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IKT-Branche gilt als Hoffnungsträger

Der IKT-Sektor gehört zu den schnell wachsenden Wirtschaftszweigen. Auch international rückt der Standort Ghana zunehmend in den Fokus.

Von Corinna Päffgen | Accra

Ghana setzt große Hoffnungen in die Informations- und Kommunikationstechnik (IKT). In den letzten Jahren konnte der Sektor stark wachsen. Allein in den letzten zwei Jahren hat sich seine Wirtschaftsleistung fast verdoppelt. Im Jahr 2021 hat die Branche etwa 5 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) beigetragen. Experten zufolge könnte das Marktvolumen von derzeit rund 1 Milliarde US-Dollar (US$) bis 2030 auf 5 Milliarden US$ steigen.

Die Geschäftschancen sind vielfältig und reichen vom Ausbau der digitalen Infrastruktur und der Lieferung entsprechender Komponenten über den Verkauf von Softwarelösungen hin zu Beratungsdienstleistungen und Trainings sowie Lösungen zur Cybersicherheit.

Schon seit Längerem zieht Ghana als IT-Standort auch internationale Aufmerksamkeit auf sich. Mehrere ausländische Technologieunternehmen sind bereits im Markt präsent. Google hat zum Beispiel im Jahr 2019 sein erstes Labor für künstliche Intelligenz in Afrika gegründet. Das Unternehmen American Tower Corporation stellt mehr als 80 Prozent der über 6.000 Sendemasten bereit. China baut in Ghana die digitale Seidenstraße aus.

Konnektivität soll auch in ländlichen Regionen verbessert werden

Mit seiner "Digital Transformation Agenda" treibt Ghana den Ausbau der digitalen Infrastruktur und die Digitalisierung von öffentlichen Dienstleistungen voran. Unterstützung leistet unter anderem die Weltbank. Das Ökosystem für digitale Innovationen soll gestärkt und die Konnektivität auch in ländlichen Gegenden verbessert werden. Damit ist die Hoffnung verbunden, Arbeitsplätze zu schaffen. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH unterstützt die Entwicklung des Sektors mit den Programmen Make-IT in Africa und E-Commerce Initiative – Boosting African Digital Trade.

Telekommunikation ist bislang das stärkste Segment

Bislang dominieren vor allem Telekommunikationsanbieter den IKT-Markt. Insgesamt sind vier Anbieter am Markt aktiv: MTN, Vodafone, airteltigo und Glo. Den größten Marktanteil hat mit mehr als 60 Prozent das südafrikanische Unternehmen MTN. Die Mobilfunkpenetrationsrate liegt bei etwa 130 Prozent und bei rund 80 Prozent für mobiles Internet.

Alle Mobilfunkanbieter unterstützen den 4G/LTE-Mobilfunkstandard. 5G-Netze sind in Ghana noch nicht verfügbar. MTN möchte Medienberichten zufolge in den nächsten Jahren den Ausbau vorantreiben und bald mit einer Pilotphase beginnen. Vodafone hatte Ende 2020 Pläne bekanntgegeben, zusammen mit AST SpaceMobile (Sitz in den USA) ein satellitengestütztes 4G- und 5G-Netzwerk zu entwickeln, das künftig in fast 50 Ländern in Äquatornähe inklusive Ghana nutzbar sein soll. Ein erster Testsatellit wurde bereits in Betrieb genommen. Bald ist die erste Erprobung in sechs Ländern geplant, unter anderem in Kenia.

Das Mobilfunktelefon ist wichtiger Begleiter im Alltag vieler Ghanaer. Vor allem mobiles Bezahlen ist weit verbreitet, nicht nur in ruralen Gegenden. Viele Ghanaer verfügen über kein Bankkonto, neben Bargeld ist deshalb "MoMo" (mobile money) als Zahlungsmittel beliebt. Anbieter für mobile Bezahldienste sind neben MTN die Fin-Tech Unternehmen Zeepay, Expresspay, Ghana Interbank Payment & Settlement Systems und Hubtel.

