Interview | Griechenland | Wasserstoff
"Wir wollen Kooperationen im Wasserstoffsegment anstoßen"
Das Joint Venture Hellenic Hydrogen plant sein erstes Großprojekt für die Wasserstoffproduktion in Griechenland. Im Interview berichtet der Geschäftsführer von weiteren Plänen.
28.02.2025
Von Michaela Balis | Athen

Im Interview mit Germany Trade and Invest spricht das geschäftsführende Vorstandsmitglied der Hellenic Hydrogen, Diplom-Ingenieur Dimitris Triantafyllopoulos, über die Investitionspläne des Unternehmens. Das Joint Venture zwischen dem Energiekonzern Motor Oil und dem ehemaligen staatlichen Stromversorger PPC ist ein wichtiger Akteur auf dem Energiemarkt. Das Unternehmen wurde Anfang 2023 gegründet, um grüne Wasserstoffgroßprojekte zu realisieren.
Herr Triantafyllopoulos, welche Bestrebungen verfolgt Hellenic Hydrogen bei der Wasserstoffproduktion ?
Wir planen unsere erste Produktionsanlage für grünen Wasserstoff. Das sogenannte North-1-Projekt wird auf dem Gelände eines ehemaligen thermoelektrischen Kraftwerks im Braunkohleabbaugebiet von Amyntaio im Norden Griechenlands verwirklicht. Die rund 70 Millionen Euro teure Anlage wird zunächst über eine installierte Leistung von 50 Megawatt verfügen und wird voraussichtlich im Jahr 2027 den Betrieb aufnehmen. Die Leistung der Anlage soll nach und nach auf 200 Megawatt ausgebaut werden.
In den nächsten Jahren wollen wir weitere Wasserstoffprojekte über 100 Megawatt sowohl in Griechenland als auch im südöstlichen Mittelmeerraum realisieren.
Haben Sie schon Abnehmer für den grünen Wasserstoff?
Der Hauptabnehmer aus der Anlage North -1 wird zunächst das Kraft-Wärme-Kopplung-Kraftwerk der PPC in der Region sein, das bis zu 20 Prozent auf Wasserstoff umgestellt werden kann. Das Kraftwerk war auch einer der Gründe für die Standortwahl unserer ersten Anlage. Später soll der Wasserstoff im Schwerlastverkehr eingesetzt und exportiert werden, da unsere Anlage nahe geplanter Wasserstoffnetze liegt.
Ist Griechenland Ihrer Meinung nach ein strategisches Exportland? Welches Potenzial ließe sich ausschöpfen?
Die Ergebnisse des Pilotwettbewerbs der Europäischen Wasserstoffbank im 2. Quartal 2024 zeigten, dass sich das südosteuropäische Land mit den durchschnittlich niedrigsten Produktionskosten gegen seine europäischen Mitbewerber durchsetzen konnte. Dies ist unter anderem auf den prognostizierten hohen Anteil erneuerbarer Energien am Energiemix zurückzuführen. Bis Mitte 2030 wird dieser Anteil laut Berechnungen auf über 90 Prozent steigen. Somit wird der Strom im Netz fast ausschließlich aus Erneuerbaren gespeist. Das wird in den nächsten 20 Jahren nur in wenigen Ländern der Fall sein.
Neben den wettbewerbsfähigen Produktionskosten könnte Griechenland dank seiner guten geografischen Lage als Brücke zwischen Europa und den Märkten des Nahen Ostens dienen. Als Hub der Transportnetzen für grünen Wasserstoff würden auch Abnehmer in Mitteleuropa wie Deutschland bedient werden. Wir prüfen aktuell den Export über Pipelines nach Deutschland, aber auch auf dem Seeweg in Form von Derivaten, wie beispielsweise Methanol und Ammoniak.
Führen Sie bereits Verhandlungen mit Erzeugern von Ökostrom für die Wasserstoffproduktion?
Wir sind im Gespräch mit den Tochtergesellschaften unserer Aktionäre, also Motor Oil Renewable Energy und PPC Renewables. Diese betreiben Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund 2 Gigawatt und planen weitere Großprojekte. Zu einem späteren Zeitpunkt planen wir dann den grünen Netzstrom für die Produktion zu nutzen.
Wie finanzieren Sie Ihr Projekt?
Neben dem eingebrachten Eigenkapital wollen wir europäische und nationale Fördermittel beantragen. Der EU-Aufbaufonds oder der EU-Fonds für einen gerechten und entwicklungsfördernden Übergang bieten gute Chancen für uns. Im Frühstadium der Marktentwicklung neuer Technologien sind Subventionen notwendig. Das war bei Photovoltaik und der Windenergie genauso.
Deutsche Unternehmen sind führend bei der Herstellung von Maschinen und Ausrüstung für Wasserstoffanlagen. Erwägen Sie eine Zusammenarbeit?
Während der Planungsphase unserer ersten Wasserstoffanlage hatten wir bereits Kontakt zu deutschen Herstellern und Ausrüstern, da sie eine qualitativ hochwertige und sichere Planung gewährleisten. Wir möchten die Zusammenarbeit intensivieren und in Richtung Wasserstoffspeicherung und -transport ausweiten.
Bietet die Region Westmakedonien, in der Hellenic Hydrogen die Anlage baut, Geschäftschancen für deutsche Unternehmen?
Großzügige Fördermittel aus dem EU-Fond für einen gerechten Übergang im Rahmen der Dekarbonisierung locken Unternehmen in die Region. Gute Chancen bestehen für deutsche Unternehmen, die sowohl den Wasserstoff als auch die Nebenprodukte der Elektrolyse wie Sauerstoff oder Derivate wie Methanol und Ammoniak für die Produktion nutzen. Investoren können Kooperationsmöglichkeiten und Synergien mit Hellenic Hydrogen prüfen.
Vielen Dank für das Gespräch.
Der Nationale Energie und Klimaplan Griechenlands sieht vor, dass bis 2030 pro Jahr 1,2 Terawattstunden Wasserstoff produziert werden. Im 1. Halbjahr 2025 wird das griechische Ministerium für Energie und Umwelt voraussichtlich den Rechtsrahmen veröffentlichen. Bis zum Jahr 2050 strebt das Land eine Produktion von 20,2 Terawattstunden jährlich an.
Griechenland ist Teil der Initiative der europäischen Gasnetzbetreiber zum Aufbau eines europaweiten Wasserstoff-Transportnetzes „European Hydrogen Backbone“.