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Wirtschaftsausblick | Eswatini

Eswatini sucht nach neuen wirtschaftlichen Standbeinen

Das kleine Königreich im südlichen Afrika hat eine schwach entwickelte Wirtschaft. Ein Programm zur Industrialisierung soll Investitionen in Gang setzen.

Von Marcus Knupp | Berlin

Top-Thema: Hoffnung auf mehr Jobs durch Industrial Policy

Im Februar 2024 hat die Regierung das Programm "Industrial Policy for Eswatini 2023-2033" vorgelegt. Ein Hauptziel ist wie schon in vorhergehenden Programmen die Schaffung von Arbeitsplätzen. Den Weg dorthin sollen der Ausbau und die Diversifizierung der lokalen Industrie bereiten. Diese verfügt bereits über einige Ansätze in Bereichen wie Textil und Bekleidung, Nahrungsmittel und Getränke oder Holzverarbeitung. Neben anderen Institutionen hat auch die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) die Erstellung der Strategie unterstützt.

Eine beträchtliche Hürde stellt nach den Erfahrungen der jüngeren Vergangenheit die Umsetzung in konkrete Vorhaben dar. Die Einrichtung von zwei Sonderwirtschaftszonen (Special Economic Zone, SEZ) konnte in den letzten Jahren die Hoffnungen auf eine rasche Entwicklung der Industrie nicht erfüllen. 

So hat sich im 2018 gegründeten Eswatini Royal Science and Technology Park bis heute kein einziges Unternehmen niedergelassen. Kritik gab es unter anderem an den nicht eindeutigen Förderbedingungen. Pressemeldungen zufolge hat die Regierung nun mit der Überarbeitung des SEZ-Gesetzes begonnen.

Die Nähe zu den Häfen Maputo in Mosambik und Richards Bay in Südafrika sowie der zollfreie Zugang sowohl zu den Mitgliedsländern der Zollunion des südlichen Afrika (SACU) als auch zum US-Markt im Rahmen des Abkommens "Africa Growth and Opportunity Act" (AGOA) bieten dem Standort Eswatini einige Vorteile. 

Schwerer tut sich das als absolute Monarchie geführte Königreich mit der Schaffung transparenter Rahmenbedingungen und der Einbindung breiter Bevölkerungsteile in die Entwicklung. Nach den schweren politischen Unruhen im Jahr 2021 ist aktuell eine gewisse Beruhigung festzustellen, ohne dass grundlegende gesellschaftliche Veränderungen in Sicht sind.

Wirtschaftsentwicklung: Hohe Abhängigkeit von Südafrika

Südafrika ist mit Abstand der wichtigste Abnehmer eswatinischer Exporte. Zentrale Basisgüter wie Treibstoffe oder Elektrizität bezieht das Königreich vom großen Nachbarn. Die Währung Lilangeni ist paritätisch an den südafrikanischen Rand gekoppelt. Eswatinische Arbeitskräfte schicken Geld an ihre Familien zuhause. Die Überweisungen aus der Zollunion SACU sind fester Bestandteil der Budgetplanung in Eswatinis Hauptstadt Mbabane. Die Konjunktur in Südafrika hat einen direkten und starken Einfluss auf die Wirtschaftsentwicklung in Eswatini.

Da sich die wirtschaftliche Lage dort nach den Wahlen tendenziell stabilisieren wird und die Inflation rückläufig ist, gehen die Prognosen auch für Eswatini von einem steigenden Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in diesem und im kommenden Jahr aus. Die Einkommensunterschiede in Eswatini sind sehr groß. Rund ein Drittel der Bevölkerung lebt nach Angaben der Weltbank unterhalb der internationalen Armutsgrenze. 

Investitionen: Infrastruktur hat Priorität

Eine wichtige Voraussetzung für die geplante intensivere Industrieansiedlung ist neben den rechtlichen Rahmenbedingungen eine funktionierende Infrastruktur. Insbesondere im Bereich Energie warten hier große Aufgaben auf das Königreich. Eswatini bezieht derzeit noch rund 75 Prozent seiner Elektrizität aus den Nachbarländern Mosambik und Südafrika. 

Den Löwenanteil liefert der südafrikanische Energieversorger Eskom, der in den vergangenen Jahren selbst in seinem Heimatland nicht verlässlich für Strom sorgen konnte. Im Oktober 2025 läuft der Liefervertrag mit Eskom aus. Um die potenzielle Lücke zu schließen, will Eswatini die eigenen Erzeugungskapazitäten massiv ausbauen und setzt dabei neben Wasserkraft vor allem auf Solarenergie. Sollten diese Pläne realisiert werden, muss auch das Übertragungsnetz entsprechend angepasst werden.

Außenhandel: Wenige Produkte dominieren den Export

Zucker in verschiedenen Formen ist das wichtigste Ausfuhrprodukt Eswatinis. Noch vor dem Rohzucker aus dem Zuckerrohranbau steht Glukosesirup für die Herstellung von Erfrischungsgetränken an erster Stelle. Es folgen chemische Erzeugnisse, Bekleidung und Holz. Zielland ist vor allem Südafrika, das rund 70 Prozent der Exporte des Königreichs abnimmt. Mit deutlichem Abstand folgen Länder wie Algerien, Kenia und die DR Kongo.

Auch die Einfuhren stammen zu mehr als drei Vierteln aus Südafrika, das Eswatini mit Treibstoffen, Elektrizität und Konsumgütern versorgt. Nach Energie sind Kraftfahrzeuge, Maschinen, Getreide und Elektrogeräte die am meisten importierten Warengruppen. Die nächstgrößten Lieferländer sind China, Indien, die USA und Mosambik. Ein im Januar 2024 abgeschlossenes Kooperationsabkommen mit Taiwan könnte in Zukunft für ein steigendes Handelsvolumen sorgen. 

Deutsche Perspektive: Standort ist nicht auf dem Schirm

Obwohl sich die deutschen Exporte nach Eswatini in den vergangenen fünf Jahren fast verdoppelt haben, spielt das Land mit Blick auf das absolute Handelsvolumen kaum eine Rolle. Die Lieferungen der in Südafrika ansässigen deutschen Unternehmen schlagen sich naturgemäß nicht in den Daten des deutsch-eswatinischen Außenhandels nieder. Aber auch insgesamt ist das Königreich als Markt von geringer Bedeutung. Dies gilt jedoch nicht für den regionalen Markt des südlichen Afrikas.

Diese Lage nutzen Investoren aus anderen Ländern durchaus. So produziert Coca-Cola in Eswatini für Südafrika. Zahlreiche Unternehmen aus Taiwan, zu dem Eswatini als eines der wenigen Länder weltweit diplomatische Beziehungen unterhält, haben sich in dem kleinen Königreich niedergelassen. Die Ostasiaten sind vor allem in der Textilindustrie mit rund 22.000 Beschäftigten aktiv, wollen aber auch in die Aquakultur einsteigen und unterstützen Bewässerungsprojekte in der Landwirtschaft.

In den letzten Monaten kündigten Unternehmen aus Südafrika, den USA und Belgien Investitionsvorhaben an. An Ausschreibungen im Bereich der erneuerbaren Energien haben sich auch Firmen aus Frankreich oder dem Vereinigten Königreich beteiligt.

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