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Hohe Kosten gefährden Weiterentwicklung von Start-ups

Finanzierung ist größter Hemmschuh / Von Corinna Päffgen

Accra (GTAI) - Herausforderungen für Start-ups in Ghana gibt es viele. Hindernisse sind eine unzureichende Strom- und Internetinfrastruktur, hohe Mieten für Büroräume, Bürokratie und der schlechte Zugang zu Finanzierung.

Die Kosten für Strom und Internet im westafrikanischen Ghana sind hoch. Stromausfälle sind nach wie vor häufig und stabile Internetverbindungen nicht selbstverständlich. Viele Internetanschlüsse funktionieren mit LTE-Routern (SIM-Karte). Wer wie Tech-Unternehmen eine stabile Strom- und Internetverbindung braucht, muss hohe Kosten in Kauf nehmen.

Die unzureichenden Finanzierungsmöglichkeiten wirken sich deshalb besonders nachteilig aus. Die wenigsten Start-ups finanzieren sich über klassische Bankkredite, da die Zinsen bis zu 20 bis 30 Prozent betragen können. Das meiste Kapital kommt deshalb von Risikokapitalfonds und Business-Angels, die in der Regel im Ausland sitzen. Lokale Investoren tun sich nach wie vor schwer, Start-ups zu unterstützen, da viele erst ein fertiges Produkt sehen wollen, bevor investiert wird. Trotz widriger Umstände schaffen es zahlreiche Start-ups, teilweise über die Landesgrenzen hinaus, erfolgreich zu sein. So expandierte das ghanaische Fintech-Start-up KudiGo erst kürzlich nach Nigeria.

Not macht innovativ

Unternehmergeist und der Wunsch nach einer Verbesserung der Lebensumstände treiben viele Gründer an. Der noch zurückliegende Entwicklungsstand bei der Infrastruktur, bei Dienstleistungen und der öffentlichen Versorgung bietet ein großes Potenzial für innovative Lösungen. Zugleich lässt die zunehmende Gründung von Fintech- und Software-Unternehmen auf eine sich modernisierende Unternehmenslandschaft in Ghana schließen.

Aufstrebende ghanaische Start-ups auf einen Blick

Start-up

Sektor/Sparte

Beschreibung

Sesi Technologies

AgriTech

Entwickelt kostengünstige Technologien für Landwirte und Agrarunternehmen, wie den Feuchtigkeitsmesser GrainMate, der die Feuchtigkeit von gelagertem Getreide misst. Verluste nach der Ernte können so minimiert und Produktivität und Ertrag gesteigert werden.

CowTribe

AgriTech

Mobile Plattform, die Landwirte bei Fragen der Viehzucht unterstützt, Informationen zu Impfungen bietet und Veterinärdienste vermittelt.

PEG Ghana

Energy

Bietet pay-as-you-go-Solarlösungen für einkommensschwache Privathaushalte in ruralen Regionen an.

dext

Education

Entwickelt Lernboxen für Kinder nach internationalen Standards mit Materialien für Experimente und Online-Tutorials.

Chipper Cash

FinTech

App für grenzüberschreitende Geldtransfers. Derzeit anwendbar in den Ländern Kenia, Ruanda, Tansania, Uganda, Nigeria. Geplant ist die Erweiterung nach Großbritannien, Südafrika und in die EU.

KudiGo

FinTech

Bietet mobile Management-Lösung für den Einzelhandel an. Über die App können zum Beispiel Bestellungen einschließlich Bezahlung abgewickelt werden und die Buchhaltung gemacht werden. Zudem gibt es ein Analysetool.

mPharma

Health

Übernimmt Rolle als Lieferant, Planung und Inventur für Apotheken. Preise für Medikamente sind in Ghana nicht reguliert, dadurch oft überteuert. Durch ein größeres Netzwerk können Bestellungen gebündelt und Mengenrabatte verhandelt werden. Zudem gibt es einen Finanzierungsdienst, der Ratenzahlungen für teure Medikamente anbietet.

GetINNOtized

IT

Deutsch-ghanaisches Start-up; entwickelt mit ghanaischen IT-Fachkräften Software für den deutschen Markt.

snooCode

Logistics

Hat ursprünglich für das Rote Kreuz Ghana eine Navigations-App entwickelt, die auf einem alphanumerischen Codesystem basiert. Damit können Adressen schnell und genau gespeichert sowie geteilt werden, auch wenn kein Internet- oder Mobilfunkzugang besteht.

Coliba

Waste Management

Plastik-Recycling-Unternehmen mit eigener App, über die die Abholung von Müll bestellt werden kann. Mittlerweile unterhält Coliba mehr als 40 Recycling-Zentren.

Quelle: Recherchen von Germany Trade and Invest; Investment Report Africa 2019, Briter Bridges

Marktbedingungen noch verbesserungswürdig

Das Ökosystem ist allerdings noch nicht optimal, einige Verbesserungsmaßnahmen sind nach Ansicht von Samuel Boakye Opoku, Koordinator für Start-ups und New Economy bei der AHK Ghana, notwendig. Vieles ist dabei Aufgabe der Politik aber auch vermehrtes Engagement des Privatsektors ist gefragt. So muss die Strom- und Internetinfrastruktur ausgebaut und verbessert werden. Zudem kämpft Accra mit schlechten Straßen, Verkehrsproblemen und Staus; auch hier sind Investitionen dringend erforderlich.

Essentiell ist ein verbesserter Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten. Bankkredite müssen mit deutlich weniger Zinsen vergeben werden. Zudem sind innovative Finanzierungsinstrumente gefragt. So schlägt die Non-Profit Organisation Enpact e.V. den vermehrten Einsatz von Crowdfunding als Option vor. Aber auch die Einführung lokal finanzierter Stipendien für Gründer wäre eine Möglichkeit.

Der sogenannte "skills gap" zwischen den Anforderungen des Arbeitsmarktes und des Qualifizierungsgrades von Uniabsolventen muss verringert werden, ein grundsätzliches Problem bei jungen Absolventen. Die Arbeitskräfte von morgen müssen besser und vor allem praxisorientierter ausgebildet werden. Erste Initiativen privater Unternehmen sind dabei erfolgreich.

Die hohen Mietkosten für Büroräume sind ebenfalls ein Hindernis. Oftmals verlangen Vermieter die Zahlung der Miete für zwei Jahre im Voraus, obwohl gesetzlich lediglich eine Mietvorauszahlung von sechs Monaten erlaubt ist. Hier ist auf die Einhaltung der bereits vorhandenen gesetzlichen Vorschriften zu achten, was wiederum Aufgabe der Politik und Justiz ist.

Weiterführende Links und Adressen

Weitere Informationen zu Wirtschaftslage, Branchen, Geschäftspraxis, Recht, Zoll, Ausschreibungen und Entwicklungsprojekten in Ghana können Sie auf der Länderseite Ghana von GTAI abrufen. In der Länderübersicht Afrika erhalten Sie mittels interaktiver Karte weitere Informationen zum Land Ihrer Wahl .

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