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Branche kompakt | Frankreich | Medizintechnik

Markttrends

Frankreichs Medizintechnikmarkt ist attraktiv, wenn auch nicht einfach. Deutsche Technologie ist hoch angesehen, die Konkurrenz aber groß.

Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

Frankreichs Medizintechnikmarkt ist ein hochentwickelter, durchregulierter und auf Kosteneffizienz sowie Innovation ausgerichteter Sektor. Die internationale Konkurrenz ist hoch, der Kostendruck, der auf Krankenhäusern, Gesundheitseinrichtungen und Sozialkassen lastet, ebenfalls. Größe und Wachstumspotenzial aber machen den Markt trotz aller Erschwernisse attraktiv.

Deutsche Technologie für einen wachsenden Markt

Frankreich ist nach Deutschland der zweitgrößte Markt für medizintechnische Produkte in Europa. Im Jahr 2024 erreichte der Sektor laut Marktforscher Fitch Solutions ein Volumen von knapp 19 Milliarden Euro, Tendenz steigend. Denn eine alternde Bevölkerung mit einer im europäischen Vergleich hohen Lebenserwartung führt dazu, dass der französische Bedarf an Medizintechnik auch künftig zunehmen wird. Fitch Solutions prognostiziert für die Jahre 2024 bis 2028 ein jährliches Marktwachstum in Höhe von 6 Prozent. Bis zum Jahr 2028 soll das Marktvolumen damit eine Größe von 22,8 Milliarden Euro erreichen. Das langfristige Wachstumspotenzial macht das Land trotz eines herausfordernden Umfelds weiterhin zu einem attraktiven Markt

78,5 Prozent

des Bedarfs an Medizintechnik wurde 2023 durch Importe gedeckt.

Obwohl Frankreich über eine eigene gut aufgestellte Medizintechnikbranche sowie eine lebendige Start-up-Szene verfügt, ist das Land in weiten Bereichen auf Importe angewiesen. Der deutsche Medizintechniksektor ist in Frankreich gut positioniert. Deutschland ist nach den USA nicht nur der zweitwichtigste Lieferant. Große Unternehmen wie B.Braun, Dräger, Siemens Healthineers und Hartmann haben zudem eigene Produktionsstätten in Frankreich und fertigen dort sowohl für den lokalen Markt als auch hauptsächlich für den Export.   

Politische Unsicherheit verzögert Reformen

Das französische Gesundheitssystem kämpft aktuell mit Schwierigkeiten. Zwar zählt Frankreich aus technologischer und medizinischer Sicht zu den weltweit führenden Nationen. Allerdings halten die Kapazitäten mit den wachsenden Bedürfnissen einer stetig zunehmenden Patientenzahl nicht Schritt. 

Noch dazu stehen die chronisch defizitären Sozialkassen, die Hauptträger der Erstattungskosten, unter Sparzwang. Das Land ist stark verschuldet. Frankreich muss in den kommenden Jahren seine Ausgaben auch im Sozialsystem kürzen, keiner weiß aber, welcher Sektor konkret und in welcher Form und Höhe betroffen sein wird. Aufgrund andauernder Regierungswechsel seit Beginn des Jahres 2024 können wichtige Förder- und Reformprogramme wie der Ségur du numérique en santé (Digitale Gesundheitsversorgung) nicht vorangetrieben werden. 

Innovationen sollen die Branche voranbringen

Trotz aller Sparzwänge will das Land seine Ansprüche an das Gesundheitssystem nicht herunterschrauben. Ganz im Gegenteil will Frankreich bis 2030 in Europa eine Führungsposition im Bereich hochinnovativer Gesundheitstechnologien einnehmen. Die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung soll landesübergreifend höchsten Ansprüchen genügen. 

Frankreich möchte für Unternehmen aus der Medizintechnik attraktiver werden und hat angekündigt, den Marktzugang für medizintechnische Produkte zu erleichtern. An diesen grundsätzlichen Plänen ändert auch die derzeitige politische Instabilität nichts. 

Der im Rahmen des Innovationsprogramms France 2030 bereitgestellte Fördertopf "Plan Innovation Santé 2030" in Höhe von 7,5 Milliarden Euro gibt den Ambitionen nach wie vor finanzielle Rückendeckung. Gut eine Milliarde Euro sind für den Medizintechniksektor, hier insbesondere digitale Anwendungen und Hilfsmittel, reserviert. Die Regierung schiebt die Start-up-Förderung auch an, um die lokale Entwicklung innovativer Technologien zu beschleunigen. 

