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Branchen | Indien | Abwasserentsorgung

Industrie investiert in Kläranlagen

Rund 40 Prozent des industriellen Schmutzwassers werden nicht behandelt. Das Absatzvolumen von Klärwerksausrüstung soll in diesem Segment bis 2026 ordentlich zulegen.

Von Boris Alex | New Delhi

Indien hat bei der Aufbereitung von Abwässern großen Nachholbedarf. Allein die Industrie produziert jeden Tag 13,5 Milliarden Liter verschmutztes Wasser, schätzt die zuständige Aufsichtsbehörde Central Pollution Control Board (CPCB). Davon werden nur 60 Prozent behandelt, der Rest wird meist illegal in Böden und Gewässer geleitet. Zwar sind die gesetzlichen Auflagen für die Abwasserbehandlung streng, doch viele Betriebe scheuen die hohen Kosten einer umweltgerechten Entsorgung und die Investitionen in eine eigene Aufbereitungsanlage. Sie nehmen stattdessen die vergleichsweise geringen Strafen in Kauf.

Dennoch wächst die Nachfrage nach Ausrüstung für die Wasseraufbereitung in der indischen Industrie. Die Analysten von Mordor Intelligence beziffern das Marktvolumen in diesem Segment für das Jahr 2020 auf 2 Milliarden US-Dollar (US$). Bis 2026 soll der Absatz im Schnitt um 8,5 Prozent jährlich auf 3,3 Milliarden US$ zulegen. Einer anderen Prognose des Kammerverbands Associated Chambers of Commerce and Industry of India (ASSOCHAM) zufolge dürfte das Marktvolumen bereits 2022 etwa 3 Milliarden US$ erreichen. Wachstumstreiber sind neben bereits etablierten wasserintensiven Branchen wie Chemie, Pharma, Textil, Papier und Nahrungsmittel auch neue Industriezweige wie die Batterieproduktion, die in Indien in den kommenden Jahren stark wachsen dürfte.

Kommunen sind mit Abwasserbehandlung überfordert

Da die Kapazitäten der kommunalen Klärwerke nicht ausreichen, um die Abwassermengen der Haushalte und der Industrie zu behandeln, setzen Unternehmen verstärkt auf eigene Lösungen. Laut CPCB kann nur knapp ein Drittel des täglich allein in den städtischen Gebieten anfallende Abwasservolumens von 72 Milliarden Litern behandelt werden. Die Nachfrage nach betriebseigenen Aufbereitungsanlagen für industrielle Abwässer dürfte nach Einschätzung des Marktforschungsunternehmens India Infrastructure Research in den nächsten Jahren weiter wachsen. Denn der Gesetzgeber wird die Umweltrichtlinien nochmals verschärfen und hat die Papier- und Textilindustrie aufgefordert, Maßnahmen zur abwasserfreien Produktion (Zero Liquid Discharge; ZLD) zu ergreifen.

Einige Unternehmen setzen bereits ZLD-Technologien zur Wasserbehandlung ein, so die Analyse von India Infrastructure Research. Der Textilkonzern Arvind betreibt eigenen Angaben zufolge die größte ZLD-Anlage des Landes im Textilsektor mit einer Kapazität von 17 Millionen Litern Abwasser pro Tag. Bislang sind betriebseigene Kläranlagen im verarbeitenden Gewerbe noch selten. Indienweit soll es etwa 30 Werke mit einer Kapazität von täglich 317 Millionen Litern geben. Rund drei Viertel davon werden von Unternehmen aus der Öl-, Gas- und petrochemischen Industrie sowie aus dem Energiesektor betrieben.

Firmen betreiben gemeinsam Klärwerke

Vor allem für kleine und mittlere Unternehmen können die Investitionskosten für eine eigene Kläranlage zu einer finanziellen Belastung werden. Aus diesem Grund schließen sich Firmen lokal zusammen, um gemeinsam kleinere Aufbereitungsanlagen zu betreiben. Inzwischen gibt es knapp 200 solcher zentralen Klärwerke (Central Effluent Treatment Plant; CETP) in Industriegebieten, die jeden Tag 1,5 Milliarden Liter Wasser behandeln, so die Zahlen von India Infrastructure Research. Vor allem in den Industrieclustern der Textil- und Lederindustrie sowie der Papierproduktion beobachten die Klärwerksausrüster ein erhöhtes Interesse an CETP. Aktuell befinden sich rund 100 Vorhaben im Bau oder in der Planung, so die Analysten.

Daneben investieren Unternehmen aus dem Energie- und Rohstoffsektor weiter in eigene Kläranlagen. Indiens größter Zinkförderer Hindustan Zinc hat an seinen Standorten bereits acht Wasseraufbereitungsanlagen mit Umkehrosmosetechnik (Reverse Osmosis, RO) errichtet, um die umliegenden Dörfer, aus denen in der Regel auch die Minenarbeiter stammen, mit Trinkwasser zu versorgen. Das Unternehmen plant für die kommenden Jahre den Bau von weiteren fünf RO-Anlagen an seinen Abbaustandorten.

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