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Wirtschaftsumfeld | Entwicklungsländer | Entwicklungszusammenarbeit

Entwicklungshilfe legte im Jahr 2023 weiter zu

Grund für den Anstieg sind die Zahlungen an die Ukraine und für humanitäre Hilfe. Die angespannte Haushaltslage in vielen Geberländern dürfte aber bald für eine Trendwende sorgen.

Von Martin Walter | Bonn

Nach vorläufigen Angaben der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) stieg die internationale Entwicklungshilfe (ODA) im Jahr 2023 auf ein neues Allzeithoch von 223,7 Milliarden US-Dollar (US$). Im Jahr 2022 lag die ODA noch bei 211 Milliarden US$.

Im Vergleich zum Jahr 2022 stiegen die Zahlungen inflationsbereinigt um 1,8 Prozent. Damit handelt es sich um das fünfte Jahr in Folge, in dem die internationale Entwicklungshilfe einen neuen Rekord erreichte. Der Gesamtbetrag lag 2023 um ein Drittel über dem Betrag, den die Geberländer 2019 bereitgestellt hatten.

Ukraine und Gaza im Fokus der Geberländer

Die Zahlungen zur Unterstützung der Ukraine, wo der russische Angriffskrieg in das dritte Jahr geht, stiegen 2023 um 9 Prozent auf 20 Milliarden US$. Davon wurden 3,2 Milliarden US$ für humanitäre Hilfe eingesetzt. Auch die öffentliche Entwicklungshilfe für das Westjordanland und den Gazastreifen wurde im Jahr 2023 aufgestockt: Vorläufigen Schätzungen zufolge wird sie gegenüber 2022 um 12 Prozent auf 1,4 Milliarden US$ steigen. Von diesem Gesamtbetrag entfielen 758 Millionen US$ auf humanitäre Hilfe, die gegenüber 2022 um 91 Prozent gestiegen ist. Insgesamt stieg die humanitäre Hilfe im Jahr 2023 um 4,8 Prozent auf 25,9 Milliarden US$.

Die Hilfszahlungen für die Versorgung von Flüchtlingen in den Geberländern stiegen 2023 ebenfalls leicht gegenüber dem Vorjahr an und beliefen sich auf 31 Milliarden US$. Das entspricht 13,8 Prozent der gesamten öffentlichen Entwicklungshilfe der Mitgliedsländer des Entwicklungsausschusses (DAC) der OECD. Für sieben Länder, überwiegend aus Osteuropa, machten die Flüchtlingskosten 2023 mehr als ein Viertel ihrer gesamten Entwicklungshilfe aus.

Was ist ODA?

Die Official Development Assistance (ODA) ist eine international vereinbarte Messgröße für die Entwicklungszusammenarbeit der Geberländer. Mit der ODA misst der Entwicklungsausschuss DAC (Development Assistance Committee) der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) die öffentlichen Mittel, die Geberländer für Entwicklungsleistungen in Entwicklungs- und Schwellenländern ausgeben. Die Geber melden jährlich ihre ODA-Zahlen, der DAC wertet sie aus und veröffentlicht sie.

Zur ODA zählen:

  • Leistungen, die zu günstigen Bedingungen
  • mit dem Hauptziel der Förderung der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung von Entwicklungsländern,
  • von öffentlichen Stellen
  • an Entwicklungsländer vergeben werden.

Für die Anrechnung als ODA müssen alle vier Bedingungen erfüllt sein.

USA und Deutschland mit Abstand die wichtigsten Geber

76 %

der gesamten Entwicklungshilfe im Jahr 2023 stellten die größten Industrienationen (G7) bereit. 

Im Jahr 2023 waren die Vereinigten Staaten mit 66 Milliarden US$ weiterhin der größte Geber von Entwicklungshilfe unter den DAC-Mitgliedsstaaten, gefolgt von Deutschland mit 36,7 Milliarden US$. Japan stellte 19,6 Milliarden US$ bereit, das Vereinigte Königreich 19,1 Milliarden US$ und Frankreich 15,4 Milliarden US$.

Setzt man die gezahlte Entwicklungshilfe ins Verhältnis zum Bruttosozialprodukt der Geberländer, ergibt sich ein anderes Bild. Mit 1,09 Prozent zeigte sich Norwegen bei dieser Messgröße am großzügigsten. Dahinter folgen Luxemburg mit 0,99 Prozent und Schweden mit 0,91 Prozent. Deutschland steht auch hier im Vergleich gut da und belegt mit 0,79 Prozent Rang 4. Die USA liegen mit 0,24 Prozent im unteren Drittel.