Staatliche Förderung für eine bessere Gesundheitsversorgung

Ausgewählte Förderziele ''Plan Innovation Santé 2030''

 

  • 2,0 Mrd. Euro - Relokalisierung der Gesundheitsindustrien; Förderbank BPI
  • 1,5 Mrd. Euro - Relokalisierung; IPCEI-Projekte
  • 1,0 Mrd. Euro - Kapazitätsausbau Biorecherche
  • 800 Mio. Euro - Entwicklung innovativer Therapien
  • 750 Mio. Euro - Pandemievorsorge
  • 650 Mio. Euro - Digital Health
  • 400 Mio. Euro - Medizintechnik

 

Quelle: Gouvernement Francais

Anmerkung: IPCEI: Important Projects of Common European Interest; BPI: Banque Publique d'Investissement

Frankreich bleibt ein schwieriger Markt

Unternehmen aus der Gesundheitswirtschaft begrüßen die Förderpolitik der Regierung. Branchenvertreter betonen jedoch, dass die Rahmenbedingungen in Frankreich schwierig sind. Zulassungsverfahren für neue Anwendungen und Technologien sind komplex und langwierig. Zudem sind insbesondere bei digitalisierten Anwendungen die Genehmigungsvorgaben noch nicht vollständig ausgereift. 

Laut dem Marktforschungsinstitut Fitch Solutions liegen die Erstattungssätze für Medizintechnik und telemedizinische Anwendungen im europäischen Vergleich niedrig. Hieran dürfte sich auch in Zukunft wenig ändern. Angesichts der aktuellen Finanzschwäche des Staats- und Sozialversicherungsbudgets dürfte der Druck auf Erstattungssätze hoch bleiben. Laut Entwurf des neuen Sozialversicherungsfinanzierungsgesetzes für das Jahr 2025 sollen die Ausgaben für Medizintechnologie erneut um 200 Millionen Euro abgesenkt werden. 

Krankenhäuser investieren zwar in den dringend erforderlichen Ausbau von Kapazität und modernisieren ihre Einrichtungen. Offene staatliche Finanzierungsfragen aber führen dazu, dass Projekte teils nicht in die Umsetzung kommen. 

Ausgewählte Investitionsprojekte im Gesundheitssektor in FrankreichInvestitionssumme in Millionen Euro
ProjektZeitraum

Investitionssumme

Beschreibung des Projekts
Neubau einer Universitätsklinik Grand Paris Nord, Saint-OuenBaubeginn Mitte 2026 

1.300

Zusammenlegung zweier Krankenhäuser und Verknüpfung und mit einem neuen Universitätscampus.

Neubau Universitätsklinik Nantes

 

Fertigstellung bis 2027

1.225

Neubau und Verlegung der Uniklinik (CHU) Nantes auf eine Insel.
Zusammenführung der Universitätsklinik (CHU) Nancy an neuem StandortBaubeginn 2027

800

Uniklinik Nancy mit sieben Dependancen wird an einem Standort zusammengeführt.
Modernisierung des Klinikhauptgebäudes in PontoiseIn Planung

500

Modernisierung und Restrukturierung des Hauptgebäudes der Klinik in Pontoise des Klinikverbunds GHT Novo.
Modernisierung des Krankenhausverbunds AP-HM, MarseilleIm Bau, Fertigstellung geplant 2030

457

Als Teil des Krankenhausverbunds Assistance publique-hôpitaux de Marseille (AP-HM) werden zwei Krankenhäuser renoviert und eine Geburtsklinik gebaut.
Modernisierung CHU LilleBaubeginn 2024

450

Renovierung und Ausbau der beiden CHU Lille-Kliniken Hôpital Roger Salengro und Hôpital Jeanne de Flandre.
Zusammenführung von Kliniken Dinan, Saint-Malo und CancaleIm Genehmigungsverfahren, Architekturausschreibung geplant 2025

445

Zusammenführung von drei Kliniken an einem Standort und Modernisierung von zwei Kliniken des Klinikverbunds GHT Rance Emeraude.
Neubau eines Forschungscampus PariSanté Campus, ParisBaubeginn geplant 2027

433

Armeekrankenhaus in Val-de-Grâce wird umgebaut.
Quelle: Hospimedia; Tagespresse

Eine sinkende Zahlungsmoral belastet Zulieferer von Krankenhäusern und Gesundheitseinrichtungen. Laut dem Branchenverband SNITEM sind die Zahlungsverzögerungen der Krankenhäuser zwischen 2021 und 2023 im Durchschnitt von 64 auf 73 Tage gestiegen. Bei Zahlungen an kleine und mittlere Unternehmen, die rund 73 Prozent der Zulieferer ausmachen, haben sich die Zahlungszeiträume sogar auf 77 Tage verlängert.

Digital Health-Sektor will an die Spitze

Frankreich strebt an, internationaler Innovationsführer im Bereich Digital Health zu werden. Der Staat unterstützt die lebendige Digital Health-Szene durch steuerliche Anreize und Innovationsprogramme wie France 2030 Santé Numérique. Digital Health-Anwendungen und der Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) sollen dazu beitragen, die Betreuung der Patienten zu verbessern, den Behandlungsablauf zu optimieren und Forschung und Entwicklung zu beschleunigen.  

 

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