Tech-Start-ups bieten moderne Lösungen

Unternehmergeist und der Wunsch nach einer Verbesserung der Lebensumstände treiben viele Gründer an. Der noch zurückliegende Entwicklungsstand in vielen Bereichen bietet ein großes Potenzial für innovative Lösungen. Digitale und App-basierte Lösungen dürften künftig in vielen Bereichen zunehmen. Derzeit boomen vor allem digitale Finanzdienstleistungen. Das Unternehmen ChipperCash ist mit einer App für bargeldlose Finanztransfers mit 5 Millionen Nutzern in den Ländern Ghana, Nigeria, Ruanda, Uganda, Südafrika und USA erfolgreich.

Mehrere Tech-Start-ups bieten bereits entsprechende Dienste auch in anderen Bereichen wie Gesundheit (HealthTech), Landwirtschaft (AgriTech) und Bildungswesen (EdTech) mit Erfolg an. Ghanas Start-up-Branche sieht sich jedoch auch mit großen Herausforderungen konfrontiert, insbesondere im Bereich der Finanzierung.

Nachfrage nach Rechenzentren wird steigen

Gute Wachstumschancen hat der Ausbau und Betrieb der digitalen Infrastruktur. Immer noch sind viele Gegenden unterversorgt, sowohl bei Mobilfunk als auch bei der "last mile"-Anbindung an das Internet.  Hier werden entsprechende Komponenten wie Glasfaserkabel, Rohre, Verteilerkästen, Sendemasten, Router etc. benötigt. Große Player sind hier bislang Huawei, American Tower Corporation und Helios Tower.

Aufgrund der wachsenden Digitalwirtschaft und der zunehmenden Digitalisierung von Behörden wird die Nachfrage nach Datenzentren künftig steigen. Die genaue Anzahl von Rechenzentren in Ghana lässt sich aufgrund einer schwierigen und widersprüchlichen Datenlage kaum bestimmen. So listet die Data Center Map vier Rechenzentren auf, die Datacente.rs World Map hingegen 28 Einrichtungen. Fast alle Datenzentren befinden sich in der Region Accra, wenige gibt es in Takoradi und Kumasi.

Im Jahr 2022 übernahm das US-amerikanische Unternehmen Equinix die westafrikanische MainOne für 320 Millionen US$. MainOne ist ein Anbieter für digitale Infrastruktur, betreibt Rechenzentren und bietet Colocation- und Konnektivitätslösungen an.

Zudem hat die US International Development Finance Corporation kürzlich bekanntgegeben, dass sie eine Kreditfazilität in Höhe von 300 Millionen US$ für den Bau eines Datenzentrums bereitstellen wird.

Auch Software, Services und Trainings sind gefragt

Der Markt für Software, Beratungsdienstleistungen sowie Trainings wird auf mehr als 300 Millionen US$ geschätzt. Anwendungssoftware für Unternehmen wie Enterprise Resource Management (ERM), Costumer-Relationship (CRM) oder Supply-Chain Management dürften mit der fortschreitenden Digitalisierung zunehmend nachgefragt werden.

Aber auch Softwarelösungen für das Management der IT-Infrastruktur von Unternehmen, die Abwicklung von Geschäftsprozessen wie Lagerhaltung und Buchhaltung sowie Datenbanken, Analysetools und Qualitätsmanagement-Software werden künftig an Bedeutung gewinnen. IT- und Softwareberatungen sowie die Beratung für Cybersicherheit dürften damit Hand in Hand gehen. Anbieter für IT-Schulungen und Trainings können von der Entwicklung ebenfalls profitieren.

Attraktiver Standort für die Auslagerung von Geschäftsprozessen

Ghana rückt auch als Standort für die Auslagerung von Geschäftsprozessen (Business Process Outsourcing – BPO) und Information Technology Outsourcing international in den Fokus. Die deutschen Unternehmen AmaliTech und getINNOtized bieten IT-Dienstleistungen ghanaischer Fachkräfte an, bilden Computerspezialisten aus und vermitteln Personal. Kunden sind deutsche und ghanaische Unternehmen.

Majorel errichtet derzeit einen neuen Standort in Accra. Das Unternehmen ist auf Customer Experience- und Process Outsourcing-Dienstleistungen spezialisiert und wird ein Callcenter mit über 400 Mitarbeitern betreiben. Damit ist das Unternehmen in sieben Ländern in Afrika vertreten.

Im Africa Business Guide berichtet AmaliTech-Gründer Martin Hecker über seine Erfahrungen in Ghana: Junge Talente aus Ghana schließen digitale Lücke

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