Wirtschaftsumfeld | Griechenland | Wirtschaftsstruktur
Dienstleistungen prägen die Wirtschaftsstruktur
Griechenland ist eine Dienstleistungsökonomie. Das Land erlässt Reformen und nutzt die Fördermittel, um zu einem attraktiven Investitionsstandort heranzuwachsen.
18.01.2024
Von Michaela Balis | Athen
Das südosteuropäische Land hat die griechische Wirtschafts- und Finanzkrise überwunden und gewinnt auf den internationalen Märkten wieder an Bedeutung. Die deutsche Ratingagentur Scope und die US-amerikanische S&P Global Ratings haben die griechische Wirtschaft im August und Oktober 2023 mit "Investment Grade“ bewertet. Damit gilt das Land wieder als investitionswürdig.
Europäische Fördermittel kurbelt die Wirtschaft an. Rund 36 Milliarden Euro aus dem EU-Aufbaufonds und weitere knapp 21 Milliarden Euro aus dem EU-Partnerschaftsvertrag fließen bis 2027 in private und öffentliche Projekte. Besonders gefördert werden grüne Investitionen sowie die Digitalisierung und die Modernisierung der Infrastruktur.
Als Mitgliedstaat der Europäischen Union verfolgt Griechenland die Klimaziele der EU. Bis 2050 möchte das Land klimaneutral sein. Um dieses Ziel zu erreichen, will Griechenland erneuerbare Energien stärker nutzen, in die Energiespeicherung investieren und an Lösungen für die Abscheidung und Speicherung des Kohlendioxids arbeiten. Auch sollen die internationalen Strom- und Gasleitungen in der Region ausgebaut werden, sodass Griechenland in Zukunft sogar grünen Strom nach Deutschland liefern könnte.
Ausführliche Informationen zur Wirtschaft finden Sie in den Wirtschaftsdaten kompakt.
Gute Geschäftschancen für deutsche Unternehmen
Die europäischen Fördermittel sollen neben Investitionen auch Kooperationen zwischen griechischen Unternehmen untereinander sowie zwischen griechischen und ausländischen Unternehmen anstoßen. Wie aus Unternehmerkreisen zu hören ist, hat Griechenland dank umfangreicher Reformen bereits Fortschritte auf dem Weg zu einem attraktiven Investitionsstandort gemacht. Fremdsprachige und flexible Fachkräfte tragen zur positiven Einschätzung bei. Das ist ein besonderer Pluspunkt für deutsche IKT-Unternehmen, die sich vermehrt im Land niederlassen.
Auch die Energiebranche ist für deutsche Investoren und Lieferanten von Technologien und Ausrüstung attraktiv. Darunter bewertetet sie die Sparte erneuerbare Energien, Energieeffizienz sowie die Energiespeicherung. Dank des Ausbaus von Interkonnektoren, besteht die Möglichkeit grünen Strom von Griechenland nach Deutschland zu liefern. Gute Chancen für ein deutsch-griechisches Engagement bieten auch die Pharma- und die Lebensmittelindustrie.
"Griechenland entfaltet sich zum attraktiven Investitionsstandort." Athanassios Kelemis, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Auslandshandelskammer Griechenland.
Deutschland Nr. 1 im bilateralen Handel
Deutschland ist einer der wichtigsten Investoren im Land sowie der bedeutendste Handelspartner. Deutsche Unternehmen sind weiterhin die wichtigsten Lieferanten von Produkten nach Griechenland, gefolgt von China und Italien. Auf der griechischen Exportseite stehen Italien und Bulgarien auf den ersten beiden Positionen, gefolgt von Deutschland.
Griechenland setzt auf Immobilien und Tourismus
Die griechische Wirtschaft ist stark dienstleistungsorientiert. Rund 75 Prozent der Bruttowertschöpfung werden in diesem Sektor erwirtschaftet, so das griechische Statistikamt Elstat (Stand 2022). Darunter ist das Grundstücks- und Wohnungswesen der wichtigste Dienstleistungszweig, gefolgt von der Hotellerie und der Gastronomie.
Die gesamte Industrie einschließlich Bergbau, Energie, Abfallverarbeitung und Wasserversorgung trägt fast 17,5 Prozent bei. Der wichtigste Zweig des verarbeitenden Gewerbes ist die Nahrungsmittel-, Getränke- und Tabakindustrie, gefolgt von der Metallverarbeitung. Neben der Back- und Mehlindustrie zählen die Stahl-, Aluminium- und Eisenerzeugung zu den umsatzstärksten Branchen.
Sektoren | Anteil an der Bruttowertschöpfung 2022 | Anteil an den Beschäftigten 2022 |
---|---|---|
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei | 4,3 | 10,5 |
Bergbau | 0,3 | 0,2 |
Verarbeitendes Gewerbe | 10,4 | 7,9 |
Energieversorgung | 5,7 | 0,7 |
Wasserversorgung, Abwasser- und Abfallentsorgung und Beseitigung von Umweltverschmutzungen | 0,9 | 0,6 |
Baugewerbe | 1,9 | 4,1 |
Dienstleistungen | 76,6 | 76,0 |
(Fast) alles dreht sich um Athen
Wichtigstes Ballungszentrum Griechenlands ist mit Abstand der Bezirk Attika, der für die Hälfte der Wirtschaftskraft des Landes steht. Hier befinden sich die Hauptstadt Athen und der bedeutendste griechische Hafen, der Hafen von Piräus. Dieser hat sich zu einem wichtigen Mittelmeer-Containerhafen innerhalb Europas entwickelt. Bedeutende wirtschaftliche Zentren sind darüber hinaus die Städte Thessaloniki in Zentralmakedonien und Patras auf dem Peloponnes. Der Ausbau des Hafens von Thessaloniki und die geplante Anbindung an das Schienennetz sollen die wirtschaftliche Bedeutung der nordgriechischen Stadt fördern.
Die Region Westmakedonien ist von geringer Bedeutung, wenn man ihren Beitrag zur Wirtschaftsleistung betrachtet (2 Prozent). Sie profitiert jedoch von Fördermitteln in Höhe 1,6 Milliarden Euro im Rahmen des gerechten und entwicklungsfördernden Übergangs. Das ehemalige Kohleabbaugebiet soll ein attraktiver Investitionsstandort werden. Von besonderer touristischer Bedeutung sind die Inselregionen Südägäis und Ionische Inseln sowie Kreta und Attika.
Gebiet | Anteil am BIP (in %) | BIP pro Kopf (in Euro) | Bevölkerung (in Mio.)*) |
---|---|---|---|
Attika | 47,8 | 21.134 | 3,8 |
Zentralmakedonien | 13,6 | 12.092 | 1,8 |
Thessalien | 5,2 | 12.172 | 0,7 |
Zentralgriechenland (Sterea Ellada) | 5,1 | 15.322 | 0,5 |
Kreta | 4,8 | 12.374 | 0,6 |
Peloponnes | 4,6 | 13.456 | 0,5 |
Westgriechenland | 4,6 | 11.616 | 0,6 |
Ost-Makedonien / Thrakien | 3,9 | 10.908 | 0,6 |
Südägäis | 3,1 | 14.572 | 0,3 |
Epirus | 2,2 | 11.097 | 0,3 |