Special | Rumänien | Wasser - Die knappe Ressource
Rumänien baut Wassernetze und Kanalisation aus
Rumänien benötigt 25 Milliarden Euro, um den Investitionsstau in Wasser- und Abwassernetzen zu überwinden. Dürre erhöht den Bedarf an Bewässerungstechnik in der Landwirtschaft.
15.05.2024
Von Dominik Vorhölter | Bukarest
In Rumänien hat ein Viertel der Bevölkerung kein fließendes Wasser im Haus. Nur 74 Prozent der Haushalte sind an die öffentliche Versorgung mit Wasser und Abwasser angeschlossen. Besonders in ländlichen Regionen ist dies heute noch Alltag. Die mit Abstand meisten Menschen ohne fließendes Wasser leben im Nordosten des Landes. Um alle Wasser- und Abwassernetze im Land zu sanieren und auszubauen, sind nach Schätzungen des Umweltministeriums rund 25 Milliarden Euro nötig.
Rumänische Gemeinden erhalten EU-Fördermittel
Für den Ausbau und die Modernisierung der Wasser- und Abwasserinfrastruktur stehen Rumänien EU-Mittel in Höhe von 1,46 Milliarden Euro zur Verfügung. Dieses Geld können die kommunalen Betreiber bis spätestens 2026 ausgeben. Einige Kommunen haben bereits damit begonnen, Ausschreibungen zu veröffentlichen.
Einzelne Versorger investieren in die Modernisierung ihrer Infrastruktur und nehmen dafür EU-Gelder in Anspruch. In der Regel muss dabei ein Eigenanteil von 50 Prozent der Investitionssumme selbst aufgebracht werden. Diese Mittel versuchen die meisten Wasserbewirtschaftungsbetriebe durch Tariferhöhungen einzunehmen.
Die Regulierungsbehörde für kommunale Versorger, ANRSC, legt die Tarife für Wasser- und Abwasser in jedem Verwaltungsbezirk fest. Aktuell hat die Behörde die Tarife zwischen 5 und 15 Prozent erhöht und begründet diesen Schritt damit, die höheren Kosten für den Einsatz von Wasserpumpen zu decken. Im Kreis Ramnicu Valcea ist der Wassertarife mit 4,99 Leu (etwa 1 Euro) pro Kubikmeter am günstigsten. Am teuersten ist Wasser in der Stadt Iasi. Dort kostet ein Kubikmeter Wasser 9,30 Leu (etwa 1,87 Euro).
Bezeichnung | Investitionssumme (in Mio. Euro) | Projektträger |
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Ausbau und Sanierung von Wasserver- und Abwasserentsorgungsnetzen | 29,4 | Apa Brasov |
Erweiterung der Wasser- und Abwassersysteme in Deva - Abschnitt Hateg | 21,5 | Apa Prod Deva |
Erweiterung der Wasser- und Abwassersysteme in Giurgiu | 18,5 | Apa Giurgiu |
Wasser- und Abwasseranschlüsse in Bengesti-Ciocadia | 1,6 | Gemeinde Bengesti-Ciocadia |
Wasser- und Abwasseranschlüsse in Sebes | 1,5 | Stadt Sebis |
Ausbau der häuslichen Wasseranschlüsse | 0,5 | Gemeinde Baltesti |
Auf dem Land schöpfen Bewohner Wasser aus Brunnen
In den Bezirken Bacau, Botosani, Neamt, Suceava und Vaslui nutzen rund 1,5 Millionen Menschen noch Brunnen und Latrinen. Großen Bedarf am Ausbau der Wasser- und Abwassernetze gibt es auch in den Bezirken Arges, Calarasi, Dambovita, Giurgiu, Ialomita, Prahova, Fagaras und Teleorman. In der Region Süd-Muntenien haben etwa 850.000 Menschen keinen Wasseranschluss im Haus. Zudem fehlen rund 710.000 Einwohnern in den Bezirken Dolj, Gorj, Mehediniti, Olt und Valcea Wasseranschlüsse.
In Siedlungen mit weniger als 2.000 Einwohnern ist die Infrastruktur am wenigsten entwickelt. Betroffen sind aber auch einkommensschwache Familien in größeren Siedlungen, die sich die Anschlussgebühren sparen.
In Rumänien gibt es 42 Verwaltungseinheiten, die jeweils über einen Wasserversorgungsbetrieb verfügen. Dabei handelt es sich größtenteils um kommunale Unternehmen. Sie unterstehen der Aufsicht der ANRSC.
Rechtsrahmen und zuständige Behörden für Wasser:
- In Rumänien gibt es 42 Verwaltungseinheiten auf Kreisebene mit eigenen Wasserversorgern.
- Öffentliche Ausschreiben sind im offiziellen rumänischen Ausschreibungssystem E-Licitatii einzusehen
- Das Gesetz zur Versorgung mit Wasser und über die Entsorgung von Abwasser legt den Rechtsrahmen für die Wasserwirtschaft fest
Trockenheit breitet sich auf den Äckern aus
Durch den Klimawandel häufen sich die Dürremonate in Rumänien. Das belastet die Ackerböden. Diese bestehen hauptsächlich aus Schwarzerde, die als sehr fruchtbar und wasserreich gelten. Seit drei Jahren regnet es aber über das Jahr verteilt zu wenig. Der Anteil der Fläche, die bewässert werden muss, steigt. Im Jahr 2022 beispielsweise mussten die Landwirte 70.000 Hektar mehr Ackerland als im Jahr davor bewässern. Um dagegen etwas zu unternehmen, hat das Ministerium ein Projekt zur Minderung von Umweltschäden gestartet.
Landwirte, die auf ausgetrockneten Flächen Mais, Raps oder Weizen anbauen, haben durch die nötige Bewässerung höhere Produktionskosten. Gleichzeitig ist die Infrastruktur für Bewässerung veraltet. Das Landwirtschaftsministerium kündigte im Februar 2024 an, 400 Millionen Euro Staatsbeihilfen an die rumänischen Landwirte für Investitionen in Bewässerungstechnik bereitzustellen.
Vielen Landwirten fehlt Geld für neue Ausrüstung
Die Kassen vieler Landwirte sind aber leer. Die meisten rumänischen Bauern haben kaum Geld, das sie für Bewässerungstechnik ausgeben können. Obwohl viele Landwirte auch von EU-Agrarsubventionen profitieren, reicht es nicht. Denn die Höhe der Zuwendungen richtet sich nach der Größe des Betriebes. Jedoch leben in Rumänien überwiegend Kleinbauern.
Die rumänische Landwirtschaft umfasst rund 8,7 Millionen Hektar Agrarland. Davon sind 30 Prozent in Besitz von Familienbetrieben. Sie bewirtschaften Flächen, die kleiner sind als 1 Hektar. Die restlichen 70 Prozent des Ackerlandes sind in der Hand von Großbetrieben. Auf rund zwei Millionen Landwirte im Land kommen 800.000 Betriebe, die mehr als 1 Hektar bewirtschaften.
Bezeichnung | Anmerkungen |
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Ministerul Mediului Apelor si Padurilor | Umweltministerium, Gesetzgeber |
Autoritatea Nationala de Reglementare pentru Serviciile Comunitare de Utilitati publice, ANRSC | Aufsichtsbehörde für kommunale Wasserversorger |
Asociatia Romana a Apei, ARA | Rumänischer Wasserverband, Netzwerk für Unternehmen der Wasserbranche |
AHK Rumänien | Anlaufstelle für deutsche Unternehmen |