Wirtschaftsausblick | Uganda
Hohes Wachstum durch Ölprojekt
Uganda zählt zu dynamischsten Ländern in Ostafrika, vor allem wegen eines Ölprojekts. In einigen Branchen gibt es Chancen für deutsche Zulieferer.
18.02.2025
Von Carsten Ehlers | Nairobi
Top Thema: Uganda plant neue Bahntrasse nach Kenia
Der Bau einer neuen Bahnlinie für etwa 3 Milliarden US-Dollar (US$) soll Uganda besser mit dem kenianischen Hafen Mombasa verbinden. Die Malaba-Kampala-Standard Gauge Railway soll über etwa 270 Kilometer vom ugandisch-kenianischen Grenzort Malaba bis nach Kampala führen. Experten halten die Realisierung des seit Jahren geplanten Projekts für wahrscheinlich.
Uganda muss fast alle Güter importieren und leidet als Land ohne eigenen Meerzugang unter hohen Transportkosten. Bislang werden die Güter per Lkw vom kenianischen Hafen Mombasa nach Uganda geliefert – eine Strecke von mehr als 1.000 Kilometern. Mittelfristig soll die geplante Bahntrasse weiter gebaut werden von Kampala in Richtung Südsudan, Ostkongo und Ruanda.
Offizieller Spatenstich war laut Medienberichten durch Präsident Yoweri Museveni im November 2024. Den Zuschlag für den Bau hat die türkische Yapi Merkezi erhalten. Aber die Finanzierung ist noch nicht gesichert. Daher ist es eher unwahrscheinlich, dass die Verlegung der Trasse nun mit Hochdruck weitergeführt wird.
Für einen durchgehenden Trassenverlauf nach Mombasa muss zudem die Normalspurtrasse auf kenianischer Seite von Naivasha nach Malaba weiter gebaut werden. Auch hier gibt es Absichtserklärungen, aber Fragezeichen bei der Finanzierung. Diese Strecke würde etwa 5,3 Milliarden US$ kosten.
Wirtschaftsentwicklung: Wahlen rücken politische Stabilität in den Fokus
Die Aussichten für 2025 sind gut: Der Informationsdienstleister Economist Intelligence Unit (EIU) prognostiziert ein reales Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 6,9 Prozent, 2026 sogar von über 7 Prozent. Das ist auch im regionalen Vergleich viel und deutet auf eine Hochkonjunktur hin. Motor dieser Dynamik ist das Ölförderprojekt am Albertsee. Die beiden Konzessionäre TotalEnergies und China National Offshore Oil Corporation (CNOOC) wollen 2026 mit der Förderung beginnen.
Das aus Umwelt- und Menschenrechtsgründen umstrittene Ölprojekt im Wert von rund 10 Milliarden US-Dollar ist die größte Investition, die Uganda je getätigt hat. Vom Ölprojekt profitieren auch andere Sektoren, vor allem der Bausektor und Dienstleistungen wie der Verleih von technischem Gerät.
Im Januar 2026 finden Präsidentschaftswahlen in Uganda statt. Klarer Favorit ist der seit 1986 regierende Präsident Yoweri Museveni. Die für Investoren so wichtige politische Stabilität wäre mit seiner Wiederwahl vermutlich bis 2031 gesichert. Gleichwohl steht er mit seiner rigiden Art der Amtsführung international stark in der Kritik.
Museveni ist 80 Jahre alt und es stellt sich zunehmend die Frage, wer seine Nachfolge übernimmt. Aktuell hat sein Sohn und Armeeführer Muhoozi Kainerugaba die besten Karten. Viele Beobachter sehen ihn dem Amt dauerhaft nur bedingt gewachsen. Mittelfristig bestehen also große Fragezeichen bezüglich Ugandas politischer Stabilität.
Die Aussichten für die nächsten ein bis zwei Jahre sind gut, vor allem in der Landwirtschaft, der Nahrungsmittelindustrie und dem Bausektor. In allen genannten Bereichen wird es vermehrt zu Investitionen kommen.
