Wirtschaftsumfeld | Indien | Investitionsförderung
Perspektiven für ausländische Direktinvestitionen
Indien will seine Importe verringern und dafür die Fertigung im Land stärken. Investitionen sind willkommen, auch aus Deutschland.
09.05.2022
Von Florian Wenke | Mumbai
Von der Coronapandemie hat sich Indiens Wirtschaft mittlerweile erholt. Trotz Ukrainekrieg, Lieferkettenproblemen und steigenden Preisen soll die Wirtschaft deutlich wachsen.
Die Konjunkturaussichten bleiben positiv
Insbesondere der hohe Ölpreis aufgrund des Ukrainekrieges bereitet der Wirtschaft Sorgen. Das Land ist ein großer Energieimporteur. Dennoch sind die Wachstumsaussichten gut. Trotz aller Herausforderungen wird Indien 2022 zu den am stärksten wachsenden großen Volkswirtschaften der Erde gehören. Für 2022 prognostiziert die Asian Development Bank ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um real 7,5 Prozent. Im Jahr darauf sollen es sogar 8 Prozent werden.
Das Geschäftsumfeld soll weiter verbessert werden
Die Regierung unter Narendra Modi möchte das Land mithilfe von Reformen attraktiver für Investitionen machen. Dabei hat sie die Verbesserung des Geschäftsumfeldes im Auge. So wurde beispielsweise das Arbeitsrecht modernisiert. Allerdings hapert es bisweilen an der Umsetzung und es kann zu Verzögerungen oder gar der Rücknahme von Gesetzen kommen.
Das Land ist bemüht, sich als alternativen Produktionsstandort zu China zu positionieren. Das Ziel ist es, tiefergehend in internationale Lieferketten eingebunden zu werden. Laut SWOT-Analyse sind die breite industrielle Basis und das westlich orientierte Rechtssystem gute Voraussetzungen dafür. Ebenso gelten Lohn- und Lohnnebenkosten im internationalen Vergleich als attraktiv. Die bisweilen ungenügend entwickelte Infrastruktur wird im aktuellen Staatshaushalt mit umfangreichen Mitteln bezuschusst.
Die Preise für die Anmietung von Gewerbeimmobilien sind im Zuge einer konjunkturellen Abkühlung seit 2016 weitgehend konstant geblieben.
Indikator | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 |
---|---|---|---|---|
Miete für Büroraum in Delhi (National Capital Region) | 1,14 | 1,10 | 1,06 | 1,06 |
Miete für Büroraum in Mumbai | 1,80 | 1,76 | 1,72 | 1,74 |
Miete für Büroraum in Chennai | 0,85 | 0,85 | 0,86 | 0,87 |
Miete für Büroraum in Kolkata | 0,74 | 0,74 | 0,71 | 0,73 |
Miete für Büroraum in Pune | 0,96 | 0,97 | 1,01 | 1,02 |
Miete für Büroraum in Bengaluru | 1,03 | 1,06 | 1,07 | 1,11 |
Miete für Büroraum in Hyderabad | 0,76 | 0,80 | 0,81 | 0,84 |
Indien will unabhängiger von Einfuhren werden
Seit Jahren hat der Subkontinent ein Handelsbilanzdefizit, welchem die Regierung entgegenwirken will. Noch verfügt das Land aber nicht über das notwendige Know-how und ist daher auf internationale Investoren angewiesen. Idealerweise produzieren diese dann nicht nur für Indien (Make in India), sondern nutzen den Standort auch als Export-Hub (Make in India for the world).
Dabei sollen nicht nur neue und hochwertige Güter hergestellt werden, sondern auch die dafür notwendigen Vorprodukte. Seit Anfang 2020 hat Premierminister Modi das Leitbild eines wirtschaftlich unabhängigen Indiens (Atmanirbhar Bharat) etabliert.
Zukunftstrends: Ausländische Direktinvestitionen bleiben hoch
Seit mehreren Jahren steigen die Investitionen an. Für das Finanzjahr 2020/2021 wurden trotz Corona ausländische Direktinvestitionen (Foreign Direct Investment, FDI) in Höhe von 59,6 Milliarden US-Dollar (US$) verbucht. Im vorherigen Finanzjahr hatte des Department for Promotion of Industry and Internal Trade rund 50 Milliarden US$ gemeldet. Die Vereinten Nationen melden für das Kalenderjahr 2020 FDI in Höhe von 64 Milliarden US$.
Indikator | 2018 | 2019 | 2020 |
---|---|---|---|
Nettotransfer | 42.156 | 50.558 | 64.062 |
Kumulierter Bestand | 386.169 | 426.944 | 480.298 |
Von April 2000 bis Dezember 2021 war der Dienstleistungssektor das wichtigste Ziel von FDI. Die darunter zusammengefassten Bereiche Banken-, Finanz- und Versicherungswesen, Aktivitäten rund um Forschung und Entwicklung, technische Prüfungen und Analysen sowie Outsourcing-Dienstleistungen standen für 16 Prozent aller Investitionen.
Zudem zielten 14 Prozent der FDI auf Soft- und Hardware ab, 10 Prozent gingen an den Bausektor. Telekommunikation und Handel machten 7 Prozent beziehungsweise 6 Prozent aus. Die Automobilindustrie kam auf 6 Prozent. Die Bereiche Pharma, Chemikalien (ohne Dünger) sowie Hotellerie und Tourismus kamen auf jeweils 3 Prozent.
Deutschland bleibt wichtiger Investor
Im Finanzjahr 2020/2021 flossen laut indischer Statistik FDI in Höhe von 667 Millionen US$ von Deutschland nach Indien. Damit lag Deutschland auf Platz neun der wichtigsten Investoren. Die ersten drei Plätze belegten Singapur (17,4 Milliarden US$), die USA (13,8 Milliarden US$) und Mauritius (5,6 Milliarden US$). Von April bis Dezember 2021 meldeten indische Behörden FDI im Umfang von 582 Millionen US$ aus Deutschland.
Indikator | 2018 | 2019 | 2020 | 20212) |
---|---|---|---|---|
Kumulierter Bestand | 19.876 | 20.938 | - | - |
Nettotransfer1) | 1.351 | 1.657 | -1.666 | 2.107 |
Unternehmen | Branche | Volumen in Mio. US$*) |
---|---|---|
Bosch India | Automobil | 1.122 |
LiteAuto GmbH | Automobil | 199 |
Daimler India Commercial Vehicles | Automobil | 155 |
Celonis | IT-Software | 99 |
Flender Drives | Automobil | 68 |
Investitionsschutzabkommen lässt auf sich warten
Indien hat 2016 das Investitionsschutzabkommen mit Deutschland aufgehoben. Hoffnung auf ein modernes Regelwerk im großen Rahmen keimte 2007 mit Verhandlungen über ein Investitions- und Handelsabkommen mit der Europäischen Union auf. Allerdings ruhen diese seit 2013. Ende 2020 sind die Verhandlungen wieder auf die Agenda gerückt, bisher ohne Ergebnis.
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