis 2023 mehr Mittel zum Ausbau der Fahrradwege, vor allem auf Pendlerstrecken. Und weil Pedelecs schnell an Beliebtheit gewinnen, gibt es 2024 eine separate Förderung für Fahrrad-Ladestationen.
Die dänischen Regionen erhalten zudem knapp 38 Millionen Euro für die Sanierung von zehn Industrieflächen für landwirtschaftliche Zwecke. Über doppelt so viele Mittel werden an Landwirte ausgeschüttet um kohlenstoffreiche Böden wiederzuvernässen. Zu ihrer Verfügung steht auch ein Stück des Förderkuchens im Bereich Bionahrung. Mit den über 24 Millionen Euro werden Umstellungsinvestitionen in der Landwirtschaft unterstützt, aber auch die Entwicklung damit zusammenhängender Technologien und pflanzenbasierter Nahrungsmittel gefördert. Für die Nachfrage soll zudem eine "organische Wende" öffentlicher Kantinen beitragen.
Grüne Zukunftsforschung
Damit die Landwirtschaft jedoch nicht nur organischer, sondern auch umweltfreundlicher werden kann, wird die Landwirtschaftsagentur knapp 27 Millionen Euro für Forschungsprojekte im Bereich nachhaltiger Landwirtschaftstechnologien vergeben, wobei Bioraffinierung einer der Schwerpunkte ist. Gleich 94 Millionen Euro an Forschungsförderung sind beim Investitionsfonds für Innovationen abzugreifen. Neben grüner Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion sind weitere Themen: nachhaltige Treibstoffe, CCS und Kreislaufwirtschaft.
Mit stiefmütterlich erscheinenden 33 Millionen Euro abgetan wurde der Gesundheitssektor - der allerdings während der Pandemie zu den am erfolgreichsten agierenden in der EU zählen dürfte. Entsprechend konzentrieren sich die Bemühungen auf die Aufstockung und eine effizientere Vorratsverwaltung bei kritischen Medikamenten und Medizintechnik.
Von Michał Woźniak
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Stockholm