Für eine steigende Nachfrage an Infrastruktur, Gebäuden, Nahrungsmitteln und sonstigen Konsumgütern sorgt allein schon das hohe Bevölkerungswachstum. Hinzu kommt, dass der Staat für den Ausbau der Strom-, Transport, und Energienetze neben Gebergeldern schon länger die zukünftigen Öleinnahmen einplant.
GTAI-Informationen zu Uganda
- Wirtschaftsstandort Uganda: Stärken- und Schwächenanalyse des Investitionsstandortes
- Wirtschaftsdaten kompakt: Alle wichtigen wirtschaftlichen Kennzahlen auf einen Blick
- Branchenanalysen zu Bauwirtschaft, Landwirtschaft, Energie und Wasser
- Aktuelle geberfinanzierte Projekte: GTAI-Länderseite Uganda, Rubrik "Ausschreibungen" und "Entwicklungsprojekte"
Breite Bevölkerung bekommt vom Aufschwung noch nicht viel mit
Der Zuwachs beim Verbrauch hinkt hinter den Investitionen zurück. Das Pro-Kopf-Einkommen liegt nach Prognose des IWF im Jahr 2025 bei etwa 1.300 US-Dollar. Damit gehört Uganda zu den armen Ländern mit sehr beschränkter Kaufkraft. Gleichwohl wächst der Absatzmarkt für günstige Massenartikel. Zu den aktuell etwas über 50 Millionen Menschen kommen jährlich mehr als 1 Million hinzu. Die Inflation kann in Grenzen gehalten werden. Sie dürfte 2025 bei etwa 5 Prozent liegen.
Konsumfreudig und vergleichsweise kaufkräftig ist eine kleine Mittel- und Oberschicht, die sich überwiegend im Großraum Kampala konzentriert. Der formelle Einzelhandel in Form von Malls und sich ausbreitenden Supermarktketten wie Carrefour entsteht erst. Das importierte Angebot ist spärlich und oft überteuert.
Lokal gefertigte Produkte mit guter Qualität zu moderaten Preisen finden daher durchaus ihren Markt, zum Beispiel bei Textilien. Dabei gilt die Devise "Value for Money", sagt die die deutsche Unternehmerin Antonia Lorenz im Gespräch mit dem Africa Busines Guide über ihre Erfahrungen in Uganda nach der Gründung ihres Modelabels Waya Collective.
Deutsche Perspektive: Die Konkurrenz nimmt zu
Aus deutscher Sicht zählt Uganda innerhalb Subsahara-Afrikas zu den mittelgroßen Absatzmärkten. Viele Firmen betreuen den Markt vom regionalen Vertriebshub Nairobi (Kenia) aus. Die deutschen Exporte erreichten von Januar bis November 2024 einen Wert von 118,6 Millionen Euro, und damit in etwa das Niveau des Vorjahres.
Der Markt ist preissensibel und die Konkurrenz hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Asiatische Produkte, insbesondere aus China und Indien, dominieren in vielen Segmenten. Deutsche Produkte verteuern sich zusätzlich durch die aktuell hohen Frachtraten, weil der Suez-Kanal nur bedingt durchschifft wird und die Frachter um Südafrika herumfahren müssen.
Der Markt gilt zudem als schwierig und mit Risiken behaftet und genießt daher bei vielen deutschen Unternehmen geringe Priorität. Die wenigen vor Ort präsenten Unternehmen berichten aber überwiegend von guten Geschäften. Sie sind aktiv in der Landwirtschaft (Kaffee), im Vertrieb von technischen Ausrüstungen, im Ingenieurconsulting und in verschiedenen Service-Bereichen.
Uganda zählt zu den wenigen Ländern in Afrika, mit denen Deutschland einen negativen Handelsbilanzsaldo hat und das auch erst seit wenigen Jahren. Das liegt vor allem am stark gestiegenen Kaffeeimport, insbesondere Robusta.