Mehr Entwicklungshilfe bedeutet auch mehr Geschäftschancen

Abgesehen von den besonderen Ausgaben für die Ukraine und die Palästinensischen Gebiete blieb die Entwicklungshilfe auch für die klassischen Empfängerländer auf einem hohen Niveau. Die insgesamt gestiegene Entwicklungshilfe bedeutet daher mehr finanzielle und technische Unterstützung für Entwicklungs- und Schwellenländer weltweit.

Bei der Planung und Umsetzung von Entwicklungsprojekten schreiben Geberorganisationen die benötigten Bau-, Liefer- und Beratungsleistungen oft international aus. Deutsche Unternehmen können an den Ausschreibungen teilnehmen, Aufträge gewinnen und ihr Know-how und ihre Technologien in diese Projekte einbringen. Sie können so neue Märkte erschließen und langfristige Partnerschaften aufbauen.

Informationen über Projekte und Ausschreibungen

GTAI informiert tagesaktuell mit Projektfrühinformationen und Hinweisen auf Ausschreibungen über vielfältige Geschäftschancen in der internationalen Zusammenarbeit.

Unser E-Mail-Service Tenders & Projects Daily liefert Ihnen täglich die neuesten öffentlichen Ausschreibungen und Projekte aus der ganzen Welt - direkt in Ihr Postfach.

Besonders erfolgreich sind deutsche Unternehmen, die Beratungsleistungen anbieten. Sie unterstützen bei der Planung der Vorhaben, erstellen Machbarkeitsstudien, prüfen Designs, überwachen den Bau und übernehmen viele weitere Aufgaben. Für beratende Ingenieure und Beratungsunternehmen bietet das Geschäftsfeld Entwicklungszusammenarbeit daher gute Geschäftsmöglichkeiten.

Doch auch für Unternehmen, die Bau- und Lieferleistungen erbringen, bieten sich in vielfältigen Sektoren Geschäftschancen. Dazu gehören die Bereiche erneuerbare Energien, Umwelttechnologien, Infrastruktur, Gesundheitswesen und Bildung. Hoch auf der Agenda steht zudem die internationale Klimafinanzierung. Insbesondere Entwicklungsbanken wie die Weltbank oder die KfW Entwicklungsbank stellen immer neue Rekordsummen für Klimavorhaben bereit. Mit den Projekten reduzieren sie Treibhausgasemissionen und schützen Menschen und Infrastruktur besser vor Schäden durch Extremwetterereignisse.

Unternehmen sollten beachten, dass es viele verschiedene Institutionen gibt, die Entwicklungsgelder vergeben und Projekte finanzieren. Dazu gehören unter anderem bilaterale Akteure wie die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) oder die Französische Entwicklungsagentur (AFD). Daneben gibt es multilaterale Akteure wie die Weltbank sowie regionale Entwicklungsbanken wie die Europäische Investitionsbank (EIB) oder die Asiatische Entwicklungsbank (ADB). Die verschiedenen Unterorganisationen der Vereinten Nationen wie das Kinderhilfswerk UNICEF oder das Entwicklungsprogramm UNDP gehören ebenfalls zu den großen Einkäufern in der Entwicklungszusammenarbeit. Die gesamte Auftragsvergabe der Vereinten Nationen belief sich auf 29,6 Milliarden US$ im Jahr 2022.

Wie komme ich ins Geschäft mit den Gebern?

  1. Investieren Sie Zeit in die Marktrecherche: Welche Geber sind in meiner Zielregion besonders aktiv und in welchen Sektoren fördern sie Projekte? Dazu lohnt sich ein Blick auf die Geberprofile und in die Projekt- und Ausschreibungsdatenbank von Germany Trade & Invest.
  2. Pflegen Sie Kontakte: Führen Sie Gespräche mit den Geberinstitutionen sowohl in den Geberländern als auch in den Projektländern. So werden Sie bekannt und erhalten zudem frühzeitig Informationen, um die Projekte besser zu verstehen.
  3. Bauen Sie Ihr Netzwerk auf: Bündeln Sie Ihre Expertise mit jener von deutschen, internationalen und lokalen Partnern und nehmen Sie als Konsortium oder Joint Venture an Ausschreibungen teil.
  4. Seien Sie genau: Die Ausschreibungsverfahren sind stark reguliert und die Anforderungen müssen genau erfüllt werden.
  5. Bleiben Sie dran: Vielleicht sind Sie nicht direkt mit der ersten Bewerbung erfolgreich. Doch mit mehr Erfahrung steigen auch Ihre Chancen.

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